Auszüge aus Swedenborg
In seinem Grundlagenwerk "Die Wahre Christliche Religion" stellt
Swedenborg
die neue aus der geistig, himmlischen Welt geoffenbarte Theologie vor,
die er
als Grundlage einer „Neuen Kirche“ verstanden wissen wollte. Swedenborg
besaß
angeblich eine IQ von 200, er hat die größte Systematik,
gehört inzwischen zum
„Weltkulturerbe“ und es wäre ein großer Fehler an seinem
Werk vorbeizugehen.
Allerdings schreibt er auf Latein und ist insofern etwas trocken zu
lesen.
Zwei in die Kirchelehre eingeschlichene Irrtümer hat er besonders im Visier.
1) Die Trinitätslehre
von einem Gott in drei getrennten, von der äußeren Gestalt
her unterscheidbaren
Personen.
2) Die
protestantische Lehre, daß ein einfacher Glaubensakt an Jesus und
ein bloßes
Bewußtsein, man sein ein Sünder, ausreichend seinen, um in
die himmlischen
Welten zu gelangen. Mit seinen berechtigten Einwänden gegen den
Ablaßhandel
schoß Luther insofern mit der Lehre über das Ziel hinaus,
der Mensch können zu
seiner Seligkeit gar nichts beitragen, selig werde man allein durch den
Glauben.
3) Als
Drittes
kommt die Entsprechungslehre hinzu, welche die Menschheit in ihren
Anfängen
zwar besaß, diese jedoch in Vergessenheit geriet und nun durch
Swedenborg aufs
neue geoffenbart wird. Den äußeren Buchstabensinn der Bibel
vergleicht
Swedenborg mit Sonne und Erde. Dem Anschein nach dreht sich die Sonne
um die
Erde, in Wirklichkeit ist es jedoch genau umgekehrt. Ähnlich
enthalte der
Entsprechungssinn der Bibel ganz andere Inhalte als der
äußere Buchstabensinn
und nur derjenige, der sich für diesen inneren, geistigen und
himmlischen Sinn
die Offenheit bewahre, könne zu einem wirklichen Verständnis
der „Schrift“
kommen.
Im
Folgenden einige mir wesentlich erscheinende Auszüge (ich bitte um
Nachsicht für manche Mängel meiner Auswahl) aus seinem Werk
„Die wahre
christliche Religion“:
Band 1 Gott der Schöpfer Der Herr als Schöpfer Der Herr als Erlöser Der Heilige Geist |
Band 2 Die Heilige Schrift Die zehn Gebote Der Glaube Die Nächstenliebe |
Band 3 Der freie Wille Die Busse Umbildung Wiedergeburt Die Zurechnung Die Taufe Das Heilige Abendmahl Die zweite Ankunft |
Daniel Kap 7, Vers 13.14
Ich
sah in den Gesichten der Nacht, und siehe mit der Himmel Wolken war
kommend wie ein Menschensohn; und Diesem ward gegeben Herrschaft,
Herrlichkeit
und Reich, und alle Völker, Nationen und Zungen werden Ihn
verehren; Sein
Herrschen ist ein ewig Herrschen, das nicht vorübergehen, und Sein
Reich, das
nicht vergehen wird.
Offenbarung Kap. 21,1.2.5.9.10.
Ich
Johannes sah einen neuen Himmel und eine neue Erde; und ich sah die
heilige Stadt, das neue Jerusalem, herabkommen von Gott aus dem Himmel,
zubereitet wie eine Braut, geschmückt für ihren Mann. Und der
Engel sprach mit
mir, und sagte: Komm, ich will dir die Braut, des Lammes Weib zeigen;
und er
entrückte mich im Geist auf einen grossen und hohen Berg, und
zeigte mir die
grosse Stadt, das heilige Jerusalem, herabkommend aus dem Himmel von
Gott. Der
auf dem Throne Sitzende sprach: Siehe, Ich mache alles neu; und Er
sprach zu
mir: Schreibe, denn diese Worte sind wahr und gewiß.
Die wahre christliche Religion,
enthaltend
die
ganze Theologie des Neuen Himmels und der Neuen Kirche.
Der Glaube des Neuen Himmels und der
Neuen
Kirche.
1. Die
allgemeine und besondere Glaubensform wird vorausgeschickt,
damit dieselbe wie ein Umriss vor dem Werke, welches folgt, und wie die
Pforte
sei, durch die man in den Tempel eintritt, und auch, damit sie die
kurze
Zusammenfassung bilde, in der die Einzelheiten, welche folgen, in ihrer
Weise
enthalten sind. Es wird gesagt der Glaube des Neuen Himmels und der
Neuen Kirche,
weil der Himmel, in dem die Engel sind, und die Kirche, in der die
Menschen
sind, Eins ausmachen, wie das Innere und das Aeussere bei dem Menschen;
in
Folge dessen der Mensch der Kirche, der sich im Guten der Liebe aus den
Wahrheiten des Glaubens, und in den Wahrheiten des Glaubens aus dem
Guten der
Liebe befindet, dem Inwendigen seines Gemüthes nach ein Engel des
Himmels ist,
und daher auch nach dem Tod in den Himmel kommt, und dort je nach dem
Zustand
der Verbindung jener beiden sich der Glückseligkeit erfreut. Es
wird zur
Kenntnis gebracht, dass in dem Neuen Himmel, der eben jetzt vom Herrn
eingerichtet wird, dieser Glaube der Umriss, die Pforte und der kurze
Inhalt
ist.
2. Der
Glaube des Neuen Himmels und der Neuen Kirche in seiner
allgemeinen Form ist folgender: Der Herr von Ewigkeit, welcher Jehovah
ist, kam
in die Welt, um die Höllen zu unterjochen, und Sein Menschliches
zu
verherrlichen; ohne dieses hätte kein Sterblicher selig werden
können; und
diejenigen werden selig, welche an Ihn glauben. Es wird gesagt “in der
allgemeinen Form”, weil darin das Allgemeine des Glaubens besteht, und
das
Allgemeine des Glaubens das ist, was sich im Ganzen und im Einzelnen
finden
muss. Allgemeines des Glaubens ist, dass Gott dem Wesen und der Person
nach
Einer ist, in Welchem eine göttliche Dreieinheit ist, und dass der
Herr Gott
Heiland Jesus Christus dieser Eine Gott ist. Allgemeines des Glaubens
ist, dass
kein Sterblicher hätte selig werden können, wenn der Herr
nicht in die Welt
gekommen wäre. Allgemeines des Glaubens ist, dass Er in die Welt
kam, um die
Hölle von dem Menschen zu entfernen, und dass Er sie entfernt hat
durch Kämpfe
wider sie und durch Siege über sie; so hat Er sie unterjocht, und
in Ordnung
und unter Seinen Gehorsam gebracht. Allgemeines des Glaubens ist, dass
Er in
die Welt kam, um Sein Menschliches, das Er in der Welt angenommen, zu
verherrlichen, das heisst, es mit dem Göttlichen, aus dem es
stammte, zu
vereinigen; so hält Er ewig die Hölle in Ordnung und unter
Seinem Gehorsam.
Weil dies nicht anders geschehen konnte, als durch — gegen Sein
Menschliches
zugelassene — Versuchungen bis zu deren letzter, und die letzte
derselben das
Leiden am Kreuz war, darum hat Er diesem sich unterzogen. Dies sind die
allgemeinen Stücke des Glaubens betreffend den Herrn. Das
Allgemeine des
Glaubens auf Seiten des Menschen ist, dass er an den Herrn glaube; denn
durch
das Glauben an Ihn wird eine Verbindung mit Ihm, und durch diese die
Seligmachung bewirkt: an Ihn glauben, heisst Vertrauen zu Ihm haben,
dass Er
selig mache; und weil nur Vertrauen haben kann, wer einen guten
Lebenswandel
führt, so wird auch dies unter dem Glauben an Ihn verstanden. Dies
sagt auch
der Herr bei Johannes: “Das ist der Wille des Vaters, dass Jeder, der
an den
Sohn glaubt, das ewige Leben habe,” 6,40. und anderwärts: “Wer an
den Sohn
glaubt, hat das ewige Leben: wer aber dem Sohne nicht glaubt, wird das
Leben
nicht sehen, sondern der Zorn Gottes bleibt über ihm,” 3,36.
3. Der
Glaube des Neuen Himmels und der Neuen Kirche in seiner
besondern Form ist folgender: Jehovah Gott ist die Liebe selbst und die
Weisheit selbst oder er ist das Gute selbst und das Wahre selbst, und
nach dem
Göttlich=Wahren, welches das Wort ist, und welches Gott bei Gott
war, kam Er
herab und nahm das Menschliche an, um alles, was im Himmel, und alles,
was in
der Hölle, und alles, was in der Kirche war, in Ordnung zu
bringen, weil damals
die Macht der Hölle die Macht des Himmels, und auf Erden die Macht
des Bösen
die Macht des Guten überwog, und in Folge dessen eine
gänzliche Verdammnis vor
der Thüre stand und hereinzubrechen drohte. Diese künftige
Verdammnis hat
Jehovah Gott durch Sein Menschliches, welches das Göttlich=Wahre
war,
aufgehoben, und so die Engel und die Menschen erlöst: und nachher
hat Er in
Seinem Menschlichen das Göttlich=Wahre mit dem
Göttlich=Guten, oder die
Göttliche Weisheit mit der Göttlichen Liebe vereinigt, und
ist so in Sein
Göttliches, in dem Er von Ewigkeit war, zugleich mit und in dem
verherrlichten
Menschlichen zurückgekehrt. Dies ist zu verstehen unter Folgendem
bei Johannes:
“Das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort, und das Wort ward
Fleisch,” Kap
1,1.14. und bei Ebendemselben: “Ich bin vom Vater ausgegangen, und in
die Welt
gekommen; wiederum verlasse Ich die Welt, und gehe zum Vater,” Kap.
16,28. und
ferner unter Folgendem: “Wir wissen, dass der Sohn Gottes gekommen ist,
und uns
Einsicht gegeben hat, dass wir den Wahren erkennen, und wir sind in dem
Wahren,
in Seinem Sohne Jesus Christus: dieser ist der wahre Gott, und das
ewige Leben,”
1.Joh. 5,20.21. Hieraus erhellt, dass ohne die Ankunft des Herrn in die
Welt,
niemand hätte selig werden können. Ebenso ist es heut zu
Tage; wofern daher der
Herr nicht abermals in die Welt käme im Göttlich=Wahren,
welches das Wort ist,
so könnte niemand selig werden. Das Besondere des Glaubens von
Seiten des
Menschen ist:
1.
Gott ist Einer, und in Ihm ist eine Göttliche Dreieinheit, und
Dieser ist der Herr Gott Heiland Jesus Christus.
2. Der
seligmachende Glaube ist an Ihn glauben.
3. Das
Böse soll man nicht thun, weil es Sache des Teufels und vom
Teufel ist.
4. Das
Gute soll man thun, weil es Sache Gottes und von Gott ist.
5.
Dieses soll der Mensch wie aus sich selbst thun, dabei aber glauben,
dass es vom Herrn bei ihm und durch ihn geschehe.
Die zwei ersteren
Stücke sind Sache des Glaubens, die zwei letztern Sache der
Liebthätigkeit, und
das fünfte ist Sache der Verbindung der Liebthätigkeit und
des Glaubens, somit
des Herrn und des Menschen.
Erstes Kapitel
Gott der Schöpfer.
4. Die
christliche Kirche hat von der Zeit des Herrn an die
Altersstufen von der Kindheit bis zum letzten Greisenalter durchlaufen;
ihre
Kindheit war zur Zeit, da die Apostel lebten, und in der ganzen Welt
Busse und
Glauben an den Herrn Gott Heiland predigten; dass sie diese zwei
Stücke
predigten, ergibt sich aus Folgendem in der Apostelgeschichte: “Paulus
ermahnte
Juden und Griechen zur Busse gegen Gott und zum Glauben an unsern Herrn
Jesus
Christus”, Kap. 20,21. Merkwürdig ist, dass der Herr vor einigen
Monaten Seine
zwölf Jünger, nun Engel, zusammenberufen, und sie in die
ganze geistige Welt
ausgesandt hat, mit dem Auftrag, das Evangelium von Neuem daselbst zu
predigen,
weil die vom Herrn durch sie gegründete Kirche gegenwärtig so
sehr zu ihrem
Ende gelangt, ist, dass kaum noch einige Ueberreste von ihr vorhanden
sind; und
es dazu gekommen ist, weil man die Göttliche Dreieinheit in drei
Personen
zertheilt hat, von welchen jede Gott und Herr ist; und es von da aus
sich wie
ein Wahnsinn über die ganze Theologie, und so über die Kirche
verbreitete,
welche vom Namen des Herrn her die christliche genannt wird; Wahnsinn,
sage
ich, weil die menschlichen Gemüther dadurch in solche
Verrücktheit gerathen
sind, dass sie nicht wissen, ob Gott Einer ist, oder ob es drei sind;
Einer ist
Er in der Rede des Mundes, drei aber sind es im Denken des
Gemüthes; weshalb
sich das Gemüth mit seinem Mund, oder der Gedanke mit seiner Rede
im
Widerspruch befindet; aus welchem Widerstreit die Folgerung hervorgeht,
dass
kein Gott sei; der heut zu Tage herrschende Naturalismus hat keinen
andern
Ursprung. Erwäge, wenn es beliebt, ob nicht, wenn der Mund Einen
ausspricht,
und das Gemüth drei denkt, inwendig mitten auf dem Wege das Eine
das Andere
aufhebt, und umgekehrt; daher der Mensch sich Gott kaum anders denkt,
wofern er
überhaupt denkt, als nach dem blossen Worte Gott, ohne irgend
einen die
Erkenntnis desselben in sich schliessenden Sinn. Da nun der Begriff von
Gott
sammt jeder Vorstellung von Ihm so zerrissen ist, so will ich in
gehöriger
Ordnung von Gott dem Schöpfer, von dem Herrn Erlöser, und von
dem Heiligen
Geist, dem Einwirkenden [operatore], und zuletzt von der
Göttlichen Dreieinheit
handeln, damit das Zerrissene wieder als Ganzes hergestellt werde,
welches
geschieht, wenn die menschliche Vernunft aus dem Wort und dem aus
diesem
kommenden Licht überzeugt wird, dass eine Göttliche
Dreieinheit besteht und
dass diese in dem Herrn Gott Heiland Jesus Christus ist, wie die Seele,
der
Leib, und das Hervorgehende im Menschen, und dass in dieser Weise
Gültigkeit hat,
was in dem Athanasischen Glaubensbekenntnis steht, dass in Christus
Gott und
Mensch, oder Göttliches und Menschliches, nicht zwei, sondern in
Einer Person
sind; und dass, wie die vernünftige Seele und das Fleisch Ein
Mensch sind, so
Gott und Mensch Ein Christus ist.
Die
Einheit Gottes.
5. Da
die Anerkennung Gottes in Folge der Erkenntnis desselben das
eigentlich Wesentliche und die Seele aller Dinge in der gesammten
Theologie
ist, so ist nothwendig, dass der Ausgangspunkt von der Einheit Gottes
genommen
werden, welche der Ordnung nach durch folgende Abschnitte nachgewiesen
werden
soll:
I. Die
ganze heilige Schrift, und von daher die Lehren der Kirchen in
der christlichen Welt lehren, dass Gott Einer ist.
II. Es
besteht ein allgemeiner Einfluss in die Seelen der Menschen,
dahin gehend, dass ein Gott ist, und dass Er Einer ist.
III.
Daher kommt, dass es in der ganzen Welt nicht ein Volk von
Religion und gesunder Vernunft gibt, das nicht einen Gott, und dass Er
Einer
ist, anerkenne.
IV.
Ueber die Beschaffenheit dieses Einen Gottes sind die Nationen und
Völker aus verschiedenen Ursachen in ihren Ansichten von einander
abgewichen
und weichen noch ab.
V. Die
menschliche Vernunft kann, wenn sie will, aus Vielem in der Welt
abnehmen oder schliessen, dass ein Gott ist und dass Er Einer ist.
VI.
Wofern Gott nicht Einer wäre, hätte das Weltall nicht
erschaffen
und erhalten werden können.
VII.
Der Mensch, welcher Gott nicht anerkennt, ist von der Kirche
ausgeschlossen und verdammt.
VIII.
Bei dem Menschen, der nicht Einen Gott anerkennt, sondern
mehrere, hängt nichts von der Kirche zusammen.
Doch
dies soll nun im Einzelnen entwickelt werden.
6. I. Die ganze heilige Schrift,
und von daher die Lehren der Kirchen in der christlichen Welt lehren,
dass es
einen Gott gibt, und dass Er Einer ist.
Dass
die ganze heilige Schrift lehrt, dass es einen Gott gibt, hat
seinen Grund darin, dass in ihrem Innersten nichts Anderes als Gott,
das
heisst, das Göttliche ist, das von Gott ausgeht, denn sie ist von
Gott
diktiert, und von Gott kann nichts ausgehen, als was Er selbst ist und
das
Göttliche heisst; dies ist in ihrem Innersten. Im abgeleiteten
aber, das
unterhalb ist, und von daher stammt, ist diese Heilige Schrift dem
Verständnis
der Engel und der Menschen angepasst; in diesem ist in gleicher Weise
das
Göttliche, aber in anderer Form, und in dieser heisst es das
Himmlische,
Geistige und Natürliche Göttliche, welche nur
Umhüllungen Gottes sind, weil
nämlich Gott selbst, wie Er im Innersten des Wortes, wo Gott in
Seinem Sein und
Wesen ist, dennoch aber scheint das Göttliche, das im Innersten
ist, und durch
solche Dinge, welche den Wahrnehmungen der Engel und Menschen angepasst
sind,
umhüllt wird, hervor wie das Licht durch kristallene Formen,
jedoch verschieden
je nach dem Zustand des Gemüths, den sich der Mensch aus Gott oder
aus sich
selbst angebildet hat. Für Jeden, der den Zustand seines
Gemüths aus Gott
gebildet hat, ist die heilige Schrift wie ein Spiegel, in dem er Gott
sieht,
jedoch jeglicher auf seine Weise; die Wahrheiten, die er aus dem Worte
lehrt,
und durch ein denselben gemässes Leben sich aneignet, machen jenen
Spiegel aus:
hieraus erhellt für’s Erste, dass die heilige Schrift die
Fülle Gottes ist.
Dass sie nicht nur lehrt, dass es einen Gott gibt, sondern auch dass Er
Einer
ist, kann aus den Wahrheiten erhellen, welche, wie gesagt, jenen
Spiegel
bilden, indem sie in Einem Verband zusammenhängen und machen, dass
der Mensch
sich Gott nur als Einen denken kann; daher kommt, dass Jeglicher,
dessen
Vernunft einige Heiligkeit aus dem Wort in sich aufgenommen hat, wie
von selbst
weiss, dass Gott Einer ist, und es ihm gewissermassen als Wahnsinn
erscheint,
zu sagen, es gebe mehrere; die Engel können den Mund nicht
öffnen, um Götter
auszusprechen; denn die Himmelsluft, in der sie leb en, widersteht.
Dass Gott
Einer sei, lehrt die heilige Schrift nicht nur in der allgemeinen
Weise, von
der die Rede war, sondern auch im Besonderen in vielen Stellen, wie in
folgenden: “Höre, Israel, Jehovah, unser Gott, ist ein Jehovah,”
5.Mose 6,4. ebenso
Mark 12,29: “Nur bei dir ist Gott, und ausser Mir ist kein Gott,” Jes
45,14.15.
“Bin Ich nicht Jehovah, und ausser Mir kein Gott mehr?” Jes 45,20.21.
“Ich
Jehovah, dein Gott, und einen Gott ausser Mir sollst du nicht
anerkennen,” Hos
13,4. “So sprach Jehovah, der König Israel’s: Ich bin der Erste
und der Letzte,
und ausser Mir ist kein Gott,” Jes 44,6. “An jenem Tage wird Jehovah
König über
die ganze Erde sein, an jenem Tage wird Jehovah Einer sein, und Sein
Name
Einer,” Sach 14,9.
7. Dass in den Lehren der
Kirchen in der
christlichen Welt gelehrt wird, dass Gott Einer ist, ist bekannt; es
wird dies
deshalb darin gelehrt, weil alle ihre Lehren aus dem Wort sind, und sie
in so
weit zusammenhängen, als sie Einen Gott nicht blos mit dem Munde,
sondern auch mit
dem Herzen anerkennen. Denjenigen, welche blos mit dem Munde Einen
Gott,
dagegen aber drei mit dem Herzen bekennen, wie dies heut zu Tage bei
Vielen in
der Christenheit sind
wie die, welche das Licht fliehen und in Gewölbe gehen,
in welchen keine Fenster sind, und an den Wänden herumtappen, und
nach Nahrung
und Geld suchen, und zuletzt eine Sehkraft gleich jener der Nachteulen
erborgen, und in der Finsternis sehen; sie sind einem Weibe
ähnlich, das
mehrere Männer hat, und daher nicht Gattin, sondern zuchtlose
Buhlerin ist; sie
sind auch gleich einer Jungfrau, welche von mehreren Freiern Ringe
annimmt, und
nach der Hochzeit mit dem Einen die Nächte theilt, und dann auch
mit den
Uebrigen.geschieht,
ist Gott
nichts Anderes als ein Ausspruch des Mundes, und alles Theologische ist
für sie
nichts Anderes, als ein in einen Behälter eingeschlossenes
Götzenbild von Gold,
wozu der öffnende Schlüssel bloß bei den
Kirchenvorstehern ist, und diese, wenn
sie das Wort lesen, haben keine Wahrnehmung irgend eines Lichtes, das
darin
enthalten oder davon abgeleitet ist, nicht einmal darüber, dass
Gott Einer ist;
das Wort ist ihnen wie mit Flecken besudelt, und in Rücksicht der
Einheit
Gottes verdeckt; sie sind es, welche vom Herrn beschrieben werden bei
Matthäus:
“Mit dem Gehör werdet ihr hören, und nicht verstehen, und
sehend werdet ihr
sehen, und nicht unterscheiden: ihre Augen haben sie verschlossen,
damit sie
nicht mit ihren Augen sehen, und mit den Ohren hören, und sich
bekehren, und
Ich sie heile,” Kap. 13,14.15. Diese alle sind wie die,
welche das Licht
fliehen und in Gewölbe gehen, in welchen keine Fenster sind, und
an den Wänden
herumtappen, und nach Nahrung und Geld suchen, und zuletzt eine
Sehkraft gleich
jener der Nachteulen erborgen, und in der Finsternis sehen; sie sind
einem
Weibe ähnlich, das mehrere Männer hat, und daher nicht
Gattin, sondern
zuchtlose Buhlerin ist; sie sind auch gleich einer Jungfrau, welche von
mehreren Freiern Ringe annimmt, und nach der Hochzeit mit dem Einen die
Nächte
theilt, und dann auch mit den Uebrigen.
8. II.
Es besteht ein allgemeiner
Einfluß von Gott in die Seelen der Menschen, dahin gehend, dass
ein Gott ist,
und dass Er Einer ist.
Dass
ein Einfließen von Gott in den Menschen Statt hat, ergibt sich
offenbar aus dem Bekenntnis Aller, dass alles Gute, das an sich gut
ist, und im
Menschen ist, und von ihm geschieht, von Gott stammt; ebenso alles, was
zur
Liebthätigkeit, und alles, was zum glauben gehört; denn man
liest: “Der Mensch
kann nichts nehmen, wenn es ihm nicht aus dem Himmel gegeben worden
ist,” Joh.
3,27. und Jesus sagte: “Ohne Mich könnet ihr nichts thun,” Joh.
15,5. das ist,
nichts, das zur Liebthätigkeit und zum Glauben gehört. Dass
dieser Einfluß in
die Seelen der Menschen stattfindet, hat seinen Grund darin, dass die
Seele das
Innerste und Höchste des Menschen ist, und der Einfluß von
Gott in dieses geht,
und von da niedersteigt in das, was unterhalb ist, und es bleibt je
nach
Maßgabe der Aufnahme; die Wahrheiten, welche die des Glaubens
sein sollen,
fließen zwar durch das Hören ein, und werden so dem
Gemüth eingepflanzt, somit
unterhalb der Seele, allein der Mensch wird durch diese Wahrheiten blos
zur
Aufnahme des Einflusses aus Gott durch die Seele vorbereitet, und wie
die
Vorbereitung ist, so ist die Aufnahme, und so die Umgestaltung des
natürlichen
Glaubens in geistigen Glauben. Dass ein Einfließen von Gott in
die Seelen der
Menschen stattfindet, dass Gott Einer ist, hat seinen Grund darin, dass
alles
Göttliche sowohl im Ganzen, als im einzelnen genommen, Gott ist,
und weil alles
Göttliche als Eines zusammenhängt, so muß es nothwendig
dem Menschen die Idee
Eines Gottes eingeben, und diese Idee gewinnt von Tag zu Tag an
Stärke, so wie
der Mensch von Gott in’s Licht des Himmels erhoben wird; denn die Engel
können
in ihrem Lichte sich nicht dazu zwingen, Götter zu sagen, wie denn
auch ihre
Rede am Ende eines jeden Sinnes sich in Rücksicht der Betonung in
Eines endigt;
und dies kommt nicht anderswoher, als aus einem Einfluß in ihre
Seelen, dass
Gott Einer ist. Dass nun aber, obwohl
in die Seelen aller Menschen einfließt, Gott sei Einer, dennoch
Viele denken,
Seine Gottheit sei in Mehrere desselben Wesens getheilt, das hat seinen
Grund
darin, dass jener Einfluß, wenn er niedersteigt, in nicht
entsprechende Formen
fällt, und eben die Form ihn verändert, wie dies bei allen
Gegenständen der
drei Naturreiche geschieht; derselbe Gott, der jedes Thier belebt, ist
es auch,
der den Menschen belebt; allein die aufnehmende Form macht, dass das
Thier ein
Thier, und der Mensch ein Mensch ist; das Gleiche geschieht mit dem
Menschen,
so lang er sein Gemüth mit der Form eines Thieres umkleidet: das
gleiche
Einfließen findet Statt von der Sonne her in jeden Baum; allein
es wird
verändert je nach eines jeden Form; das gleiche findet Statt in
den Weinstock,
wie in den Dornstrauch; allein wenn der Dorn auf den Weinstock
gepfropft wird,
so wird jener Einfluß verkehrt, und geht nach der Form des Dornes
vor sich. Das
Gleich geschieht bei den Gegenständen des Mineralreiches; das in
den Kalkstein
und in den Diamant einfließende Licht ist dasselbe, allein in
diesem scheint es
durch, und in jenem wird es eingesogen. Was die menschlichen
Gemüther betrifft,
so zeigen sie Verschiedenheiten je nach ihren Formen, welche inwendig
geistig
sind gemäß dem Glauben an Gott und zugleich dem Leben aus
Gott, und diese
Formen werden durchsichtig und engelartig durch den Glauben an Einen
Gott,
umgekehrt aber werden sie dunkel und thierartig durch den Glauben an
mehrere
Götter, welcher nur wenig verschieden ist von dem Glauben an
keinen Gott.
9.
III. Daher kommt, dass es in
der ganzen Welt nicht ein Volk von Religion und gesunder Vernunft gibt,
das
nicht einen Gott, und dass Er Einer ist, anerkennte.
Aus
dem göttlichen Einfluß in die Seelen der Menschen, von dem
so eben
die Rede war, ergibt sich, dass eine gewisse innere Stimme jedem sagt,
dass es
einen Gott gibt, und dass Er Einer ist: dass es gleichwohl Solche gibt,
welche
Gott leugnen, und Solche, welche die Natur als Gott anerkennen, und
Solche,
welche mehrere Götter, und sogar Bilder als Götter verehren,
hat seinen Grund
darin, dass sie das Inwendige ihrer Vernunft oder ihres Verstandes mit
weltlichen und körperlichen Dingen vollgepfropft, und durch diese
die
ursprüngliche Idee von Gott oder die ihrer Kindheit verwischt, und
zugleich
dann die Religion von der Brust hinter den Rücken
zurückgeworfen haben. Dass
die Christen Einen Gott anerkenne, aber in welcher Weise, erhellt aus
ihrem
Glaubensbekenntnisse, das folgendermaßen lautet: “Der allgemeine
Glaube ist
der, dass wir Einen Gott in der Dreiheit, und eine Dreiheit in der
Einheit
verehren; es sind drei göttliche Personen, der Vater, der Sohn,
und der Heilige
Geist, und doch sind nicht drei Götter, sondern es ist Ein Gott;
und eine
andere ist die Person des Vaters, eine andere die des Sohnes, und eine
andere
die des Heiligen Geistes, und sie haben Eine Gottheit, gleiche
Herrlichkeit,
und gleich ewige Majestät; so ist der Vater Gott, der Sohn ist
Gott, und
der Heilige Geist ist Gott; wie wir
aber durch die christliche Wahrheit angetrieben werden, jede Person
für sich
als Gott und Herrn zu bekennen, so werden wir durch die allgemeine
Religion
verhindert, drei Götter und drei Herren zu nennen”. Von solcher
Art ist der
christliche Glaube betreffend die Einheit Gottes; dass aber in diesem
Bekenntnis die Dreiheit Gottes und die Einheit Gottes einander
widersprechen,
wird man in dem Kapitel von der göttlichen Dreieinheit sehen. Die
übrigen
Völker in der Welt, welche Religion und gesunde Vernunft haben,
stimmen bei,
dass Gott Einer ist: so alle Muhamedaner in ihren Reichen; die
Afrikaner in
vielen Gebieten ihres Welttheils, und auch die Asiaten in vielen des
ihrigen,
und überdies die heutigen Juden. Die Urmenschen im goldenen
Zeitalter,
diejenigen nämlich, bei welchen eine Religion war, verehrten Einen
Gott, den
sie Jehovah nannten; ebenso die Alten im folgenden Zeitalter, bevor die
Regierungen monarchisch geworden waren, und mit diesen weltliche, und
zuletzt
fleischliche Lieblingsneigungen die höheren Gebiete des Verstandes
zu verschliessen
begannen, welche früher geöffnet, und dann wie Tempel und
Allerheiligstes für
die Verehrung Eines Gottes waren. Um sie aber wieder
aufzuschließen, und so die
Verehrung Eines Gottes wiederherzustellen, stiftete Gott der Herr die
Kirche
bei den Nachkommen Jakob’s, und stellte allen Religionsvorschriften
derselben
die voran: “Es soll kein anderer Gott vor Meinem Angesichte sein,”
2.Mose 20,3.
Auch bedeutet Jehovah, wie Er Sich von Neuem vor ihnen nannte, das
höchste und
einzige Wesen, aus dem Alles stammt, was im Weltall ist und besteht.
Die alten
Heiden erkannten als höchsten Gott den Jupiter [Jovem] an, so
vielleicht
genannt von Jehovah, und schrieben auch mehreren Andern, welche dessen
Hof
bildeten, Göttlichkeit zu; allein die Weisen des folgenden
Zeitalters, wie
Plato und Aristoteles, bekannten, dass diese nicht Götter, sondern
eben so
viele Eigenschaften, Beschaffenheiten und Attribute Gottes seien,
welche Götter
genannt wurden, weil ihnen allen die Göttlichkeit innewohnte.
10.
Jede gesunde Vernunft, wenn sie auch nicht religiös ist, sieht,
dass alles Getheilte, wofern es nicht von Einem abhängt, von
selbst zerfällt,
wie der aus so vielen Gliedmassen, Eingeweiden, Empfindungs- und
Bewegorganen
zusammengewobene Mensch, wofern er nicht von Einer Seele, und der
Körper
selbst, wofern er nicht von Einem Herzen, ebenso das Reich, wofern es
nicht von
Einem König, das Haus, wofern es nicht von Einem Herrn, und jede
Verwaltung,
deren es in jedem Reiche viele giebt, wofern sie nicht von Einem
Beamten
abhängt. Was würde ein Kriegsheer gegen die Feinde
vermögen ohne einen
Feldherrn, der die oberste Gewalt hat, und dem Offiziere untergeordnet
sind,
von welchen jeder seine Befugnis über die Soldaten hat? Ebenso
verhielte es
sich mit der Kirche, wofern sie nicht Einen Gott anerkennte, und auch
mit dem
Engelshimmel, welcher das Haupt der Kirche auf Erden ist, worin der
Herr die
eigentliche Seele ist, weshalb auch der Himmel und die Kirche Sein Leib heißen; würden diese nicht Einen
Gott anerkennen, so wären beide wie ein entseelter Leib, der, weil
er zu nichts
nütze wäre, weggeworfen und begraben würde.
26. ...dann sagten
die Engel: Gut! Und
sie baten
mich, ich möchte aus ihrem Munde sagen, dass wer sich nicht an den
Gott des
Himmels und der Erde selbst wendet, nicht in den Himmel kommen
könne, weil der
Himmel Himmel aus diesem Einzigen Gott ist, und dass dieser Gott Jesus
Christus
ist, welcher sei Jehovah, der Herr, der Schöpfer von Ewigkeit her,
der Erlöser
in der Zeit, und der Wiedergebärer in Ewigkeit, und somit zugleich
Vater, Sohn
und Heiliger Geist, und dass dies das Evangelium sei, das
verkündigt werden
soll.
11.
IV. Ueber die Beschaffenheit
dieses Einen Gottes sind die Nationen und Völker aus verschiedenen
Ursachen in
ihren Ansichten von einander angewichen und weichen noch ab.
Die
erste Ursache ist, weil Erkenntnis Gottes und somit Anerkennung
Gottes ohne Offenbarung nicht möglich ist; und Kenntnis vom Herrn,
und somit
Anerkennung, dass in Ihm die ganze Fülle der Gottheit leiblich
wohnt, nur aus
dem Worte stattfinden kann, welches die Krone der Offenbarung ist; denn
der
Mensch kann zufolge der gegebenen Offenbarung Gott entgegenkommen, und
den
Einfluß aufnehmen, und so von einem natürlichen ein
geistiger werden. Nun hatte
zwar die Uroffenbarung sich über den ganzen Erdkreis verbreitet;
allein der
natürliche Mensch hatte sie in vielfacher Weise verkehrt; daher
Meinungsverschiedenheiten, Uneinigkeiten, Irrlehren und Spaltungen in
den
Religionen. Die zweite Ursache ist, weil der natürliche Mensch
nichts von Gott,
sondern nur von der Welt etwas vernehmen und sich aneignen kann;
weshalb eine
der Grundlehren der christlichen Kirche sagt, dass der natürliche
Mensch wider
den geistigen sei und sie wider einander kämpfen; daher kommt,
dass die, welche
aus dem Wort oder aus anderer Offenbarung erkannt hatten, dass ein Gott
ist,
über die Beschaffenheit Gottes und über seine Einheit von
einander abwichen und
noch abweichen. Weshalb denn die, deren Geistesblick von den Sinnen des
Körpers
abhängig war, die aber gleichwohl Gott sehen wollten, sich Bilder
machten von
Gold, Silber, Stein und Holz, um unter ihnen, als Gegenständen des
Gesichts,
Gott anzubeten; und dass Andere, welche aus Religion die Bilder
verwarfen, sich
Gott unter dem Bilde der Sonne und des Mondes, der Gestirne und vieler
andern
Dinge auf der Erde vorstellten. Solche jedoch, welche sich für
weiser hielten
als den gemeinen Haufen, dennoch aber natürliche Menschen blieben,
erkannten
wegen der Unermeßlichkeit und Allgegenwart Gottes beim Erschaffen
der Welt die
Natur als Gott an, Einige dieselbe in ihrem Innersten, und Einige
dieselben in
ihrem Aeussersten; und einige erdachten, um Gott von der Natur zu
trennen, ein
Allerallgemeinstes, das sie das Wesen [Ens] des Universums nannten; und
weil
sie nichts weiter von Gott wissen, so wird dieses Wesen bei ihnen zu
einem
Gedankending, das ein Nicht=Etwas bedeutet. Wer kann nicht einsehn,
dass die
Kenntnisse von Gott Spiegel Gottes sind, und dass die, welche nichts
von Gott
wissen, Gott nicht in einem den Augen zugekehrten Spiegel, sondern in
einem
umgewandten Spiegel oder in dessen Rückseite sehen, welche mit
Quecksilber oder
schwarzem Leim überzogen ist, und das Bild nicht zurückwirft,
sondern aufsaugt?
Der Glaube an Gott bringt in den Menschen auf einem apriorischen oder
inneren
Wege, nämlich von der Seele her in die oberen Gebiete des Verstandes ein; die Kenntnisse von Gott
hingegen dringen auf einem aposteriorischen oder äußern Wege
ein, weil sie
vermittelst der Sinne des Körpers vom Verstand aus dem
geoffenbarten Wort geschöpft
werden; in der Mitte des Verstandes findet nämlich ein
Zusammentreffen der
Einflüsse Statt, und hier wird der natürliche Glaube, der
eigentlich nur eine
Ueberredung ist, zu einem geistigen, der die wirkliche Anerkennung ist;
weshalb
der menschliche Verstand wie eine Wechselbank ist, in welcher der
Umsatz
geschieht.
Das göttliche Sein, welches
Jehovah ist.
18. Es wird
zuerst von dem Göttlichen Sein, und
nachher von dem Göttlichen Wesen gehandelt; es scheint zwar, als
ob diese zwei
Eines und dasselbe wären, allein das Sein ist immerhin
universeller, als das
Wesen; denn das Wesen setzt das Sein voraus, und aus dem Sein wird das
Wesen.
Das Sein Gottes oder das göttliche Sein kann nicht beschrieben
werden, weil es
über jede Vorstellung des menschlichen Denkens erhaben ist; dieses
erfaßt nur
was erschaffen und endlich ist, nicht aber das Unerschaffene und
Unendliche,
somit nicht das Göttliche Sein; das Göttliche Sein ist das
Sein selbst, aus dem
Alles ist, und das in Allem sein muß, damit es sei.
Dass Jehovah
bedeutet Ich bin und das Sein, ist
bekannt; und dass Gott von den ältesten Zeiten her so genannt
wurde, erhellt
aus dem Buche der Schöpfung oder dem ersten buch Mosis, wo Er im
ersten Kapitel
Gott genannt wird, im zweiten und den folgenden aber Jehovah Gott: und
nachher,
als die Nachkommen Abrahams von Jakob her während ihres
Aufenthaltes in
Aegypten den Namen Gottes vergessen hatten, wurde er in’s
Gedächtnis
zurückgerufen; wovon es heisst: “Moses sprach zu Gott: Welches ist
Dein Name?
Gott sprach: Ich bin der Ich bin: so sollst du zu den Kindern Israels
sprechen:
der Ich bin hat mich zu euch gesandt, und du sollst sagen: Jehovah, der
Gott
eurer Väter, hat mich zu euch gesandt; dies ist mein Name in
Ewigkeit, und dies
mein Gedenkzeichen von Geschlecht zu Geschlecht,” 2.Mose 3,14.15.
Weil Gott das Sein ist, so ist Er auch die Substanz; denn das Sein, wenn es nicht Substanz ist, ist ein bloßes Gedankending; die Substanz ist nämlich ein Wesentliches, das besteht; und wer Substanz ist, ist auch Form; denn die Substanz, wenn sie nicht auch Form ist, ist ein Gedankending; weshalb von Gott beides ausgesagt werden kann, doch so, dass er die einzige, eigentliche und erste Substanz und Form sei. Dass diese Form die eigentliche menschliche ist, das heisst, dass Gott der eigentliche Mensch ist, an dem alles unendlich ist, ist in der zu Amsterdam im Jahre 1763 herausgegebenen ‘Engelweisheit betreffend die göttliche Liebe und Weisheit’ nachgewiesen worden; desgleichen, dass die Engel und die Menschen Substanzen und Formen sind, erschaffen und organisirt zur Aufnahme des durch den Himmel in sie einfließenden Göttlichen; weshalb sie im buche der Schöpfung Ebenbilder und Aehnlichkeiten Gottes heißen, Kap. 1,26.27; und anderwärts, dass sie Seine Kinder und aus Ihm geboren seien; dass aber der Mensch in so weit, als er unter göttlicher Leitung lebt, das heisst, sich von Gott führen läßt, mehr und mehr innerlich sein Ebenbild wird, wird im Verfolg dieses Werkes umständlich nachgewiesen werden.
Jehovah Gott ist das Sein in sich, weil
Er ist der
Ich bin, das Selbst, das Einzige und das Erste von Ewigkeit zu
Ewigkeit, aus
dem Alles ist, was ist, damit es etwas sei; so und nicht anders ist Er
der
Anfang und das Ende, der Erste und der Letzte, und das Alpha und Omega.
Dieses Selbst, welches das
Göttliche
Sein ist, ist
nicht an einem Ort, sondern es ist bei denen und in denen, die an einem
Orte
sind, je nach der Aufnahme; denn von der Liebe und Weisheit oder dem
Guten und
Wahren, und somit vom Leben, welche das Selbstständige in Gott, ja
Gott Selbst
sind, kann kein Ort noch ein Fortbewegen von Ort zu Ort ausgesagt
werden; daher
die Allgegenwart; weshalb der Herr sagt, Er sei mitten unter ihnen;
dann auch,
Er sei in ihnen und sie in Ihm. Weil Er aber von Keinem so, wie Er in
sich ist,
aufgenommen werden kann, so erscheint Er, wie Er in Seinem Wesen ist,
als Sonne
über den engelischen Himmeln, und das aus dieser Hervorgehende ist
als Licht Er
selbst in Rücksicht der Weisheit, und als Wärme ist es Er
selbst in Rücksicht
der Liebe; Er selbst ist nicht jene Sonne, sondern die zunächst
von Ihm
ausgehende Göttliche Liebe und Weisheit, rings um Ihn her,
erscheinen vor den
Engeln als Sonne; Er selbst in der Sonne ist Mensch, ist unser Herr
Jesus
Christus, sowohl nach dem Ur=Göttlichen, als nach dem
Göttlich=Menschlichen,
weil das Selbstständige, welches die Liebe selbst und die Weisheit
selbst ist,
bei Ihm die Seele vom Vater her war, somit das Göttliche Leben,
welches das
Leben in sich ist; anders in jeglichem Menschen, in diesem ist die
Seele nicht
Leben, sondern Aufnahmsgefäss des Lebens; dies lehrt auch der
Herr, indem Er
sagte: “Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben,” und
anderwärts: “Wie der
Vater das Leben in Sich selbst hat, so hat Er auch dem Sohn gegeben,
das Leben
in Sich Selbst zu haben,” Joh. 5,26. Das Leben in Sich Selbst ist Gott.
33. Die
gewöhnliche Vorstellung ist, dass die endlichen Dinge, weil
Endliches nicht das
Unendliche fassen kann, nicht Aufnahmsgefässe des Unendlichen sein
können;
allein aus dem, was in meinen Werken über die Schöpfung
vorgetragen worden ist,
ergibt sich, dass Gott Seine Unendlichkeit zuerst abgegrenzt hat durch
Substanzen, die Er von sich ausgehen ließ, aus welchen Seine
nächste Umgebung
entstand, welche die Sonne der geistigen Welt ausmacht; und dass Er
nachher
durch diese Sonne die übrigen Umkreise bis zum letzten herab, der
aus Ruhendem
besteht, vollendet, und so die Welt durch Abstufungen mehr und mehr
verendlicht
hat; dies ist zu dem Ende angeführt worden, damit der menschlichen
Vernunft,
welche nicht ruht, wenn sie den Grund nicht sieht, ein Genüge
geschehe.
Aus dem oben Gesagten kann man ersehen, dass die Räume und Zeiten Alles und Jedes, was in beiden Welten ist, begränzen oder endlich machen, und dass somit die Menschen nicht blos in Rücksicht ihrer Körper, sondern auch in Rücksicht ihrer Seelen endlich sind, und ebenso die Engel und Geister. Aus diesem allen läßt sich der Schluß ziehen, dass Gott unendlich, das heisst, nicht endlich ist, weil Er als Schöpfer, Bildner und Werkmeister des Weltalls alles abgegrenzt hat und zwar durch Seine Sonne, in deren Mitte Er ist, und welche aus dem Göttlichen Wesen besteht, das aus Ihm als Sphäre hervorgeht; in ihr und aus ihr ist der Abgrenzung Erstes; allein ihre Fortbewegung schreitet bis zum Letzten in der Natur der Welt fort; das Er in sich unendlich ist, weil unerschaffen, folgt hieraus.
36. Wir
haben unterschieden zwischen dem Sein Gottes und dem Wesen Gottes, weil
zwischen der Unendlichkeit Gottes und der Liebe Gottes; und die
Unendlichkeit
auf das Sein Gottes, die Liebe aber auf das Wesen Gottes bezogen wird;
denn das
Sein Gottes ist, wie schon oben gesagt worden, umfassender
[universalius], als
das Wesen Gottes, und ebenso die Unendlichkeit umfassender als die
Liebe
Gottes; weshalb auch “unendlich” als ein Bestimmungswort für die
Wesentheile
und Eigenschaften Gottes gebraucht wird, welche alle “unendlich”
heissen; wie
man denn von der göttlichen Liebe sagt, sie sei unendlich, von der
göttlichen
Weisheit, sie sei unendlich, und von der göttlichen Macht in
gleicher Weise;
nicht als wäre das Sein Gottes früher da gewesen, sondern
weil es in das Wesen
eindringt, als ein damit zusammenhängender, bestimmender,
bildender und
zugleich erhebender Bestandtheil.
37. I. Gott
ist die Liebe selbst und die Weisheit selbst, und diese beiden machen
sein
Wesen aus.
38. II. Gott
ist das gute selbst und das Wahre selbst, weil das Gute Angehör
der Liebe und
das Wahre Angehör der Weisheit ist
39. III. Gott, weil er die Liebe selbst und
die Weisheit
selbst ist, ist das Leben selbst, welches das Leben in sich ist.
Es heisst bei Johannes: “Das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort, in ihm war das Leben, und das Leben war das Licht der Menschen,” Kap. 1,1.4; unter Gott wird hier die Göttliche Liebe und unter dem Wort die Göttliche Weisheit verstanden; und die Göttliche Weisheit ist im eigentlichen Sinne das Leben, und das Leben ist im eigentlichen Sinne das Licht, das hervorgeht aus der Sonne der geistigen Welt, in deren Mitte Jehovah Gott ist; die Göttliche Liebe bildet das Leben, wie das Feuer das Licht bildet.
Es gibt
zweierlei Dinge, welche das Wesen
Gottes
ausmachen, die Liebe und die Weisheit; allein drei Dinge sind es,
welche das
Wesen Seiner Liebe ausmachen: andere ausser sich lieben, eins mit ihnen
sein,
und sie aus sich beglücken wollen;...
45.
Aus der Beschreibung des Wesens der
Göttlichen
Liebe lässt sich ersehen, welcherlei das Wesen der teuflischen
Liebe ist; man
kann dieses aus dem Gegensatze sehen; die teuflische Liebe ist die
Liebe zu
sich, auch diese heisst Liebe, ist aber in sich betrachtet Hass; den
sie liebt
niemanden ausserhalb ihrer, noch will sie mit Andern verbunden werden,
um
ihnen, sondern bloß um sich wohlzuthun; sie trachtet aus ihrem
Innersten
fortwährend darnach, über Alle zu herrschen, und auch die
Güter Aller zu
besitzen, und zuletzt wie Gott angebetet zu werden;
Zweites Kapitel
Der Herr als Erlöser
81. Im vorigen Kapitel ist von Gott dem Schöpfer, und zugleich dann auch von der Schöpfung gehandelt worden; in diesem Kapitel aber soll von dem Herrn, Erlöser, und zugleich auch von der Erlösung, und im folgenden Kapitel vom Heiligen Geist, und zugleich von der göttlichen Einwirkung gehandelt werden. Unter dem Herrn als Erlöser verstehen wir Jehovah im Menschlichen; denn dass Jehovah selbst sich herabgelassen und das Menschliche angenommen hat, um die Erlösung zu vollbringen, wird im Folgenden bewiesen werden. Dass Er der Herr und nicht Jehovah genannt wird, hat seinen Grund darin, dass der Jehovah des Alten Testaments im Neuen Herr heisst,...
I. Jehovah, der
Schöpfer des Weltalls, ist herabgekommen und hat das Menschliche
angenommen, um
die Menschen zu erlösen und zu beseligen.
II. Er ist
herabgekommen als das Göttliche Wahre, welches das Wort ist, ohne
jedoch das
Göttliche Gute davon zu trennen.
III. Er hat das
Menschliche angenommen, gemäss Seiner Göttlichen Ordnung.
IV. Das
Menschliche, durch das Er sich in die Welt sandte, ist, was der Sohn
Gottes
heisst.
V. Der Herr hat
sich durch die Handlungen der Erlösung zur Gerechtigkeit gemacht.
VI. Durch eben diese
Handlungen hat Er Sich mit dem Vater, und der Vater Sich mit Ihm
vereinigt;
auch gemäss der Göttlichen Ordnung.
VII. So ist
Gott Mensch geworden, und der Mensch Gott in Einer Person.
VIII. Das
Fortschreiten zur Vereinigung war der Stand Seiner
Entäußerung, und die
Vereinigung selbst der Stand Seiner Verherrlichung.
IX. Von nun an kommt keiner von den Christen
in den Himmel, wenn er nicht an den Herrn Gott Seligmacher glaubt, und
sich
allein an Ihn wendet.
Wer weiss nicht, dass das Kind aus dem Vater die Seele und das Leben hat, und dass aus der Seele der Leib stammt? Was wird also deutlicher gesagt, als dass der Herr aus Jehovah Gott Seele und Leben hatte, und da das Göttliche nicht getheilt werden kann, dass des Vaters Göttliches selbst Seine Seele und Sein Leben war? Deshalb nannte der Herr so oft Jehovah Seinen Vater, und Jehovah Gott nannte Ihn Seinen Sohn.
83.
”Jehovah Gott, und dein Erlöser, der Heilige Israels, der
Gott der
ganzen Erde wird Er heissen,” Jes 54,5. Aus diesen und gar vielen
andern
Stellen kann jeder Mensch, welcher Augen und einen durch die Augen
geöffneten
Geist hat, sehen, dass Gott, welcher Einer ist, herabgestiegen und
Mensch
geworden ist, um die Erlösung zu vollbringen.
84. Die
Erlösung ohne das Menschliche zu bewirken war Gott ...
unmöglich,...
85. II. Jehovah Gott kam herab
als das
Göttliche Wahre,
welches das Wort ist, ohne jedoch das Göttliche Gute davon zu
trennen.
“Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort, alles ist durch Dasselbe gemacht und ohne Dasselbe ist nichts gemacht, was gemacht ist. Und das Wort ward Fleisch, und wohnte unter uns,” Kap 1,1.3.14. Dass unter dem Wort hier das Göttliche Wahre verstanden wird, hat seinen Grund darin, dass das in der Kirche befindliche Wort, das Göttliche Wahre selbst ist; denn es ist von Jehovah selbst diktiert, und was von Jehovah diktiert wird, das ist rein das Göttliche Wahre,...
86. Dass Jehovah Gott als das Göttliche Wahre in die Welt herabkam, geschah, um die Erlösung zu vollbringen, und die Erlösung war die Unterjochung der Höllen, und das Ordnen der Himmel, und nach diesen die Gründung der Kirche; dies zu bewerkstelligen vermag das Göttliche Gute nicht, sondern das Göttliche Wahre aus dem Göttlichen Guten; das Göttliche Gute an sich betrachtet ist wieder runde Griff eines Degens, oder wie ein abgestumpftes Holz, oder wie ein bloßer bogen, wogegen das göttliche Wahre aus dem Göttlichen Guten wie ein scharfes Schwert, und ein zum Speer verarbeitetes Holz, und wie ein Bogen mit Pfeilen ist, welche gegen die Feinde etwas vermögen: unter den Schwertern, Speeren und Bogen werden auch im geistigen Sinn des Wortes die kämpfenden Wahrheiten verstanden,...
90. Solche, die nicht wissen,
dass die
Göttliche
Allmacht der Ordnung gemäss verfährt und wirkt, können
Vieles, das der gesunden
Vernunft zuwiderläuft und sich selbst widerspricht, aus der
Phantasie
ausbrüten, wie z.B. warum Gott nicht unmittelbar, ohne solchen
Entwicklungsgang, das Menschliche annahm; warum Er nicht aus den
Elementen von
den vier Weltgegenden Sich einen Körper schuf oder
zusammenfügte, und so als
Gottmensch vor dem jüdischen Volk, ja vor der ganzen Welt Sich
sichtbar
darstellte; oder, wenn Er geboren werden wollte, warum Er nicht schon
dem
Embryo oder Sich als Kind all Sein Göttliches eingoß, oder
warum Er nicht
[gleich] nach der Geburt sich zur Leibeshöhe eines Erwachsenen
erhob und
alsbald aus der göttlichen Weisheit redete. Solche und
ähnliche Dinge können
die, welche über die Göttliche Allmacht ohne Hinzunahme der
Göttlichen Ordnung
denken, empfangen und ausgebären, und so die Kirche mit
Wahngedanken und
läppischen Dingen erfüllen,...
92. IV. Das Menschliche, durch das Gott Sich
in die
Welt sandte, ist der Sohn Gottes.
...auch ist das Menschliche wirklich der Sohn Gottes, weil es von Jehovah Gott als dem Vater empfangen wurde, nach Luk 1,32.35. Es heisst Sohn Gottes, Sohn des Menschen und Sohn Maria’s, und unter dem Sohne Gottes wird verstanden Jehovah Gott in Seinem Menschlichen, unter dem Sohn des Menschen der Herr in Rücksicht des Wortes, und unter dem Sohn Maria’s das eigentlich Menschliche, das Er annahm. Dass unter dem Sohne Gottes und unter dem Sohne des Menschen jene zwei verstanden werden, wird im Folgenden bewiesen werden; dass unter dem Sohn Maria’s das blos Menschliche verstanden wird, stellt sich deutlich an der Zeugung des Menschen heraus, sofern die Seele aus dem Vater ist und der Leib aus der Mutter; denn dem Samen des Vaters wohnt die Seele inne, und diese wird mit einem Körper umkleidet bei der Mutter, oder, was dasselbe ist, alles Geistige, das Mensch hat, ist vom Vater, und alles Materielle kommt ihm von der Mutter; was den Herrn betrifft, so war das Göttliche, das Er hatte, von Jehovah dem Vater, und das Menschliche hatte Er von der Mutter; diese zwei vereinigt sind der Sohn Gottes;
”Es ward mir einst gegeben, mit der
Mutter Maria zu
sprechen; sie ging einmal vorüber, und erschien im Himmel
über meinem Haupt in
weissem Gewand wie von Seide, und verweilte dann ein wenig, und sagte,
sie sei
die Mutter des Herrn gewesen, weil Er von ihr geboren worden, nachdem
Er aber
Gott geworden, habe Er alles Menschliche aus ihr abgelegt, und darum
bete sie
Ihn an als ihren Gott, und wolle nicht, dass jemand Ihn für ihren
Sohn erkenne,
da in Ihm alles göttlich sei.” Hieraus leuchtet nun die Wahrheit
hervor, dass
in dieser Weise Jehovah Mensch ist wie im Ersten, so auch im Letzen,
gemäss den
Worten: ”Ich bin das Alpha und Omega, der Anfang und das Ende, Der,
welcher
Ist, welcher War, und welcher Kommen wird, der Allmächtige,”
Offenb 1,8.11.
103. Diesem will ich folgendes Geheimnis beifügen: Die Seele, welche aus dem Vater ist, ist der Mensch selbst, und der Leib, der aus der Mutter ist, ist nicht der Mensch in sich, sondern aus ihm; er ist nur dessen Umkleidung, zusammengewoben aus Dingen, die in der natürlichen Welt sind, die Seele hingegen aus solchen, die in der geistigen Welt sind; ein jeder Mensch legt nach dem Tode das Natürliche, das er von der Mutter an sich hatte, ab, und behält das Geistige, das er vom Vater hatte, bei,...
110.
...Weißt du nicht, dass der Herr, als Er
in der Welt war, eine Seele hatte wie jeder andere Mensch. Woher hatte
Er
diese, als aus Gott dem Vater? Dass dem so ist, erhellt sattsam aus dem
Wort
der Evangelisten; was ist nun das, Was der Sohn heisst, Anderes, als
das
Menschliche, das von dem Göttlichen des Vaters empfangen und von
der Jungfrau
Maria geboren wurde? Die Mutter kann nicht die Seele empfangen; dies
widerstreitet ganz und gar der Ordnung, nach der jeder Mensch entsteht;
noch
kann Gott der Vater die Seele aus Sich hineingeben und hernach
zurücktreten,
wie jeder Vater in der Welt, weil Gott Sein Göttliches Wesen, und
dieses eines
und untheilbar ist, und, weil untheilbar, Er selbst ist; daher kommt,
dass der
Herr sagt, dass der Vater und Er Eins seien, und dass der Vater in Ihm
und Er
im Vater sei, und vieles Aehnliche mehr. Dies haben auch die Verfasser
des
Athanasischen Bekenntnisses von Ferne gesehen, weshalb sie, nachdem sie
Gott in
drei Personen zertheilt haben, dennoch sagen, in Christus seien Gott
und
Mensch, das heisst, das Göttliche und das Menschliche, nicht zwei,
sondern
Eines, wie Seele und Leib im Menschen. Dass der Herr in der Welt zum
Vater wie
zu einem Andern betete und Sich vor dem Vater wie vor einem Andern
erniedrigte,
geschah nach der von der Schöpfung her festgestellten Ordnung,
welche
unwandelbar ist und nach welcher Jeder zur Verbindung mit Gott
fortschreiten
soll; diese Ordnung ist, dass wie der Mensch durch ein Leben nach den
Gesetzen
der Ordnung, welche Gottes Gebote sind, sich mit Gott verbindet, so
Gott Sich
mit dem Menschen verbindet, und ihn aus einem natürlichen zu einem
geistigen
macht. In ähnlicher Weise vereinigte Sich der Herr mit Seinem
Vater, und der
Vater Sich mit Ihm; war nicht der Herr, da Er noch Kind war, wie ein
Kind, da
Er noch Knabe war, wie ein Knabe? Liest man nicht, dass Er zugenommen
habe an
Weisheit und Gnade, und nachher, dass Er den Vater bat, seinen Namen,
das
heisst, Sein Menschliches, zu verherrlichen? Verherrlichen heisst,
durch die
Vereinigung mit Sich Göttlich machen; daraus erhellt, dass der
Herr im Zustand
Seiner Erniedrigung, welcher der Zustand Seines Fortschreitens zur
Vereinigung
war, zum Vater betete.
Was den Herrn
betrifft, so hat Er durch die Handlungen der Erlösung alles
Menschliche aus der
Mutter abgelegt, und das Menschliche aus dem Vater, welches das
Göttliche
Menschliche ist, angezogen, und daher kommt, dass in Ihm der Mensch
Gott, und
Gott Mensch ist.
111. Nach
diesem sah man den Himmel offen, und es erschienen Zungen wie
Flämmchen, welche
herabkamen und bei Einigen einflossen, und diese feierten nun das
Göttlich=Menschliche des Herrn und sagten: “Entfernet die
Vorstellung von drei
Göttern und glaubet, dass im Herrn die ganze Fülle der
Gottheit leiblich wohnt,
und dass der Vater und Er Eins sind, wie Seele und Leib Eins sind, und
dass
Gott nicht ein Wind und Aether, sondern dass Er Mensch ist, und dann
werdet ihr
mit dem Himmel verbunden werden, und vom Herrn her Jesum nennen, und
das
Göttlich=Menschliche aussprechen können.
95. V. Der Herr hat Sich durch
die
Handlungen der
Erlösung zur Gerechtigkeit gemacht.
Dass der Herr Allein Verdienst
und
Gerechtigkeit
habe durch den Gehorsam, den Er Gott dem Vater in der Welt geleistet,
und
besonders durch das Leiden am Kreuz, sagt und glaubt man heut zu Tage
in den
christlichen Kirchen; allein man meinte, das Leiden am Kreuz sei die
eigentliche Handlung der Erlösung gewesen, während es doch
nicht eine Handlung
der Erlösung war, sondern eine Handlung der Verherrlichung Seines
Menschlichen,
wovon im folgenden Abschnitt von der Erlösung; die Handlungen der
Erlösung,
durch welche der Herr Sich zur Gerechtigkeit machte, waren, dass Er das
Letzte
Gericht, das in der geistigen Welt Statt hatte, vollbrachte, und dabei
die
Bösen von den Guten und die Böcke von den Schafen ausschied,
und die, welche
Eins ausmachten mit den Thieren des Drachen, aus dem Himmel
stieß, und aus den
Würdigen einen neuen Himmel gründete, und aus den
Unwürdigen eine Hölle; und
nach und nach in beiden alles in Ordnung brachte, und überdies
eine neue Kirche
gründete.
104. VIII. Das Fortschreiten zur Vereinigung
war der Stand
Seiner EntÄuSSerung, und die Vereinigung selbst der Stand Seiner
Verherrlichung.
Dass
der Herr,
während Er in der Welt war, zwei Zustände hatte, welche die
der Entäußerung und
der Verherrlichung heissen, ist in der Kirche bekannt; der erste
Zustand,
welcher der der Entäußerung heisst, wird in vielen Stellen
im Worte
beschrieben, besonders in den Psalmen Davids, und auch bei den
Propheten, und
in’s Einzelne gehend bei Jesajas Kap 53, wo es heisst, dass Er bis zum
Tod
entäußerte Seine Seele, Vers 12. Eben dieser Zustand war der
Zustand Seiner
Erniedrigung vor dem Vater; denn in ihm betet Er zum Vater, und sagt,
dass Er
dessen Willen thue, und schreibt alles, was Er gewirkt und gesprochen,
dem
Vater zu; dass Er zum Vater betete, erhellt aus folgenden Stellen,
Matth 14,23;
[26,36-44;] Mark 1,35; 6,46; 14,32 bis 39; Luk 5,16; 6,12; 22,41 bis
44; Joh
17,9.15.20 dass Er den Willen des Vaters that, Joh 4,34; 5,20; dass Er
alles, was
Er wirkte und sprach, dem Vater zuschrieb, Joh 8,26.27.,28; 12,49.50;
14,10; ja
am Kreuze rief Er sogar aus: “Mein Gott, Mein Gott, warum
verlässest Du mich?”
Matth 27,47; Mark 15,34; und überdies hätte Er ohne diesen
Zustand nicht
gekreuzigt werden können. Der Zustand der Verherrlichung ist auch
der Zustand
der Vereinigung; in diesem Zustand war Er, als Er vor seinen drei
Jüngern
verklärt wurde, und auch wenn Er Wunder that, und so oft Er sagte,
dass der
Vater und Er Eins seien, dass der Vater in Ihm, und Er im Vater sei,
dass
alles, was der Vater hat, Sein sei; und nach der völligen
Vereinigung, dass Er
Gewalt über alles Fleisch habe, Joh 17,2 und alle Gewalt im Himmel
und auf
Erden, Matth 28,18; ausser vielen andern Stellen.
105. Dass der Herr
sich in diesen zwei
Zuständen, dem der Entäußerung und dem der
Verherrlichung befand, hatte seinen
Grund darin, dass kein anderes Fortschreiten zur Vereinigung
möglich ist, weil
diese der göttlichen Ordnung gemäss Statt hat, welche
unwandelbar ist;
göttliche Ordnung ist, dass der Mensch sich zur Aufnahme Gottes
geschickt
mache, und sich zum Aufnahmegefäss und zur Wohnung zubereite, in
die Gott
eingehen, und wie in Seinem Tempel darin wohnen kann; dies soll der
Mensch wie
von sich selbst thun, dennoch aber anerkennen, dass es von Gott kommt;
er soll
dies anerkennen, weil er die Gegenwart und Wirksamkeit Gottes nicht
empfindet,
obgleich Gott alles Gute der Liebe und alles Wahre des Glaubens bei dem
Menschen in unmittelbarster Gegenwart wirkt. Nach dieser Ordnung
schreitet
jeder Mensch fort, und soll nach ihr fortschreiten, damit er aus einem
natürlichen ein geistiger werde; ebenso der Herr, um Sein
Natürliches
Menschliche zum Göttlichen zu machen; daher kommt, dass Er zum
Vater betete,
dass Er Dessen Willen that, dass Er alles, was Er wirkte und redete,
Ihm
zuschrieb, und am Kreuze sagte: “Mein Gott, Mein Gott, warum
verlässest Du
mich?” In einem derartigen Zustand nämlich erscheint Gott als
abwesend; allein
nach diesem Zustand kommt ein anderer, welcher der Zustand der
Verbindung mit
Gott ist; in diesem handelt der Mensch in gleicher Weise, allein jetzt
aus
Gott, und hat nunmehr nicht nöthig, noch so, wie früher,
alles Gute, das er
will und thut, und alles Wahre, das er denkt und redet, Gott
zuzuschreiben,
weil dies seinem Herzen eingeschrieben, und daher in jeder seiner
Handlungen
und Reden ist. In ähnlicher Weise vereinigte Sich der Herr mit
Seinem Vater,
und der Vater Sich mit Ihm; mit Einem Wort, der Herr verherrlichte Sein
Menschliches, das heisst, machte es zum Göttlichen, wie der Herr
den Menschen
wiedergebiert, das heisst, ihn geistig macht.
Die
Erlösung.
114. Dass in dem Herrn zwei Aemter, das
priesterliche und das königliche, vereinigt sind, ist in der
Kirche bekannt
Was die Erlösung anbetrifft, so gehört sie
beiden Aemtern an; was jedoch davon zu dem einen und was zu dem andern
gehört,
soll im Verfolg enthüllt werden.
I. Die Erlösung
selbst war eine Unterjochung der Höllen und Ordnen der Himmel, und
mittelst
dieser eine Vorbereitung zu einer neuen geistigen Kirche.
II. Ohne diese
Erlösung hätte kein Mensch selig werden, noch die Engel im
Zustand der Reinheit
bestehen können.
III. Der Herr
hat auf diese Weise nicht blos die Menschen, sondern auch die Engel
erlöst.
IV. Die
Erlösung war ein rein Göttliches Werk.
V. Eben diese
Erlösung konnte nicht anders geschehen, als durch den
menschgewordenen Gott.
VI. Das Leiden
am Kreuz war die letzte Versuchung, die Er als der grösste Prophet
aushielt,
und sie war das Mittel der Verherrlichung Seines Menschlichen, das
heisst, der
Vereinigung mit dem Göttlichen Seines Vaters, nicht aber die
Erlösung.
VII. Der
Glaube, das Leiden am Kreuz sei die Erlösung gewesen, ist ein
Grundirrthum der
Kirche, und dieser Irrthum zugleich mit dem Irrthum von drei
göttlichen
Personen von Ewigkeit hat die ganze Kirche zu Grunde gerichtet, so dass
kein
geistiger Ueberrest mehr in ihr vorhanden ist.
Dies soll nun
im Einzelnen entwickelt werden.
115. I. Die Erlösung selbst war eine
Unterjochung der
Höllen und ein Ordnen der Himmel, und mittelst dieser eine
Vorbereitung zu
einer neuen geistigen Kirche.
Dass diese drei die Erlösung sind, kann ich
mit aller Gewißheit sagen,...
Dass die
Unterjochung der Höllen, die
Anordnung der Himmel und die Gründung der Neuen Kirche die
Erlösung waren, hat
seinen Grund darin, das ohne sie kein Mensch hätte können
selig werden; sie
folgen auch der Ordnung nach auf einander; denn zuerst müssen die
Höllen
unterjocht werden, bevor der Neue Engelshimmel gebildet werden kann,
und dieser
muss erst gebildet werden, bevor die Neue Kirche auf Erden
gegründet werden
kann;
118. II. Ohne diese Erlösung hÄtte
kein Mensch selig
werden, noch die Engel im Zustand der Reinheit bestehen können.
Zuerst
soll
gesagt werden, was die Erlösung ist; Erlösen bedeutet von der
Verdammnis befreien,
von dem ewigen Tode erretten, aus der Hölle reissen, und die
Gefangenen und
Gebundenen der hand des Teufels entziehen; dies ist vom Herrn dadurch
geschehen, dass Er die Höllen unterjocht, und einen neuen Himmel
gegründet hat.
Dass der Mensch ausserdem nicht hätte selig werden können,
hat seinen Grund
darin, dass die geistige Welt mit der natürlichen Welt in solcher
Verknüpfung
steht, dass sie nicht getrennt werden können, diese
Verknüpfung aber
vorzugsweise mit dem Inwendigen der Letztern, das man ihre Seelen und
Gemüther
nennt, und daher bei den Guten mit den Seelen und Gemüthern der
Engel, und bei
den Bösen mit den Seelen und Gemüthern der höllischen
Geister besteht; sie sind
so eng vereinigt, dass wen diese vom Menschen entfernt würden, der
Mensch todt
wie ein Klotz niederfiele; eben so wenig könnten die Engel und
Geister
bestehen, wenn ihnen die Menschen entzogen würden. Daraus erhellt,
warum die
Erlösung in der geistigen Welt geschah, und warum Himmel und
Hölle erst
geordnet werden müssen, bevor die Kirche auf Erdengegründet
werden kann; dass
dem so ist, erhellt deutlich in der Offenbarung, dass nämlich,
nachdem der Neue
Himmel hergestellt war, aus diesem das Neue Jerusalem herabstieg,
welches die
Neue Kirche ist, Kap 21,1.2.
119. Dass auch die Engel nicht im Zustande
der Reinheit hätten bestehen können, wenn nicht vom Herrn die
Erlösung
vollbracht worden wäre, hat seinen Grund darin, dass der gesammte
Engelshimmel
zugleich mit der Kirche auf Erden vor dem Herrn wie Ein Mensch ist,
dessen
Inneres der Engelshimmel, und das Aeussere die Kirche bildet, oder
bestimmter,
dessen Haupt der oberste Himmel, die Brust und mittlere Gegend des
Leibes der
zweite und unterste Himmel, und die Lenden und Füsse die Kirche
auf Erden sind,
während der Herr selbst die Seele und das Leben dieses ganzen
Menschen ist;
weshalb denn, wofern nicht der Herr die Erlösung vollbracht
hätte, dieser ganze
Mensch zerstört worden wäre; in Rücksicht der Füsse
und Lenden, sobald die
Kirche auf Erden, in Rücksicht der Bauchgegend, sobald der
unterste Himmel, in
Rücksicht der Brust, sobald der zweite Himmel wich, in Folge
dessen dann das
Haupt, weil es kein Entsprechungsverhältnis mit dem Leibe hat, in
Ohnmacht
fällt.
121. III. Der
Herr hat auf diese Weise nicht blos die Menschen sondern auch die Engel
erlöst.
Die Ursache,
warum die Höllen zu solcher Höhe hinanwuchsen, war, dass zur
Zeit, da der Herr
in die Welt kam, der ganze Erdkreis durch Götzendienst und Magie
sich ganz von
Gott entfernt hatte, und die Kirche, die bei den Kindern Israels, und
zuletzt
bei den Juden war, durch Verfälschung und Verdrehung des Wortes
ganz zerstört
worden war, und diese und jene alle nach dem Tod ein die Geisterwelt
kamen, und
ihre Zahl dort zuletzt so anwuchs und anschwoll, dass sie von da nicht
anders
ausgetrieben werden konnten, als durch die Herabkunft Gottes selbst,
und dann
durch die Kraft Seines Göttlichen Arms, und wie dies bewirkt
wurde, ist in dem
im Jahr 1758 zu London herausgegebenen Werkchen vom letzten Gericht
beschrieben
worden. Dies ward vom Herrn vollbracht, als Er in der Welt war; ein
ähnliches
ist auch in unsern Tagen vom Herrn gehalten worden, weil, wie oben
gesagt,
gegenwärtig Seine zweite Ankunft Statt hat, welche in der
Offenbarung
allenthalben, und bei Matthäus Kap 24,.30; bei Markus Kap 13,26;
bei Lukas Kap
21,27; und in der Apostelgeschichte Kap 1,11 und anderwärts
vorausgesagt worden
ist; der Unterschied ist, dass bei Seiner ersten Ankunft die
Höllen so sehr
angewachsen waren von Götzendienern, Magiern und Verfälschern
des Wortes, bei dieser
Zweiten hingegen von sogenannten Christen, sowohl solchen, die den
Naturalismus
eingesogen, als solchen, die das Wort verfälscht hatten durch
Begründungen
ihres mährchenhaften Glaubens an drei göttliche Personen von
Ewigkeit, und an
das Leiden des Herrn, sofern es die Erlösung selbst gewesen sein
soll; denn
diese sind es, die unter dem Drachen und seinen zwei Thieren in der
Offenbarung
Kap 12 und 13 verstanden werden.
2. die zweite Ursache davon, dass
der
Herr auch die
Engel erlöste, ist die, dass nicht nur jeglicher Mensch, sondern
auch jeglicher
Engel durch den Herrn vom Bösen zurückgehalten, und im Guten
festgehalten wird;
denn Keiner, weder der Engel, noch der Mensch, ist von sich im Guten,
sondern
alles Gute ist vom Herrn; wenn nun der Fusschemel der Engel, den sie in
der
Geisterwelt haben, weggezogen ist, so ergeht es ihnen, wie dem, der auf
einem
Stuhle sitzt, wenn dessen Fussgestell weggenommen wird.
126. VI. Das Leiden am Kreuz war die letzte
Versuchung,
welche der Herr als der grösste Prophet bestand, und es war das
Mittel zur
Verherrlichung Seines menschlichen, das ist, zur Vereinigung mit dem
Göttlichen
Seines Vaters, nicht aber die Erlösung.
Zwei Dinge sind es, wegen welcher der Herr in
die Welt kam, und durch die Er die Menschen und die Engel errettete,
nämlich
die Erlösung und die Verherrlichung Seines Menschlichen; diese
zwei sind unter
sich geschieden, machen aber doch Eins aus zum Behuf der Seligmachung.
Was die
Erlösung sei, ist in den vorhergehenden Abschnitten gezeigt
worden, dass sie
nämlich war ein Kampf mit den Höllen, ihre Unterjochung, und
hernach ein Ordnen
der Himmel; die Verherrlichung aber ist die Vereinigung des
Menschlichen des
Herrn mit dem Göttlichen Seines Vaters; diese ging nach und nach
vor sich, und
kam vollständig zu Stande durch das Leiden am Kreuz; denn jeder
Mensch muss von
seiner Seite sich Gott nahen, und in wie weit er Ihm sich naht, in so
weit geht
Gott Seinerseits in ihn ein. Es verhält sich damit gerade wie mit
einem Tempel,
dieser muss zuerst gebaut werden, und dies geschieht mit
Menschenhänden, und
dann muss man ihn einweihen, und hierauf erst beten, Gott möge
gegenwärtig sein
und Sich mit der Kirche darin vereinigen. Die Vereinigung selbst aber
wurde
darum durch das Leiden am Kreuz vollständig bewirkt, weil dieses
die letzte
Versuchung war, der Sich der Herr in der Welt unterzog, und durch die
Versuchungen eine Verbindung bewirkt wird; in diesen wird nämlich
der Mensch
scheinbar sich allein überlassen, obgleich er nicht verlassen ist;
denn Gott
ist alsdann in seinem Innersten auf’s unmittelbarste gegenwärtig,
und
unterstützt ihn; wenn daher jemand in der Versuchung
überwindet, so wird er mit
Gott auf’s Innigste verbunden, und so wurde der Herr mit Seinem Vater
auf’s
Innigste vereinigt. Dass der Herr im Leiden am Kreuz Sich selbst
überlassen
war, erhellt aus Seinem Ausruf am Kreuz: ‘Gott, warum hast du Mich
verlassen?’”
und auch aus folgenden Worten des Herrn: “Niemand nimmt die Seele von
Mir,
sondern Ich lasse sie von Mir selbst, Ich habe macht, sie zu lassen,
und habe
macht, sie wieder zu nehmen, dies Gebot habe Ich von Meinem Vater
empfangen,”
Joh 10,18. Hieraus kann nun erhellen, dass der Herr nicht dem
Göttlichen,
sondern dem Menschlichen nach gelitten hat, und dass alsdann die
innigste und
somit vollständige Vereinigung erfolgt ist.
132. VII. Der Glaube, das Leiden am Kreuz sei
die
Erlösung gewesen, ist ein Grundirrthum der Kirche, und dieser
Irrthum zugleich
mit dem Irrthum von drei göttlichen Personen von Ewigkeit hat die
ganze Kirche
zu Grunde gerichtet, so dass kein geistiger Ueberrest mehr in ihr
vorhanden
ist.
Was
füllt und
stopft heut zu Tage die Bücher der Orthodoxen mehr, und was wird
in den höheren
Lehranstalten eifriger gelehrt und eingeflösst, und von den
Kanzeln herab
häufiger gepredigt und ausgerufen, als dass Gott der Vater,
erzürnt über das
menschliche Geschlecht, dieses nicht nur von Sich entfernt, sondern
auch es zu
allgemeiner Verdammnis verurtheilt, folglich es mit dem Fluch belegt
habe; dass
Er aber, weil Er gnädig ist, Seinen Sohn bewogen oder erweckt habe
herabzusteigen, und die beschlossene Verdammnis auf sich zu nehmen, und
so den
Zorn Seines Vaters zu versöhnen, und dass Er nur so und nicht
anders den
Menschen mit einiger Gunst anblicken könnte; dann auch, dass dies
wirklich
durch den Sohn bewirkt worden sei, dass dieser nämlich die
Verdammnis des
menschlichen Geschlechts auf sich nehmend, sich von den Juden habe
geisseln
in’s Angesicht speien, und hernach wie ein Fluch Gottes sich kreuzigen
lassen,
5.Mose 21,23, und dass der Vater, nachdem dies geschehen,
besänftigt worden
sei, und aus Liebe zum Sohne die Verdammnis zurückgezogen habe,
jedoch nur von
denen, für welche derselbe einstehen würde, und dass Er so
zum Mittler vor
Seinem Vater für immer geworden sei? Dieses und Aehnliches
hört man heut zu
Tage in den Kirchen, und hallt wieder von den Wänden, wie das Echo
aus den
Wäldern, und erfüllt die Ohren Aller in ihnen. Allein wer,
dessen Vernunft aus
dem Worte erleuchtet und gesund geworden ist, kann nicht sehen, dass
Gott die
Barmherzigkeit und Gnade selbst, weil die Liebe und das Gute selbst,
ist, und
dass diese Sein Wesen ausmachen, und das es daher ein Widerspruch ist,
zu
sagen, dass die Barmherzigkeit selbst oder das Gute selbst einen
Menschen mit
Zorn anblicken, und dessen Verdammnis beschliessen, und dabei doch Sein
Göttliches Wesen bleiben könne? So etwas lässt sich kaum
von einem gut
denkenden, sondern nur von einem schlecht denkenden Menschen, und nicht
von
einem Engel des Himmels, sondern nur von einem Geist der Hölle
erwarten, weshalb
es abscheulich ist, es Gott zuzuschreiben. Forscht man aber nach der
Ursache,
so ist es die, dass diese das Leiden am Kreuz für die
Erlösung selbst nahmen;
daraus flossen jene Dinge hervor, wie aus einem Falschen Falsches in
stetiger
Reihe, oder wie aus einem Essigkrug nichts als Essig, oder aus einem
verrückten
Geist nichts als Verrücktes; denn aus Einem Erschlossenen folgen
wieder Sätze
derselben Sippschaft, sie liegen inwendig in dem Schlusse verborgen,
und gehen
nach einander daraus hervor, und aus jenem vom Leiden am Kreuz, dass es
die
Erlösung war, können noch weitere ärgerliche und
für Gott schimpfliche
Folgerungen hervorgehen und gezogen werden, so das endlich geschieht,
wie
Jesajas sagt: “Priester und Prophet taumeln von starkem Getränk,
sie wanken im
Urtheil, alle Tische sind voll vom Auswurf der Entleerung,” Kap 28,7.8.
133. In Folge dieser Vorstellung von Gott und
von der Erlösung wurde die ganze Theologie aus einer geistigen in
eine
natürliche auf der niedrigsten Stufe verwandelt, und dies geschah,
weil man
Gott blos natürliche Eigenschaften zuschrieb, während doch
von dem Begriff über
Gott und von dem Begriff über die Erlösung, welche Eins
ausmacht mit der
Seligmachung, alles zur Kirche Gehörige abhängt; denn dieser
Begriff ist, wie
das Haupt, von dem alle Theile des Körpers ausgehen; ist daher
jener geistig,
so wird alles zur Kirche Gehörige geistig, ist er aber
natürlich, so wird alles
zur Kirche Gehörige natürlich: da nun die Vorstellung von
Gott und von der
Erlösung blos natürlich, das heißt, sinnlich und
fleischlich geworden ist, so
ist auch alles blos natürlich, was die Häupter und Glieder
der Kirche in ihren
Lehrbestimmungen überliefert haben und überliefern; und
daraus kann nichts als
Falsches ausgebrütet werden, weil der natürliche Mensch
fortwährend gegen den
geistigen ankämpft, und daher die geistigen Dinge für
Gespenster und
Lustgebilde ansieht. Man kann daher sagen, dass in Folge dieser
sinnlichen
Vorstellung von der Erlösung, und somit von Gott, die Wege zum
Himmel, welche
die zu dem Herrn Gott Heiland sind, von Dieben und Räubern besetzt
worden
seien, Joh 10,1.8.9., und das in den Kirchen die Thürflügel
niedergerissen, und
so Drachen, Uhu, Zijim und Jjim eingedrungen sind und misstönig
zusammen
schreien.
134. ...Ist es nicht unmöglich, Jemanden die Sünden zu vergeben und Jemanden zu erneuern, wiederzugebären und selig zu machen in Folge bloßer Zurechnung, und in dieser Weise die Ungerechtigkeit in Gerechtigkeit und den Fluch in Segen umzuwandeln? Kann er nicht so die Hölle in den Himmel, und den Himmel in die Hölle, oder den Drachen in Michael, und Michael in den Drachen verwandeln, und so den Kampf zwischen denselben abschneiden? Was braucht es mehr, als dem Einen die Zurechnung eures Glaubens zu entziehen und sie in den Andern hinein zu versetzen? Auf diese Weise müßten wir, die wir im Himmel sind, ewig zittern. Auch ist es nicht der Gerechtigkeit und dem Recht gemäss, dass der Eine den Frevel des Andern auf sich nehme, und der Frevler schuldlos, und der Frevel in dieser Weise abgewaschen werde; ist dies nicht sowohl gegen die göttliche, als die menschliche Gerechtigkeit? Die christliche Welt weiss noch nicht, dass es eine Ordnung gibt, und noch weniger, worin die Ordnung besteht, die Gott, als Er die Welt schuf, zugleich einführte, und dass Gott nicht ihr zuwider handeln kann, weil Er so wider Sich selbst handeln würde; denn Gott ist die Ordnung selbst.”
...er wird dich lehren in Betreff des Herrn, dass das Leiden am Kreuz nicht die Erlösung war, sondern die Vereinigung des Menschlichen des Herrn mit dem Göttlichen des Vaters; dass hingegen die Erlösung eine Unterjochung der Höllen und ein Ordnen der Himmel war, und dass es ohne deren Vollbringung von Seiten des Herrn, als Er in der Welt war, kein Heil gäbe für irgend Jemand auf Erden, noch für irgend Jemand in den Himmeln; und er wird dich noch weiter die von der Schöpfung her eingeführte Ordnung lehren, nach der man leben muss, um selig zu werden, und dass die, welche nach derselben leben, den Erlösten beigezählt und Erwählte genannt werden.”
Und
nun sprach ich mit ihnen in Folge der
mir
gewordenen Eingebung, und sagte: “Tretet herzu, so viele eurer
können, und
höret, was im Wort und Vermittelung, Vertretung, Entsündigung
und Versöhnung
verstanden wird. Diese vier sind Prädikate der Gnade des Einen
Gottes in Seinem
Menschlichen; Gott dem Vater kann man sich durchaus nicht nahen, noch
kann Er
sich irgend einem Menschen nahen, weil Er unendlich und in Seinem Sein
ist,
welches Jehovah ist, und wenn Er von diesem aus dem Menschen sich nahen
würde,
so würde Er ihn auflösen, wie Feuer das Holz auflöst,
und es in Asche
verwandelt; dies erhellt daraus, dass Er zu Moses, der Ihn sehen
wollte, sagte,
niemand könne Ihn sehen, und leben, 2.Mose 33,20; und dass der
Herr sagt,
niemand habe Gott je gesehen, als der Sohn, der im Schoosse des Vaters
ist, Joh
1,18; Matth 11,27; ferner, niemand habe die Stimme des Vaters
gehört, noch
Seine Gestalt gesehen, Joh 5,37. Man liest zwar, Moses habe Jehovah von
Angesicht zu Angesicht gesehen, und mit ihm gesprochen von Mund zu
Mund; allein
dies geschah durch einen Engel, und in gleicher Weise bei Abraham und
Gideon.
Da nun Gott der Vater in sich so beschaffen ist, so gefiel es Ihm, das
Menschliche anzunehmen, und in diesem die Menschen vorzulassen, und so
sie zu
hören und mit Ihnen zu reden; und dieses Menschliche ist es, was
der Sohn
Gottes heisst, und dieses ist es, was vermittelt, vertritt,
versöhnt und
entsündigt. So will ich denn sagen, was jene vier Prädikate
von dem
Menschlichen Gottes bezeichnen: die Vermittlung bedeutet, dass dasselbe
das
Zwischenihneliegende sei, durch das der Mensch Gott dem Vater, und Gott
der
Vater Sich dem Menschen nahen, und so ihn lehren und führen kann,
damit er
selig werde; weshalb der Sohn Gottes, unter welchem das Menschliche
Gottes, des
Vaters, verstanden wird, der Heiland, und in der Welt Jesus heisst, das
ist,
das Heil. Die Vertretung bedeutet die fortwährende Vermittelung;
denn die Liebe
selbst, der die Barmherzigkeit, Milde und Gnade angehört, vertritt
fortwährend,
das heisst, sie mittelt, für die, welche Seine Gebote halten, und
die Er liebt.
Die Entsündigung bedeutet die Entfernung der Sünden, in die
der Mensch sich
stürzen würde, wenn er dem blossen Jehovah sich nahete. Die
Versöhnung bedeutet
die Wirksamkeit der Milde und Gnade, damit der Mensch nicht durch die
Sünden in
die Verdammnis gerathe, desgleichen die Obhut, damit er die Heiligkeit
nicht
entweihe; dies bedeutete der Gnadenstuhl über der Lade in der
Stiftshütte. Es
ist bekannt, dass Gott im Worte durch Scheinbarkeiten gesprochen hat,
z.B. dass
Er zürne, sich räche, versuche, strafe, in die Hölle
werfe, verdamme, ja dass
Er Böses thue, während Er doch auf niemanden zürnt, sich
nicht rächt, nicht
versucht, straft, in die Hölle wirft, verdammt; was eben so weit
von Gott
entfernt ist, als der Himmel von der Hölle, ja noch unendlich
weiter, daher es
ein Sprechen nach dem Scheine ist. Ein solches Sprechen nach dem Schein
ist in
anderem Sinn auch die Entsündigung, Versöhnung, Vertretung
und Vermittelung,
unter welchen verstanden werden Prädikate des Zugangs zu Gott und
der Gnade von
Gott durch Sein Menschliches; und weil diese nicht verstanden wurden,
so hat
man Gott in Drei zertheilt, und auf diese Drei die ganze Kirchenlehre
gegründet, und so das Wort verfälscht; daher kommt der
Gräuel der Verwüstung,
der vom Herrn bei Daniel und weiter bei Matthäus Kap 24
vorhergesagt worden.”
Drittes
Kapitel
Der
heilige Geist und
die göttliche Einwirkung
138. Alle
vom geistlichen Stande, welche irgend eine richtige Idee von
unserem Herrn und Heiland gehegt haben, werden, sobald sie in die
geistige Welt
eintreten, was meistens am dritten Tage nach dem Hingang geschieht,
zuerst von
der göttlichen Dreieinheit unterrichtet, und insbesondere
betreffend den
heiligen Geist, dass er nicht ein Gott für sich sei, sondern dass
unter ihm im
Worte verstanden werde die von dem Einen und Allgegenwärtigen Gott
ausgehende
Einwirkung,...
I. Der Heilige
Geist ist die Göttliche Wahrheit, und auch die Göttliche
Kraft und Einwirkung,
hervorgehend von dem Einen Gott, in welchem eine Göttliche
Dreieinheit ist,
somit von dem Herrn Gott Heiland.
II. Die
Göttliche Kraft und Einwirkung, welche unter dem Heiligen Geist
verstanden
wird, ist im Allgemeinen die Umbildung und Wiedergeburt, und diesen
gemäss die
Erneuerung, Belebung, Heiligung und Rechtfertigung, und diesen
gemäss die
Reinigung vom Bösen und die Vergebung der Sünden, und zuletzt
die Seligmachung.
III. Jene
Göttliche Kraft und Einwirkung, welche unter der Sendung des
Heiligen Geistes
verstanden wird, ist bei den Geistlichen insbesondere die Erleuchtung
und
Unterweisung.
IV. Der Herr
wirkt diese Kräfte in denen, die an Ihn glauben.
V. Der Herr
wirkt aus Sich vom Vater her, und nicht umgekehrt.
VI. Der Geist
des Menschen ist dessen Gemüth, und alles, was aus diesem
hervorgeht.
Durch
den
Heiligen Geist wird im eigentlichen Sinne bezeichnet das
Göttliche Wahre, somit auch das Wort, und in diesem Sinn ist der
Herr selbst
auch der Heilige Geist;...so sind die drei Wesentheile, welche Vater,
Sohn und
Heiliger Geist genannt werden, im Herrn Eins.
142. II. Die Göttliche Kraft und
Einwirkung, welche
unter dem Heiligen Geist verstanden
wird, ist im Allgemeinen die Umbildung und Wiedergeburt, und diesen
gemäss die
Erneuerung, Belebung, Heiligung und Rechtfertigung, und diesen
gemäss die
Reinigung vom Bösen und die Vergebung der Sünden, und zuletzt
die Seligmachung.
Diese
sind
der Reihe nach die Kräfte, welche der Herr bei denen wirkt,
die an Ihn glauben, und sich zu Seiner Aufnahme und Wohnung fähig
und geschickt
machen; und dies geschieht durch das Göttliche Wahre, und bei den
Christen
durch das Wort; denn dieses ist das einzige Mittel, durch das der
Mensch dem
Herrn sich naht, und in das der Herr eingeht; denn der Herr ist, wie
oben
gesagt worden, das Göttliche Wahre selbst, und alles, was aus
diesem
hervorgeht, ist selbiges; allein man muss darunter das Göttliche
Wahre aus dem
Guten verstehen, welches ein und dasselbe ist mit dem glauben aus der
Liebthätigkeit; denn der Glaube ist nichts Anderes als Wahrheit,
und die
Liebthätigkeit nichts Anderes als Güte. Durch das
Göttliche Wahre aus dem
guten, das heisst durch den Glauben aus der Liebthätigkeit wird
der Mensch
umgebildet und wiedergeboren, sodann erneuert, lebendig gemacht,
geheiligt,
gerechtfertigt, und je nach dessen Fortschreiten und Wachsthum wird er
vom
Bösen gereinigt, und die Reinigung von diesem ist die Vergebung
der Sünden.
146. III. Jene Göttliche
Kraft und
Einwirkung, welche
unter der Sendung des Heiligen Geistes verstanden wird, ist bei den
Geistlichen
insbesondere die Erleuchtung und Unterweisung.
Die
im
vorigen Abschnitt aufgezählten göttlichen Einwirkungen,
nämlich
die Umbildung, Wiedergeburt, Erneurung, Lebendigmachung, Heiligung,
Rechtfertigung, Reinigung, Sündenvergebung und zuletzt die
Seligmachung,
fliessen sowohl bei den Geistlichen, als bei den Laien vom Herrn her
ein, und
werden von denen, aufgenommen, die im Herrn sind und in welchen der
Herr ist,
Joh 6,56; 14,20; 15,4.5.
DIE
GÖTTLICHE DREIEINHEIT.
108.
... dass im Herrn die göttliche
Dreiheit
verbunden sei, ist der Hauptgegenstand dieses Werkes.
163.
Es ist von Gott dem Schöpfer und zugleich dann von der Schöpfung,
und nachher von dem
Herrn Erlöser
und zugleich dann von der Erlösung, und zuletzt von
dem Heiligen Geist und zugleich dann von der Göttlichen
Einwirkung gehandelt
worden, und weil
somit von dem Dreieinigen Gott gehandelt worden ist,
so ist nothwendig, dass auch gehandelt werde von der
Göttlichen Dreieinheit,
welche in der christlichen Welt
bekannt, und dennoch unbekannt ist;
denn nur durch sie erlangt man einen richtigen Begriff von Gott,
und der richtige Begriff von Gott ist in der Kirche wie das innere
Heiligthum
und der Altar im Tempel,
und wie die Krone auf dem Haupt und das Scepter
in der Hand des auf dem Thron sitzenden Königes; von ihm hängt auch
wie eine Kette von ihrem
obersten Ring der ganze theologische Organismus ab, und es erhält,
wenn ihr es glauben wollt,
Jeglicher seine Stelle in den Himmeln
gemäss seinem Begriffe von Gott; denn dieser ist wie der Probirstein, durch den das Gold und
Silber, das
ist, das Gute und Wahre, wie diese bei den Menschen beschaffen seien geprüft wird,
denn es gibt bei
ihm gar kein
heilbringendes Gute, das
nicht von Gott wäre,
noch irgend
etwas Wahres, das nicht seine Beschaffenheit
aus dem Schoosse des Guten zöge. Damit
man aber mit beiden Augen sehe, was die Göttliche Dreieinheit ist,
soll die
Darstellung in Abschnitte
zerlegt
werden, welche folgende sein werden:
I.
Es
gibt eine Göttliche Dreieinheit, bestehend aus Vater, Sohn und Heiligem Geist.
II. Diese Drei, Vater,
Sohn und
Heiliger Geist, sind die
drei
Wesenheiten des Einen Gottes, welche Eins ausmachen,
wie die Seele, der
Leib und die Wirksamkeit
bei dem Menschen.
III. Vor Erschaffung der
Welt war
diese Dreieinheit nicht, sondern sie ist nach Erschaffung der Welt, als
Gott Mensch wurde,
vorgesehen und verwirklicht worden, und zwar in dem Herrn Gott
Erlöser und Heiland
Jesus Christus.
IV. Die
Dreiheit Göttlicher Personen von Ewigkeit, oder
vor Erschaffung der
Welt,
ist in den Denkvorstellungen eine
Dreiheit von
Göttern, und diese kann
nicht ausgemerzt
werden durch das Mundbekenntnis Eines
Gottes.
V. Die
Personendreiheit war in der apostolischen Kirche
unbekannt, sie wurde aber von der Nicänischen Kirchenversammlung
ausgeheckt, und von
da aus in die
römisch=katholische Kirche, und von dieser in die von ihr getrennten Kirchen
eingeführt.
VI. Aus
der Nicänischen und zugleich der
Athanasischen Dreieinigkeit entstand ein Glaube, der die ganze
christliche Kirche verkehrte.
VII. Von daher stammt jener Gräuel der
Verwüstung und jene
Trübsal, dergleichen nie war, noch sein
wird, und die der Herr bei
Daniel und
den Evangelisten, sowie
in der
Offenbarung vorhergesagt hat.
VIII. Dann auch dies:
Wenn nicht der
Herr einen Neuen Himmel
und eine
Neue Kirche gründete, würde kein Fleisch erhalten werden.
IX. Aus der Dreiheit der Personen, von welchen, nach dem Athanasischen Bekenntnis, jede
einzeln für sich
Gott ist,
entstanden mehrere
ungereimte und fremdartige
Vorstellungen von
Gott, welche Wahnbilder
und Fehlgeburten sind.
Doch dies soll nun im Einzelnen entwickelt werden.
164. I. ES GIBT EINE GÖTTLICHE DREIEINHEIT, BESTEHEND AUS VATER, SOHN UND HEILIGEM GEIST.
Dass es eine Göttliche Dreieinheit gibt, bestehend aus Vater, Sohn und Heiligem Geist, erhellt deutlich aus dem Wort, und zwar aus folgenden Stellen in ihm: Der Engel Gabriel sprach zu Maria: Der Heilige Geist wird über dich kommen, und die Kraft des Höchsten wird dich überschatten, darum auch das Heilige, das aus dir geboren wird, der Sohn Gottes genannt werden wird," Luk 1,35; hier werden drei genannt: der Höchste, welcher Gott der Vater ist, der Heilige Geist, und der Sohn Gottes. "Als Jesus getauft wurde, siehe, da thaten sich die Himmel auf, und Johannes sah den Heiligen Geist, wie eine Taube herabsteigen und über Ihn kommen, und eine Stimme aus dem Himmel sprach: Dieser ist Mein geliebter Sohn, an dem Ich Wohlgefallen habe," Matth. 3,15.17; Mark 1,10.11; Joh 1,32. Noch deutlicher aus folgenden Worten des Herrn an die Jünger: Gehet hin, machet zu Jüngern alle Völker, taufet sie im Namen des Vaters, und des Sohnes, und des Heiligen Geistes," Matt 28,19; und überdies aus Folgendem bei Johannes: "Drei sind die da zeugen im Himmel, der Vater, das Wort, und der Heilige Geist," 1.Br. Kap 5,7. und außerdem, dass der Herr zu Seinem Vater gebetet, und dass Er von Ihm und mit Ihm gesprochen, und gesagt habe, er werde den Heiligen Geist senden, und dass Er diesen auch gesandt habe. Und überdies, dass die Apostel in ihren Briefen häufig sowohl den Vater, als den Sohn und den Heiligen Geist genannt haben. Hieraus erhellt, dass es eine göttliche Dreieinheit gibt, bestehend aus Vater, Sohn und Heiligem Geist.
165. Wie aber jene Stellen zu verstehen sind, ob so, dass es drei Götter gebe, welche dem Wesen und somit auch dem Namen nach Ein Gott sind, oder so, dass sie drei Objekte Eines Subjektes, dass sie also blos Eigenschaften oder Attribute Eines Gottes seien, welche so genannt werden, oder ob anders, kann die sich selbst überlassene Vernunft durchaus nicht sehen; was ist nun zu thun. Es gibt keinen andern Rath, als dass der Mensch sich an den Herrn Gott Heiland wende, und unter Seiner Leitung das Wort lese, denn Er ist der Gott des Wortes; dann wird er erleuchtet werden und Wahrheiten sehen, die auch die Vernunft anerkennen wird. Dagegen aber, wenn du dich nicht an den Herrn wendest, so magst du tausendmal das Wort lesen, und darin eine Göttliche Dreieinigkeit und auch eine Einheit sehen, jedoch du wirst nichts anderes herausbringen, als dass drei Göttliche Personen, deren jede einzeln für sich Gott ist, und somit drei Götter sind; weil aber dies dem allgemeinen Menschenverstand Aller in der ganzen Welt widerstreitet, so kam man, um den Schmähungen zu entgehen, auf die Erfindung, dass obwohl ihrer in Wahrheit drei seien, doch der Glaube dringend fordere, dass nicht drei Götter genannt werden, sondern Einer; und überdies, um nicht mit Tadel überschüttet zu werden, dass ganz besonders in dieser Rücksicht der Verstand eingekerkert und unter dem Gehorsam des Glaubens gefesselt gehalten werden müsse; und dies solle hinfort vermöge christlicher Ordnung ein unantastbares Heiligthum in der christlichen Kirche sein. Eine solche gliederlahme Frucht ward dadurch erzeugt, dass man nicht unter der Leitung des Herrn das Wort las; und Jeder, der nicht unter Seiner Leitung das Wort liest, der liest es unter der Leitung der eigenen Einsicht, und diese ist wie eine Nachteule für Dinge, die im geistigen Lichte sind, wohin alles Wesentliche der Kirche gehört. Und während ein Solcher die Stellen im Worte, welche die Dreieinigkeit betreffen, liest, und sich auf deren Grund denkt, sie seien, obwohl drei, doch nur Eines, so erscheint ihm dies als eine Antwort vom Dreifuß herab, die er, weil er sie nicht begreift, zwischen den Zähnen hin und her wirft; denn brächte er sie vor die Augen, so wäre sie ein Räthsel, das je mehr er sich bemüht, es zu lösen, nur um so mehr sich in Finsternis verwickelt, bis er darüber ohne Verstand zu denken anfängt, was dann eben so viel ist als ohne Auge sehen. Kurz, die, welche das Wort unter der Leitung der eigenen Einsicht lesen, was bei allen der Fall ist, die nicht den Herrn als Gott des Himmels und der Erde anerkennen, und daher nicht einzig Ihn angehen und verehren, können spielenden Knaben verglichen werden, die ein Tuch vor die Augen binden und in gerader Richtung vorwärts gehen wollen, und auch glauben gerade aus zu gehen, dennoch aber Schritt für Schritt zur Seite abweichen, und endlich in entgegengesetzter Richtung fortgehen, an einen Stein stoßen und fallen. Auch sind sie Seefahrern ähnlich, die ohne Kompaß segeln, und das Schiff auf Klippen führen und zu Grunde gehen. Auch sind sie wie Einer, der über ein sehr weites Feld in dichtem Nebel wandelt, und einen Skorpion sieht, und in der Meinung, es sein ein Vogel, ihn mit der Hand fassen und aufheben will, und dann eine tödtliche Wunde erhält; auch gleicht er einer Tauchente, oder Weihe, welche etwas vom Rücken eines großen Fisches über Wasser sieht, und hinfliegt, und den Schnabel darin einhackt, dann aber von dem Fisch hinabgezogen und ertränkt wird; und wieder ist er wie Einer, der ohne Führer oder Faden in ein Labyrinth hineingeht, und je tiefer er eindringt, desto mehr die Ausgangswege verliert. Ein Mensch, der nicht unter der Leitung des Herrn das Wort liest, sondern unter der Leitung der eigenen Einsicht, hält sich für einen Luchs und für vieläugiger als Argus, während er doch inwendig gar nichts Wahres sieht, sondern blos Falsches, das ihm, nachdem er sich davon überredet hat, wie ein Leitstern erscheint, nach dem er alle Segel seines Denkens richtet, alsdann aber die Wahrheiten nicht besser sieht, als der Maulwurf, und wenn er sie sieht, dieselben zu Gunsten seiner Phantasie dreht, und so die heiligen Dinge des Wortes verkehrt und verfälscht.
166. II. DIESE DREI, VATER, SOHN UND HEILIGER GEIST, SIND DIE DREI WESENHEITEN DES EINEN GOTTES, WELCHE EINS AUSMACHEN, WIE DIE SEELE, DER LEIB UND DIE WIRKSAMKEIT BEI DEM MENSCHEN.
Es gibt allgemeine und auch besondere Wesenheiten Eines Gegenstandes, und diese machen mit jenen Ein Wesen aus; die allgemeinen Wesenheiten Eines Menschen sind dessen Seele, Leib und Wirksamkeit; dass diese Ein Wesen ausmachen, kann man daraus sehen, dass das Eine aus dem Andern und um des Andern willen ist, in stetiger Reihenfolge; denn der Mensch nimmt seinen Anfang mit der Seele, welche das eigentliche Wesen des Samens ist; sie bildet nicht nur den Ausgangspunkt für alles, was zum Körper gehört, sondern bringt es auch seiner Ordnung nach hervor, und nachher dasjenige, was aus diesen beiden, der Seele und dem Leib, zugleich hervorgeht und deren Wirksamkeit genannt wird; aus dem Hervorgebracht werden des einen von dem andern, und der damit gegebenen Einimpfung und Verbindung erhellt daher, dass diese drei Eines Wesens sind, und deshalb die Wesenheiten genannt werden.
167. Dass in dem Herrn Gott Heiland diese drei Wesenheiten waren und sind, nämlich Seele, Leib und Wirksamkeit, erkennt jeder an; dass Seine Seele von Jehovah dem Vater war, kann nur von einem Antichristen geläugnet werden; denn in dem Worte beider Testamente heisst Er der Sohn Jehovahs, der Sohn Gottes, des Höchsten, der Eingeborne; es ist also das Göttliche des Vaters, wie die Seele im Menschen, Sein erstes Wesentliche; dass der Sohn, den Maria geboren, der Leib Seiner Göttlichen Seele ist, folgt daraus; denn nichts anderes als der aus der Seele empfangene und abstammende >Leib wird im Mutterleib zubereitet; dieser ist also das andere Wesentliche; dass die Wirksamkeit das dritte Wesentliche ausmacht, gründet sich darauf, dass sie aus der Seele und dem Leib zusammengenommen hervorgeht, und das, was hervorgeht, desselben Wesens mit dem ist, durch das es hervorgebracht wird. Dass die drei Wesenheiten, welche sind der Vater, der Sohn und der Heilige Geist, in dem Herrn Eins sind, wie Seele, Leib und Wirksamkeit im Menschen, erhellt deutlich aus den Worten des Herrn, dass der Vater und Er Eins seien, und dass der Vater in Ihm und Er im Vater sei; desgleichen dass Er und der Heilige Geist Eines sind, weil der Heilige Geist das aus dem Herrn vom Vater hervorgehende Göttliche ist, wie oben Nr. 153.154 vollständig aus dem Worte nachgewiesen wurde; weshalb es abermals beweisen, ein überflüssiges Wiederkäufen und so viel wäre, als nach der Sättigung den Tisch noch mit Speisen beladen.
168. Wenn man sagt, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist seien drei Wesenheiten des Einen Gottes, wie Seele, Leib und Wirksamkeit bei dem Menschen, so erscheint es vor dem menschlichen Gemüth, wie wenn diese drei Wesenheiten drei Personen wären, was jedoch nicht möglich ist; versteht man es aber so, dass das göttliche des Vaters, welches die Seele ausmacht, und das Göttliche des Sohnes, welches den leib ausmacht, und das Göttliche des Heiligen Geistes oder das ausgehende Göttliche, welches die Wirksamkeit ausmacht, drei Wesenheiten Eines Gottes seien, so geht es in den Verstand ein; denn Gott der Vater ist Sein Göttliches, der Sohn aus dem Vater das seinige, und der Heilige Geist aus beiden seinige, und weil diese Eines Wesens und einmüthig sind, so machen sie Einen Gott aus. Nennt man aber dieses Dreifache Göttliche Personen, und schreibt einer jeden ihre Eigenthümlichkeiten zu, wie dem Vater die Zurechnung, dem Sohne die Vermittelung, und dem Heiligen Geist die Einwirkung, so wird das Göttliche Wesen, das doch Eines und untheilbar ist, ein getheiltes, und somit ist keiner von den dreien in Fülle Gott, sondern jeder nur in einem Drittel der Macht, was der gesunde Verstand nothwendig verwerfen muss.
....
171. Die
Dreieinigkeit, welche die heutige
christliche Kirche angenommen, und die sie ihrem Glauben einverleibt
hat, geht
dahin, dass Gott der Vater von Ewigkeit her einen Sohn gezeugt habe,
und dass
alsdann der Heilige Geist von beiden ausgegangen, und dass jeder [von
diesen]
Gott für sich sei; diese Dreieinigkeit kann von den menschlichen
Gemüthern
nicht anders aufgefaßt werden, denn als eine Dreiherrschaft, und
als die
Regierung dreier Könige in Einem Reich, oder dreier Feldherrn
über ein Heer,
oder dreier Herrn in Einem Haus, von welchen jeder die gleiche Gewalt
hat; was
anderes würde hievon die Folge sein, als Zerstörung? Wollte
jemand diese
Herrschaft Dreier und zugleich deren Einheit im Bild oder
Schattenriß vor dem
Auge des Geistes darstellen, so könnte er sie seinem Blick nicht
anders
vorstellen, als in der Gestalt Eines Menschen mit drei Köpfen auf
Einem Körper,
oder dreier Körper unter Einem Kopf. Ein so ungeheuerliches Bild
der
Dreieinigkeit muss vor denen erscheinen, welche an drei göttliche
Personen, von
welchen jede Gott für sich ist, glauben, und sie zu Einem Gott
verbinden und
läugnen, dass Gott, weil Er Einer ist, auch Eine Person ist. Dass
ein von
Ewigkeit gezeugter Sohn Gottes herabgestiegen sei und das Menschliche
angenommen habe, kann mit den Mythen der Alten verglichen werden, nach
welchen
die menschlichen Seelen seit Urbeginn der Welt erschaffen sind, und
dann in
Leiber eingehen und Menschen werden; dann auch mit jenen ungereimten
Annahmen,
dass, wie Viele in der Jüdischen Kirche geglaubt hatten, die Seele
des Einen in
einen Andern übergehe, z.B. die Seele des Elias in den Leib
Johannes des
Täufers, und dass David in seinen Leib oder in den eines Andern
zurückkehren,
und herrschen werde über Israel und Juda, weil es bei Ezechiel
heisst: ”Ich
wird einen Hirten über sie erwecken, der sie weiden soll, ihn,
Meinen Diener
David, dieser soll ihr Hirt sein, und Ich Jehovah werde sein ihr Gott,
und
David Fürst in ihrer Mitte,” Kap 34,23.24.25; andere Stellen zu
übergehen; sie
wußten nicht, dass hier unter David der Herr verstanden wird.
172. IV.
Die Dreiheit Göttlicher
Personen von
Ewigkeit, oder vor Erschaffung der Welt, ist in den Denkvorstellungen
eine
Dreiheit von Göttern, und diese kann nicht ausgemerzt werden durch
das
Mundbekenntnis Eines Gottes.
Dass die Dreiheit
göttlicher Personen von Ewigkeit eine
Dreiheit von Göttern ist, erhellt deutlich aus Folgendem im
Athanasischen
Glaubensbekenntnis: ”Eine andre ist die Person des Vaters, eine andere
die des
Sohnes, und eine andere die des Heiligen Geistes; Gott und Herr ist der
Vater,
Gott und Herr ist der Sohn, und Gott und Herr ist der Heilige Geist;
dennoch
aber sind nicht drei Götter und Herren, sondern es ist ein Gott
und Herr; wie
wir durch die christliche Wahrheit angetrieben werden, jede Person
einzeln für
sich als Gott und Herrn anzuerkennen, so werden wir durch die
katholische
Religion verhindert, drei Götter oder drei Herren zu nennen.”
Dieses
Glaubensbekenntnis ist aber als ein ökumenisches oder allgemeines
von der
ganzen christlichen Kirche angenommen, und alles, was man heut zu Tage
von Gott
weiss und anerkennt, ist aus ihm. Dass von denen, die auf der
Nicänischen
Kirchenversammlung waren, aus der das sogenannte Athanasische Symbol
als ein nachgeborner
Sprößling hervorging, keine andere Dreieinigkeit als eine
Dreieinigkeit von
Göttern, verstanden wurde, kann Jeder, der es nur mit offenen
Augen liest,
sehen; dass eine Dreiheit von Göttern nicht blos von ihnen
verstanden worden
ist, sondern auch keine andere Dreiheit in der christlichen Kirche
verstanden
wird, ist eine Folge davon, weil alle Erkenntnis von Gott daher stammt,
und
Jeder im Glauben an die darin enthaltenen Worte bleibt. Dass keine
andere
Dreieinigkeit als eine Dreieinigkeit von Göttern heut zu Tage in
der
christlichen Kirche verstanden wird, dafür berufe ich mich auf
Jeden, den Laien
wie den Geistlichen, die belorbeerten Magister und Doktoren, wie die
geweihten
Bischöfe und Erzbischöfe, und auch die bepurpurten
Kardinäle, ja den römischen
Papst selbst; es frage sich jeder, und dann spreche er sich aus
gemäss den
Vorstellungen seines Geistes; aus den Worten dieser allgemein
angenommenen
Lehre von Gott ist dies so offenbar und durchscheinend, wie das Wasser
durch
einen krystallenen Becher, dass nämlich drei Personen seien, und
jede von ihnen
Gott und Herr; ferner dass man, der christlichen Wahrheit gemäss,
jede der
Personen einzeln für sich als Gott und Herrn bekennen oder
anerkennen müsse,
dass aber die Religion, d.h. der katholische oder christliche Glaube
verbiete,
drei Götter und Herren auszusprechen oder zu nennen; und dass
sonach die
Wahrheit und die Religion oder die Wahrheit und der Glaube nicht Ein
Ding,
sondern zwei einander widerstreitende Dinge seien. Dass aber beigesetzt
wurde,
es seien nicht drei Götter und Herren, sondern Ein Gott und Herr,
das geschah,
damit man nicht vor der ganzen Welt dem Gelächter ausgesetzt
würde; denn wer
würde nicht laut auflachen bei drei Göttern? Wer aber sieht
dabei nicht den
innern Widerspruch? Hätte man hingegen gesagt, Göttliches
Wesen komme dem
Vater, Göttliches Wesen dem Sohn, und göttliches wesen dem
Heiligen Geist zu,
es seien jedoch nicht drei göttliche Wesen, sondern nur eines und
Dieses
untheilbar, dann wäre jenes Geheimnis erklärbar gewesen,
sofern nämlich unter
dem Vater das Urgöttliche, unter dem Sohn das Göttliche
Menschliche aus diesem,
und unter dem Heiligen Geist das hervorgehende Göttliche
verstanden wird,
welche drei Einem Gott angehören; oder wenn man unter dem
Göttlichen des Vaters
Aehnliches versteht, wie bei dem Menschen unter der Seele, unter dem
Göttlich=Menschlichen Aehnliches wie unter dem Leib dieser Seele,
und unter dem
Heiligen Geist Aehnliches wie unter der Wirksamkeit, die aus beiden
hervorgeht,
alsdann werden drei Wesenheiten verstanden, die Einer und derselben
Person
angehören, und so zugleich ein einziges und untheilbares Wesen
ausmachen.
173. Dass die
Vorstellung von drei Göttern nicht
beseitigt werden kann durch das Mundbekenntnis Eines Gottes, kommt
daher, dass
dieselbe von dem Knabenalter an dem Gedächtnis eingepflanzt worden
ist, und
jeder Mensch aus dessen Inhalt denkt. Denn das Gedächtnis ist bei
dem Menschen,
wie der Wiederkäumagen bei Vögeln und [Land=] Thieren; diese
bringen in
denselben die Speisen, von denen sie nach und nach ernährt werden,
und nehmen
sie von Zeit zu Zeit von da heraus, und lassen sie in den eigentlichen
Magen
hinab, in dem diese Speisen verdaut und zu allen Nutzzwecken des
Körpers
verwendet werden; der menschliche Verstand ist dieser Magen, wie das
Gedächtnis
der erstere. Dass die Vorstellung dreier
göttlicher
Personen von Ewigkeit, welche dieselbe ist mit der Vorstellung dreier
Götter,
durch das Mundbekenntnis Eines Gottes sich nicht beseitigen lässt,
kann Jeder
schon daraus sehen, dass es noch nicht beseitigt ist, und dass es deren
unter
den Berühmtheiten, die nicht wollen, dass sie beseitigt werde;
denn sie
bestehen darauf, dass die drei göttlichen Personen Ein Gott seien,
läugnen aber
hartnäckig, dass Gott, weil Er Einer ist, auch Eine Person sei;
aber welcher
Weise denkt nicht bei sich, dass jeden Falls unter der Person nicht
eine
Person, sondern das Prädikat einer Beschaffenheit zu verstehen sei?
Worin aber diese bestehe, weiss man nicht, und weil man es nicht weiss,
so
bleibt das dem Gedächtnis von Kindheit an Eingepflanzte stehen,
wie die Wurzel
eines Baumes in der Erde, aus der, wenn man diesen abhaut, immer wieder
ein
neuer Sprössling hervorwächst. Du aber, mein Freund, haue
nicht blos diesen
Baum ab, sondern rotte auch seine Wurzel aus, und pflanze dann in
deinen Garten
Bäume von guter Frucht; sei also auf der Hut, dass nicht in deinem
Gemüth die
Vorstellung dreier Götter sich festsetze, und der Mund, dem keine
Vorstellung
innewohnt, Einen Gott ausspreche. Was anderes ist denn der Verstand
oberhalb
des Gedächtnisses, der sich drei Götter denkt, und der
Verstand unterhalb
dessen, aus dem der Mund Einen Gott ausspricht, zusammengenommen, als
ein
Schauspieler auf dem Theater, der zweierlei Rollen spielen kann, indem
er von
der einen Seite in die andere hinüberläuft, und von der einen
Seite her etwas
sagen und von der andern her dem widersprechen, und so im Widerstreit
hier sich
einen Weisen und dort sich einen Thoren nennen kann? Was anderes aber
ist die
Folge, als dass er, wenn er in der Mitte steht, und nach beiden Seiten
hinblickt, denkt, dass weder an dem Einen, noch an dem Andern etwas
sei, und so
etwa, dass weder ein Gott sei, noch dass deren drei seien, somit gar
keiner?
Der heut zu Tage herrschende Naturalismus stammt aus keinem andern
Ursprung. Im
Himmel vermag niemand eine Dreiheit von Personen, deren jede einzeln
für sich
Gott ist, auszusprechen; denn schon die Himmelsluft, in der ihre
Gedanken, wie
die Töne in unserer Luft, schweben und sich wellenförmig
bewegen, widerstrebt; nur
der Heuchler vermag es dort; allein der ton seiner Rede knirscht in der
Himmelsluft wie ein Zahn, der sich an dem andern reibt, oder er
kreischt wie
ein Rabe, der wie ein Sangvogel singen will. Ich hörte auch aus
dem Himmel,
dass den durch Begründungen dem Gemüth eingepflanzten glauben
an die Dreiheit
von Göttern durch das Mundbekenntnis eines einzigen Gottes
beseitigen, ebenso
unmöglich sei, als einen Baum durch seinen Samen, oder das Kinn
eines Menschen
durch eines seiner Barthaare hindurchziehen.
177. VI.
Aus der
Nicänischen und
zugleich der Athanasischen Dreieinigkeit entstand ein Glaube, der die
ganze
christliche Kirche verkehrte.
Dass die
Nicänische und zugleich Athanasische
Dreieinigkeit eine Dreieinigkeit von Göttern ist, ist aus ihren
Glaubensbekenntnissen
oben Nr. 172 nachgewiesen worden; aus ihnen ist der Glaube der heutigen
Kirche
entstanden, welcher der an Gott Vater, Gott Sohn und Gott den heiligen
Geist
ist; an Gott Vater, dass Er die Gerechtigkeit des Heilandes, Seines
Sohnes,
zurechne, und sie den Menschen zuschreibe; an Gott den Sohn, dass er
Einsteher
und Bürge sei; an den Heiligen Geist, dass er die zugerechnete
Gerechtigkeit
des Sohnes wirklich einschreibe, und sie befestige und besiegle, indem
er den
Menschen rechtfertigt, heiligt und wiedergebieret; dies ist der heutige
Glaube,
der allein schon bezeugen kann, dass es eine Dreiheit von Göttern
ist, welche
anerkannt und verehrt wird. Aus dem Glauben einer jeden Kirche
strömt aber
nicht nur ihr ganzer Gottesdienst, sondern auch all ihr Dogmatisches
hervor;
weshalb man sagen kann, wie der Glaube, so ist auch ihre Lehre. Dass
dieser
Glaube, weil er ein Glaube an drei Götter ist, alles zur Kirche
Gehörige
verkehrt hat, folgt daraus; denn der Glaube ist das Ursprüngliche,
und die
Lehrbestimmungen, sind das Abgeleitete, und das Abgeleitete nimmt vom
Ursprünglichen sein Wesen her. Unterwirft man der Prüfung die
einzelnen
Lehrbestimmungen, wie die von Gott, von der Person Christi, von der
Liebthätigkeit, von der Busse, von der Wiedergeburt, vom freien
Willen, von der
Erwählung, vom Gebrauch der Sakramente, der Taufe und des Heiligen
Abendmahles,
so wird man deutlich sehen, dass die Dreiheit der Götter jeder
einzelnen
innewohnt, und wenn sie auch nicht wirklich darin zu sein scheint, doch
aus ihr
wie aus ihrer Quelle herfliesst; weil aber eine solche Prüfung
hier nicht
angestellt werden kann, und dennoch der Mühe werth ist, sie
anzustellen, damit
die Augen geöffnet werden, so soll diesem Werk ein Anhang
beigefügt werden, in
dem dieses bewiesen werden wird. Der Glaube der Kirche von Gott ist wie
die
Seele des Leibes, und die Lehrbestimmungen sind wie die Glieder des
letztern;
und weiter ist der Glaube an Gott wie eine Königin, und die Dogmen
sind wie
ihre Hofbedienten, und wie diese am Mund der Königin hängen,
so hängen die
Dogmen von dem Ausspruch des Glaubens ab; schon allein aus diesem
glauben kann
man sehen, wie das Wort in seiner Kirche verstanden wird; denn der
glaube macht
für sich zurecht, und zieht wie mit Seilen an sich alles, was er
kann; ist er
ein falscher Glaube, so treibt er Unzucht mit jeder Wahrheit in ihm,
gibt ihr
eine verkehrte Deutung und verfälscht sie, und macht den Menschen
in geistigen
Dingen wahnsinnig; ist er aber der wahre Glaube, dann begünstigt
ihn das ganze
Wort, und der Gott des Wortes, welcher der Herr Gott Heiland ist,
giesst Licht
ein, und haucht mit Seinem Göttlichen Beifall an und macht den
Menschen weise.
Dass der heutige glaube, welcher in seiner innern Form der an drei
Göttern, in
der äußern aber der an Einen Gott ist, das Licht im Wort
ausgelöscht, und den
Herrn von der Kirche entfernt, und so deren Morgen in
Nachthinabgestürzt hat,
wird man ebenfalls im Anhang sehen; dies ist geschehen von Seiten der
Irrlehrer
vor der Nicänischen Kirchenversammlung, und nachher von den
Irrlehrern aus ihr
und nach ihr. Allein wie kann man Kirchenversammlungen vertrauen, die
nicht
durch die Thüre in den Schafstall eingehen, sondern anderswo
einsteigen, nach
den Worten des Herrn bei Johannes, Kap 10,1.9? Ihr Berathschlagen ist
nicht unähnlich
dem Herumtappen eines Blinden am Tage, oder eines Sehenden in der
Nacht, welche
beide die Grube nicht sehen, bevor sie in dieselbe hineingestürzt
sind. Wie
kann man zum Beispiel den Kirchenversammlungen vertrauen, welche die
Stellvertreterschaft des Papstes, die Vergötterung der Todten, die
Anrufung
derselben, als ob sie Gottheiten wären, die Verehrung ihrer
Bilder, die Kraft
des Ablasses, und die Theilung des Abendmahls und so vieles andere zur
Satzung
erhoben haben? Wie kann man ferner einer Kirchenversammlung trauen,
welche die
abscheuliche Vorherbestimmung festgesetzt, und diese als das Palladium
der
Religion vor den Tempeln ihrer Kirche ausgehängt hat? Wende dich
aber, mein
Freund, vielmehr an den Gott des Wortes, und so an das Wort, und gehe
in dieser
Weise durch die Thüre ein in den Schafstall, das ist, in die
Kirche, so wirst
du erleuchtet werden, und dann wie von einem Berge herab selbst nicht
nur
vieler andern, sondern auch deine eigenen früheren Schritte und
Irrgänge im
dunkeln Wald unterhalb des Berges sehen.
...
179.
VII. Von daher stammt jener
Gräuel der
Verwüstung und jene Trübsal, dergleichen nie war, noch sein
wird, und die der
Herr bei Daniel und den Evangelisten, sowie in der Offenbarung
vorhergesagt
hat.
Bei Daniel liest man Folgendes: ”Endlich über den Vogel der Gräuel die Verwüstung, und bis zur Vollendung und Entscheidung wirds über die Verwüstung triefen,” Kap 9,27. Bei dem Evangelisten Matthäus sagt der Herr Folgendes: ”Alsdann werden viele falsche Propheten aufstehen, und Viele verführen; wenn ihr nun sehen werdet den Gräuel der Verwüstung, der von Daniel dem Propheten vorausgesagt worden, stehen an heiliger Stätte, wer es liest, der merke es wohl,” Kap 24,11.15. und nachher in demselben Kapitel: ”Alsdann wird eine grosse Trübsal sein, dergleichen nicht gewesen ist von Anfang der Welt bis jetzt, noch sein wird,” Vers 21. Von dieser Trübsal und jenem Gräuel ist gehandelt worden in sieben Kapiteln in der Offenbarung; sie sind es, welche verstanden werden unter dem schwarzen Pferd und unter dem blassen Pferd, welche hervorkamen aus dem Buche, dessen Siegel das Lamm öffnete, Offenb 6,5 bis 8. Ferner unter dem aus dem Abgrund aufsteigenden Thier, das Krieg führte mit den zwei Zeugen, und sie tödtete, Kap 11,7 folg. So wie auch unter dem Drachen, der vor dem gebärenden Weibe stand, um ihre Frucht zu verschlingen, und sie in die Wüste verfolgte, und dort aus seinem Munde Wasser schoss wie einen Strom, um sie zu ersäufen, Kap 12, wie auch unter den Thieren des Drachen, dem einen aus dem Meer, und dem andern aus der Erde, Kap 13. Ferner unter den drei Geistern gleich Fröschen, die aus dem Mund des Drachen, aus dem Mund des Thieres, und aus dem Mund des falschen Propheten hervorgingen, Kap 16,13. Und überdies unter dem, dass nachdem die sieben Engel die Zornschalen Gottes, in welchen die sieben letzten Plagen waren, ausgegossen hatten auf die Erde, in das Meer, in die Quellen und Ströme, in die Sonne, auf den Thron des Thieres, in den Euphrat, und zuletzt in die Luft, ein grosses Erdbeben entstand, dergleichen nicht gewesen ist, seit Menschen waren, Kap 16. Das Erdbeben bedeutet die Verkehrung der Kirche, welche durch Falsches und durch Verfälschungen des Wortes geschieht, das Gleiche, was die grosse Trübsal bedeutet, dergleichen vom Anfang der Welt an nicht war, Matth 24,21. Aehnliches wird verstanden unter den Worten: ”Der Engel schlug die Sichel an, und las den Weinberg der Erde, und warf ihn in die grosse Kelter des Zornes Gottes, und getreten war die Kelter, und es ging Blut heraus bis an die Zügel der Pferde, tausend sechshundert Stadien weit,” Kap 14,19.20. Das Blut bedeutet das verfälschte Wahre; vieles Andere in jene sieben Kapiteln zu übergehen.
180.
Bei den Evangelisten
Matth 24; Mark 13 und Luk 21 sind
die aufeinanderfolgenden Abirrungen und Verderbnisse der christlichen
Kirche
beschrieben, und unter der grossen Trübsal, dergleichen nicht
gewesen ist sei
Anfang der Welt, noch sein wird, wird dort, wie hin und wieder
anderwärts im
Worte, verstanden die Befehdung des Wahren von Seiten des Falschen bis
dahin,
dass nichts Wahres mehr übrig ist, das nicht verfälscht und
zu seinem Ende
gelangt wäre; dies wird auch verstanden unter dem Gräuel der
Verwüstung
daselbst, und eben dies auch unter der Verödung über dem
Vogel der Gräuel, und
unter der Vollendung und Entscheidung bei Daniel; und eben dasselbe
wird auch
beschrieben in der Offenbarung unter dem, was so eben daraus
angeführt worden
ist. Dies ist dadurch bewirkt worden, dass die Kirche die Einheit
Gottes in der
Dreiheit, und Seine Dreiheit in der Einheit nicht in Einer Person
anerkannte,
sondern in Dreien, und dass man in Folge dessen die Kirche im
Gemüth auf die
Vorstellung dreier Götter, und im Mund auf das Bekenntnis Eines
Gottes
gründete; denn so trennte man sich vom Herrn, und zwar zuletzt bis
dahin, dass
man gar keine Idee der Göttlichkeit in Seiner Menschlichen Natur
mehr übrig
behielt, während Er doch Gott der Vater im Menschlichen ist und
daher auch der
Vater der Ewigkeit heisst, Jes 9,.5., und zu Philippus sagt: ”Wer Mich
siehet,
siehet den Vater,” Joh 14,7.9.
81.
Allein
die Frage ist, woher die eigentliche
Quellader stamme, aus der ein solcher Gräuel der Verwüstung,
wie er bei Daniel
Kap 9,27 beschrieben wird, und eine solche Trübsal entsprungen
ist, dergleichen
nicht war und nicht sein wird, Matth 24,21; und die Antwort ist: Eben
aus dem
in der christlichen Welt allgemein herrschenden Glauben, und seinem
Einfluss,
seiner Wirksamkeit und Zurechnung, gemäss den Ueberlieferungen. Es
ist zu
verwundern, dass die Lehre von der Rechtfertigung durch jenen blossen
Glauben,
obgleich er nicht Glaube, sondern ein Hirngespinst ist, in den
christlichen
Kirchen alle Stimmen für sich hat, das heisst, in dem geistlichen
Stand beinahe
als das einzige Theologische bei ihnen herrscht; sie ist es, die alle
angehenden Studirenden von der Geistlichkeit auf den Hochschulen
begierig
lernen, in sich aufnehmen und verschlingen, und nachher wie von
himmlischer
Weisheit inspirirt in den Kirchen lehren, in Schriften verbreiten, und
durch
die sie Namen, Ruf und Ruhm höherer Gelehrsamkeit erstreben und
erjagen, und
wegen der sie mit Diplomen, Preisen und Belohnungen beschenkt werden;
und dies
geschieht, obgleich durch jenen blossen glauben heut zu Tage die Sonne
verfinstert, der Mond seines Scheins beraubt, die Sterne der Himmel
herabgefallen und die Kräfte der Himmel erschüttert worden
sind, nach den
Worten der Voraussagung des Herrn bi Matthäus, Kap 24,29. Dass die
Lehre dieses
Glaubens die Gemüther heut zu Tage so blind gemacht hat, dass sie
nicht den
Willen, und in Folge dessen auch gleichsam nicht das Vermögen
haben, irgend
eine Göttliche Wahrheit inwendig im Lichte der Sonne oder auch nur
im Lichte
des Mondes zu sehen, sondern nur äusserlich nach irgend einer
rauhen Oberfläche
im Herdlichte bei Nacht, hat sich mir hinlänglich bewahrheitet,
weshalb ich
weissagen kann: Würden die göttlichen Wahrheiten von der
wahren Verbindung der
Liebthätigkeit und des Glaubens, von dem Himmel und der
Hölle, vom Herrn, vom
Leben nach dem Tod, und von der ewigen Seligkeit, mit silbernen
Buchstaben
geschrieben vom Himmel herabgelassen, so würden sie von den
Gerecht= und
Heiligsprechern durch den blossen Glauben nicht des Lesens würdig
geachtet
werden; ganz anders aber, wenn ein Blatt über die Rechtfertigung
durch den
blossen Glauben aus der Hölle heraufgeschoben würde; nach
diesem würden sie
greifen, es küssen, und im Busen nach Hause tragen.
Zweiter Band
Die Heilige Schrift
Geistiges
Bibelverständnis
201.
IV. Der geistige Sinn des
Wortes war bisher unbekannt.
Dass
Alles und Jedes, was in der Natur ist, geistigen Dingen
entspricht, und ebenso Alles und Jedes, was im menschlichen Körper
ist, ist in
dem Werke von dem ‘Himmel und der Hölle’, Nr. 87 bis 105 gezeigt
worden. Was
aber Entsprechung sei, wußte man bisher nicht; in den
ältesten Zeiten hingegen
war sie vollständig bekannt; den für die, welche damals
lebten, war die
Wissenschaft der Entsprechungen die Wissenschaft der Wissenschaften,
und so
allgemein, dass alle ihre Schriften und Bücher in Entsprechungen
geschrieben
waren; das Buch Hiobs, das ein Buch der alten Kirche ist, ist voll von
Entsprechungen. Die Hieroglyphen der Aegypter und auch die Mythen der
Urmenschen waren nichts Anderes; alle alten Kirchen waren Geistiges
vorbildende
Kirchen; ihre Gebräuche und auch die Satzungen, nach welchen ihr
Gottesdienst
eingerichtet war, bestanden aus lauter Entsprechungen, ebenso alle
Dinge der
Kirche bei den Kindern Israel’s; die Brandopfer, die Sühnopfer,
die Speis= und
Trankopfer mit ihren Einzelnheiten waren Entsprechungen; ebenso die
Stiftshütte
mit allen darin befindlichen Dingen; dann auch ihre Feste, z.B. das
Fest der
ungesäuerten Brote, das Laubhüttenfest, und das Fest der
Erstlinge; auch das
Priesterthum Aarons und der Leviten, so wie ihre heiligen
Gewänder; welches
aber die geistigen Dinge waren, denen jene und diese entsprachen, ist
in den zu
London herausgegebenen ‘Himmlischen Geheimnissen’ gezeigt worden;
außerdem
waren auch alle Satzungen und Rechtsverhältnisse, welche ihren
Gottesdienst und
ihr Leben betrafen, Entsprechungen. Da sich also die göttlichen
Dinge in der
Welt in Entsprechungen darstellen, so ist auch das Wort in lauter
Entsprechungen geschrieben worden; weshalb der Herr, weil Er aus dem
Göttlichen
sprach, in Entsprechungen sprach; denn was aus dem Göttlichen ist,
das fällt in
der Natur in Dinge, welche den Göttlichen Dingen entsprechen, und
die dann die
göttlichen Dinge, welche die Himmlischen und geistigen heissen, in
ihrem
Schosse bergen.
Weshalb wird erst jetzt der geistige
Entsprechungssinn der
Bibel wieder offenbart?
206.
Dass die Wissenschaft der Entsprechungen, durch welche der
geistige Sinn des Wortes gegeben wird, nach jenen Zeiten nicht
enthüllt wurde,
geschah deswegen, weil die Christen in der Urkirche gar sehr
einfältig waren,
so dass sie vor ihnen nicht enthüllt werden konnte; denn wäre
sie enthüllt
worden, so hätte sie ihnen nichts genützt, und wäre auch
nicht verstanden
worden. Nach ihren Zeiten brach Finsternis über die ganze
christliche Welt
herein, zuerst durch die ausgestreuten Irrlehren Mehrerer, und bald
nachher
durch die Beschlüsse und Entscheidungen der Nicänischen
Kirchenversammlung
betreffend drei göttliche Personen von Ewigkeit, und betreffend
die Person
Christi, als Sohn Maria’s, und nicht als Sohn Jehovah Gottes; woraus
der
heutige Rechtfertigungsglaube hervorquoll, in welchem man sich an drei
Götter
ihrer Ordnung nach wendet, und von welchem Glauben alle und jede Dinge
der
heutigen Kirche wie die Glieder des Körpers von ihrem Haupte
abhängen; und weil
man alle Theile des Wortes zu Bestätigung dieses Irrglaubens
anwandte, so
konnte der geistige Sinn nicht enthüllt werden; denn wäre er
enthüllt worden,
so würde man auch diesen Sinn auf jenen Glauben angewendet, und
dadurch das
eigentlich Heilige des Wortes entweiht, und so sich den Himmel
gänzlich
verschlossen, und den Herrn von der Kirche entfernt haben.
255. Ich sprach mit
Einigen in
der geistigen Welt, die vor vielen Jahrhunderten gelebt, und sich in
den
falschen Ansichten ihrer Religion bestärkt hatten, und ich fand,
dass sie noch
immer fest in denselben blieben. Ich sprach auch mit Einigen daselbst,
welche
in derselben Religion gewesen waren, und wie jene gedacht, sich aber
nicht in
dem Falschen derselben bestärkt hatten, und ich erfuhr, dass sie,
von Engeln
unterrichtet, das Falsche verworfen und die Wahrheiten angenommen
hätten, und
dass diese selig wurden, jene aber nicht. Jeder Mensch wird nach dem
Tode von
Engeln unterrichtet, und es werden diejenigen angenommen, welche die
Wahrheiten
und aus den Wahrheiten das Falsche sehen; allein die Wahrheiten sehen
blos
diejenigen, die sich im Falschen nicht bestärkt haben, die sich
aber bestärkt
haben, wollen die Wahrheiten nicht sehen, und wenn sie dieselben sehen,
wenden
sie sich ab, und lachen dann entweder darüber oder
verfälschen dieselben;...
256.
Doch dies soll durch ein Beispiel erörtert werden: Im Worte wird
in vielen
Stellen Gott Zorn, Grimm, Rache zugeschrieben, und dass Er strafe, in
die Hölle
werfe, versuche, und dergleichen ehr; wer dies einfältig und wie
ein Kind
glaubt, und deshalb Gott fürchtet,
und sich hütet, gegen ihn zu sündigen,
der wird wegen dieses einfältigen Glaubens nicht verdammt. Wer
sich aber darin
bestärkt, bis dahin, dass er glaubt, dass Zorn, Grimm, Rache, und
somit
Solches, was Sache des Bösen ist, bei Gott sich finde, und dass er
aus Zorn,
Grimm und Rache den Menschen strafe und in die Hölle werfe, der
wird verdammt,
weil er das ächte Wahre zerstört hat; welches ist, dass Gott
die Liebe selbst,
die Barmherzigkeit selbst, und das Gute selbst ist, und wer dieses
alles ist,
nicht zürnen, ergrimmen, noch sich rächen kann; diese Dinge
werden aber Gott im
Worte beigelegt, weil es so erscheint, dergleichen sind
Scheinwahrheiten.
Es
besteht eine Entsprechung aller
Teile des Himmels mit allen Teilen des Menschen (aus Himmel und
Hölle)
96.
Das
Entsprechungsverhältnis der
zwei Reiche des Himmels zum Herzen und der Lunge ist das allgemeine
Entsprechungsverhältnis des Himmels zum Menschen; ein weniger
allgemeines aber
ist das zu den einzelnen Gliedmaßen, Organen und inneren Teilen
desselben; und
welcherlei dieses sei, soll nun auch gesagt werden: Diejenigen im
Größten Menschen, das ist im
Himmel, die sich
im Haupt befinden, sind vor den übrigen in allem
Guten; denn sie sind in der Liebe, im Frieden, in der Unschuld, Weisheit,
Einsicht, und
hieraus in der Freude und Seligkeit; diese fließen in das
Haupt und in alle Dinge ein, die beim
Menschen zum Haupt gehören, und entsprechen ihnen. Diejenigen im
Größten
Menschen, das ist im
Himmel, die sich in der Brust befinden, sind im Guten der
Liebtätigkeit und des Glaubens und
fließen auch in
die Brust des Menschen ein und entsprechen ihr.
Diejenigen aber im Größten Menschen oder dem Himmel, die sich in den Lenden
und in den
Zeugungsorganen daselbst befinden, sind in der ehelichen Liebe.
Die in den Füßen sich befinden,
sind im letzten Guten des
Himmels, welches Gute das geistig Natürliche heißt. Die sich
in den Armen
und Händen befinden sind in
der Macht des Wahren aus dem Guten. Die in den Augen
Befindlichen sind im Verstand. Die in den Ohren sind im Aufmerken und
Gehorsam. Die in
der Nase sind in der Wahrnehmung [in perceptione].
Die im Mund und in der Zunge Be findlichen sind
in der
Redefertigkeit [in
sermocinatione] aus dem Verstand und der Wahrnehmung. Die in den
Nieren
Befindlichen sind in dem sichtenden, ausscheidenden
und zurechtweisenden Wahren. Die in der Leber, Gekrösedrüse und Milz Befindlichen sind in
mannigfaltiger
Reinigung des Guten und Wahren:
anders wieder bei den übrigen. Sie fließen in die
ähnlichen Teile des
Menschen ein und entsprechen ihnen. Der Einfluß
des Himmels geht in die
Verrichtungen
[functiones] und Nutzzwecke [usus] der Glieder ein, und die Nutzzwecke, weil sie aus der
geistigen Welt
stammen, gestalten sich in solche
Dinge, die in der natürlichen Welt sind, und stellen sich so in
der Wirkung dar; daher
rührt die Entsprechung.
97.
Daher
kommt, daß durch ebendieselben Gliedmaßen, Organe und inneren Teile [viscerea]
im Wort
ähnliches bezeichnet wird, denn in diesem hat
alles seine Bedeutung gemäß den Entsprechungen; durch das
Haupt wird daher die Einsicht
und Weisheit bezeichnet; durch
die Brust die Liebtätigkeit; durch die Lenden die eheliche Liebe;
durch die
Arme und Hände die Macht
des Wahren;
durch die Füße das Natürliche; durch die Augen der Verstand; durch die Nase die
Wahrnehmung [perceptio];
durch die Ohren der
Gehorsam; durch
die Nieren die Sichtung [lustratio] des Wahren, und so weiter1. Daher kommt auch,
daß der
Mensch zu sagen pflegt, wenn von einem
Einsichtsvollen und Weisen [die Rede ist], er habe Kopf; von demjenigen,
der in der Liebtätigkeit steht, er sei ein Busenfreund; von
demjenigen, der in der
Wahrnehmung ist, er habe eine scharfe
Nase; von dem, der in der Einsicht
ist, er habe ein scharfes Auge; von dem, der in der Macht ist, er habe
weitreichende [oder lange] Hände; von dem, der aus Liebe will, [er
wolle es]
von Herzen; diese und viele andere Redensarten des Menschen rühren von der Entsprechung her;
denn dergleichen
stammen aus der geistigen
Welt,
obgleich der Mensch es nicht weiß.
106. Mit einem Wort,
alle Dinge, die
in der Natur entstehen, von ihrem Kleinsten
bis zum Größten, sind Entsprechungen1. Sie sind
aber Entsprechungen,
weil die natürliche Welt mit all dem Ihrigen aus der geistigen
Welt entsteht und besteht, und
beide aus dem Göttlichen;
wir sagen, daß sie [so] auch bestehe,
weil alles davon besteht, wovon es entstanden ist [denn das Bestehen
ist ein
fortwährendes Entstehen], und weil nichts bestehen kann
durch sich, sondern durch
ein ihm
Vorhergehendes, somit durch das Erste; wird
es also von diesem getrennt, so geht es völlig zugrunde und
verschwindet.
Die
zehn
Gebote
289.
Dass die zehn
Gebote im geistigen und im himmlischen Sinne in allumfassender Weise
alle
Vorschriften der Lehre und des Lebens, somit alles, was zum Glauben und
zur
Liebthätigkeit gehört, in sich schliessen, hat seinen Grund
darin, dass das
Wort im Buchstabensinn in Allem und Jedem desselben, oder im Ganzen und
in
jedem Theil, zwei inwendigere Sinne birgt, einen, welcher der geistige
heisst,
und einen andern, welcher der himmlische heisst, und das in diesen
Sinnen die
göttliche Wahrheit in ihrem Licht, und die göttliche
Güte in ihrer Wärme ist.
Da nun das Wort im Ganzen und in jedem Theil von dieser Art ist, so ist
nothwendig, dass die zehn Gebote des Dekalogs nach diesen drei Sinnen,
welche
der natürliche, der geistige und der himmlische heissen,
erklärt werden.
Erstes Gebot.
Es soll kein
anderer Gott vor Meinem Angesicht sein.
295.
Der himmlische Sinn dieses Gebotes ist,
dass
Jehovah, der Herr, der Unendliche, der Unermessliche und der
Ewige ist
dass
Er der Allmächtige, der Allwissende und der Allgegenwärtige
ist,
dass Er der Erste und der Letzte ist, der Anfang und das Ende, welcher
War, Ist
und Sein wird, dass Er die Liebe selbst und die Weisheit selbst, oder
das gute
selbst und das Wahre selbst, folglich das Leben selbst, somit der
Einzige ist,
aus dem Alles ist.
296.
Viele, welche
einen andern Gott, als den Herrn und Heiland Jesus Christus, welcher
Jehovah
Gott selbst in menschlicher Gestalt ist, anerkennen und verehren,
sündigen
wider dieses erste Gebot; ebenso auch die, welche drei göttliche
Personen von
Ewigkeit als wirklich existirend sich einreden; je wie sich diese in
solchem
Irrthum bestärken, werden sie mehr und mehr natürlich und
fleischlich, und
können dann keine göttliche Wahrheit inwendig begreifen, und
wen sie dieselben
hören und aufnehmen, so beflecken und umhüllen sie dieselbe...
Zweites Gebot.
Du sollst den Namen
Jehovah’s, deines Gottes, nicht in’s Eitle ziehen; denn nicht
ungestraft wird
Jehovah denjenigen lassen, der Seinen Namen in’s Eitle zieht.
Dass der Name
Jehovah Gottes an sich heilig ist, zeigt sich an dem Namen, sofern die
Juden
nach ihrer ersten zeit nicht wagten und auch jetzt nicht wagen, den
Namen
Jehovahs auszusprechen, und das ihretwegen auch die Evangelisten und
Apostel es
nicht wollten, und daher statt “Jehovah” sagen “der Herr”,..
Dass
das
Göttlich=Menschliche des Herrn unter dem Namen Jehovah Gottes im
himmlischen
oder höchsten Sinne verstanden wird, erhellt aus folgenden
Stellen: Jesus
sprach: “Vater, verherrliche Deinen Namen, und es kam eine Stimme aus
dem
Himmel, welche sprach: Ich habe ihn nicht nur verherrlicht, sondern
werde ihn
auch ferner verherrlichen,” Joh 12,28. “Alles, was ihr bitten werdet in
Meinem
Namen, das will Ich thun, damit der Vater verherrlicht werde im Sohne;
wenn ihr
etwas bitten werdet in Meinem Namen, so werde Ich es thun,” Joh
14,13.14. Im
Gebet des Herrn wird durch “Geheiligt werde Dein Name,” im himmlischen
Sinn
auch nichts Anderes bezeichnet, desgleichen durch den Namen, 2.Mose
23,21; Jes
63,16.
Drittes Gebot.
Gedenke des
Sabbathtages, dass du ihn heiligest;
302. Durch dieses
Gebot wird im geistigen Sinn bezeichnet des Menschen Umbildung und
Wiedergeburt
vom Herrn; durch die sechs Tage der Arbeit der Kampf gegen das Fleisch
und
seine Begierden, und zugleich dann gegen das Böse und Falsche, das
bei ihm aus
der Hölle ist; und durch den Siebenten Tag wird die Verbindung mit
dem Herrn
und die Wiedergeburt dadurch bezeichnet;
303.
Im himmlischen
Sinn wird unter diesem Gebot verstanden die Verbindung mit dem Herrn
und er
Friede, welcher alsdann Statt hat, weil Schutz vor der Hölle; denn
durch den
Sabbath wird die Ruhe, und im höchsten Sinn der Friede bezeichnet;
weshalb der
Herr der Fürst des Friedens heisst,..
Viertes Gebot.
Ehre deinen Vater
und deine Mutter, damit deine Tage verlängert werden, und es dir
wohl gehe auf
Erden.
306. Im geistigen
Sinn wird unter: den Vater und die Mutter ehren, verstanden Gott und
die Kirche
verehren und lieben;...
307.
Im himmlischen
Sinn wird unter dem Vater verstanden unser Herr Jesus Christus, und
unter der
Mutter die Gemeinschaft der Heiligen, unter welcher Seien durch den
ganzen
Erdkreis zerstreute Kirche verstanden wird.
Fünftes Gebot.
Du sollst nicht
töten
311.
Im himmlischen
Sinne wird unter Töten verstanden, dem Herrn vermessen
zürnen, Ihn hassen, und
Seinen Namen vertilgen wollen; solche sind die, von welchen es heisst,
dass sie
Ihn kreuzigen; was sie auch thun würden, gerade wie die Juden,
wenn Er, wie
früher, in die Welt käme; dies wird verstanden unter dem
Lamm, das stand wie
gemordet, Offenb 5,6; 13,8., und unter dem Gekreuzigten, Offenb 11,8;
Hebr 6,6;
Gal 3,1..
Sechstes Gebot.
Du sollst nicht
ehebrechen.
314. Im geistigen
Sinne wird unter Ehebrechen verstanden, das Gute des Wortes
schänden, und seine
Wahrheiten verfälschen;
315.
Im himmlischen
Sinn wird unter Ehebrechen verstanden die Heiligkeit des Wortes
leugnen, und es
entheiligen; dass dies in diesem Sinne verstanden wird, folgt aus dem
vorigen
geistigen Sinne, welcher ist sein Gutes schänden und seine
Wahrheiten
verfälschen. Die Heiligkeit des Wortes leugnen und entweihen die,
welche alles,
was die Kirche und Religion betrifft, im Herzen verlachen; denn alles,
was zur
Kirche und Religion gehört, ist in der christlichen Welt aus dem
Wort.
Siebentes Gebot.
Du sollst nicht
stehlen.
318. Im geistigen
Sinn wird unter stehlen verstanden, Andere der Wahrheiten ihres
Glaubens
berauben, was durch Falsches und Ketzerisches geschieht. Priester,
welche blos
des Gewinnes wegen oder um zu Ehren zu gelangen dienen, und Dinge
lehren, von
welchen sie sehen oder aus dem Worte sehen können, dass sie nicht
wahr sind,
sind geistige Diebe,
319.
Im himmlischen
Sinn werden unter den Dieben die verstanden, welche dem Herrn die
göttliche
Gewalt entziehen; dann auch die, welche Sein Verdienst und Seine
Gerechtigkeit
sich zueignen; diese, obgleich sie Gott anbeten, vertrauen doch nicht
Ihm,
sondern sich, und glauben auch nicht an Gott, sondern an sich.
Achtes Gebot.
Du
sollst nicht
gegen deinen Nächsten als falscher Zeuge antworten.
322. Im geistigen
Sinn wird unter falsch zeugen verstanden überreden, dass das
Falsche des
Glaubens das Wahre des Glaubens sei, und dass das böse des Lebens
das Gute des
Lebens sei, und umgekehrt,...
323.
Im himmlischen
Sinne wird unter falsch zeugen verstanden den Herrn und das Wort
lästern, und
so die Wahrheit selbst aus der Kirche verdrängen, denn der Herr
ist die
Wahrheit selbst, und in gleicher Weise das Wort.
Neuntes und zehntes Gebot.
Du
sollst dich nicht
gelüsten lassen des Hauses deines Nächsten, du sollst dich
nicht gelüsten
lassen des Weibes deines Nächsten, noch seines Knechts, noch
seiner Magd, noch
seines Ochsen, noch seines Esels, noch irgend etwas, das dein
Nächster hat.
...weil
diese beiden Gebote Einen Inhalt zusammen bilden, und 2.Mose
20,17 und 5.Mose 5,18 Einen Vers, so unternahm ich, von diesen beiden
Geboten
zugleich zu handeln, jedoch nicht darum, dass ich wollte, dass sie in
ein Gebot
verbunden würden; sie sollen vielmehr wie zuvor in zwei abgetheilt
werden, weil
diese Gebote die zehn Worte heissen, 2.Mose 34,28; 5.Mose 4,13; 10,4.
Kurz,
die beiden Gebote beziehen sich, im geistigen Sinne verstanden,
auf alles das, was oben im geistigen Sinne angeführt worden ist,
als solches
zurück, das nicht begehrt werden soll; ebenso auf alles, was oben
als ihr
Inhalt im himmlischen Sinn aufgeführt wurde, dieses aber wieder
anzuführen,
wäre überflüssig.
328.
Die Begierden des Fleisches, der Augen und der übrigen Sinne,
getrennt von den Begierden, das heisst, den Neigungen, Verlangen und
Lustreizen
des Geistes, sind ganz gleich den Begierden der Thiere; weshalb sie an
sich
thierische Wildheit haben; die Neigungen des Geistes hingegen sind wie
die der
Engel, und daher wahrhaft menschlich zu nennen; in wieweit daher jemand
den
Begierden des Fleisches fröhnt, in so weit ist er Thier und wildes
Thier; in
wie weit er hingegen den Verlangen des Geistes huldigt, in so weit ist
er
Mensch und Engel.
330.
Oben wurde bemerkt, in wie weit der Mensch das Böse fliehe, in so
weit wolle er das Gute; der Grund ist: weil das Gute und das Böse
Gegensätze
sind; denn das Böse ist aus der Hölle und das Gute ist aus
dem Himmel; in wie
weit daher die Hölle, das heisst, das Böse entfernt wird, in
so weit nahet sich
der Himmel und hat der Mensch sein Absehen auf das Gute. Dass dem so
sei,
stellt sich deutlich heraus an acht Vorschriften der zehn Gebote, wenn
man sie
aus diesem Gesichtspunkt betrachtet, als:
I. In
wie weit jemand nicht andere Götter verehrt, in so weit verehrt
er den wahren Gott.
II. IN
wie weit jemand nicht den Namen Gottes in’s Eitle zieht, in so
weit liebt er das, was von Gott ist.
III.
In wie weit jemand nicht morden, noch aus Hass und Rache handeln
will, in so weit will er dem Nächsten wohl.
IV. In
wie weit jemand nicht Unzucht treiben will, in so weit will er
keusch mit seinem Weibe leben.
V. In
wie weit jemand nicht stehlen will, in so weit folgt er der
Redlichkeit.
VI. In
wie weit jemand nicht falsch zeugen will, in so weit will er das
Wahre denken und reden.
VII.
und VIII. In wie weit jemand nicht begehrt was des Nächsten ist,
in so weit will er, dass dem Nächsten aus dem Seinigen wohl sei.
Hieraus erhellt,
dass die Vorschriften der zehn Gebote alles in sich enthalten, was zur
Liebe
gegen Gott und zur Nächstenliebe gehört; weshalb Paulus sagt:
Wer den Andern
liebt, hat das Gesetz erfüllt; denn jenes: du sollst nicht Unzucht
treiben,
nicht morden, nicht stehlen, nicht falsch zeugen, dich nicht
gelüsten lassen,
und so ein ander Gebot mehr ist, das fasst sich in diesem Wort
zusammen; du
sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst; die Liebe thut dem
Nächsten
nichts Böses. Des Gesetzes Erfüllung ist also die Liebe,”
Röm 13,8.9.10.
Dass der Mensch sich selbst vom Bösen
reinigen, und nicht
erwarten soll, dass der Herr dies unmittelbar thue, ist
vergleichungsweise so,
wie wenn ein Knecht mit von Russ und Koth besudeltem Gesicht und Kleid
einhergehend zu seinem Herrn träte, und sagte: Herr, wasche mich
ab! Würde
nicht der Herr zu ihm sagen: Thörichter Knecht, was sprichst du?
siehe, hier
ist Wasser, Seife und Leintuch; hast du nicht Hände und Kraft in
ihnen? wasche
dich selbst ab! und Gott der Herr wird sagen: Es gibt Mittel der
Reinigung von
Mir, und auch dein Wollen und dein Können ist von Mir; gebrauche
also diese
Meine Geschenke und Gaben wie die deinigen, so wirst du rein werden,
und so
weiter. Dass der äussere Mensch gereinigt werden müsse,
jedoch durch den
innern, lehrt der Herr bei Matthäus Kap. 23 von Anfang bis zu Ende.
Der Glaube
...der Glaube nämlich, unter welchem auch das
Wahre
verstanden wird, ist das Erste der Zeit nach, die Liebthätigkeit
hingegen,
unter welcher auch das Gute verstanden wir, ist das Erste dem Endzweck
nach,
und das, was das Erste dem Endzweck nach ist, das ist in Wirklichkeit
das
Erste, weil das Vorzüglichere, somit auch das Erstgeborne;...
337. Dass der
seligmachende Glaube der an Gott den Heiland ist, hat seinen Grund
darin, dass
Er Gott und Mensch ist, und Er im Vater und der Vater in Ihm ist, und
so Eins;
daher die, welche sich an Ihn wenden, sich zugleich auch an den Vater,
und so
an den Einen und einzigen Gott wenden, und einen seligmachenden Glauben
an
einen Andern gibt es nicht. Dass man glauben, das heisst, Glauben haben
solle
an den Sohn Gottes, den Erlöser und Heiland, empfangen von Jehovah
und geboren
von Maria, der Jungfrau, genannt Jesus Christus, ergibt sich aus den
häufig von
Ihm selbst und nachher von den Aposteln wiederholten Geboten. Dass der
Glaube
an Ihn von Ihm geboten ist, erhellt deutlich aus folgenden Stellen:
”Jesus
sagte: dies ist der Wille des Vaters, der Mich gesandt hat, dass Jeder
der den
Sohn sieht, und an Ihn glaubt, das ewige Leben habe, und Ich ihn
auferwecke am
letzten Tage,” Joh 6,40. ”Wer an den Sohn glaubt, hat das ewige Leben,
wer aber
dem Sohne nicht glaubt, wird das Leben nicht sehen, sondern der Zorn
Gottes
bleibt über ihm,” Joh 3,36.
[Paulus sagte] “Er
habe die Gerechtigkeit, die aus dem Glauben Christi, die Gerechtigkeit,
die aus
Gott dem Glauben zu Theil wird,” Phil 3,9. ”Hier sind die Gottes Gebote
halten,
und den Glauben Jesu Christi,” Offenb 14,12. ”Durch den Glauben,
welcher ist in
Christo Jesu,” 2. Timoth 3,15. ”In Jesu Christo gilt nur der Glaube,
der durch
die Liebe thätig ist,” Gal 5,6. Hieraus kann erhellen, welcher
Glaube von
Paulus verstanden wurde in dem heut zu Tage in der Kirche so viel
angeführten
Ausspruche: ”So schließen wir also, dass der Mensch durch den
Glauben
gerechtfertigt werde, ohne die Werke des Gesetzes,” Röm 3,28.,
nämlich nicht
der an Gott den Vater, sondern an Seinen Sohn, noch weniger der an drei
Götter
der Reihe nach, an Einen, von welchem, an einen Andern, wegen dessen,
und an
einen Dritten, durch welchen. Dass man in der Kirche glaubt, ihr
Dreipersönlichkeitsglaube sie in jenem Ausspruch von Paulus
verstanden worden,
kommt daher, dass die Kirche vierzehn Jahrhunderte hindurch, oder seit
dem
Nizänischen Konzil, keinen andern Glauben anerkannte, und daher
auch von keinem
andern wußte, und so dafür hielt, derselbe sei der einzige,
und einen andern könne
es nicht geben; wo immer denn im Wort des Neuen Testaments der Glaube
gelesen
wird, da glaubt man, dieser sei es, und bezog auf ihn den ganzen Inhalt
der
Stelle; in Folge dessen ging der einzig seligmachende Glaube, welcher
der an
Gott den Heiland ist, zu Grunde, und daher auch schlichen sich so viele
Trugschlüsse und so viele widersinnige, der gesunden Vernunft
widerstreitende
Sätze in ihre Lehren ein. Denn die ganze Lehre der Kirche, welche
den Weg zum
Himmel, oder zur Seligkeit, lehren und zeigen soll, hängt vom
Glauben ab; und
weil, wie gesagt, so viele Trugschlüsse und Widersinnigkeiten in
ihnen
eingeschlichen sind so war nothwendig, dass man als Dogma ausrief, der
Verstand
müsse gefangen genommen werden unter den Gehorsam des Glaubens. Da
nun in dem
Paulinischen Ausspruch, Röm 3,18.,, unter dem Glauben nicht der
Glaube an Gott
den Vater, sondern an Seinen Sohn verstanden wird, und unter den Werken
des
Gesetzes daselbst nicht verstandne werden die Werke des Gesetzes der
zehn
Gebote, sondern die Werke des mosaischen Gesetzes für die Juden,
wie dies aus
den darauf folgenden Worten, und auch aus ähnlichen in dem Briefe
an die
Galater, Kap 2,14.15. erhellt, so fällt der Grundstein des
heutigen Glaubens,
und mit ihm der darauf gebaute Tempel, wie ein in die Erde versinkendes
Haus,
das nur noch mit der Dachspitze hervorragt.
339. Dass man
glauben, das heisst, den Glauben haben soll an Gott den Heiland Jesus
Christ,
hat seinen Grund darin, dass derselbe auf einen sichtbaren Gott
gerichtet ist,
in welchem der unsichtbare ist, und der Glaube an einen sichtbaren
Gott,
welcher Mensch und zugleich Gott ist, in den Menschen eingeht;...
mit Einem Wort, der
Glaube an einen
unsichtbaren Gott ist
in Wirklichkeit ein blinder, weil das menschliche Gemüth seinen
Gott nicht
sieht und das Licht dieses Glaubens, weil es nicht ein geistig
natürliches ist,
ist ein unächtes Licht; und dieses Licht ist wie das Licht im
Leuchtwurm, und
wie das Licht in Sümpfen oder auf schwefelhaltigen Schollen zur
Nachtzeit, und
wie das Licht an faulendem Holze. Aus diesem Lichte entsteht nichts
Anderes,
als was der Phantasie angehört, in der man das Erscheinende
für seiend hält,
während es doch nichts ist; der Glaube an einen unschaubaren Gott
leuchtet mit
keinem andern Licht, und besonders wenn man denkt, dass Gott ein Geist
sei, den
Geist aber sich als Aether denkt; was folgt daraus Anderes, als dass
der Mensch
zu Gott aufsieht, wie er zum Aether aufsieht, und so Ihn im Weltall
sieht, und
wenn er Ihn in diesem nicht findet, die Natur des Weltalls für
Gott hält? Aus
dieser Quelle stammt der heut zu Tage herrschende Naturalismus; sagt
nicht der
Herr, dass niemand je die Stimme des Vaters gehört, noch seine
gestalt gesehen
habe, Joh 5,37., und auch: niemand hat Gott je gesehen, und: der
Eingeborne Sohn,
der im Schoß des Vaters ist, Er hat [Ihn] geoffenbart, Joh 1,18.
Nicht hat
jemand den Vater gesehen, ausser der bei dem Vater ist; Er hat den
Vater
gesehen, Joh 6,46. Ferner, niemand komme zum Vater, ausser durch Ihn,
Joh 14,6.
und weiter, dass den Vater derjenige Mensch sehe und erkenne, der Ihn
sieht und
erkennt, Joh 14,7., folg.? Ein anderer dagegen ist der Glaube an Gott
den
Heiland; weil dieser Gott und Mensch ist, und angegangen und mit dem
Gedanken
geschaut werden kann, so ist der Glaube nicht unbegrenzt, sondern hat
einen
Anfangs= und einen Endpunkt, und bleibt, wenn er einmal aufgenommen
ist, wie
wenn jemand einen Kaiser oder König gesehen hat, so oft er sich
dessen
erinnert, ihr Bild zurückkehrt. Das Schauen dieses Glaubens ist
wie bei Einem,
der eine glänzend weiße Wolke, und in deren Mitte einen
Engel gesehen hat, der
den Menschen zu sich einladet, damit er in den Himmel erhoben werde. So
erscheint der Herr denen, die den Glauben an Ihn haben, und naht sich
Jedem,
der ihn erkennt und anerkennt, welches geschieht, so wie derselbe Seine
Gebote
kennt und thut, welche sind, das Böse fliehen und das Gute thun;
und zuletzt
kommt Er in sein Haus, und macht zusammt dem Vater, der in Ihm ist,
Wohnung bei
ihm, nach den Worten bei Johannes: Jesus sagte: Wer Meine Gebote hat,
und sie
thut, der ist es, der Mich liebet; und wer Mich liebt, der wird von
meinem
Vater geliebt werden, und Ich werde ihn lieben, und Mich ihm
offenbaren, und
wir werden zu ihm kommen, und Wohnung bei ihm machen,” Kap 14,21.23.
Dies ist
geschrieben worden in Gegenwart der zwölf Apostel des Herrn,
welche, als ich
dies schrieb, vom Herr zu mir gesandt wurden.
Die
Liebthätigkeit oder die
Nächstenliebe
und
die
guten Werke.
392. Es ist vom Glauben gehandelt worden, nun folgt von der Liebthätigkeit, weil der Glaube und die Liebthätigkeit verbunden sind wie das Wahre und Gute, und diese beiden wie das Licht und die Wärme zur Zeit des Frühlings; so wird gesagt, weil das geistige Licht, welches das Licht ist, das aus der Sonne der geistigen Welt hervorgeht, seinem Wesen nach das Wahre ist, weshalb das Wahre in jener Welt, wo immer es erscheint, je nach seiner Reinheit mit Glanz leuchtet, und die geistige Wärme, welche gleichfalls aus jener Sonne hervorgeht, ihrem Wesen nach das Gute ist. Dies ist gesagt worden, weil es sich mit der Liebthätigkeit und dem Glauben in ähnlicher Weise verhält, wie mit dem Guten und Wahren; denn die Liebthätigkeit ist der Inbegriff aller Dinge des Guten, die der Mensch dem Nächsten erweist, und der Glaube ist der Inbegriff aller Dinge des Wahren, die der Mensch denkt über Gott und über die göttlichen Dinge.
393. Unverbrüchliche Wahrheit ist, dass der Glaube und die Liebthätigkeit nicht getrennt werden können, wenn dem Menschen geistiges Leben, und somit Seligkeit zu Theil werden soll;...
...wer sieht nicht aus einer gewissen
innern
Anschauung,
und stimmt folglich nicht mit dem Verstande bei, wenn er jemand sagen
hört,
dass wer gut lebt und recht glaubt, selig werde? Und wer wirft es nicht
aus dem
Verstand, wie jenen in’s Auge gefallenen Splitter aus, wenn er
hört, dass wer
recht glaubt, und nicht gut lebt, auch selig werde? Denn es dringt sich
ihm in
Folge inwendiger Wahrnehmung sogleich der Gedanke auf: wie kann jemand
recht
glauben, während er doch nicht gut lebt, und was ist alsdann das
Glauben
anderes, als die Figur eines gemalten Glaubens, und nicht ein
lebendiges Bild
desselben?
Es
gibt drei allgemeine Liebesgattungen, die Liebe des
Himmels, die Liebe der Welt und die Liebe zu sich.
...unter
der Liebe des Himmels wird die Liebe zum Herrn und auch die Liebe gegen
den
Nächsten verstanden...
Die Liebe zur Welt ist nicht blos die Liebe zu
zeitlichen
Gütern und Besitzthümern, sondern auch die Liebe zu allem,
was die Welt
darreicht, und die Sinne des Körpers ergötzt...
Die Liebe zu sich ist nicht blos die Liebe zu
Ehre, Ruhm,
Geltung, Vorrang, sondern auch die Liebe, sich für Aemter zu
befähigen, und
sich dieselben zu verschaffen, und so über Andere zu herrschen.
... hier mag nur bemerkt werden, dass jene drei
Liebesgattungen
alsdann einander gehörig untergeordnet sind, wenn die Liebe des
Himmels das
Haupt, die Liebe der Welt die Brust und den Leib, und die Liebe zu sich
die
Füsse und Fussohlen bildet.
Diese drei Liebesgattungen sind im Wirken wie
der Wille,
der Verstand und die Handlung; der Wille fliesst ein in den Verstand,
und
versieht sich da mit den Mitteln, durch welche er die Handlung
hervorbringt.
Doch hierüber wird man Mehreres sehen im folgenden Abschnitt, in
welchem
nachgewiesen werden wird, dass jene drei Liebesgattungen, wenn sie
einander
gehörig untergeordnet sind, den Menschen vervollkommnen, wenn sie
aber einander
nicht gehörig untergeordnet sind, ihn verkehren und umwenden.
Der Mensch hat zwei Vermögen, welche sein
Leben
ausmachen, das eine heisst der Wille, und das andere der Verstand; sie
sind
unter sich geschieden, jedoch so geschaffen, dass sie Eins ausmachen,
und wenn
sie Eins sind, so heissen sie das Gemüth;...
Nichts ist wichtiger zu wissen, als wie Wille und Verstand Ein Gemüth ausmachen; sie machen Ein Gemüth aus, wie das Gute und das Wahre Eins ausmachen; denn es besteht eine gleiche Ehe zwischen Willen und Verstand, wie zwischen dem Guten und Wahren;
...die Verbindung des Guten und Wahren heisst
im Himmel
eine himmlische Ehe; denn in dieser Ehe sind alle, welche dort sind.
wie alles im Weltall, was der göttlichen
Ordnung gemäss
ist, sich auf das Gute und Wahre bezieht, so auch alles, was gegen die
göttliche Ordnung ist, sich auf das Böse und Falsche
zurückbezieht,….
Niemand, der im Bösen und dem Falschen
daraus ist, durch
Begründung und Leben, kann wissen, was Gut und Wahr ist, weil er
sein Böses für
Gutes, und in Folge dessen sein Falsches für Wahres hält;
Jeder hingegen, der
im Guten und dem Wahren daraus ist durch Begründung und Leben,
kann wissen, was
böse und falsch ist; der Grund ist, weil alles Gute und dessen
Wahres seinem
Wesen nach Himmlisches ist, alles Böse dagegen und alles Falsche
daraus seinem
Wesen nach Höllisches ist, alles Himmlische aber im Licht, und
alles Höllische
in der Finsternis ist.”
409. Und ich habe aus dem Himmel gehört,
dass der Herr
Jeglichem seine Sünden vergibt, und niemals rächt, ja nicht
einmal zurechnet,
weil Er die Liebe selbst und das Gute selbst ist, dass aber gleichwohl
die
durch die Sünden nicht abgestreift sind, denn diese werden nur
durch die Busse
abgestreift; denn wenn Er zu Petrus sagte, er solle siebzigmal
siebenmal
vergeben, was wird nicht der Herr thun?
IX. Die
Wohlthaten
der Liebthätigkeit bestehen darin, den Armen zu geben und den
Nothleidenden
Hilfe zu leisten, jedoch mit Klugheit.
In dem gemeinen Glauben liegt, dass die
Liebthätigkeit
nichts anderes sei, als den Armen geben, den Nothleidenden beistehn,
Sorge für
Wittwen und Waisen tragen, Beiträge geben zu Erbauung von
Spitälern, Krankenhäusern,
Pilgerhäusern, Waisenhäusern, besonders aber zu Kirchen, und
zu deren
Ausschmückung und Dotirung; Allein Vieles hievon ist nicht die
eigentliche
Liebthätigkeit, sondern Aeusserliches derselben. Diejenigen,
welche die
Liebthätigkeit in solche Wohlthaten setzen, können nicht
anders als ein
Verdienst in diese Werke setzen, und obwohl sie mit dem Munde bekennen,
sie
wollen nicht, dass dieselben Verdienste seien, so liegt doch inwendig
bei ihnen
der Glaube an Verdienst. Dies stellt sich deutlich nach dem Tode an
ihnen
heraus; denn sie zählen dann ihre Werke auf, und verlangen die
Seligkeit als
Lohn; es wird aber alsdann untersucht, aus welchem Ursprung und somit
von
welcher Beschaffenheit dieselben sind, und wenn man findet, dass sie
entweder
aus dem Hochmuth oder dem Haschen nach Ruhm, oder aus blosser
Freigebigkeit,
oder aus Freundschaft, oder aus blos natürlicher Neigung, oder aus
Heuchelei
hervorgegangen sind, so werden sie dann nach diesem Ursprung gerichtet,
denn
die Beschaffenheit des Ursprungs wohnt den Werken inne; ächte
Liebthätigkeit
aber geht aus denen hervor, welche dieselbe sich angeeignet haben aus
Gerechtigkeit und Urtheil bei den Werken, die sie thun ohne ein Absehen
auf
Lohn, gemäss den Worten des Herrn, Luk 14,12.13.14. Diese nennen
die Dinge der
oben erwähnten Art auch Wohlthaten, so wie auch Pflichten, [bei
ihnen] jedoch
sind es Werke der Liebthätigkeit.
428. Solche, die von Geburt her mitleidig sind,
und ihr
natürliches Mitleiden nicht dadurch zu einigem geistigen machen,
dass sie es aus
ächter Liebthätigkeit üben, die glauben,
Liebthätigkeit sei, jeglichem Armen
geben, und jedem Nothleidenden beistehn, ohne vorher zu untersuchen, ob
dieser
Arme und Nothleidende gut oder böse ist; den sie sagen, dies sei
nicht
nothwendig, weil Gott blos auf die Hilfe und das Almosen sehe. Allein
diese
werden nach dem Tode wohl unterschieden und ausgesondert von denen,
welche die
Wohlthaten der Liebthätigkeit mit Klugheit gethan hatten; denn
die, welche
dieselben aus jener blinden Idee von Liebthätigkeit gethan hatten,
thun dann
eben so wohl den Bösen, als den Guten wohl, und die bösen
thun dadurch Böses,
und beleidigen durch dieses die Guten; und deshalb haben solcherlei
Wohlthäter
auch Schuld an der Verletzung der Guten; ...
439. Ein
Verdienst in die Werke setzen, die um der Seligkeit willen gethan
werden, ist verdammlich, denn es liegt darin
Böses verborgen,
von dem der Thäter nichts weiss; es liegt darin verborgen die Läugnung des Einfliessens und Einwirkens
Gottes in den Menschen, das
Vertrauen auf eigene Kraft in Dingen des Heils, der Glaube an sich
und nicht an Gott, die
Selbstrechtfertigung, die Seligmachung durch
eigene Kräfte, die Vernichtung der göttlichen Gnade
und Barmherzigkeit, die Verwerfung der Umbildung und
Wiedergeburt durch
göttliche Mittel; insbesondere
die
Schmälerung des Verdienstes und der Gerechtigkeit
des Herrn Gott Heilandes, die ein Solcher sich zueignet; überdies
ein
beständiges Absehen
auf Lohn, den
Solche als den ersten und letzten
Zweck im Auge haben; die Ersäufung und Auslöschung
der Liebe zum Herrn und der Liebe gegen
den Nächsten, eine gänzliche Unwissenheit und Unempfänglichkeit für das
Angenehme der himmlischen Liebe, das
ohne Anspruch auf Verdienst ist,
und blosses
Gefühl der Selbstliebe;
440. Allein [darauf] denken, dass man in den Himmel komme, und dass man deshalb das Gute
thun müsse, heisst nicht sein Absehn
auf den Lohn als Endzweck haben,
und
ein Verdienst in die Werke setzen; denn darauf denken auch die, welche den
Nächsten wie sich
selber, und Gott über
alles lieben; denn
diese denken so aus dem
Glauben an
die Worte des Herrn, dass ihr Lohn
gross sein werde in
den
Himmeln, Matth 5,11.12;
6,1; 10,41.42;
Luk
6,23.35; 14,12.13.14; Joh 4,36. Dass die, welche Gutes
gethan haben, als
Erbschaft besitzen werden
das von
Gründung der Welt an
bereitete Reich,
Matth 25,34. Dass Jeglichem vergolten werden nach seinen Werken,
Matth 16,27; Joh
5,29; Offenb
14,13;
20,12.13; Jerem
25,14; 32,19;
Hosch 4,9; Sach 1,6 und anderwärts.
Diese sind
nicht in der Zuversicht des Lohnes in Folge von Verdienst, sondern im Glauben an die
Verheißung aus
Gnade; diesen ist die Freude, dem Nächsten
Gutes zu thun, der Lohn;
diese Freude
haben die Engel im Himmel, und sie ist eine geistige Freude,
welche ewig
ist, und jede natürliche
Freude unendlich
übersteigt; die, welche in dieser Freude sind, wollen nichts von Verdienst hören,
denn sie lieben das Thun, undempfinden
darin Glückseligkeit, und Solche betrüben sich, wenn
man glaubt, sie
thun es um der Vergeltung
willen; sie sind wie die, welche
den
Freunden Gutes thun um
der
Freundschaft willen, dem Bruder um der Brüderschaft
willen, der Frau und den Kindern um der Frau und der Kinder willen, dem
Vaterland um des Vaterlandes
willen, somit aus Freundschaft und
Liebe; die, welche wohl
thun, sagen
auch und überzeugen andere
davon,
dass sie es nicht um ihret= sondern um jener willen thun.
XIV.
Das sittliche Leben ist Liebthätigkeit, wenn es zugleich
geistig ist.
443.
Jeder Mensch lernt von den Eltern und Lehrern sittlich leben, das
heisst, eine
bürgerlich gute Person vorstellen und die Pflichten der
Ehrenhaftigkeit
erfüllen, welche sich auf die mancherlei Tugenden beziehen, die
die
wesentlichen Stücke der Ehrenhaftigkeit sind, und sie darstellen
durch ihre
Formen, welche die des Anstandes heissen, und wie er an Alter zunimmt,
das
Vernünftige hinzufügen, und das Sittliche des Lebenswandels
durch dasselbe
vervollkommnen;
444. Dass das moralische Leben, wenn es
zugleich geistig ist, ein Leben der Liebthätigkeit ist,
gründet sich darauf,
dass die Uebungen des moralischen Lebens und die der
Liebthätigkeit dieselben
sind; denn Liebthätigkeit ist, dem Nächsten wohl wollen, und
daher auch gut mit
ihm verfahren, und dies ist auch Sache des moralischen Lebens; das
geistige
Gesetz ist das des Herrn: “Alles, was ihr wollt, das euch die Leute
thun
sollen, das thut auch ihr ihnen, dies ist das Gesetz und die
Propheten,” Matth
7,12.
Dass
die Liebthätigkeit diese (Gebote) alle
erfüllt, erhellt aus Folgendem bei Paulus: ”Liebet euch einander,
denn wer den
Andern liebt, hat das Gesetz erfüllt; denn jenes: du sollst nicht
ehebrechen,
nicht morden, nicht stehlen, nicht ein falscher Zeuge sein, dich nicht
gelüsten
lassen, und wenn noch ein anderes Gebot ist, wird in dem Einen Wort
zusammengefasst:
Du sollst den Nächsten lieben wie dich selbst; die Liebe thut dem
Nächsten
nichts Böses; Erfüllung des Gesetzes ist also die Liebe,”
Röm 13,8.9.10.
458.
Hieraus erhellt, woher und wie beschaffen die Verbindung der Liebe
zu Gott und der Liebe gegen den Nächsten ist, dass dies ein
Einfluss der Liebe
Gottes gegen die Menschen ist, und dass deren Aufnahme von Seiten des
Menschen,
und die Mitwirkung bei ihm, die Liebe gegen den Nächsten ist;
kurz, es ist die
Verbindung nach folgendem Worte des Herrn: ”An jenem Tage werdet ihr
erkennen,
dass Ich in Meinem Vater bin, und ihr in Mir, und Ich in euch,” Joh
14,20.; und
nach folgendem Wort: “Wer Meine Gebote hat, und sie thut, der ist es,
der Mich
liebt, und Ich werde ihn lieben, und Mich ihm offenbaren, und Wohnung
bei ihm
machen,” Joh 14,21.22.23. Die Gebote des Herrn beziehen sich alle auf
die Liebe
gegen den Nächsten, und sind ihrem Hauptinhalt nach, ihm nichts
Böses thun,
sondern ihm Gutes thun; dass diese Gott lieben, und Gott sie liebt,
liegt in
jenen Worten des Herrn. Weil diese zwei Arten der Liebe so verbunden
sind, so
sagt Johannes: ”Wer die Gebote Jesu Christi hält, der bleibt in
Ihm, und Er in
ihm. Wenn jemand sagt: Ich liebe wirklich Gott, und hasst doch seinen
Bruder,
so ist er ein Lügner; denn wer seinen Bruder nicht liebt, den er
siehet, wie
kann er Gott lieben, den er nicht siehet? Dies Gebot haben wir von Ihm,
dass
wer Gott liebt, auch seinen Bruder liebe,” 1. Brief 3,24; und
Kap. 4,20.
Dritter Band
475. Damit aber begriffen werden könne,
wieder Mensch in
der Mitte zwischen Himmel und Hölle, und dadurch in geistigem
Gleichgewicht
gehalten werden kann, aus dem er freien Willen hat, so soll es mit
Wenigem
gesagt werden. Die geistige Welt besteht aus Himmel und Hölle, der
Himmel ist
über dem Haupt, und die Hölle ist unter den Füssen,
nicht jedoch in der Mitte
der von den Menschen bewohnten Erde, sondern unterhalb der Erden jener
Welt,
welche auch aus geistigem Ursprung, und daher nicht im Ausgedehnten,
sondern in
der Erscheinung des Ausgedehnten sind. Zwischen dem Himmel und der
Hölle ist
ein grosser Zwischenraum, welcher denen, die sich dort befinden, wie
ein ganzer
Weltkreis erscheint; in diesen Zwischenraum dünstet von der
Hölle her Böses in
aller Fülle aus, und andererseits fliesst aus dem Himmel Gutes
dahinein,
ebenfalls in aller Fülle; dies ist der Zwischenraum, von dem
Abraham zu den
Reichen in der Hölle sagte: “ ”Zwischen euch und uns ist eine
grosse Kluft
befestigt, so dass die, welche von hier zu euch hinüberschreiten
wollen, es
nicht können, noch die, welche dort sind, zu uns herüber
kommen,” Luk 16,26.
In Mitten dieses Zwischenraums ist jeder Mensch
seinem
Geiste nach, blos zu dem Ende, dass er in freiem Willen sei.
477. Das der Mensch
in diesem grossen
Zwischenraum
gehalten wird, und zwar hier fortwährend in dessen Mitte,
geschieht einzig zu
dem Ende, dass er in freiem Willen in geistigen Dingen sei, denn dieses
Gleichgewicht ist ein geistiges Gleichgewicht, weil es das zwischen
Himmel und
Hölle, somit zwischen dem Guten und Bösen ist. Alle, die in
jenem grossen
Zwischenraum sind, sind ihrem Inwendigen nach entweder mit Engeln des
Himmels
oder mit Teufeln der Hölle verbunden, heut zu Tage aber entweder
mit Engeln
Michaels, oder mit Engeln des Drachen. Jeder Mensch begibt sich nach
seinem
Tode zu den Seinigen in jenem Zwischenreich, und gesellt sich zu denen,
die in
gleicher Liebe sind; denn die Liebe verbindet dort Jeglichen mit
Gleichen, und
macht, dass er frei Athem holt, und im Zustand seines vergangenen
Lebens ist;
allmählig jedoch wird dann das Aeussere, das mit dem Innern nicht
eins
ausmachte, abgelegt; und ist dies geschehen, so wird der Gute in den
Himmel
erhoben, und der Böse begibt sich in die Hölle, jeder zu
Solchen, mit welchen
er seiner herrschenden Liebe nach Eins ausmacht.
Die Busse
510. Es gibt Mehreres, was bei dem in die ersten Lebensalter vorschreitenden Menschen zur Kirche vorbereitet, und in sie einführt; allein das, was bei dem Menschen sie hervorbringt, sind die Handlungen der Busse; Handlungen der Busse sind alle die, welche bewirken, dass er das Böse, das Sünde wider Gott ist, nicht will, und in Folge dessen es nicht thut; denn bevor dies geschieht, steht der Mensch ausserhalb der Wiedergeburt; Es gibt Mehreres, was bei dem in die ersten Lebensalter vorschreitenden Menschen zur Kirche vorbereitet, und in sie einführt; allein das, was bei dem Menschen sie hervorbringt, sind die Handlungen der Busse; Handlungen der Busse sind alle die, welche bewirken, dass er das Böse, das Sünde wider Gott ist, nicht will, und in Folge dessen es nicht thut; denn bevor dies geschieht, steht der Mensch ausserhalb der Wiedergeburt;
Dass die Busse das Erste der Kirche ist, geht
deutlich
aus dem Worte hervor; Johannes der Täufer, welcher vorausgesandt
war, die
Menschen zuzubereiten zu der Kirche, welche der Herr stiften sollte,
predigte,
während er taufte, zugleich auch die Busse;
woraus erhellt, dass das Erste der Kirche die
Busse ist.
511. Dass bei dem Menschen nicht
früher
die Kirche ist,
als nachdem bei ihm die Sünden entfernt worden sind, kann Jeder
aus der
Vernunft schliessen,...
II.
Die Zerknirschung, von der man heut zu Tage sagt, sie gehe dem
Glauben voran, und es folge ihr der Trost des Evangeliums, ist nicht
die Busse.
512. In der protestantischen Christenheit lehrt man eine gewisse Art von Beängstigung, Schmerz und Schrecken, die man Zerknirschung nennt, welche bei den Wiederzugebärenden ihrem Glauben vorangehen, und auf welche der Trost des Evangeliums folgen soll; sie sagen, diese Zerknirschung entsteht bei ihnen aus der Furcht vor dem gerechten Zorn Gottes und dessen Folge, der ewigen Verdammnis, die Jedem vom Fall Adams und von dem daher rührenden Hang zum bösen her anhänge, und ohne diese Zerknirschung werde der Glaube, welcher sich das Verdienst und die Gerechtigkeit des Herrn und Heilandes zurechnet, nicht geschenkt, und diejenigen, welche diesen Glauben erlangt haben, empfangen den Trost des Evangeliums; welcher dahin gehe, dass sie gerechtfertigt, das heisst, erneuert, wiedergeboren und geheiligt werden, ohne all ihre Mitwirkung, und so werden sie aus der Verdammnis in den ewigen Segen versetzt, welcher das ewige Leben sei. Doch in Betreff dieser Zerknirschung ist zu erwägen:
1. Ob sie Busse ist.
2. Ob sie irgend welchen Wert hat.
3. Ob es eine gibt.
513.
Ob die Zerknirschung Busse sei, oder nicht, kann man aus der
Beschreibung der Busse im folgenden ersehen, wonach diese nicht Statt
finden
kann, wofern der Mensch nicht blos im Allgemeinen, sondern auch im
Einzelnen
weiss, dass er ein Sünder ist, was niemand wissen kann, wenn er
sich nicht
erforscht, und jenes [Böse] bei sich seiht, und um dessen willen
sich verdammt.
Jene Zerknirschung aber, von der man sagt, sie sei zum Glauben
nothwendig, hat
nichts mit diesen Dingen gemein, denn sie ist blos ein Denken, und
daraus
hervorgehendes Bekennen, dass man in die Sünde Adams und in den
Hang zu dem
daraus entspringenden Bösen geboren, und deshalb dem Zorne Gottes,
und in Folge
dessen nach Verdienst der Verdammnis, dem Fluch und ewigen Tod
verfallen sei:
woraus erhellt, dass diese Zerknirschung nicht Busse ist.
514.
Das andere Moment ist, ob die Zerknirschung, da sie nicht Busse
ist, irgend welchen Wert habe; man sagt uns, sie trage zum Glauben bei,
wie das
Vorhergehende zum Nachfolgenden, ohne jedoch in denselben einzugehn,
und sich
mit ihm zu verbinden, indem sie sich mit ihm vermische; allein was ist
der
Glaube, welcher nachfolgt, anderes, als dass Gott der Vater die
Gerechtigkeit
Seines Sohnes zurechne, und den alsdann keiner Sünde sich
bewussten Menschen für
gerecht, neu und heilig erkläre, und ihn so mit dem im Blut des
Lammes
gewaschenen und weiss gemachten Rock bekleide; und wen er in diesem
Ehrenkleid
einhergeht, was ist dann das Böse seines Lebens anderes, als
Schwefelsteine,
die in den Grund des Meeres geworfen worden, und was alsdann die
Sünde Adams
anderes, als, als etwas, das entweder zugedeckt, oder entfernt, oder
durch die
zugerechnete Gerechtigkeit Christi weggeräumt ist? Wandelt der
Mensch in Folge
jenes Glaubens in der Gerechtigkeit und zugleich dann in der Unschuld
Gottes,
des Heilandes, wozu dient dann jene Zerknirschung, als zur Zuversicht,
dass man
im Schoss Abrahams sei, und von da aus die, welche nicht vor dem
Glauben
zerknirscht wurden, entweder als Unselige in der Hölle, oder als
Todte ansieht?
Denn man sagt uns, der lebendige Glaube sei nicht in denen, welche der
Zerknirschung ermangeln; daher man auch sagen kann, wenn Solche sich in
verdammliches Böse versenkt haben oder versenken, so achten sie
eben so wenig
darauf, oder fühlen es eben so wenig, als junge Schweine, die im
Koth in den
Abzugsgräben liegen, den Gestank. Hieraus erhellt, dass jene
Zerknirschung, so
lange sie nicht Busse ist, gar nichts ist.
515.
Das dritte zu erwägende Moment ist, ob es eine solche
Zerknirschung ohne Busse gebe. In der geistigen Welt fragt ich Viele,
welche
den das Verdienst Christi zurechnenden Glauben bei sich begründet
hatten, ob
sie irgend Zerknirschung gehabt hätten, und sie gaben zur Antwort:
”Wozu
Zerknirschung, da wir von den Knabenjahren an als gewiss glaubten, dass
Christus durch sein Leiden alle unsere Sünden weggenommen hat? Mit
diesem
Glauben stimmt die Zerknirschung nicht zusammen; denn Zerknirschung
ist, sich
in die Hölle werfen und das Gewissen quälen, während man
doch weiss, dass man
erlöst, und so aus der Hölle herausgenommen, und folglich von
der Verdammnis
befreit ist? Diesem fügten sie noch bei, die Satzung von der
Zerknirschung sei
eine blosse Erfindung, die anstatt der Busse, welche so oft im Wort
erwähnt,
und auch aufgelegt wird, angenommen wurde; vielleicht sei sie irgend
eine
Rührung des Gemüths bei den Einfältigen, die nur wenig
vom Evangelium wissen,
wenn sie von den Qualen in der Hölle hören, oder an sie
denken; und sie sagten,
der Trost des Evangeliums, der ihnen von der ersten Jugend an
eingeflösst
worden, habe die Zerknirschung so gründlich entfernt, dass sie bei
deren
Nennung im Herzen über sie gelacht haben, da die Hölle ihnen
keinen grösseren
schrecken habe einjagen können, als das Feuer des Vesuvs und des
Aetna denen,
die zur Warschau und Wien wohnen, und keinen grössern, als die
Basilisken und
Schlangen in den Wüsten Arabiens, oder die Tiger und Löwen in
den Wäldern der
Tartarei denen, die in irgend einer Stadt Europa’s in Sicherheit,
Stille und
Ruhe sind; und dass der Zorn Gottes sie eben so wenig erschreckt und
zerknirscht habe, als der Zorn des Königs von Persien die, welche
in
Pennsylvanien sind. Hiedurch und auch durch die von ihren
Ueberlieferungen
hergenommenen Gründe bin ich bestärkt worden, dass die
Zerknirschung, wenn sie
nicht Busse ist, wie diese im Folgenden beschrieben wird, nichts
Anderes als
ein Spielwerk der Phantasie ist. Dass die Protestanten statt der Busse
die
Zerknirschung annahmen, geschah auch aus dem Grunde, damit sie von den
Römisch=Katholischen, welche auf Busse und zugleich
Liebthätigkeit dringen,
losgerissen würden, und nachdem sie die Rechtfertigung durch den
blossen
Glauben begründet hatten, führten sie als Grund an, dass
durch die Busse wie
durch die Liebthätigkeit etwas vom Menschen, das nach Verdienst
schmecke, in
ihren Glauben hineinkommen, und diesen schwärzen würde.
520. Dass jeder Mensch [mit dem Hang] zum Bösen geboren wird, so dass er von Mutterleib an nichts als Böses ist, ist in der Kirche bekannt, und es ist bekannt geworden in Folge dessen, dass von den Kirchenversammlungen und von den Vorstehern der Kirchen gelehrt wurde, dass die Sünde Adams sich auf seine ganze Nachkommenschaft fortgepflanzt habe, und diese die einzige sei, wegen welcher jeder Mensch nach ihm und zugleich mit ihm verdammt sei, und sie diejenige sei, die jedem Menschen von Geburt her anhänge.
521. Allein, mein Freund, das Erbböse
stammt nirgend
anderswoher, als von den Eltern; nicht zwar das Böse selbst, das
der Mensch
wirklich begeht, wohl aber die Neigung zu demselben. Dass dem so ist,
wird
Jeder anerkennen, sobald er nur die Vernunft den Erfahrungsbelegen
hinzufügt:
Wer weiss nicht, dass die Söhne in eine gemeinsame Aehnlichkeit
mit ihre Eltern
in Rücksicht der Gesichter und der Sitten und Gesinnungen geboren
werden, und
selbst die Enkel und Urenkel in die der Grossväter und
Urgrossväter, und daran
von Vielen die Familien, und selbst die Nationen, wie die afrikanischen
von den
europäischen, die neapolitanischen von den deutschen, die
Engländer von den
Franzosen, und so weiter, unterschieden werden; und wer erkennt nicht
den Juden
am Gesicht, an den Augen, Reden und Geberden? Und wenn man die aus
eines Jeden
angestammter Gemüthsanlage ausströmende Lebenssphäre
empfinden könnte, so würde
man in gleicher Weise von der Aehnlichkeit der Sinnes= und
Gemüthsarten
überzeugt werden. Hieraus folgt, dass der Mensch nicht in das
Böse selbst
hinein geboren wird, sondern nur in den Hang zu bösem, der aber
mehr oder
weniger zu besonderem Bösen sich hinneigt, weshalb auch nach dem
Tode Keiner
nach irgend welchem Erbbösen, sondern nur nach dem wirklichen
gerichtet wird,
das er selbst begangen hat. Dies geht auch augenscheinlich hervor aus
folgender
Satzung des Herrn: ”Nicht soll der Vater sterben um des Sohnes, noch
soll der
Sohn um des Vaters willen sterben, sondern jeder soll durch seine
Sünde
sterben,” 5.Mose 24,16.
522. Dass alles Böse, wenn es nicht
entfernt wird, bei
dem Menschen bleibt, und dass der Mensch, wenn er in seinem Bösen
bleibt, nicht
beseligt werden kann, folgt von selbst; dass keinerlei Böses
anders entfernt
werden kann, als vom Herrn bei denen, welche an Ihn glauben, und den
Nächsten
lieben, kann aus dem bisher Abgehandelten deutlich erhellen, besonders
aus
folgendem im Kapitel vom Glauben, dass der Herr, die
Liebthätigkeit und der
Glaube Eins ausmachen, wie das Leben, der Wille und der Verstand, und
dass,
wenn sie getrennt werden, jegliches zu Grunde geht, wie eine in Staub
zerfallene Perle, und aus der weitern daselbst, dass der Herr die
Liebthätigkeit und der Glaube im Menschen, und dass der Mensch die
Liebthätigkeit und der Glaube im Herrn ist. Allein es fragt sich,
wie der
Mensch in diese Vereinigung eintreten kann; und die Antwort ist, dass
er es
nicht kann, wofern nicht sein böses zum Theil durch die Busse
entfernt wird.
Wir sagen, der Mensch müsse es entfernen, weil der Herr nicht
unmittelbar ohne
die Mitwirkung des Menschen es thut; was auch in demselben Kapitel und
im
folgenden vom freien Willen vollständig gezeigt worden ist.
523. Man behauptet, niemand könne das
Gesetz erfüllen,
und zwar um so weniger, weil wer gegen Eine Vorschrift der zehn Gebote
sich
verfehlt, gegen alle sich verfehlt; allein diese Redensart ist nicht so
zu
verstehen wie sie klingt; denn sie muss so verstanden werden, dass wer
aus
Vorsatz und Bestärkung gegen Ein Gebot handelt, gegen alle
handelt, weil aus
Vorsatz und Begründung handeln, so viel ist, als gänzlich
läugnen, dass es
Sünde ist, so dass man, wenn gesagt wird, es sei Sünde, dies
als Nichtiges
verwirft; und wer in dieser Weise die Sünde läugnet und
verwirft, der macht
sich auch nichts aus allem, was man Sünde heisst. In jenen Vorsatz
kommen
diejenigen, welche nichts von der Busse hören wollen; umgekehrt
aber kommen in
den Vorsatz, an den Herrn zu glauben und den Nächsten zu lieben,
diejenigen,
welche durch die Busse einiges Böse, das Sünde ist, entfernt
haben; diese
werden vom Herrn in dem Vorsatz, noch von weiterem abzustehen,
gehalten; daher
denn, wenn Solche aus Unwissenheit oder sehr mehr mächtiger
Begierde sündigen,
ihnen dies nicht zugerechnet wird, weil sie sich dasselbe nicht
vorgesetzt
hatten, noch sich darin bestärken.
V. Die
Erkenntnis
der Sünde und die Selbstprüfung sind der Anfang der Busse.
525. An Erkenntnis der Sünde kann es Niemanden in der christlichen Welt fehlen; denn Jeder wird von Kindheit an unterrichtet, was böse sei, und vom Knabenalter an, was sündhaftes Böse sei; dies lernen alle Jünglinge von den Eltern und Lehrern, und auch aus den zehn Geboten, dem Elementarbuch für Alle innerhalb der Christenheit, und im Verfolg nachher aus den Predigten in den Kirchen, und aus den Unterweisungen in den Häusern; und in Fülle aus dem Wort; und überdies aus den bürgerlichen Gesetzen der Gerechtigkeit, welche das Gleiche lehren, wie die zehn Gebote, und das Wort an anderen Stellen; denn das böse der Sünde ist nichts Anderes, als das Böse wider den Nächsten, und das Böse wider den Nächsten ist auch das Böse wider Gott, welches Sünde ist. Allein die Erkenntnis der Sünde frommt gar nichts, wofern nicht der Mensch die Handlungen seines Lebens prüft, und sieht, ob er dergleichen etwas im Verborgenen oder öffentlich gethan hat; zuvor ist dies alles nur ein Wissen, und so lang ist das, was der Prediger vorträgt, blos etwas, das im linken Ohre tönt, und von da aus in das rechte zieht und entweicht; und zuletzt wird es zum blossen Gedanken und zur frömmelnden Erregung der Lunge, und bei vielen zur Einbildung und Chimäre. Ganz anders aber, wenn der Mensch gemäss den Erkenntnissen dessen, was Sünde ist, sich prüft, und auf etwas bei sich stösst, und zu sich sagt: Dieses Böse ist Sünde, und dann aus frucht vor der ewigen Strafe davon absteht; dann erst wird der unterweisende und mit Gebet verbundene Vortrag in den Kirchen mit beiden Ohren aufgenommen und beherzigt, und der Mensch wird aus einem Heiden ein Christ.
527. Gleichwohl jedoch gibt es Einige, welche
sich nicht
prüfen können, wie die Kinder, die Knaben und die
Mädchen bevor sie zu dem
Alter gelangen, da sie sich selbst beschauen können; ebenso die
Einfältigen,
die keiner Reflexion fähig sind; dann auch alle die, welche keine
Gottesfurcht
haben; und ausser diesen Einige, welche am Gemüth und Körper
krank sind; und
überdies die, welche, bestärkt in der Lehre von der
Rechtfertigung durch den
blossen Zurechnungsglauben an das Verdienst Christi, sich beredet
haben, es
komme durch die Prüfung und darauf folgende Busse etwas vom
Mensche hinein, das
den Glauben verderben, und so das Heil von seinem einzigen Herd
wegrücken und
fortstossen würde. Diesen und jenen dient blos das Mundbekenntnis,
und dass
dieses nicht die Busse ist, ist oben in diesem Kapitel gezeigt worden.
529. Wer kann nicht mittelst der ihm
verliehenen Vernunft
einsehn, dass es nicht Busse ist, wenn man blos mit dem Munde bekennt,
man sei
ein Sünder, und darüber mancherlei äussert, wie der
Heuchler, wovon oben Nr.
518 Erwähnung geschehen ist; denn was ist dem Menschen, wenn er in
Angst und
Kampf ist, leichter, als Seufzer und Stöhnen aus der Lunge
auszuhauchen, und
von da durch die Lippen herauszustossen, und auch an die Brust zu
schlagen, und
so sich aller Sünden schuldig zu geben, während er sich doch
keiner einzigen
bei sich bewusst ist? Geht denn zugleich mit dem Seufzer auch die
teuflische
Rotte, die seinen Neigungen inne wohnt, heraus? Zischt diese nicht
vielmehr
dazu, und bleibt, wie früher, in ihm als in ihrem Haus? Hieraus
erhellt, dass
eine solche Busse nicht verstanden wurde im Wort, sondern, wie die
Worte
lauten, von den bösen Werken.
530. Die Frage ist
also: Wie soll man Busse
thun? Und die
Antwort ist: Werkthätig, und dies heisst, sich prüfen, seine
Sünden erkennen
und anerkennen, zu dem Herrn flehen, und ein neues Leben anfangen. Dass
Busse
nicht möglich ist ohne Selbstprüfung, ist indem
vorhergehenden Abschnitte
gezeigt worden; allein wozu die Selbstprüfung sonst, als damit
Einer seine
Sünden erkenne, und wozu das Erkennen, wen er nicht anerkennt, und
um Beistand
flehe, und von da aus ein neues Leben anfange, welches der Endzweck
ist, wegen
dessen er sich prüft? Dieses ist die wirkliche Busse.
Die
Umbildung und Wiedergeburt.
571. Nachdem von der Busse gehandelt worden
ist, so führt
die Ordnung auf die Umbildung und Wiedergeburt, weil diese auf die
Busse
folgen, und durch die Busse befördert werden. Es sind zwei
Zustände, in welche
der Mensch eingehen und die er durchlaufen muss, während er aus
einem
Natürlichen ein Geistiger wird. Der erste Zustand heisst die
Umbildung, und der
andere die Wiedergeburt. Der Mensch blickt im ersten Zustand aus seinem
Natürlichen zum Geistigen hin, und sehnt sich nach diesem, im
andern Zustand
wird er ein natürlich Geistiger; der erste Zustand wird gebildet
durch die
Wahrheiten, welche Gegenstand des Glaubens sein sollen, und durch
welche er auf
die Liebthätigkeit hinblickt; der andere Zustand wird durch das
Gute der
Liebthätigkeit gebildet, und von diesem aus geht er in die
Wahrheiten des
Glauben sein; oder, was dasselbe ist, der erste Zustand ist der des
Denkens aus
dem Verstand, der andere aber ist der des Liebens aus dem Willen; wenn
dieser
Zustand anfängt und fortschreitet, geht eine Veränderung im
Gemüthe vor, denn
es findet eine Umwendung statt, weil alsdann die Liebe des Willens in
den
Verstand einfliesst, und diesen treibt und lenkt, in Eintracht und
Uebereinstimmung mit seiner Liebe zu denken; in wie weit daher das Gute
der Liebe
die erste stelle einnimmt, und die Wahrheiten des Glaubens die zweite,
in so
weit ist der Mensch geistig und ist eine neue Kreatur und handelt dann
aus der
Liebthätigkeit, und spricht aus dem Glauben, und fühlt das
Gute der
Liebthätigkeit, und wird das Wahre des Glaubens inne, und ist dann
im Herrn,
und im Frieden, und so ein Wiedergeborner.
572. Dass der Mensch, wofern er nicht von Neuem geboren wird, nicht in das Reich Gottes eingehe kann, ist eine Lehre des Herrn bei Johannes, wo Folgendes steht: ”Jesus sprach zu Nikodemus: Wahrlich, wahrlich, Ich sage dir: so jemand nicht von Neuem geboren wird, kann er das Reich Gottes nicht sehen;” und wieder: “Wahrlich, wahrlich, Ich sage dir, so jemand nicht geboren sein wird aus Wasser und Geist, kann er nicht in das Reich Gottes eingehn,; was aus dem Fleisch geboren ist, ist Fleisch, und was aus dem Geist geboren wird, ist Geist,” Kap 3,3.5.6.
574. Dass der Mensch wiedergeboren werden soll, ergibt sich aus aller Vernunft; denn der Mensch wird von den Eltern her in böses aller Art geboren, und dieses haftet in seinem natürlichen Menschen, der aus sich schnurstracks wider den geistigen Menschen ist; und doch ist er zum Himmel geboren, und kommt nicht zum Himmel, wofern er nicht geistig wird, was einzig geschieht durch die Wiedergeburt; daraus folgt nothwendig, dass der natürliche Mensch mit seinen Begierden bezähmt, unterjocht und umgekehrt werden muss, und dass er sonst sich um keinen Schritt dem Himmel nähern kann, sondern mehr und mehr sich in die Hölle versenkt.
Was die Liebthätigkeit und den Glauben betrifft, so ist der Herr thätig, und der Mensch ist thätig aus dem Herrn; denn das Thätige des Herrn ist in dem Passiven des Menschen; weshalb das Vermögen gut zu handeln vom Herrn ist, und somit der Wille zum Handeln wie das Eigenthum des Menschen ist, weil er in der Wahlfreiheit ist, in Folge dessen er mit dem Herrn zusammenwirken, und so sich verbinden, und auch aus der Macht der Hölle, die ausserhalb ist, wirken, und so sich trennen kann. Die mit der Thätigkeit des Herrn zusammenstimmende Thätigkeit des Menschen ist das, was hier unter der Mitwirkung verstanden wird;
577. Hieraus folgt auch dies, dass der Herr beständig in Thätigkeit ist, den Menschen wiederzugebären, weil Er beständig in Thätigkeit ist, ihn selig zu machen, und Keiner selig gemacht werden kann, wofern er nicht wiedergeboren wird,...
579. Damit dies verstanden werde, ist Einiges über die Erlösung vorauszuschicken: Der Herr ist in die Welt gekommen hauptsächlich in zweierlei Absicht, einmal um die Hölle vom Engel und vom Menschen zu entfernen, und dann um Sein Menschliches zu verherrlichen; denn vor der Ankunft des Herrn war die Hölle so sehr angewachsen, dass sie die Engel des Himmels beunruhigte, wie sie denn auch durch Sichzwischeneindrängen zwischen Himmel und Welt die Gemeinschaft des Herrn mit den Menschen der Erde unterbrach, in Folge dessen nichts Göttlich=Wahres und Gutes vom Herrn zu den Menschen hindurchdringen konnte; weshalb eine gänzliche Verdammnis dem ganzen menschlichen Geschlecht bevorstand, und auch die Engel des Himmels nicht länger mehr in ihrer Reinheit bestehen konnten. Damit also die Hölle entfernt, und so jene bevorstehend Verdammnis aufgehoben würde, kam der Herr in die Welt, und entfernte die Hölle, und unterjochte sie, und öffnete so den Himmel, damit Er nachher bei den Menschen der Erde gegenwärtig sein, und diejenigen, welche nach Seinen Geboten leben, erretten, folglich sie wiedergebären und selig machen könnte; denn selig gemacht werden die, welche wiedergeboren werden.
582. Sagt nach vernünftigem Nachdenken,
wie das ganze
Menschengeschlecht beschaffen wäre, wenn der Glaube der heutigen
Kirche sehen
bliebe, welcher ist, dass sie erlöst seien durch das blosse Leiden
am Kreuz,
und das die, welche mit diesem Verdienst des Herrn beschenkt sind,
nicht unter
der Verdammnis des Gesetzes seien; ferner dass dieser Glaube, von dem
der
Mensch gar nicht weiss, ob er ihm inne wohnt, die Sünden vergebe,
und
wiedergebäre, und dass die Mitwirkung des Menschen im Akte
desselben, während derselbe
gegeben wird und in ihn eingeht, jenen Glauben zerstören, und mit
ihm die
Seligkeit wegnehmen würde, weil er sein Verdienst mit dem
Verdienste Christi
vermischen würde; sprecht, sage ich, nach vernünftigem
Denken, ob nicht damit
das ganze Wort verworfen worden wäre, da ja in demselben
vornehmlich die
Wiedergeburt durch geistige Abwaschung vom Bösen und durch
Ausübung der
Liebthätigkeit gelehrt wird; was wären alsdann die zehn
Gebote, dieser
Ausgangspunkt der Wiedergeburt, anderes als ein Stück Papier, das
man in
Kramläden verkauft und Gewürzdüten daraus macht? Was
wäre alsdann die Religion,
als ein Gewinsel, dass man ein Sünder sei, und ein Flehen, dass
Gott der Vater
sich erbarme um des Leidens Seines Sohnes willen, somit eine Sache des
blossen
Mundes aus der Lunge, und gar nicht eine Sache der That aus dem Herzen?
Und was
wäre alsdann die Erlösung anderes als ein päpstlicher
Ablass?
592. Allein der innere und der äussere
Mensch der neuen
Kirche sind ganz andere; der innere Mensch ist Angehör seines
Willens, aus dem
er denkt, wenn er sich selbst überlassen ist, was zu Hause
geschieht; der
äussere Mensch hingegen ist sein Thun und Reden, die von ihm in
der
Versammlung, also auswärts ausgehen; mithin ist der innere Mensch
Liebthätigkeit, weil diese Sache des Willens ist, und zugleich
Glaube, welcher
Sache des Denkens ist; diese beiden machen vor der Wiedergeburt den
natürlichen
Menschen aus, der in dieser Weise getheilt ist in ein Inneres und ein
Aeusseres; dies zeigt sich daran das der Mensch in der Versammlung oder
auswärts nicht so handeln und reden darf, wie wenn er sich selbst
überlassen
oder zu hause ist. Die Ursache dieser Theilung ist, dass die
bürgerlichen
Gesetze Strafen vorschreiben für die, welche Böses thun, und
Belohnung für die,
welche Gutes thun, und so zwingen sie sich, den äußern
Menschen von dem Innern
Menschen zu trennen; denn Keiner will bestraft, und Jeder will belohnt
werden,
was durch Reichthum und Ehrenstellen geschieht; diese beiden aber
erlangt der
Mensch nicht, wenn er nicht nach jenen Gesetzen lebt; daher kommt, dass
es auch
bei denen eine Moralität und ein Wohlwollen im Aeussern gibt, die
keine
Moralität und kein Wohlwollen im Innern haben; aus dieser Quelle
stammt alle
Heuchelei, Schmeichelei und Verstellung.
596. Die Ursache, warum alsdann ein Kampf
entsteht, ist,
weil der innere Mensch umgebildet worden ist durch die Wahrheiten, und
aus
diesen sieht, was böse und falsch ist, und dieses noch im
äussern oder
natürlichen Menschen ist; deshalb entsteht zuerst ein Zwiespalt
zwischen dem
neuen Willen, welcher oben ist, und zwischen dem alten Willen, welcher
unten
ist, und weil er Statt hat zwischen den Willen, so hat er auch Statt
zwischen
den Lustreizen von beiden; denn es ist bekannt, dass das Fleisch wider
den
Geist ist, und der Geist wider das fleisch, und dass das fleisch mit
seinen
Lüsten bezähmt werden muss, bevor der Geist wirken, und der
Mensch ein neuer
werden kann. Nach diesem Zweispalt der Willen entsteht ein Kampf,
welcher
derjenige ist, den man die geistige Versuchung nennt; allein diese
Versuchung
oder Anfechtung findet nicht Statt zwischen Gutem und Bösen,
sondern zwischen
den Wahrheiten des Guten und dem Falschen des Bösen; denn das Gute
kann nicht
von sich aus kämpfen, sondern es kämpft durch die Wahrheiten,
noch das Böse aus
sich, sondern durch sein Falsches, so wie auch nicht der Wille aus sich
kämpfen
kann, sondern durch den Verstand, in dem seine Wahrheiten sind. Der
Mensch
fühlt diesen Kampf nicht anders als in sicht, und wie
Gewissensbisse; dennoch
aber ist es der Herr und der Teufel, das ist, die Hölle, welche in
dem Mensche
kämpfen, und um die Herrschaft über den Menschen streiten,
oder wer ihn
besitzen soll; der Teufel oder die Hölle fällt den Menschen
an, und ruft sein
Böses hervor, und der Herr beschützt ihn, und ruft sein Gutes
hervor. Obgleich
aber dieser Kampf in der geistigen Welt vorgeht, so findet er doch im
Menschen
Statt zwischen den Wahrheiten des Guten und dem Falschen des
Bösen, welche in
ihm sind; weshalb der Mensch kämpfen soll ganz wie von sich; denn
er ist in der
Willensfreiheit, für den Herrn zu handeln, und auch für den
Teufel zu handeln;
für den Herrn ist er, wenn er in den Wahrheiten aus dem Guten
bleibt, und für
den Teufel, wenn in Falschem aus dem Bösen. Hieraus folgt, dass
der, welcher siegt,
sei es nun der innere oder der äussere Mensch, über den
andern herrscht; ganz
wie bei zwei Feinden, welche kämpfen, wer der Herr des Reiches der
Andern sein
soll; wer siegt, erhält das Reich und bringt Alle in ihm unter
seinen Gehorsam;
hier also, wenn der innere Mensch siegt, so herrscht er und unterjocht
alles
Böse des äußern Menschen, und dann wird die
Wiedergeburt fortgesetzt; siegt
hingegen der äussere Mensch, so herrscht dieser, und zerstreut
alles Gute des
äußern Menschen, und dann geht die Wiedergeburt zu Grunde.
598. Der Mensch ist nach überstandener
Versuchung dem
innern Menschen nach im Himmel, und durch den äussern in der Welt;
daher durch
Versuchungen bei dem Menschen eine Verbindung des Himmels und der Welt
bewirkt
wird, und nun der Herr bei ihm der Ordnung gemäss seine Welt vom
Himmel aus
regiert. Das Gegentheil geschieht, wenn der Mensch natürlich
bleibt, alsdann
gelüstet ihn, den Himmel von der Welt aus zu beherrschen; von
dieser Art wird
jeder, der in der Herrschsucht aus Liebe zu sich ist;...
599. Der Herr vollzieht in den Anfechtungen oder Versuchungen der Menschen eine besondere Erlösung, so wie Er eine allgemeine bewirkte, als Er in der Welt war; der Herr hat in der Welt durch Kämpfe und Versuchungen Sein Menschliches verherrlicht, das heisst, es göttlich gemacht; ebenso nun im besondern bei dem Menschen; wenn dieser in Versuchungen ist, kämpft Er für ihn, und überwindet die höllischen Geister, die ihn anfechte, und verklärt ihn nach der Versuchung, das heisst, macht ich geistig. Der Herr hat nach Seiner allgemeinen Erlösung alles im Himmel und in der Hölle in Ordnung gebracht; eben dies thut er bei dem Menschen nach der Versuchung; Er bringt nämlich alles, was bei diesem zum Himmel und zur Welt gehört, in Ordnung.
610. Dem oben Gesagten soll noch beigefügt werden, dass die Wiedergeburt des Menschen nicht in Einem Augenblick geschieht, sondern allmählig von Anfang bis zum Ende des Lebens in der Welt, und das sie nach diesem fortgesetzt und vollendet wird; und weil der Mensch durch Kämpfe und Siege über das Böse seines Fleisches umgebildet wird, darum sagt der Sohn des Menschen zu jeder von den sieben Kirchen, dass Er dem, der überwindet, Geschenke geben werde, wie zur Kirche von Ephesus: Wer überwindet, dem will Ich zu essen geben vom Baum des Lebens, Offenb 2,7; zur Kirche von Smyrna: Wer überwindet, der soll keinen Schaden leiden vom andern Tode, Vers 11; zur Kirche von Pergamus: Wer überwindet, dem will Ich zu essen geben von dem verborgenen Manna, Vers 17; zur Kirche in Thyatira: Wer überwindet, dem will Ich Macht über die Heiden geben, Vers 26; zur Kirche in Sardes: Wer überwindet, soll angethan werden mit weissen Kleidern, Kap 3,5; zur Kirche in Philadelphia; Wer überwindet, den will Ich zur Säule im Tempel Gottes machen, Vers 12; zur Kirche in Laodicäa: Wer überwindet, dem will Ich geben mit Mir auf meinem Thron zu sitzen, Vers 21. zuletzt soll noch dies beigefügt werden: in wie weit der Mensch wiedergeboren, oder, in wie weit die Wiedergeburt bei ihm vollendet wird, in so weit schreibt er sich nicht etwas von Gutem und Wahrem, das heisst, von Liebthätigkeit und Glauben zu, sondern dem Herrn; denn die Wahrheiten, die er allmählig schöpft, lehren dieses deutlich.
611. In wie weit der Mensch wiedergeboren wird,
in so
weit werden die Sünden entfernt, weil die Wiedergeburt ist, das
Fleisch
bändigen, dass es nicht herrsche, und den alten Menschen mit
seinen Begierden
zähmen, dass er sich nicht erhebe, und das Verständige
verderbe, nach dessen
Verderbnis der Mensch nicht mehr besserungsfähig ist; diese
Besserung kann
nicht Statt haben, wenn nicht der Geist des Menschen, der oberhalb des
Fleisches ist, unterrichtet und vervollkommnet wird. Wer, dessen
Verstand noch
gesund ist, kann nicht hieraus schliessen, dass dergleichen nicht in
Einem Augenblick
geschehen kann, sondern, wie dies oben gezeigt worden ist, nur
allmählig,...
Dadurch ist mir enthüllt worden, wie die
Wiedergeburt vor
sich geht, dass sie nämlich ganz in der Weise geschieht, wie die
Hölle
entfernt, und so von dem Himmel getrennt wird; denn der Mensch ist, wie
oben
gesagt worden, seiner ersten Natur nach die er von der Geburt her hat,
eine
Hölle in verjüngtestem Abbild, und seiner andern Natur nach,
die er von der
zweiten Geburt her hat, ein Himmel in kleinstem Abbild. hieraus folgt,
dass das
Böse bei dem Menschen in ähnlicher Weise entfernt und
ausgeschieden wird wie
die Hölle und der Himmel im grossen Bilde, und dass das Böse
so wie es entfernt
wird, sich vom Herrn abwendet, und sich allmählig umwendet, und
dass dies in
demselben Grade geschieht, in dem der Himmel eingepflanzt, das ist, so
wie der
Mensch ein neuer wird. Diesem soll der Beleuchtung wegen noch das
beigefügt
werden, dass jegliches Böse bei dem Menschen in Verbindung steht
mit Solchen in
der Hölle, die in ähnlichem Bösen sind und umgekehrt,
dass jegliches Gute bei
dem Menschen in Verbindung steht mit Solchen im Himmel, die in
ähnlichem Guten
sind.
614. Aus dem Angeführten kann erhellen,
dass die
Vergebung der Sünden nicht deren Ausrottung oder Abwaschung,
sondern dass sie
deren Entfernung und somit Absonderung ist; ferner dass alles
Böse, das der
Mensch sich wirklich angeeignet hat, bleibt; und da die
Sündenvergebung deren
Entfernung und Absonderung ist, so folgt, dass der Mensch durch den
Herrn vom
Bösen abgehalten und im guten erhalten wird, und dass dieses es
ist, was dem
Menschen durch die Wiedergeburt gegeben wird. Einst hörte ich
Einen im
untersten Himmel sagen, er sei rein von Sünden, weil sie
abgewaschen seien, und
zwar, wie er hinzusetzte, durch das Blut Christi; weil er jedoch
innerhalb des
Himmels, und aus Unwissenheit in diesem Irrthum war, so wurde er in
seine
eigenen Sünden versetzt, zu denen er sich auch, wie sie
zurückkehrten,
bekannte; worauf er den neuen Glauben annahm, dass nämlich jeder
Mensch, so wie
jeder Engel, aus dem Herrn vom bösen abgehalten, und im Guten
gehalten wird.
Hieraus erhellt, was die Sündenvergebung ist, dass sie
nämlich nicht eine
augenblickliche ist, sondern dass sie der Wiedergeburt folgt je nach
Massgabe
ihrer Fortschritte.
618. Dreierlei ist, wodurch der Mensch
wiedergeboren
wird, der Herr, der Glaube und die Liebthätigkeit; diese drei
würden wie in die
Erde vergrabene Kostbarkeiten edelster Art verborgen bleiben, wenn
nicht die
göttlichen Wahrheiten aus dem Worte sie aufschlössen; ja sie
würden vor denen,
welche die Mitwirkung läugnen, verborgen bleiben, wenn sie auch
hundert oder
tausend Male das Wort läsen, obwohl sie in diesem in hellem Lichte
zu Tage
liegen. Denn was den Herrn betrifft, wer, der in den heutigen Glauben
sich bestärkt
hat, sieht wohl mit geöffnetem Auge das in ihm, dass Er und der
Vater Eins
sind, und dass Er der Gott des Himmels und der Erde ist, und dass es
der Wille
des Vaters ist, dass man an den Sohn glaube, und so Unzähliges
dieser Art
betreffend den Herrn in beiden Testamenten;...
621. Die Engel fuhren fort: [Sehr ihr nicht
ein,] dass
der Mensch Busse wegen seiner Sünden thun muss, um selig zu
werden, und dass
der Mensch, wenn er nicht Busse thut, in den Sünden bleibt, in die
er geboren
ist, und dass Busse thun heisst, das Böse nicht wollen, weil es
wider Gott ist,
und einmal oder zweimal im Jahre sich untersuchen, sein Böses
sehen, es vor dem
Herrn bekennen, um Hülfe flehen, davon abstehen, und ein neues
Leben anfangen;
und das, so weit er dies thut, und an den Herrn glaubt, seine
Sünden vergeben
werden? Da sagten einige von der Versammlung: Dies sehen wir ein und so
auch,
was die Sündenvergebung ist. Sie baten dann die Engel, sie noch
weiter zu
unterrichten, und zwar für jetzt von Gott, von der Unsterblichkeit
der Seele,
von der Wiedergeburt, und von der Taufe. Die Engel versetzten hierauf:
Wir
werden euch nichts sagen, als was ihr verstehet, denn sonst fällt
unsere Rede,
wie der regen, in den Sand, und in die Samen in ihm, welche, obschon
vom Himmel
bewässert, dennoch verwelken und zu Grunde gehen. Sie sagten nun
von Gott:
Alle, welche in den Himmel kommen, erhalten daselbst einen Ort, und mit
diesem
ewige Freude, gemäss ihrer Vorstellung von Gott, denn diese
Vorstellung
beherrscht durchgängig alle Theile des Gottesdienstes. Der Begriff
von Gott als
einem Geist ist, wenn man den Geist für eine Art von Aether oder
Wind hält,
eine leere Vorstellung, der Begriff von Gott als Menschen aber ist die
richtige
Vorstellung; denn Gott ist die göttliche Liebe und die
göttliche Weisheit mit
allen ihren Eigenschaften und ihr Subjekt ist der Mensch, und kein
Aether oder
Wind. Die Vorstellung von Gott im Himmel ist die Vorstellung von dem
Herrn und
Heiland; Er ist der Gott des Himmels und der Erde, wie Er selbst
gelehrt hat;
eure Vorstellung von Gott sei der unsern ähnlich und wir werden
zusammengesellt
werden. Als sie dies gesagt hatten, erglänzten ihre Angesichter.
Von der
Unsterblichkeit der Seele sagten sie: Der Mensch lebt ewig, weil er
durch Liebe
und Glauben mit Gott verbunden werden kann; dies kann ein Jeder. Das
auf diesem
Können die Unsterblichkeit der Seele beruhe, könnet ihr
einsehe, wenn ihr etwas
tiefer darüber nachdenket. von der Wiedergeburt: Wer sieht nicht,
dass Jeder
Mensch die Freiheit hat, an Gott zu denken, oder nicht an Ihn zu
denken, wenn
er nur unterrichtet ist, dass ein Gott ist; Jeder hat also Freiheit in
geistigen Dingen sowohl, als in bürgerlichen und natürlichen;
der Herr gibt
diese unausgesetzt Allen; der Mensch hat daher die Schuld, wenn er
nicht an Ihn
denkt; der Mensch ist Mensch vermöge dieses Könnens, das
Thier aber Thier, weil
es dieses Können nicht hat; der Mensch kann daher sich umbilden
und
wiedergebären wie von sich, wenn er nur von Herzen anerkennt, dass
es vom Herrn
ist; Jeder, welcher Busse thut, und an den Herrn glaubt, wird
umgebildet und
wiedergeboren; beide soll der Mensch wie von sich thun; allein das wie
von sich
ist von dem Herrn. Es ist wahr, dass der Mensch aus sich ganz und gar
nichts
dazu beiragen kann, allein dessen ungeachtet seid ihr doch nicht als
Bildsäulen, sondern als Menschen erschaffen, damit ihr es von dem
Herrn her wie
von euch selbst thuet; dies ist das Einzige Gegenseitige der Liebe und
des
Glaubens, das der Herr Sich überhaupt vom Menschen geleistet haben
will. Mit
Einem Wort: Thut es von euch selbst, und glaubet, dass es von dem Herrn
sei, so
thut ihr es auf diese Weise wie von euch.
I. Ohne
die
Kenntnis des geistigen Sinnes des Wortes kann niemand wissen, was die
zwei
Sakramente, die Taufe und das Heilige Abendmahl, in sich schliessen und
bewirken.
667. Dass in
Allem und Jedem des Wortes ein geistiger Sinn sei, und dass dieser Sinn
bisher
unbekannt war, und dass er nunmehr wegen der vom Herrn zu
gründenden Neuen
Kirche aufgeschlossen worden ist, ist in dem Kapitel von der ‘Heiligen
Schrift’
gezeigt worden; welche Beschaffenheit dieser Sinn hat, kann man nicht
nur dort,
sondern auch in dem Kapitel von den ‘zehn Geboten’ sehen, welche auch
nach
diesem Sinn erklärt worden sind. Wäre dieser Sinn nicht
aufgeschlossen worden,
wer würde wohl über jene beiden Sakramente, die Taufe und das
Heilige
Abendmahl, anders denken als nach dem natürlichen Sinn, welcher
der Sinn des
Buchstabens ist, und wer würde nicht laut oder leise bei sich
sprechen: Was ist
die Taufe anderes als ein Ausgiessen von Wasser über den Kopf des
Kindes, und
was für eine Beziehung hat dies zur Seligkeit? und weiter: Worin
liegt das
Heilige in diesen Dingen, als darin, dass sie von dem geistlichen Stand
aus als
göttliche Heiligthümer angenommen und anbefohlen wurden,
während sie an sich
nichts Anderes sind als Zeremonien, von welchen die Kirchen sagen, sie
werden,
wenn das Wort Gottes zu jenen Elementen hinzutritt, zu Sakramenten?
669. Die zwei
Sakramente, die Taufe und das Heilige Abendmahl sind in der
christlichen Kirche
wie zwei Kleinode im Szepter des Königs; kennt man ihren Nutzen
nicht, so sind
sie blos wie zwei Figuren von Ebenholz an einem Stab. Diese zwei
Sakramente in
der christlichen Kirche können auch mit zwei Rubinen oder
Karfunkeln am Staatsmantel
des Kaisers verglichen werden, kennt man ihren Werth nicht, so sind sie
blos
wie zwei Karneole oder Krystalle an irgend einem Obergewand. Ohne die
Heilswirkungen dieser zwei Sakramente, so wie sie durch den geistigen
sinn
enthüllt worden sind, würden über sie blos Muthmassungen
ausgestreut werden...
Jene
Sakramente
können auch einem doppelten Tempel verglichen werden, von welchen
der eine
unterhalb, der andere oberhalb ist, und in deren unterem das Evangelium
von der
neuen Ankunft des Herrn, so wie auch von der Wiedergeburt und
Beseligung durch
Ihn verkündigt wird; aus diesem Tempel führt um den Altar
herum ein Gang in den
obern Tempel hinauf, in dem das Heilige Abendmahl gefeiert wird, und
von da
findet ein Uebergang in den Himmel Statt, wo der Herr sie aufnimmt.
II.
Unter der
Waschung, welche die Taufe heisst, wird eine geistige Waschung
verstanden,
welche die Reinigung vom Bösen und Falschen, und somit die
Wiedergeburt ist.
Allein die Waschungen und vieles dergleichen wurden den Kindern Israels darum auferlegt und befohlen, weil die bei ihnen gegründete Kirche eine vorbildliche Kirche war, und diese von der Art war, dass sie die christliche Kirche der Zukunft im Bilde darstellte; weshalb der Herr, als Er in die Welt kam, die Vorbildungen, welche alle äusserlich waren, abschaffte, und eine Kirche gründete, bei welcher alles innerlich war; so hob der Herr die Abbilder auf, und enthüllte die Urbilder selbst, wie jemanden einen Vorhang wegzieht oder die Thüre öffnet, und macht, dass man das Inwendige nicht nur sieht, sondern auch zu ihm hingeht; der Herr behielt von jenen allen nur zwei bei, welche alles zur innern Kirche Gehörige in Einer Zusammenfassung enthalten sollten, und diese sind die Taufe an der Stelle der Waschungen, und das Heilige Abendmahl an der Stelle des Lammes, das jeden Tag und vollständig am Passahfeste geopfert wurde.
672. Welcher
Mensch von gesunder Vernunft kann nicht sehen, dass das Waschen des
Gesichtes,
der Hände und der Füsse und aller Glieder, ja des ganzen
Körpers in einem Bad
nichts Anderes bewirkt, als dass die Unreinigkeiten weggespült
werden, damit
man vor den Menschen in menschlicher Gestalt rein erscheine? Und wer
kann nicht
einsehen, dass nicht irgend ein Waschen in den Geist des Menschen
eindringt,
und diesen in gleicher Weise rein macht?
673.
Hieraus
folgt, dass die Waschungen und auch die Taufhandlungen, wofern nicht
das Innere
des Menschen vom bösen und Falschen gereinigt wird, nicht mehr
bewirken, als
die von den Juden gereinigten Schüsseln und schalen, und als, wie
dort weiter
folgt, die Gräber, welche auswendig schön erscheinen,
inwendig aber voller
Todtengebeine und aller Unreinigkeit sind, Matth 23,25 bis 28.;
III.
Weil durch die
Beschneidung der Vorhaut die Beschneidung des Herzens vorgebildet
wurde, ist
anstatt der Beschneidung die Taufe eingesetzt worden, zu dem Zweck,
dass eine
innere Kirche folge auf die äussere Kirche, welche in Allem und
Jedem die
innere Kirche vorbildete.
Das Hauptsächlichste, was
die
israelitische Kirche von
den übrigen in der asiatischen Welt, und nachher von der
christlichen
unterschied, war die Beschneidung; und weil, wie gesagt, alle Dinge der
israelitischen Kirche, welche äusserliche waren, alle Dinge der
christlichen
Kirche, welche innerliche sind, abbildeten, darum war das Hauptzeichen
jener
Kirche inwendig das Gleiche mit dem Zeichen der christlichen Kirche;
denn die
Beschneidung bezeichnete die Verwerfung der Begierden des Fleisches,
und so die
Reinigung vom Bösen; das Gleiche bezeichnet auch die Taufe; woraus
erhellt,
dass die Taufe statt der Beschneidung anbefohlen wurde, sowohl zu dem
Zwecke,
dass die christliche Kirche von der jüdischen Kirche unterschieden
würde, als
auch, dass die innerliche Kirche dadurch näher erkannt werden
möchte, und diese
Erkenntnis stellt sich heraus in den Heilswirkungen der Taufe, wovon in
der
Folge.
676. Es gab bei
den Kindern Israels, und gibt heut zu Tage noch bei den Juden Viele,
welche
glauben, dass sie vor Allen auserwählt seien wie sie beschnitten
sind, wie
unter den Christen, weil sie getauft sind, während doch beide, die
Beschneidung
und die Taufe, blos zum Zeichne und zur Erinnerung gegeben sind, dass
sie vom
Bösen gereinigt, und so auserwählt werden sollen. Was ist das
Aeussere ohne das
Innere bei den Menschen, als wie ein Tempel ohne Gottesdienst, der von
keinem
Nutzen ist, als dass er zum Stall dienen kann?
VI.
Der dritte Nutzen der Taufe, nämlich der als Endzweck
beabsichtigt ist, [ist,]dass der Mensch wiedergeboren werde.
684. Dieser Nutzen ist der eigentliche Nutzen,
wegen
dessen die Taufe Statt hat, somit der als Endzweck beabsichtigte; der
Grund
ist, weil der wahre Christ den Herrn Erlöser, Jesus Christus,
erkennt und
anerkennt, und dieser, weil Er Erlöser ist, auch
Wiedergebärer ist; dass die
Erlösung und die Wiedergeburt Eins ausmachen, sehe man in dem
Kapitel von der
Umbildung und Wiedergeburt, Art. III; dann auch weil der Christ das
Wort
besitzt, in dem die Mittel der Wiedergeburt beschrieben stehen, und die
Mittel
in ihm sind der Glaube an den Herrn und die Liebthätigkeit gegen
den Nächsten;
dies ist dasselbe mit dem, was vom Herrn gesagt wird, dass ”Er
nämlich mit
heiligem Geist und mit Feuer taufe,” Matth 3,11; Mark 1,8 bis 11; Luk
3,16; Joh
1,33; unter dem heiligen Geist wird das Göttliche Wahre des
Glaubens, und unter
dem Feuer das Göttliche Gute der Liebe oder Liebthätigkeit
verstanden, beides
als hervorgehend vom Herrn;...
Aus dem schon früher und dem so eben Gesagten kann man sehen, dass die drei Nutzzwecke der Taufe als Eines zusammenhängen, gerade wie die erste Ursache, die Mittel=Ursache, welche die wirkende ist, und die letzte Ursache, welche die Wirkung und der eigentliche Endzweck ist, wegen dessen die früheren sind; denn der erste Nutzen ist, dass man ein Christ heisse, der zweite aus diesem folgende ist, dass man den Herrn als Erlöser, Wiedergebärer und Heiland erkenne und anerkenne, und der dritte ist, dass man von Ihm wiedergeboren werde, und wenn dies geschieht, so ist man erlöst und beseeligt.
...der Christ soll
also wissen, dass der, welcher
nicht an
den Herrn glaubt, nicht wiedergeboren werden kann, obgleich er getauft
ist, und
dass die Taufe ohne den Glauben an den Herrn gar nichts bewirkt,...
Das
Heilige Abendmahl
Ohne
die Kenntnis
der Entsprechungen zwischen den natürlichen und den geistigen
Dingen kann niemand
die Heilswirkungen des Heiligen Abendmahls wissen.
699. Welcher wahre Christ erkennt nicht an,
dass jene
zwei Sakramente heilig sind, ja dass sie das Heiligste des
Gottesdienstes in
der Christenheit sind? Wer aber weiss, worin ihre Heiligkeit besteht,
oder
woher sie stammt? Aus der Einsetzung des Heiligen Abendmahls weiss man
nach dem
natürlichen Sinn weiter nichts, als dass Christi Fleisch zu essen
und sein Blut
zu trinken gegeben wird, und dass deren Stelle das Brot und der Wein
vertreten;
wer kann hienach anders denken, als dass es blos heilig ist wegen des
vom Herrn
ausgegangenen Gebotes?
700. Solche Vorstellungen werden über
dieses heiligste
Sakrament in der ganzen Christenheit heut zu Tage gehegt, einzig
deshalb, weil
sie mit dem Buchstabensinn des Wortes zusammentreffen, und der geistige
Sinn
bisher verborgen war, und nicht früher als jetzt erst
enthüllt wurde, in ihm
allein aber die Heilswirkung des Heiligen Abendmahls in ihrer Wahrheit
ersichtlich wird.
Aus den
erkannten
Entsprechungen weiss man, was unter dem Fleisch und Blut des Herrn, und
dass
das Gleiche unter dem Brot und Wein verstanden wird, dass nämlich
unter dem
Fleisch des Herrn und unter dem Brot das Göttliche Gute seiner
Liebe und auch
alles Gute der Liebthätigkeit, und unter dem Blut des Herrn so wie
unter dem
Wein das Göttliche Wahre Seiner Weisheit, und auch alles Wahre des
Glaubens,
und durch das Essen die Aneignung verstanden wird.
704.
Dass hier unter dem Fleisch nicht Fleisch, und unter dem Blut
nicht Blut verstanden wird sondern das unter beiden im natürlichen
Sinne das
Leiden am Kreuz, dessen man gedenken solle, verstanden wird, kann Jeder
aus dem
Himmel Erleuchtete in sich wahrnehmen; daher sagte Er, als Er dieses
Mahl des
letzten jüdischen Paschas und des ersten christlichen Paschas
einsetzte: ”Dies
thut zu Meinem Gedächtnis,” Luk 22,19; 1.Korinth 11,24.25. Ebenso,
dass unter
dem Brot nicht Brot, noch unter dem Wein Wein verstanden wird, sondern
im
natürlichen Sinne Aehnliches wie unter dem Fleisch und Blut,
nämlich Sein
Leiden am Kreuz; denn man liest: ”Jesus brach das Brot, und gab es den
Jüngern,
und sprach: Dies ist Mein Leib; und den Kelch nehmend, gab Er ihnen
denselben,
und sprach: dies ist Mein Blut,” Matth 26; Mark 14, Luk 22.; weshalb Er
das
Leiden am Kreuz auch den Kelch hiess, Matth [26,39.42.44; Mark] 14,36;
Joh
18,11.
705. Dass unter diesen vier Gegenständen, dem Fleisch, Blut, Brot und Wein, die ihnen entsprechenden geistigen und himmlischen Dinge verstanden werden, kann aus den Stellen im Wort erhellen, in welchen sie genant werden.
Wer sieht nicht, dass in diesen Stellen unter dem Fleisch nicht Fleisch kund unter dem Blut nicht Blut verstanden wird, sondern die entsprechenden geistigen und himmlischen Dinge?
Da alle geistigen und himmlischen Dinge sich einzig auf das Gute und Wahre zurückbeziehen, so folgt, dass unter dem Fleisch verstanden wird das Gute der Liebthätigkeit, und unter dem Blut das Wahre des Glaubens, und im höchsten Sinne der Herr in Rücksicht des Göttlich=Guten der Liebe und in Rücksicht des Göttlich=Wahren der Weisheit.
706. Dass unter dem Blut des
Herrn Sein
Göttlich=Wahres
und das des Wortes verstanden wird, hat seinen Grund darin, dass unter
Seinem
Fleisch geistig verstanden wird das Göttliche Gute der Liebe, und
diese zwei im
Herrn vereinigt sind. Es ist bekannt, dass der Herr das Wort ist, und
dass alle
Theile des Wortes sich auf zwei Dinge zurückbeziehen, das
Göttliche Gute und
das Göttliche Wahre; wird also das Wort für den Herrn
genommen, so ist
offenbar, dass jene beiden unter Seinem Fleisch und Blut verstanden
werden.
IV.
In dem Heiligen Abendmahl ist der Herr vollständig
gegenwärtig
mit Seiner ganzen Erlösung.
716.
Dass in
dem Heiligen Abendmahl der Herr ganz und gar gegenwärtig ist,
sowohl nach
Seinem verherrlichten Menschlichen, als nach Seinem Göttlichen,
aus Dem das
Menschliche stammt, ergibt sich augenscheinlich aus Seinen eigensten
Worten.
Dass Sein Menschliches im Heiligen Abendmahl gegenwärtig sei, aus
folgenden:
”Jesus nahm das Brot, brach es und gab es den Jüngern, und sprach:
‘Dieses ist
Mein Leib, und den Kelch nehmend, gab Er ihnen denselben, und sprach:
Dieser
ist Mein Blut,” Matth 26; Mark 14; Luk 22. Dann bei Johannes:” Ich bin
das Brot
des Lebens, wer von diesem Brot isset, wird in Ewigkeit leben; das
Brot, das Ich
geben werde, ist Mein Fleisch; wahrlich, wahrlich, Ich sage euch, wer
Mein
Fleisch isset, und Mein Blut trinkt, bleibt in Mir, und Ich in Ihm, und
lebt in
Ewigkeit,” Joh 6; aus diesen Worten erhellt augenscheinlich, dass der
Herr nach
Seinem verherrlichten Menschlichen im Heiligen Abendmahl ist. Dass der
Herr
auch nach Seinem Göttlichen, von dem das Menschliche stammt, im
heiligen
Abendmahle vollständig gegenwärtig ist, ergibt sich
augenscheinlich daraus,
dass Er das Brot ist, das aus dem Himmel herabkam, Joh 6; vom Himmel
kam Er
herab mit dem Göttlichen, denn es heisst: ”Das Wort war bei Gott,
und Gott war
das Wort, alles ist durch dasselbe gemacht worden; und das Wort ward
Fleisch,”
Joh 1,1.3.14., und weiter daraus, “dass der Vater und Er Eins sind,”
Joh 10,30;
”dass alles, was der Vater hat, Sein ist,” Joh 3,35; 16,15; ”dass Er im
Vater,
und der Vater in Ihm ist,” Joh 14,10.11 u.s.w. und weiter daraus, dass
Sein
Göttliches eben so wenig von Seinem Menschlichen getrennt werden
kann, als die
Seele von dem Leib; sagt man also, dass der HerHerr nach Seinem
Menschlichen
vollständig im heiligen Abendmahl ist, so folgt, dass Sein
Göttliches, aus
Welchem es stammt zugleich auch darin ist. Da nun Sein Fleisch das
Göttliche
Gute Seiner Liebe, und das Blut das Göttliche Wahre Seiner
Weisheit bezeichnet,
so ist offenbar, dass der Herr vollständig, sowohl nach Seinem
Göttlichen, als
nach dem verherrlichten Menschlichen, allgegenwärtig im Heiligen
Abendmahl ist;
das es mithin ein geistiges Essen ist.
721. Dass die Taufe eine
Einführung in die
Kirche sei,
ist in dem Kapitel von der Taufe gezeigt worden; dass aber das Heilige
Abendmahl eine Einführung in den Himmel ist, erhellt aus dem oben
Gesagten, wen
es erkannt worden ist. Diese zwei Sakramente, die Taufe und das Heilige
Abendmahl, sind wie zwei Pforten zum ewigen Leben; jeder Christenmensch
wird
durch die Taufe, welche die erste Pforte ist, eingelassen und
eingeführt in
diejenigen Dinge, welche die Kirche aus dem Wort von dem ewigen Leben
lehrt,
welche alle die Mittel sind durch die der Mensch zum Himmel vorbereitet
und
hingeführt werden kann. Die andere Pforte ist das Heilige
Abendmahl, durch
diese wird jeder Mensch, der sich vom Herrn hatte vorbereiten und
führen
lassen, wirklich in den Himmel eingelassen und eingeführt; mehr
allgemeine
Pforten gibt es nicht.
723. Dass durch
diese drei, den Herrn, die Liebthätigkeit und den Glauben, als
Eines der Mensch
wiedergeboren werde, und dass er, wofern er nicht wiedergeboren wird,
nicht in
den Himmel kommen könne, ist in dem Kapitel von ‘der Umbildung und
Wiedergeburt’ gezeigt worden; und deshalb kann der Herr keinen Andern
als den
Wiedergebornen den Himmel öffnen, und wird nach dem
natürlichen Tod keinem
Andern der Eintritt in denselben gestattet. Unter den Wiedergebornen,
welche
würdig hinzugehen, werden diejenigen verstanden, welche innerlich
in jenen drei
wesentlichen Erfordernissen der Kirche und des Himmels sind nicht aber
diejenigen, welche es blos äusserlich sind; denn diese bekennen
den Herrn nicht
mit der Seele, sondern blos mit der Zunge, und üben die
thätige Liebe gegen den
Nächsten nicht mit dem Herzen, sondern blos mit dem Körper;
von dieser Art sind
alle, welche Unrecht thun, nach folgenden Worten des Herrn: ”Dann
werdet ihr
anheben zu sagen: Herr, wir haben vor dir gegessen und getrunken,
allein Ich
werde ihnen sagen: Ich kenne euch nicht, woher ihr seid weichet von Mir
alle
Uebelthäter,” Luk 13,26.27.
725. Dass zum Heiligen
Abendmahl
diejenigen würdig gehen, welche im Glauben an den Herrn und in
Liebthätigkeit
gegen den Nächsten sind und dass die Wahrheiten des Glaubens eine
Gegenwart des
Herrn, und das Gute der Liebthätigkeit zusammt dem Glauben eine
Verbindung
bewirken, ist oben in mehreren Kapiteln gezeigt worden, woraus folgt,
dass die
welche würdig zum Heiligen Abendmahl gehen, mit dem Herrn
verbunden werden, und
die, welche mit dem Herrn verbunden sind in Ihm sind und Er in ihnen.