Der Leibesstimme Hauchgewimmer
Das dringt zu meinen Ohren nimmer,
Und ein Gebet - nur von dem Munde
Sei niemals eurer Bitten Kunde.

Im Herzen nur soll reden lernen,
Auf Erden so wie in den Sternen,
Der da mit mir will Rede führen,
Ansonsten wird er sich verirren.

Denn einmal pfleg' ich laut zu reden,
Hört's wohl ihr allzeit Herzensspröden! –
Nur so in heilger Stille leise
Ich rede stets in liebster Weise.

Und wenn ihr möchte mein Wort vernehmen,
Sollt ihr an Stimme euch nie stemmen,
Im Herzen müsst ihr Worte bauen
Und nur in dessen Inn'res schauen.

Ihr nehmt zum Beispiel: „Unser Vater",
und sprecht es matt und immer matter,
Am Ende lasst ihr weg die Stimme,
Horcht nur noch auf des Geist's Gewimme;

Gleich einem Echo werd't ihr finden
Sich Worte sanft dem Geist entwinden,
Und geht's - wie schwer auch – im Beginnen,
Nicht lasset ab, ihr werd't gewinnen! –


Gleich wie die Kinder anfangs lallen,
Um ihren Willen euch zu malen,
So ist es auch mit innrer Sprache,
Gewöhnung kläret wohl die Sache. –

 

Zu allem – hört – gehöret Schule,
Sonst wird gar All's zu einer Nulle,
Drum muß obiges geschehen,
Sonst könnt ihr nie den Geist verstehen. –

Und habt ihr das in euch gewonnen,
Und seit zu beten gern gesonnen,
Dann sollt derart im Geist ihr flehen,
Ich werde euch gar wohl verstehen. –

Und wenn's dann eurem Geist wird gehen,
Wohl fertig seine Zung' zu drehen,
Recht klar und deutlich All's zu sagen,
Könnt ihr auch Mich um etwas fragen;

Und nach der Kraft der reinen Liebe
Ihr werd't gewahren heil'ge Triebe;
Dann forschet ganz gelassen stille –
Wie sich da kündet Gottes Wille.

Ihr werdet's klar und deutlich hören,
Was da nun ist mein leicht's Begehren
Nur auszustreuen guten Samen,
Das soll geschehen all'zeit! Amen!

 

 

Aus „Psalmen und Gedichte“ von Jakob Lorber