DAS GLAUBENSBEKENNTNIS DES HEILIGEN ATHANASIUS:

Wer da selig werden will, der muss  vor allem den katholischen Glauben festhalten.

Ein jeder, der diesen nicht in seinem ganzen Umfang und unverletzt bewahrt, wird ohne Zweifel auf ewig verlorengehen.
Der katholische Glaube aber ist der:
Wir verehren den Einen GOTT in der DREIFALTIGKEIT und die DREIFALTIGKEIT in der Einheit.
Wir dürfen nicht die Personen vermischen und auch nicht die Wesenheit trennen.      

Eine andere nämlich ist die Person des VATERS, eine andere die des SOHNES, eine andere die des HEILIGEN GEISTES. 


Aber in dem VATER und dem SOHNE und dem HEILIGEN GEISTE ist nur eine Gottheit, eine gleiche Herrlichkeit, eine gleich ewige Majestät.
Wie der VATER, so der SOHN, so der HEILIGE GEIST.  

Unerschaffen ist der VATER, unerschaffen der  SOHN, unerschaffen der HEILIGE GEIST.  
Unermesslich ist der VATER, unermesslich der SOHN, unermesslich der HEILIGE GEIST.  
Ewig ist der VATER, ewig der SOHN, ewig der HEILIGE GEIST. Und doch sind es nicht 'drei Ewige', sondern EIN EWIGER, wie auch nicht 'drei Unerschaffene' und nicht 'drei Unermessliche', sondern EIN UNERSCHAFFENER und EIN UNERMESSLICHER.                         
Ebenso ist allmächtig der VATER, allmächtig der SOHN, allmächtig der  HEILIGE GEIST, und doch sind es nicht 'drei Allmächtige', sondern EIN ALLMÄCHTIGER  
So ist der VATER GOTT, der SOHN GOTT, der HEILIGE GEIST Gott. Und doch sind es nicht 'drei Götter', sondern es ist nur ein GOTT.
So ist der VATER Herr, der SOHN Herr, der HEILIGE GEIST Herr. Und dennoch sind es nicht 'drei Herren', sondern es ist nur EIN HERR.

Denn so wie wir durch die christliche Wahrheit angeleitet werden, jede Person einzeln als GOTT und HERRN zu bekennen, so verbietet uns auch die
katholische Lehre, von 'drei Göttern' oder 'Herren' zu reden.
Der VATER ist von
niemand gemacht, noch geschaffen, noch gezeugt.
Der SOHN ist vom VATER allein, nicht gemacht, nicht geschaffen, sondern gezeugt.
Der HEILIGE GEIST ist vom VATER und vom SOHN, nicht gemacht, noch geschaffen, noch gezeugt, sondern hervorgehend.

Es ist also ein VATER, nicht 'drei Väter', ein SOHN, nicht 'drei Söhne', ein HEILIGER GEIST, nicht 'drei heilige Geister'.
Und in dieser Dreieinigkeit ist nichts früher oder später, nichts größer oder kleiner,
sondern alle drei Personen sind
gleich ewig und einander wesensgleich,
so dass in allem, wie bereits vorhin gesagt wurde, sowohl die Einheit in der DREIFALTIGKEIT, als auch die DREIFALTIGKEIT in der Einheit zu verehren ist.

Wer daher selig werden will, muss dies von der ALLERHEILIGSTEN DREIFALTIGKEI glauben.
Aber zum ewigen Heil ist es ferner notwendig, treu auch an die Menschwerdung unseres Herrn JESUS CHRISTUS zu glauben.
Das ist nun der richtige Glaube:
Wir
müssen glauben und bekennen, dass unser Herr Jesus CHRISTUS, der SOHN GOTTES, GOTT und Mensch ist.
 GOTT ist er aus der Wesenheit des VATERS von Ewigkeit gezeugt, und Mensch ist er aus der Wesenheit der Mutter in der Zeit geboren.
Ganz GOTT, ganz Mensch, bestehend aus einer vernünftigen Seele
und einem menschlichen Leibe.
Dem
VATER gleich der Gottheit nach, kleiner als der VATER der Menschheit nach.
Da er nun GOTT ist und Mensch zugleich, so sind doch nicht zwei, sondern ein CHRISTUS.
Einer aber nicht, als ob die Gottheit in Fleisch verwandelt worden wäre, sondern durch Aufnahme der Menschennatur in GOTT:
einer ganz und gar: nicht durch die Vermengung der Wesenheit, sondern durch die Einheit der Person.
Denn wie die vernünftige Seele und der Leib ein Mensch ist, so ist auch GOTT und Mensch ein CHRISTUS:
der gelitten hat um unseres Heiles willen, abgestiegen ist zum Totenreich, am dritten Tage wieder auferstanden von den Toten.
ER ist aufgefahren in den Himmel und sitzet zur Rechten GOTTES des
allmächtigen VATERS, von dort wird ER
kommen zu richten die Lebendigen und die Toten.
Bei seiner Ankunft werden
alle Menschen mit ihren Leibern auferstehen und Rechenschaft ablegen über ihre eigenen Handlungen.
Und die,
welche Gutes getan haben, werden eingehen zum Ewigen Leben, die aber Böses getan haben, ins Ewige Feuer.
Das ist der katholische Glaube.
Wer
diesen nicht treu und fest annimmt, kann nicht selig werden.
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Wer war der hl. Athanasius ?
Der heilige Athanasius, dessen Fest die Kirche alljährlich am 2. Mai feiert, wurde gegen Ende des dritten Jahrhunderts zu Alexandra geboren und zeichnete sich von Jugend auf durch Heiligkeit des Wandels und durch Fortschritte im Erlernen der Wissenschaften aus. Als Diakon nahm er im Jahre 325 mit seinem Bischof Alexander am Konzil von Nicäa teil, wo die Irrlehre des Arius, der die Gottheit Christi leugnete, verurteilt wurde. Hier erregte er durch den Scharfsinn, mit welchem er den katholischen Glauben verteidigte, Staunen und Bewunderung. Einige Monate später bestieg er den bischöflichen Stuhl von Alexandria; und 46 Jahre hatte er den Riesenkampf gegen den damals so mächtigen Arianismus zu bestehen; denn gegen ihn wandte sich die ganze Wut der Arianer. Um ihn zu stürzen, wurde ihm alles aufgebürdet, was die schwärzeste Bosheit an Verleumdungen nur ersinnen konnte. Fünfmal wurde er von seinem bischöflichen Sitze vertrieben, beinahe zwanzig Jahre weilte er in der Verbannung. Einmal brachte er auf der Flucht sogar mehrere Monate in der Grabeshöhle seines Vaters zu. Die größten Belohnungen waren demjenigen verheißen, der ihn lebendig oder tot herbeibrächte. Aber keine Macht der Erde war im Stande, ihn von der Wahrheit abzulenken. Er besaß alle Eigenschaften, die für seine wichtige und gefahrvolle Stellung notwendig waren. Durch seine gründliche Kenntnis der Heiligen Schrift, durch seine bewunderungswürdige Beredsamkeit, seinen unbeugsamen Willen, seine Ehrfurcht gebietende Erscheinung und seine Milde und Demut brach er die Macht des Arianismus. Auch auf der Flucht und in der Verbannung war er rastlos tätig für seine teure Herde. In ebenso zart fühlenden wie kraftvollen Schreiben warnte er sie vor der Irrlehre, ermutigte und tröstete sie in der Trübsal und stärkte sie zur Ausdauer und Standhaftigkeit. Unbeschreiblich war immer der Jubel, wenn er den Seinigen, die ihn wie einen Vater liebten und verehrten, wieder geschenkt wurde. Er endete sein tatenreiches Leben am 2. Mai 373. Wegen seiner vielen herrlichen Schriften, die er zur Verteidigung des Glaubens schrieb, wird er zu den großen Kirchenlehrern des Morgenlandes gezählt. ‑ Das «Glaubensbekenntnis des Heiligen Athanasius» ist für alle Zeiten in der «Prim», also im Morgengebet, ein fester Bestandteil des die Priester streng verpflichtenden kirchlichen Breviergebetes. Das 2. Vatikanum hat die Prim "offiziell" verbietend abgeschafft.
 
Mit orthographischen und stilistischen Überarbeitungen übernommen aus:
FREUDE AN DER WAHRHEIT, Römisch-katholische Schriften, Nr. 7
herausgeg. von Karl Haselböck,  A-1090 Wien, Sobieskigasse 18/13



Siehe dazu die Ausführungen E. Swedenborgs:

Aus Swedenborg, Die Wahre Christliche Religion, Bd. 1, Kap. 3

DIE GÖTTLICHE DREIEINHEIT.

163. Es ist von Gott dem Schöpfer und zugleich dann von der Schöpfung, und nachher von dem Herrn Erlöser und zugleich dann von der Erlösung, und zuletzt von dem Heiligen Geist und zugleich dann von der Göttlichen Einwirkung gehandelt worden, und weil somit von dem Dreieinigen Gott gehandelt worden ist, so ist nothwendig, dass auch gehandelt werde von der Göttlichen Dreieinheit, welche in der christlichen Welt bekannt, und dennoch unbekannt ist; denn nur durch sie erlangt man einen richtigen Begriff von Gott, und der richtige Begriff von Gott ist in der Kirche wie das innere Heiligthum und der Altar im Tempel, und wie die Krone auf dem Haupt und das Scepter in der Hand des auf dem Thron sitzenden Königes; von ihm hängt auch wie eine Kette von ihrem obersten Ring der ganze theologische Organismus ab, und es erhält, wenn ihr es glauben wollt, Jeglicher seine Stelle in den Himmeln gemäss seinem Begriffe von Gott; denn dieser ist wie der Probirstein, durch den das Gold und Silber, das ist, das Gute und Wahre, wie diese bei den Menschen beschaffen seien geprüft wird, denn es gibt bei ihm gar kein heilbringendes Gute, das nicht von Gott wäre, noch irgend etwas Wahres, das nicht seine Beschaffenheit aus dem Schoosse des Guten zöge. Damit man aber mit beiden Augen sehe, was die Göttliche Dreieinheit ist, soll die Darstellung in Abschnitte zerlegt werden, welche folgende sein werden:


I.  
Es gibt eine Göttliche Dreieinheit, bestehend aus Vater, Sohn und Heiligem Geist.
II.
Diese Drei, Vater, Sohn und Heiliger Geist, sind die drei Wesenheiten des Einen Gottes, welche Eins ausmachen,   wie   die   Seele,   der   Leib   und   die Wirksamkeit bei dem Menschen.
III. V
or Erschaffung der Welt war diese Dreieinheit nicht, sondern sie ist nach Erschaffung der Welt, als Gott Mensch wurde, vorgesehen und verwirklicht worden, und zwar in dem Herrn Gott Erlöser und Heiland Jesus Christus.
IV.
Die Dreiheit Göttlicher Personen von Ewigkeit, oder   vor   Erschaffung    der    Welt,    ist    in    den Denkvorstellungen eine Dreiheit von Göttern,  und diese  kann  nicht  ausgemerzt  werden  durch  das Mundbekenntnis Eines Gottes.
V.
Die Personendreiheit war in der apostolischen Kirche unbekannt, sie wurde aber von der Nicänischen Kirchenversammlung ausgeheckt, und von da aus in die römisch=katholische Kirche, und von dieser in die von ihr getrennten Kirchen eingeführt.
VI.
Aus    der    Nicänischen und zugleich der Athanasischen Dreieinigkeit entstand ein Glaube, der die ganze christliche Kirche verkehrte.
VII.
Von daher stammt jener Gräuel der Verwüstung und jene Trübsal, dergleichen nie war, noch sein wird, und die der Herr bei Daniel und den Evangelisten, sowie in der Offenbarung vorhergesagt hat.
VIII.
Dann auch dies: Wenn nicht der Herr einen Neuen Himmel und eine Neue Kirche gründete, würde kein Fleisch erhalten werden.
IX.
Aus der Dreiheit der Personen, von welchen, nach dem Athanasischen Bekenntnis, jede einzeln für sich Gott    ist,    entstanden    mehrere    ungereimte    und fremdartige    Vorstellungen    von     Gott,     welche Wahnbilder und Fehlgeburten sind.

Doch dies soll nun im Einzelnen entwickelt werden.

164. I. ES GIBT EINE GÖTTLICHE DREIEINHEIT, BESTEHEND AUS VATER, SOHN UND HEILIGEM GEIST.

Dass es eine Göttliche Dreieinheit gibt, bestehend aus Vater, Sohn und Heiligem Geist, erhellt deutlich aus dem Wort, und zwar aus folgenden Stellen in ihm: Der Engel Gabriel sprach zu Maria: Der Heilige Geist wird über dich kommen, und die Kraft des Höchsten wird dich überschatten, darum auch das Heilige, das aus dir geboren wird, der Sohn Gottes genannt werden wird," Luk 1,35; hier werden drei genannt: der Höchste, welcher Gott der Vater ist, der Heilige Geist, und der Sohn Gottes. "Als Jesus getauft wurde, siehe, da thaten sich die Himmel auf, und Johannes sah den Heiligen Geist, wie eine Taube herabsteigen und über Ihn kommen, und eine Stimme aus dem Himmel sprach: Dieser ist Mein geliebter Sohn, an dem Ich Wohlgefallen habe," Matth. 3,15.17; Mark 1,10.11; Joh 1,32. Noch deutlicher aus folgenden Worten des Herrn an die Jünger: Gehet hin, machet zu Jüngern alle Völker, taufet sie im Namen des Vaters, und des Sohnes, und des Heiligen Geistes," Matt 28,19; und überdies aus Folgendem bei Johannes: "Drei sind die da zeugen im Himmel, der Vater, das Wort, und der Heilige Geist," 1.Br. Kap 5,7. und außerdem, dass der Herr zu Seinem Vater gebetet, und dass Er von Ihm und mit Ihm gesprochen, und gesagt habe, er werde den Heiligen Geist senden, und dass Er diesen auch gesandt habe. Und überdies, dass die Apostel in ihren Briefen häufig sowohl den Vater, als den Sohn und den Heiligen Geist genannt haben. Hieraus erhellt, dass es eine göttliche Dreieinheit gibt, bestehend aus Vater, Sohn und Heiligem Geist.

165. Wie aber jene Stellen zu verstehen sind, ob so, dass es drei Götter gebe, welche dem Wesen und somit auch dem Namen nach Ein Gott sind, oder so, dass sie drei Objekte Eines Subjektes, dass sie also blos Eigenschaften oder Attribute Eines Gottes seien, welche so genannt werden, oder ob anders, kann die sich selbst überlassene Vernunft durchaus nicht sehen; was ist nun zu thun. Es gibt keinen andern Rath, als dass der Mensch sich an den Herrn Gott Heiland wende, und unter Seiner Leitung das Wort lese, denn Er ist der Gott des Wortes; dann wird er erleuchtet werden und Wahrheiten sehen, die auch die Vernunft anerkennen wird. Dagegen aber, wenn du dich nicht an den Herrn wendest, so magst du tausendmal das Wort lesen, und darin eine Göttliche Dreieinigkeit und auch eine Einheit sehen, jedoch du wirst nichts anderes herausbringen, als dass drei Göttliche Personen, deren jede einzeln für sich Gott ist, und somit drei Götter sind; weil aber dies dem allgemeinen Menschenverstand Aller in der ganzen Welt widerstreitet, so kam man, um den Schmähungen zu entgehen, auf die Erfindung, dass obwohl ihrer in Wahrheit drei seien, doch der Glaube dringend fordere, dass nicht drei Götter genannt werden, sondern Einer; und überdies, um nicht mit Tadel überschüttet zu werden, dass ganz besonders in dieser Rücksicht der Verstand eingekerkert und unter dem Gehorsam des Glaubens gefesselt gehalten werden müsse; und dies solle hinfort vermöge christlicher Ordnung ein unantastbares Heiligthum in der christlichen Kirche sein. Eine solche gliederlahme Frucht ward dadurch erzeugt, dass man nicht unter der Leitung des Herrn das Wort las; und Jeder, der nicht unter Seiner Leitung das Wort liest, der liest es unter der Leitung der eigenen Einsicht, und diese ist wie eine Nachteule für Dinge, die im geistigen Lichte sind, wohin alles Wesentliche der Kirche gehört. Und während ein Solcher die Stellen im Worte, welche die Dreieinigkeit betreffen, liest, und sich auf deren Grund denkt, sie seien, obwohl drei, doch nur Eines, so erscheint ihm dies als eine Antwort vom Dreifuß herab, die er, weil er sie nicht begreift, zwischen den Zähnen hin und her wirft; denn brächte er sie vor die Augen, so wäre sie ein Räthsel, das je mehr er sich bemüht, es zu lösen, nur um so mehr sich in Finsternis verwickelt, bis er darüber ohne Verstand zu denken anfängt, was dann eben so viel ist als ohne Auge sehen. Kurz, die, welche das Wort unter der Leitung der eigenen Einsicht lesen, was bei allen der Fall ist, die nicht den Herrn als Gott des Himmels und der Erde anerkennen, und daher nicht einzig Ihn angehen und verehren, können spielenden Knaben verglichen werden, die ein Tuch vor die Augen binden und in gerader Richtung vorwärts gehen wollen, und auch glauben gerade aus zu gehen, dennoch aber Schritt für Schritt zur Seite abweichen, und endlich in entgegengesetzter Richtung fortgehen, an einen Stein stoßen und fallen. Auch sind sie Seefahrern ähnlich, die ohne Kompaß segeln, und das Schiff auf Klippen führen und zu Grunde gehen. Auch sind sie wie Einer, der über ein sehr weites Feld in dichtem Nebel wandelt, und einen Skorpion sieht, und in der Meinung, es sein ein Vogel, ihn mit der Hand fassen und aufheben will, und dann eine tödtliche Wunde erhält; auch gleicht er einer Tauchente, oder Weihe, welche etwas vom Rücken eines großen Fisches über Wasser sieht, und hinfliegt, und den Schnabel darin einhackt, dann aber von dem Fisch hinabgezogen und ertränkt wird; und wieder ist er wie Einer, der ohne Führer oder Faden in ein Labyrinth hineingeht, und je tiefer er eindringt, desto mehr die Ausgangswege verliert. Ein Mensch, der nicht unter der Leitung des Herrn das Wort liest, sondern unter der Leitung der eigenen Einsicht, hält sich für einen Luchs und für vieläugiger als Argus, während er doch inwendig gar nichts Wahres sieht, sondern blos Falsches, das ihm, nachdem er sich davon überredet hat, wie ein Leitstern erscheint, nach dem er alle Segel seines Denkens richtet, alsdann aber die Wahrheiten nicht besser sieht, als der Maulwurf, und wenn er sie sieht, dieselben zu Gunsten seiner Phantasie dreht, und so die heiligen Dinge des Wortes verkehrt und verfälscht.

166.   II. DIESE DREI, VATER,   SOHN UND HEILIGER GEIST,   SIND DIE DREI WESENHEITEN DES EINEN GOTTES,   WELCHE EINS AUSMACHEN,    WIE DIE SEELE, DER LEIB UND DIE WIRKSAMKEIT BEI DEM MENSCHEN.

Es gibt allgemeine und auch besondere Wesenheiten Eines Gegenstandes, und diese machen mit jenen Ein Wesen aus; die allgemeinen Wesenheiten Eines Menschen sind dessen Seele, Leib und Wirksamkeit; dass diese Ein Wesen ausmachen, kann man daraus sehen, dass das Eine aus dem Andern und um des Andern willen ist, in stetiger Reihenfolge; denn der Mensch nimmt seinen Anfang mit der Seele, welche das eigentliche Wesen des Samens ist; sie bildet nicht nur den Ausgangspunkt für alles, was zum Körper gehört, sondern bringt es auch seiner Ordnung nach hervor, und nachher dasjenige, was aus diesen beiden, der Seele und dem Leib, zugleich hervorgeht und deren Wirksamkeit genannt wird; aus dem Hervorgebracht werden des einen von dem andern, und der damit gegebenen Einimpfung und Verbindung erhellt daher, dass diese drei Eines Wesens sind, und deshalb die Wesenheiten genannt werden.

167.    Dass in dem Herrn Gott Heiland diese drei Wesenheiten waren und sind, nämlich Seele, Leib und Wirksamkeit, erkennt jeder an; dass Seine Seele von Jehovah  dem  Vater   war,   kann   nur   von   einem Antichristen geläugnet werden; denn in dem Worte beider Testamente heisst Er der Sohn Jehovahs, der Sohn Gottes, des Höchsten, der Eingeborne; es ist also das Göttliche des Vaters,  wie die  Seele im Menschen, Sein erstes Wesentliche; dass der Sohn, den Maria geboren, der Leib Seiner Göttlichen Seele ist, folgt daraus; denn nichts anderes als der aus der Seele empfangene und abstammende >Leib wird im Mutterleib zubereitet; dieser ist also das andere Wesentliche; dass die Wirksamkeit das dritte Wesentliche ausmacht, gründet sich darauf, dass sie aus der Seele und dem Leib zusammengenommen hervorgeht, und das, was hervorgeht, desselben Wesens mit dem ist, durch das es hervorgebracht wird. Dass die drei Wesenheiten, welche sind der Vater, der Sohn und der Heilige Geist, in dem Herrn Eins sind, wie Seele, Leib und Wirksamkeit im Menschen, erhellt deutlich aus den Worten des Herrn, dass der Vater und Er Eins seien, und dass der Vater in Ihm und Er im Vater sei; desgleichen dass Er und der Heilige Geist Eines sind, weil der Heilige Geist das aus dem Herrn vom Vater hervorgehende Göttliche ist, wie oben Nr. 153.154 vollständig aus dem Worte nachgewiesen wurde; weshalb es abermals beweisen, ein überflüssiges Wiederkäufen und so viel wäre, als nach der Sättigung den Tisch noch mit Speisen beladen.

168. Wenn man sagt, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist seien drei Wesenheiten des Einen Gottes, wie Seele, Leib und Wirksamkeit bei dem Menschen, so erscheint es vor dem menschlichen Gemüth, wie wenn diese drei Wesenheiten drei Personen wären, was jedoch nicht möglich ist; versteht man es aber so, dass das göttliche des Vaters, welches die Seele ausmacht, und das Göttliche des Sohnes, welches den leib ausmacht, und das Göttliche des Heiligen Geistes oder das ausgehende Göttliche, welches die Wirksamkeit ausmacht, drei Wesenheiten Eines Gottes seien, so geht es in den Verstand ein; denn Gott der Vater ist Sein Göttliches, der Sohn aus dem Vater das seinige, und der Heilige Geist aus beiden seinige, und weil diese Eines Wesens und einmüthig sind, so machen sie Einen Gott aus. Nennt man aber dieses Dreifache Göttliche Personen, und schreibt einer jeden ihre Eigenthümlichkeiten zu, wie dem Vater die Zurechnung, dem Sohne die Vermittelung, und dem Heiligen Geist die Einwirkung, so wird das Göttliche Wesen, das doch Eines und untheilbar ist, ein getheiltes, und somit ist keiner von den dreien in Fülle Gott, sondern jeder nur in einem Drittel der Macht, was der gesunde Verstand nothwendig verwerfen muss.

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171. Die Dreieinigkeit, welche die heutige christliche Kirche angenommen, und die sie ihrem Glauben einverleibt hat, geht dahin, dass Gott der Vater von Ewigkeit her einen Sohn gezeugt habe, und dass alsdann der Heilige Geist von beiden ausgegangen, und dass jeder [von diesen] Gott für sich sei; diese Dreieinigkeit kann von den menschlichen Gemüthern nicht anders aufgefaßt werden, denn als eine Dreiherrschaft, und als die Regierung dreier Könige in Einem Reich, oder dreier Feldherrn über ein Heer, oder dreier Herrn in Einem Haus, von welchen jeder die gleiche Gewalt hat; was anderes würde hievon die Folge sein, als Zerstörung? Wollte jemand diese Herrschaft Dreier und zugleich deren Einheit im Bild oder Schattenriß vor dem Auge des Geistes darstellen, so könnte er sie seinem Blick nicht anders vorstellen, als in der Gestalt Eines Menschen mit drei Köpfen auf Einem Körper, oder dreier Körper unter Einem Kopf. Ein so ungeheuerliches Bild der Dreieinigkeit muss vor denen erscheinen, welche an drei göttliche Personen, von welchen jede Gott für sich ist, glauben, und sie zu Einem Gott verbinden und läugnen, dass Gott, weil Er Einer ist, auch Eine Person ist. Dass ein von Ewigkeit gezeugter Sohn Gottes herabgestiegen sei und das Menschliche angenommen habe, kann mit den Mythen der Alten verglichen werden, nach welchen die menschlichen Seelen seit Urbeginn der Welt erschaffen sind, und dann in Leiber eingehen und Menschen werden; dann auch mit jenen ungereimten Annahmen, dass, wie Viele in der Jüdischen Kirche geglaubt hatten, die Seele des Einen in einen Andern übergehe, z.B. die Seele des Elias in den Leib Johannes des Täufers, und dass David in seinen Leib oder in den eines Andern zurückkehren, und herrschen werde über Israel und Juda, weil es bei Ezechiel heisst: ”Ich wird einen Hirten über sie erwecken, der sie weiden soll, ihn, Meinen Diener David, dieser soll ihr Hirt sein, und Ich Jehovah werde sein ihr Gott, und David Fürst in ihrer Mitte,” Kap 34,23.24.25; andere Stellen zu übergehen; sie wußten nicht, dass hier unter David der Herr verstanden wird.

172. IV. Die Dreiheit Göttlicher Personen von Ewigkeit, oder vor Erschaffung der Welt, ist in den Denkvorstellungen eine Dreiheit von Göttern, und diese kann nicht ausgemerzt werden durch das Mundbekenntnis Eines Gottes.

Dass die Dreiheit göttlicher Personen von Ewigkeit eine Dreiheit von Göttern ist, erhellt deutlich aus Folgendem im Athanasischen Glaubensbekenntnis: ”Eine andre ist die Person des Vaters, eine andere die des Sohnes, und eine andere die des Heiligen Geistes; Gott und Herr ist der Vater, Gott und Herr ist der Sohn, und Gott und Herr ist der Heilige Geist; dennoch aber sind nicht drei Götter und Herren, sondern es ist ein Gott und Herr; wie wir durch die christliche Wahrheit angetrieben werden, jede Person einzeln für sich als Gott und Herrn anzuerkennen, so werden wir durch die katholische Religion verhindert, drei Götter oder drei Herren zu nennen.” Dieses Glaubensbekenntnis ist aber als ein ökumenisches oder allgemeines von der ganzen christlichen Kirche angenommen, und alles, was man heut zu Tage von Gott weiss und anerkennt, ist aus ihm. Dass von denen, die auf der Nicänischen Kirchenversammlung waren, aus der das sogenannte Athanasische Symbol als ein nachgeborner Sprößling hervorging, keine andere Dreieinigkeit als eine Dreieinigkeit von Göttern, verstanden wurde, kann Jeder, der es nur mit offenen Augen liest, sehen; dass eine Dreiheit von Göttern nicht blos von ihnen verstanden worden ist, sondern auch keine andere Dreiheit in der christlichen Kirche verstanden wird, ist eine Folge davon, weil alle Erkenntnis von Gott daher stammt, und Jeder im Glauben an die darin enthaltenen Worte bleibt. Dass keine andere Dreieinigkeit als eine Dreieinigkeit von Göttern heut zu Tage in der christlichen Kirche verstanden wird, dafür berufe ich mich auf Jeden, den Laien wie den Geistlichen, die belorbeerten Magister und Doktoren, wie die geweihten Bischöfe und Erzbischöfe, und auch die bepurpurten Kardinäle, ja den römischen Papst selbst; es frage sich jeder, und dann spreche er sich aus gemäss den Vorstellungen seines Geistes; aus den Worten dieser allgemein angenommenen Lehre von Gott ist dies so offenbar und durchscheinend, wie das Wasser durch einen krystallenen Becher, dass nämlich drei Personen seien, und jede von ihnen Gott und Herr; ferner dass man, der christlichen Wahrheit gemäss, jede der Personen einzeln für sich als Gott und Herrn bekennen oder anerkennen müsse, dass aber die Religion, d.h. der katholische oder christliche Glaube verbiete, drei Götter und Herren auszusprechen oder zu nennen; und dass sonach die Wahrheit und die Religion oder die Wahrheit und der Glaube nicht Ein Ding, sondern zwei einander widerstreitende Dinge seien. Dass aber beigesetzt wurde, es seien nicht drei Götter und Herren, sondern Ein Gott und Herr, das geschah, damit man nicht vor der ganzen Welt dem Gelächter ausgesetzt würde; denn wer würde nicht laut auflachen bei drei Göttern? Wer aber sieht dabei nicht den innern Widerspruch? Hätte man hingegen gesagt, Göttliches Wesen komme dem Vater, Göttliches Wesen dem Sohn, und göttliches wesen dem Heiligen Geist zu, es seien jedoch nicht drei göttliche Wesen, sondern nur eines und Dieses untheilbar, dann wäre jenes Geheimnis erklärbar gewesen, sofern nämlich unter dem Vater das Urgöttliche, unter dem Sohn das Göttliche Menschliche aus diesem, und unter dem Heiligen Geist das hervorgehende Göttliche verstanden wird, welche drei Einem Gott angehören; oder wenn man unter dem Göttlichen des Vaters Aehnliches versteht, wie bei dem Menschen unter der Seele, unter dem Göttlich=Menschlichen Aehnliches wie unter dem Leib dieser Seele, und unter dem Heiligen Geist Aehnliches wie unter der Wirksamkeit, die aus beiden hervorgeht, alsdann werden drei Wesenheiten verstanden, die Einer und derselben Person angehören, und so zugleich ein einziges und untheilbares Wesen ausmachen.

173. Dass die Vorstellung von drei Göttern nicht beseitigt werden kann durch das Mundbekenntnis Eines Gottes, kommt daher, dass dieselbe von dem Knabenalter an dem Gedächtnis eingepflanzt worden ist, und jeder Mensch aus dessen Inhalt denkt. Denn das Gedächtnis ist bei dem Menschen, wie der Wiederkäumagen bei Vögeln und [Land=] Thieren; diese bringen in denselben die Speisen, von denen sie nach und nach ernährt werden, und nehmen sie von Zeit zu Zeit von da heraus, und lassen sie in den eigentlichen Magen hinab, in dem diese Speisen verdaut und zu allen Nutzzwecken des Körpers verwendet werden; der menschliche Verstand ist dieser Magen, wie das Gedächtnis der erstere. Dass die Vorstellung dreier göttlicher Personen von Ewigkeit, welche dieselbe ist mit der Vorstellung dreier Götter, durch das Mundbekenntnis Eines Gottes sich nicht beseitigen lässt, kann Jeder schon daraus sehen, dass es noch nicht beseitigt ist, und dass es deren unter den Berühmtheiten, die nicht wollen, dass sie beseitigt werde; denn sie bestehen darauf, dass die drei göttlichen Personen Ein Gott seien, läugnen aber hartnäckig, dass Gott, weil Er Einer ist, auch Eine Person sei; aber welcher Weise denkt nicht bei sich, dass jeden Falls unter der Person nicht eine Person, sondern das Prädikat einer Beschaffenheit zu verstehen sei? Worin aber diese bestehe, weiss man nicht, und weil man es nicht weiss, so bleibt das dem Gedächtnis von Kindheit an Eingepflanzte stehen, wie die Wurzel eines Baumes in der Erde, aus der, wenn man diesen abhaut, immer wieder ein neuer Sprössling hervorwächst. Du aber, mein Freund, haue nicht blos diesen Baum ab, sondern rotte auch seine Wurzel aus, und pflanze dann in deinen Garten Bäume von guter Frucht; sei also auf der Hut, dass nicht in deinem Gemüth die Vorstellung dreier Götter sich festsetze, und der Mund, dem keine Vorstellung innewohnt, Einen Gott ausspreche. Was anderes ist denn der Verstand oberhalb des Gedächtnisses, der sich drei Götter denkt, und der Verstand unterhalb dessen, aus dem der Mund Einen Gott ausspricht, zusammengenommen, als ein Schauspieler auf dem Theater, der zweierlei Rollen spielen kann, indem er von der einen Seite in die andere hinüberläuft, und von der einen Seite her etwas sagen und von der andern her dem widersprechen, und so im Widerstreit hier sich einen Weisen und dort sich einen Thoren nennen kann? Was anderes aber ist die Folge, als dass er, wenn er in der Mitte steht, und nach beiden Seiten hinblickt, denkt, dass weder an dem Einen, noch an dem Andern etwas sei, und so etwa, dass weder ein Gott sei, noch dass deren drei seien, somit gar keiner? Der heut zu Tage herrschende Naturalismus stammt aus keinem andern Ursprung. Im Himmel vermag niemand eine Dreiheit von Personen, deren jede einzeln für sich Gott ist, auszusprechen; denn schon die Himmelsluft, in der ihre Gedanken, wie die Töne in unserer Luft, schweben und sich wellenförmig bewegen, widerstrebt; nur der Heuchler vermag es dort; allein der ton seiner Rede knirscht in der Himmelsluft wie ein Zahn, der sich an dem andern reibt, oder er kreischt wie ein Rabe, der wie ein Sangvogel singen will. Ich hörte auch aus dem Himmel, dass den durch Begründungen dem Gemüth eingepflanzten glauben an die Dreiheit von Göttern durch das Mundbekenntnis eines einzigen Gottes beseitigen, ebenso unmöglich sei, als einen Baum durch seinen Samen, oder das Kinn eines Menschen durch eines seiner Barthaare hindurchziehen.

177. VI. Aus der Nicänischen und zugleich der Athanasischen Dreieinigkeit entstand ein Glaube, der die ganze christliche Kirche verkehrte.

Dass die Nicänische und zugleich Athanasische Dreieinigkeit eine Dreieinigkeit von Göttern ist, ist aus ihren Glaubensbekenntnissen oben Nr. 172 nachgewiesen worden; aus ihnen ist der Glaube der heutigen Kirche entstanden, welcher der an Gott Vater, Gott Sohn und Gott den heiligen Geist ist; an Gott Vater, dass Er die Gerechtigkeit des Heilandes, Seines Sohnes, zurechne, und sie den Menschen zuschreibe; an Gott den Sohn, dass er Einsteher und Bürge sei; an den Heiligen Geist, dass er die zugerechnete Gerechtigkeit des Sohnes wirklich einschreibe, und sie befestige und besiegle, indem er den Menschen rechtfertigt, heiligt und wiedergebieret; dies ist der heutige Glaube, der allein schon bezeugen kann, dass es eine Dreiheit von Göttern ist, welche anerkannt und verehrt wird. Aus dem Glauben einer jeden Kirche strömt aber nicht nur ihr ganzer Gottesdienst, sondern auch all ihr Dogmatisches hervor; weshalb man sagen kann, wie der Glaube, so ist auch ihre Lehre. Dass dieser Glaube, weil er ein Glaube an drei Götter ist, alles zur Kirche Gehörige verkehrt hat, folgt daraus; denn der Glaube ist das Ursprüngliche, und die Lehrbestimmungen, sind das Abgeleitete, und das Abgeleitete nimmt vom Ursprünglichen sein Wesen her. Unterwirft man der Prüfung die einzelnen Lehrbestimmungen, wie die von Gott, von der Person Christi, von der Liebthätigkeit, von der Busse, von der Wiedergeburt, vom freien Willen, von der Erwählung, vom Gebrauch der Sakramente, der Taufe und des Heiligen Abendmahles, so wird man deutlich sehen, dass die Dreiheit der Götter jeder einzelnen innewohnt, und wenn sie auch nicht wirklich darin zu sein scheint, doch aus ihr wie aus ihrer Quelle herfliesst; weil aber eine solche Prüfung hier nicht angestellt werden kann, und dennoch der Mühe werth ist, sie anzustellen, damit die Augen geöffnet werden, so soll diesem Werk ein Anhang beigefügt werden, in dem dieses bewiesen werden wird. Der Glaube der Kirche von Gott ist wie die Seele des Leibes, und die Lehrbestimmungen sind wie die Glieder des letztern; und weiter ist der Glaube an Gott wie eine Königin, und die Dogmen sind wie ihre Hofbedienten, und wie diese am Mund der Königin hängen, so hängen die Dogmen von dem Ausspruch des Glaubens ab; schon allein aus diesem glauben kann man sehen, wie das Wort in seiner Kirche verstanden wird; denn der glaube macht für sich zurecht, und zieht wie mit Seilen an sich alles, was er kann; ist er ein falscher Glaube, so treibt er Unzucht mit jeder Wahrheit in ihm, gibt ihr eine verkehrte Deutung und verfälscht sie, und macht den Menschen in geistigen Dingen wahnsinnig; ist er aber der wahre Glaube, dann begünstigt ihn das ganze Wort, und der Gott des Wortes, welcher der Herr Gott Heiland ist, giesst Licht ein, und haucht mit Seinem Göttlichen Beifall an und macht den Menschen weise. Dass der heutige glaube, welcher in seiner innern Form der an drei Göttern, in der äußern aber der an Einen Gott ist, das Licht im Wort ausgelöscht, und den Herrn von der Kirche entfernt, und so deren Morgen in Nachthinabgestürzt hat, wird man ebenfalls im Anhang sehen; dies ist geschehen von Seiten der Irrlehrer vor der Nicänischen Kirchenversammlung, und nachher von den Irrlehrern aus ihr und nach ihr. Allein wie kann man Kirchenversammlungen vertrauen, die nicht durch die Thüre in den Schafstall eingehen, sondern anderswo einsteigen, nach den Worten des Herrn bei Johannes, Kap 10,1.9? Ihr Berathschlagen ist nicht unähnlich dem Herumtappen eines Blinden am Tage, oder eines Sehenden in der Nacht, welche beide die Grube nicht sehen, bevor sie in dieselbe hineingestürzt sind. Wie kann man zum Beispiel den Kirchenversammlungen vertrauen, welche die Stellvertreterschaft des Papstes, die Vergötterung der Todten, die Anrufung derselben, als ob sie Gottheiten wären, die Verehrung ihrer Bilder, die Kraft des Ablasses, und die Theilung des Abendmahls und so vieles andere zur Satzung erhoben haben? Wie kann man ferner einer Kirchenversammlung trauen, welche die abscheuliche Vorherbestimmung festgesetzt, und diese als das Palladium der Religion vor den Tempeln ihrer Kirche ausgehängt hat? Wende dich aber, mein Freund, vielmehr an den Gott des Wortes, und so an das Wort, und gehe in dieser Weise durch die Thüre ein in den Schafstall, das ist, in die Kirche, so wirst du erleuchtet werden, und dann wie von einem Berge herab selbst nicht nur vieler andern, sondern auch deine eigenen früheren Schritte und Irrgänge im dunkeln Wald unterhalb des Berges sehen.

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179. VII. Von daher stammt jener Gräuel der Verwüstung und jene Trübsal, dergleichen nie war, noch sein wird, und die der Herr bei Daniel und den Evangelisten, sowie in der Offenbarung vorhergesagt hat.

Bei Daniel liest man Folgendes: ”Endlich über den Vogel der Gräuel die Verwüstung, und bis zur Vollendung und Entscheidung wirds über die Verwüstung triefen,” Kap 9,27. Bei dem Evangelisten Matthäus sagt der Herr Folgendes: ”Alsdann werden viele falsche Propheten aufstehen, und Viele verführen; wenn ihr nun sehen werdet den Gräuel der Verwüstung, der von Daniel dem Propheten vorausgesagt worden, stehen an heiliger Stätte, wer es liest, der merke es wohl,” Kap 24,11.15. und nachher in demselben Kapitel: ”Alsdann wird eine grosse Trübsal sein, dergleichen nicht gewesen ist von Anfang der Welt bis jetzt, noch sein wird,” Vers 21. Von dieser Trübsal und jenem Gräuel ist gehandelt worden in sieben Kapiteln in der Offenbarung; sie sind es, welche verstanden werden unter dem schwarzen Pferd und unter dem blassen Pferd, welche hervorkamen aus dem Buche, dessen Siegel das Lamm öffnete, Offenb 6,5 bis 8. Ferner unter dem aus dem Abgrund aufsteigenden Thier, das Krieg führte mit den zwei Zeugen, und sie tödtete, Kap 11,7 folg. So wie auch unter dem Drachen, der vor dem gebärenden Weibe stand, um ihre Frucht zu verschlingen, und sie in die Wüste verfolgte, und dort aus seinem Munde Wasser schoss wie einen Strom, um sie zu ersäufen, Kap 12, wie auch unter den Thieren des Drachen, dem einen aus dem Meer, und dem andern aus der Erde, Kap 13. Ferner unter den drei Geistern gleich Fröschen, die aus dem Mund des Drachen, aus dem Mund des Thieres, und aus dem Mund des falschen Propheten hervorgingen, Kap 16,13. Und überdies unter dem, dass nachdem die sieben Engel die Zornschalen Gottes, in welchen die sieben letzten Plagen waren, ausgegossen hatten auf die Erde, in das Meer, in die Quellen und Ströme, in die Sonne, auf den Thron des Thieres, in den Euphrat, und zuletzt in die Luft, ein grosses Erdbeben entstand, dergleichen nicht gewesen ist, seit Menschen waren, Kap 16. Das Erdbeben bedeutet die Verkehrung der Kirche, welche durch Falsches und durch Verfälschungen des Wortes geschieht, das Gleiche, was die grosse Trübsal bedeutet, dergleichen vom Anfang der Welt an nicht war, Matth 24,21. Aehnliches wird verstanden unter den Worten: ”Der Engel schlug die Sichel an, und las den Weinberg der Erde, und warf ihn in die grosse Kelter des Zornes Gottes, und getreten war die Kelter, und es ging Blut heraus bis an die Zügel der Pferde, tausend sechshundert Stadien weit,” Kap 14,19.20. Das Blut bedeutet das verfälschte Wahre; vieles Andere in jene sieben Kapiteln zu übergehen.

180. Bei den Evangelisten Matth 24; Mark 13 und Luk 21 sind die aufeinanderfolgenden Abirrungen und Verderbnisse der christlichen Kirche beschrieben, und unter der grossen Trübsal, dergleichen nicht gewesen ist sei Anfang der Welt, noch sein wird, wird dort, wie hin und wieder anderwärts im Worte, verstanden die Befehdung des Wahren von Seiten des Falschen bis dahin, dass nichts Wahres mehr übrig ist, das nicht verfälscht und zu seinem Ende gelangt wäre; dies wird auch verstanden unter dem Gräuel der Verwüstung daselbst, und eben dies auch unter der Verödung über dem Vogel der Gräuel, und unter der Vollendung und Entscheidung bei Daniel; und eben dasselbe wird auch beschrieben in der Offenbarung unter dem, was so eben daraus angeführt worden ist. Dies ist dadurch bewirkt worden, dass die Kirche die Einheit Gottes in der Dreiheit, und Seine Dreiheit in der Einheit nicht in Einer Person anerkannte, sondern in Dreien, und dass man in Folge dessen die Kirche im Gemüth auf die Vorstellung dreier Götter, und im Mund auf das Bekenntnis Eines Gottes gründete; denn so trennte man sich vom Herrn, und zwar zuletzt bis dahin, dass man gar keine Idee der Göttlichkeit in Seiner Menschlichen Natur mehr übrig behielt, während Er doch Gott der Vater im Menschlichen ist und daher auch der Vater der Ewigkeit heisst, Jes 9,.5., und zu Philippus sagt: ”Wer Mich siehet, siehet den Vater,” Joh 14,7.9.

181. Allein die Frage ist, woher die eigentliche Quellader stamme, aus der ein solcher Gräuel der Verwüstung, wie er bei Daniel Kap 9,27 beschrieben wird, und eine solche Trübsal entsprungen ist, dergleichen nicht war und nicht sein wird, Matth 24,21; und die Antwort ist: Eben aus dem in der christlichen Welt allgemein herrschenden Glauben, und seinem Einfluss, seiner Wirksamkeit und Zurechnung, gemäss den Ueberlieferungen. Es ist zu verwundern, dass die Lehre von der Rechtfertigung durch jenen blossen Glauben, obgleich er nicht Glaube, sondern ein Hirngespinst ist, in den christlichen Kirchen alle Stimmen für sich hat, das heisst, in dem geistlichen Stand beinahe als das einzige Theologische bei ihnen herrscht; sie ist es, die alle angehenden Studirenden von der Geistlichkeit auf den Hochschulen begierig lernen, in sich aufnehmen und verschlingen, und nachher wie von himmlischer Weisheit inspirirt in den Kirchen lehren, in Schriften verbreiten, und durch die sie Namen, Ruf und Ruhm höherer Gelehrsamkeit erstreben und erjagen, und wegen der sie mit Diplomen, Preisen und Belohnungen beschenkt werden; und dies geschieht, obgleich durch jenen blossen glauben heut zu Tage die Sonne verfinstert, der Mond seines Scheins beraubt, die Sterne der Himmel herabgefallen und die Kräfte der Himmel erschüttert worden sind, nach den Worten der Voraussagung des Herrn bi Matthäus, Kap 24,29. Dass die Lehre dieses Glaubens die Gemüther heut zu Tage so blind gemacht hat, dass sie nicht den Willen, und in Folge dessen auch gleichsam nicht das Vermögen haben, irgend eine Göttliche Wahrheit inwendig im Lichte der Sonne oder auch nur im Lichte des Mondes zu sehen, sondern nur äusserlich nach irgend einer rauhen Oberfläche im Herdlichte bei Nacht, hat sich mir hinlänglich bewahrheitet, weshalb ich weissagen kann: Würden die göttlichen Wahrheiten von der wahren Verbindung der Liebthätigkeit und des Glaubens, von dem Himmel und der Hölle, vom Herrn, vom Leben nach dem Tod, und von der ewigen Seligkeit, mit silbernen Buchstaben geschrieben vom Himmel herabgelassen, so würden sie von den Gerecht= und Heiligsprechern durch den blossen Glauben nicht des Lesens würdig geachtet werden; ganz anders aber, wenn ein Blatt über die Rechtfertigung durch den blossen Glauben aus der Hölle heraufgeschoben würde; nach diesem würden sie greifen, es küssen, und im Busen nach Hause tragen.