Neuoffenbarung

 

Jakob Lorber

 

 

 

 

 

 


 

 

 

 


DAS WAHRE GEBET

EINKEHR - MEDITATION - STILLE

 

 

 


Gewidmet allen Gottsuchern,

denen kein Berg zu hoch

und kein Tal zu tief ist,

als dass man sie aufhalten könnte

ihrer Sehnsucht zu folgen.

 

 

Möge diese kleine Schrift euch als

Wegzehrung dienen, auf eurem Weg zurück in des Vaters Haus

 

 

 

 


 

 

 



Vorwort

Gebet und Verinnerlichung oder Meditation. Die beiden Kräfte jeglichen religiösen, oder spirituellen Lebens!

Wir werden aus den folgenden Texten, welche der Mystiker Jakob Lorber (1800 -1864) von Gott in die Feder diktiert bekam belehrt, dass das wahre Gebet zwei Ebenen der Ausübung beinhaltet.

Die erste Ebene ist die der Tätigkeit, auf welcher der Mensch durch die praktische Ausübung der Lehre Jesu, all sein Handeln im Alltag zu einem Gebet - in Form der Nächstenliebe - machen soll. Hierbei kann einem alles zur Begegnung mit Gott werden; nicht nur der Mensch, sondern die ganze Schöpfung. Kein Geschöpf Gottes ist zu gering und keine Arbeit zu niedrig, in welcher die Liebe nicht ihren Geliebten finden und sich mit Ihm vereinigen kann. Gott ist Geist, in Seinem innersten der Geist der Liebe, und die welche Ihn anbeten oder ehren wollen, können dies folgerichtig nur im Geist der Liebe tun. Darum hob Jesus das Gebot der Nächstenliebe auf die gleiche Bedeutsamkeit empor, wie das Gebot der Gottesliebe. Der Liebedienst am Nächsten ist die uns gegebene Möglichkeit, unsere Liebe zu Gott ganz praktisch im Alltag zu beweisen! Denn keiner liebt die Menschen – alle Menschen – mehr als Er. Und Gott Selbst hat uns zu einem wesentlichen Faktor in Seinem Plan, die Welt zu vollenden, gemacht! Das tätige Gebet ist tätige Nächstenliebe, an der gesamten Schöpfung Gottes. Auch die Wahrnehmung der Sorgepflicht für unsere Natur und die Tierwelt. Wobei jedoch der arme, oder leidende Mensch (seelisch oder physisch) immer unser eigentlicher Nächster ist.

Jegliches Lippengebet aus Tradition oder aus einer religiöser Verpflichtung heraus, ist vor Gott wertlos und erreicht Sein Vaterherz nicht.

Alleine das in der Liebesflamme brennende Herz vermag in kindlichen, oft stammelnden Worten, seiner Liebe zum Vater Ausdruck zu verleihen. Doch kommt man hier selten über den dritten Satz hinaus, da die im Herzen aufsteigende Gottesliebe sogleich durch einen Strom der Wonnetränen gekühlt werden muss, ansonsten die Seele ihre sie schützende Abgrenzung – vor der Zeit - verlieren würde. Dieser intime Bereich ist wie ein Kuss zwischen zwei Liebenden; er ist im Grunde nicht für die Öffentlichkeit bestimmt. Aber es ist eine Gnade, solch einen Augenblick selbst zu erleben, oder miterleben zu dürfen. Man sollte solch einen Augenblick wie einen heiligen Raum betreten und auch genau so wieder verlassen; still und ohne Worte!

Bei dieser Form, oder auf dieser Ebene des Gebetes, spricht die Seele des Menschen durch Liebetätigkeit an der Schöpfung, oder durch das in Liebe entflammte Herz zu Gott. Hier ist es Gott der zuhört und Seine Kinder in Wonne „wahr-nimmt“.

Aber auch ein in Liebe und Demut, durch den Einzelnen oder mehrere Menschen, von Herzen vorgetragenes Bittgebet wird von Gott gehört und verfehlt seine Wirkung nicht. Hier denkt man ja nicht an das eigene Wohl, sondern an das Wohl eines anderen. Auch dies ist eine Form der Nächstenliebe. Bei allem Bitten sollte man aber sagen: „Nicht mein/unser Wille, sondern Dein Wille geschehe!“ Denn wir wissen nicht warum das Eine oder Andere über einen Menschen kommt und kommen muss, um seine Seele zu befreien; das weiß alleine die Weisheit Gottes und der, dem Er es offenbaren will. All die wohlgeformten und weise klingenden Gebete dagegen, selbst wenn sie in den höchsten Tönen dargeboten werden, sind meistens nur eine Selbstdarstellung des Wortgewandten. Man betet für den begrenzten Raum, in welchem man die Zuhörer weiß. Diese für die Menschen gesprochenen Lippengebete werden im Himmel nicht erkannt und wahrgenommen (da nicht vom Wahren gekommen).

Die zweite Ebene ist die der Verinnerlichung, oder Meditation. Hier atmet der Pilger ein auf seinem Weg in die himmlische Heimat, während er bei der Liebetätigkeit unter den Menschen ausatmet. Auf der ersten Ebene ist es der Mensch der handelt und Gott wird stille zum Lauscher. Hier auf der zweiten Ebene jedoch, wird der Mensch stille und lauscht in seine inneren Welten und Gott spricht und wirkt in ihm.

Keiner sollte sich hierbei an dem Wort „Meditation“ stören, da hierdurch am besten auf den Punkt gebracht wird, was diese Form der Andacht oder Verinnerlichung beinhaltet. Es ist das stille werden der Seele – des Seelenspiegels – vor dem Geiste Gottes. Nur wenn wir es lernen, uns von all unseren Alltagssorgen und Gedanken in Zeiten der Andacht/Meditation zu lösen, können wir uns für eine andere Welt, für eine andere Wirklichkeit öffnen. Es ist eine Welt der geistigen Wahrheiten, die Welt oder das Reich Gottes, in welcher Er alles in Allem ist. Vor dem Hintergrund, das die eigentliche Realität die des Geistes ist, ist die gesamte materielle Schöpfung nur der unwirkliche Schatten dieser Wirklichkeit. Dieser Schatten steht jedoch zwischen uns und einer klaren Sicht der Dinge, er steht letztlich zwischen uns und Gott. Er steht auch als verzerrender Spiegel zwischen unserem irdischen Dasein und unserer wahren göttlichen Bestimmung und Natur. Denn wir sind ja einst aus Gott geschöpft, von Ihm ausgegangen in ein gesondertes Dasein und haben uns letztlich in der Welt der Schatten und Illusionen verlaufen und verloren. Der uns von Jesus anempfohlene Weg zurück zur Wirklichkeit des Reiches Gottes, also „zu unserer geistigen Wiedergeburt ins schattenlose Licht“ besteht darum auch in einer Tätigkeit auf diesen zwei Ebenen der Liebetätigkeit und der Meditation.

Meditation, als der täglich zu beschreitende Weg, um wieder in eine Verbindung und Harmonie mit der geistigen Wirklichkeit zu treten. Nur hierdurch kann unsere Wahrnehmung und Gedankenwelt wieder auf jenen Punkt gebracht werden, von dem aus wir einen ungetrübten Einblick in das Wesen des Reiches Gottes und unsere eigene Natur erhalten. Durch die Einhaltung der uns von Jesus anempfohlenen Meditationszeiten, in welcher wir uns in unser stilles Herzenskämmerlein zurückziehen sollen, nähren wir das göttliche Kind in uns, das durch diese Zuwendung zur vollen Mannes/Frauengröße emporwachsen kann. Hierzu sollen wir uns von allen weltlichen Geschäften, Gedanken und Einflüssen abschließen (die Fenster und Türen der nach außen gerichteten Sinne schließen), damit das Licht des göttlichen Geistes, ungetrübt von unserer Seele widergespiegelt werden kann. Erst hierdurch werden wir zu wirklichen Weggefährten Jesu, der diesen Weg bis zur völligen Vereinigung mit Seinem Vater gegangen ist. Wir jedoch werden durch die beharrliche und fortschreitende Nachfolge Jesu, in Sein Bild und Wesen übergehen.

Ein- und ausatmen: Das Tätigsein aus dem Motiv der Liebe, als Gebet in unserer gefallenen Welt und das sich versenken in die geistige Wirklichkeit, sind wie das Ein- und Ausatmen der Seele! Beides muss sie tun, um in einem gesunden Gleichgewicht zu leben. Jedes einseitige Vorgehen führt zur Atemnot und hindert die Seele am Voranschreiten auf dem geistigen Pfad ihrer Berufung: „Bruder und Schwester Christi zu werden, als ein vollkommenes Abbild der Vater-Liebe Gottes, für welches Ziel alle Schöpfungsräume ins Dasein traten.“

Erhard Gaiduk


Inhaltsverzeichnis

Teil 1

Das wahre Gebet 0

Gott erkennen  0

Übt euch im Gottvertrauen  0

Ehrlich sein  0

Gegen Heuchelei und Götzenkult 0

Vom Segnen  0

Beten für Kranke  0

Beten im Geist und in der Wahrheit 0

Jarahs Anleitung zum Gebet 0

Kleines Gebet der Hingabe  0

Gebet eines Schwachen  0

Teil 2 

Stille Einkehr 0

Pflege dein Inneres  0

Der Seelenspiegel und die wahre Sabbatruhe  0

Ehrliche Selbstbeschauung  0

Meditationstechniken  0

Geist von Seinem Geist 0

Das Wunderarkanum   0

 

Aufschlüsselung der Stellenangaben

GEJ.09_037,06-12 =

Großes Evangelium Johannes Band 9, Kapitel 37,Vers 6-12

HiG.01_41.05.04.01-02 =

Himmelsgaben Band 1> 41=1841 >05=Mai >04= der 4. Tag

Empfangen am 04.05.1841 Vers 1-2

GS.02_044,16-17=

Geistige Sonne Band 2 Kapitel 44 Vers 16-17


Das wahre Gebet

GEJ.02_111,03-09

(Nachdem Jesus einem römischen Hauptmann und einigen anwesenden Juden Seine Allmacht offenbarte, in dem Er ihnen zeigte, dass Er auch ein Herr über die Elemente ist, fielen die Anwesenden zu Boden um Ihn anzubeten.)

Aber Ich behieß sie, sich vom Boden zu erheben, und sagte zu ihnen: „Höret, alles dessen bedarf Gott und Ich nicht, sondern das allein wahre Gebet besteht in der aufrichtigen Liebe zu Gott, dem Vater im Himmel, und gleichermaßen zu den Nebenmenschen, die eure Nächsten sind. Alles andere Gebet hat vor Gott keinen Wert, und vor Mir auch nicht.

Gott hat die Menschen auch nie gelehrt, Ihn mit den Lippen zu verehren und die Herzen kalt zu halten. Aber weil ein Samuel vor dem Volke laut gebetet hat, desgleichen mehrere Propheten, und weil David Gott dem Herrn seine Psalmen und Salomo sein Hohelied sang, so kam das Volk zum leeren Lippengebet und zu den kalten Opfern.

Aber vor Gott ist solch ein Beten und Opfern ein Greuel! Wer nicht im Herzen beten kann, der bete lieber gar nicht, auf dass er sich vor Gott nicht unanständig gebärde! Füße, Hände, Augen, Ohren und Lippen hat Gott dem Menschen nicht gegeben, dass er damit eitel und leer beten solle, sondern allein das Herz!

Aber dennoch kann ein jeder Mensch auch mit den Füßen, Händen, Augen, Ohren und Lippen beten; und zwar mit den Füßen: wenn er hingeht zu den Armen und ihnen Hilfe und Trost bringt; mit den Händen: wenn er den Notleidenden unter die Arme greift; mit den Augen: wenn er gerne die Armen ansieht; mit den Ohren: wenn er gern und tatwillig Gottes Wort anhört und dieselben vor den Bitten der Armen nicht verschließt; und am Ende mit den Lippen: wenn er sich gerne tröstend mit den armen, verlassenen Witwen und Waisen bespricht und für die Gefangenen nach seiner Macht und Kraft gern ein gutes Wörtlein einlegt bei denen, die die Armen oft schuldlos gefangen halten, auf dass sie dieselben freiließen.

Also betet der Mensch mit den Lippen auch, wenn er die Unwissenden belehrt und sie zum wahren Glauben, zur rechten Erkenntnis Gottes und zu allerlei nützlicher Tugend beredet. Das alles ist dann auch ein Gott höchst wohlgefälliges Gebet. So ihr aber nun das wisst, da tuet auch danach, und ihr werdet an den Segnungen Gottes nie einen Mangel haben! Denn das heißt dann: Gott im Geiste und in aller Wahrheit anbeten.

Es steht zwar wohl geschrieben, dass der Mensch ohne Unterlass beten soll, so er nicht in eine Versuchung fallen will; wie läppisch und vollkommen närrisch aber wäre es, so Gott von den Menschen ein unablässiges Lippengebet verlangen würde! Da müssten denn die Menschen, um Gott wohlgefällig zu werden, Tag und Nacht in einem fort auf den Knien liegen und unaufhörlich leere, herz- und sinnlose Lippengebete, gleich den Vögeln in der Luft herschnattern! Wann aber würden sie dann sonst eine nötige Arbeit bestellen können? Aber so ihr mit Händen, Füßen, Augen, Ohren und Lippen in einem fort also tätig seid und liebet in euren Herzen allzeit Gott und eure armen Nächsten, so betet ihr wahr und in der Tat ohne Unterlass zu Gott, der euch darum auch allzeit segnen und euch darum auch dereinst jenseits geben wird das allerglückseligste ewige Leben.

 

 

 

 


Gott erkennen

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Es heißt auch in der Schrift, dass der Mensch Gott anbeten solle. Wie aber soll er Gott anbeten, so er erstens Gott noch niemals anders als höchstens vom Hörensagen erkannt hat und dabei kaum glaubt, dass es einen solchen Gott gibt, und zweitens, er auch nicht von ferne hin weiß, was Gott anbeten heißt! An dem gewissen Lippengebet, bei dem das Herz ferne ist, kann aber Gott ja doch wohl, als Selbst die ewige und reinste Liebe, kein Wohlgefallen haben.

Gott anbeten heißt: Ihn stets über alles lieben und den Nächsten wie sich selbst. Und Gott wahrhaft lieben heißt: Seine Gebote treust halten unter oft noch so misslich scheinenden Lebensverhältnissen, die Gott, so es nach Seiner Liebe und Weisheit irgend nötig ist, über einen und den andern Menschen kommen lässt zur Stärkung und Lebensübung der von der Materie zu sehr angezogenen Seele; denn Gott allein kennt jede Seele, ihre Natur und Eigenschaft, und weiß es auch am klarsten und besten, wie ihr auf den wahren Lebensweg zu helfen ist.

Gott ist in Sich also der höchste und reinste Geist, weil die reinste Liebe, und muss daher von jenen, die Ihn wahrhaft anbeten wollen, im Geiste und in der Wahrheit angebetet werden, und das ohne Unterlass das ganze Leben hindurch, wie das auch tun alle Engel im Himmel ewig!

Wäre das Lippengebet eine rechte und Gott wohlgefällige Anbetung, und Gott verlangte das von den Menschen und Engeln, so wäre Er ebenso schwach, eitel und unweise wie ein blinder und hoffärtiger Pharisäer, der von jedermann über alles hochgeehrt sein und über alles herrschen will. Denn so ein Mensch zu Gott Tag und Nacht mit dem Munde beten sollte, und das ohne Unterlass, wo würde er dann die Zeit zur andern nötigen Arbeit hernehmen und wie für sich und die Seinen die nötige Leibesnahrung schaffen? Leider gibt es nun unter den Juden eine Menge solcher Narren und wird es auch fürderhin geben, die Gott mit nahe endlos langen Lippengebeten anbeten und meinen, dass das ein wahrer Gottesdienst sei und Gott daran ein Wohlgefallen habe, besonders, wenn ein solches Lippengeplärr mit allerlei Zeremonie begleitet wird.

Allein, wahrlich sage Ich euch allen: Wo Ich also von den Menschen angebetet und geehrt werde, da werde Ich sofort Mein Gesicht abwenden und einer solchen Anbetung und Verehrung nimmerdar achten, und das darum, um den dummen Menschen praktisch zu zeigen, dass vor Mir derlei Anbetungen und Verehrungen ein wahrer Greuel sind und Ich ihrer niemals achte, besonders jener schon gar niemals, die von den Priestern ums Geld verrichtet werden, weil da der Betende, der darum von einem andern bezahlt worden ist, bloß zum Scheine, zumeist ohne allen Glauben, ein solches Gebet hinmurmelt, und der, dem das Gebet helfen soll, selbst zu träge ist, seine Knie vor Gott zu beugen und daher lieber andere für sich beten lässt.

Liebet daher Gott über alles und eure Nächsten wie euch selbst, und tut sogar denen Gutes, die euch Böses tun, und betet sogestaltig auch für eure Feinde, und bittet ebenso für die, welche euch hassen und verfluchen, und vergeltet nicht Böses mit Bösem – außer im höchsten Notfalle, um einen wahren Bösewicht dadurch vom Wege des Lasters möglicherweise auf den Weg der Tugend zu setzen –, und Ich werde solch eine wahre und lebendige Anbetung mit dem innigsten väterlichen Wohlgefallen ansehen und wahrlich keine eurer Bitten unerhört lassen! Aber ein pures Lippengebet ohne Herz und vollsten Glauben werde Ich niemals ansehen und irgend erhören. Ich habe euch nun getreust den rechten Lebensweg gezeigt; wandelt und handelt also, und ihr werdet dadurch sein und bleiben in Mir und Ich in euch!

In wem aber Ich bin durch seine Liebe zu Mir und daraus zum Nächsten, der wird nicht in der Nacht des Gerichtes und des Todes der Seele, sondern gleichfort am hellsten Lebenstage wandeln.

 

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Wer Gott wahrhaft und fruchtbringend anbeten will, der muss Gott zuvor in seinem Herzen lebendigst erkennen, er muss Gott im Geiste und in aller Wahrheit zuerst haben in der Erkenntnis und in der Liebe, dann erst kann er Ihm die Ehre geben und Ihn vollgültig anbeten; ohne dem treibt der Mensch auch mit dem wahren Gott eine scheußliche Abgötterei!

Wie kann ein Mensch den allein wahren Gott würdig und wirksam anbeten, so er Ihn noch nie anders als nur vom Hörensagen ganz götzenhaft erkannt hat?! Was Unterschiedes wird dann zwischen der Anbetung des allein wahren Gottes und derjenigen eines Götzen sein?!

Die wahre Anbetung des allein wahren Gottes besteht in der Liebe zu Ihm und in der Liebe zum Nächsten. Wer aber kann Gott lieben, so er Ihn noch nie erkannt hat?

Darum ist eines jeden Menschen erste Pflicht, in aller Demut seines Herzens Gott zu suchen im Geiste und in der Wahrheit, und hat er Ihn gefunden, dann erst bete er Gott auch im Geiste und in der Wahrheit an!

Das Hauptgebet aber besteht darin, dass ein demütiges Herz demütig bleibt und seinen Nächsten liebt in der Tat mehr als sich selbst, Gott aber als den allein wahren Vater aller Menschen und Engel über alles!

Niemand aber kann Gott lieben in seinem finstern Fleische, so er seinen Bruder hasset; denn wie möglich könnte jemand Gott lieben, den er nicht sieht, so er seinen Bruder nicht liebt, den er sieht?! Es ist aber bei weitem nicht genug, zu sagen: „Ich liebe meine Nächsten und bin ihnen sehr freundlich!“ Die wahre und vor Gott allein gültige Liebe muss in Werken bestehen, wenn die Nächsten derselben bedürfen, geistig oder leiblich. Diese Liebe ist der wunderbare Schlüssel zum Lichte aus Gott im eigenen Herzen.

 

Übt euch im Gottvertrauen

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Was soll dann solch ein Mensch tun, um Dich also um etwas zu bitten, dass er es voll glaubete, dass Du ihn erhören werdest?“

Sagte Ich: „Der soll wissen, dass Ich erstens kein zorniger und rachgieriger, sondern ein geduldiger und liebevollst sanftmütiger Gott bin, wie das schon durch den Mund der Propheten ist gesagt worden und Ich nun zu allen Sündern rufe: Kommet alle zu Mir, die ihr mühselig und mit Sünden belastet seid; denn Ich will euch alle erquicken!

Und zweitens sollen sich die Menschen im wahren Beten allzeit üben und darin nicht lass werden; denn ein rechtes und festes Vertrauen wird dem Menschen auch durch eine rechte Übung eigen, die noch stets dem Jünger in was immer für einem Fache zur Meisterschaft verholfen hat.

Ein mit allen diesirdischen Gütern wohlversehener Mensch verlernt leicht das wahre und glaubensvolle Beten. Kommt endlich einmal eine Not über ihn, so fängt er wohl auch an, durchs Beten bei Gott Hilfe zu suchen; aber er hat bei sich zu wenig Vertrauen dahin, dass er bei Gott werde Erhörung finden, und der Grund liegt offenbar im Mangel an der Übung des lebendig vollen Vertrauens zu Gott. Wodurch aber kann der Mensch sein Vertrauen zu Gott wohl besser kräftigen als durch die Übung, bestehend im Beten und Bitten ohne Unterlass? Worin aber hauptsächlich das Beten und Bitten ohne Unterlass besteht, habe Ich euch schon gezeigt.“

 

GEJ.07_085,19-20

Gott will nicht mit euren Psalmen und Psaltern und Harfen und Zimbeln und Posaunen, sondern durch euer reges und unverdrossenes Handeln nach Seinem Worte und Willen angebetet, verehrt und gepriesen sein.

Wenn ihr Gottes Werke betrachtet und darin stets mehr und mehr Seine Liebe und Weisheit erforschet und erkennet, dadurch in der Liebe zu Ihm wachset und selbst in euch weiser und weiser werdet, so betet ihr auch wahrhaft und bringet Gott ein rechtes Lob dar; alles andere aber, was ihr bisher unter Beten verstandet, ist völlig leer, nichtig und wertlos vor Gott.

 

Ehrlich sein

Gegen Heuchelei und Götzenkult

Im Folgenden geht es gegen das falsche, sich selbst dienende Priestertum, das mit allerlei nichtigem Blendwerk und Zeremonien, das Volk in geistiger Finsternis hält. Also all jene, die nicht Gott und den Menschen, sondern sich selbst und dem Erhalt ihrer Macht dienen. Es ist aber keine Generalverurteilung der heutigen Kirchen, in denen es neben den falschen Priestern auch noch die rechten, im Willen des Herrn lehrenden und lebenden gibt.

GEJ.06_123,06-15

Hinweg mit allen Gebeten, hinweg mit allen Feiertagen, da ein jeder Tag ein wahrer Tag des Herrn ist, und hinweg mit allem Priestertume! Denn ein jeder Mensch, der Gott erkennt und Ihn über alles liebt und Seinen Willen tut, ist ein wahrer und rechter Priester und ist dadurch auch ein rechter Lehrer, so er seinen Nebenmenschen eben diese Lehre gibt, die er von Mir empfangen hat.

Wer also Meinen Willen tut, spricht nun der Herr, der betet wahrhaft und betet allzeit ohne Unterlass; und ein jeder Tag, an dem ein Mensch seinem Nebenmenschen in Meinem Namen eine Wohltat erweist, ist ein rechter und Mir allein wohlgefälliger Tag des Herrn.

Wenn aber jemand seinem Nächsten eine Wohltat erweist, so tue er das im stillen und mache darum nicht reden von sich und brüste sich nicht damit vor den Menschen! Denn wer das tut, der hat seinen geistigen Lohn bei Mir schon dahin genommen, dass er für seine edle Tat einen weltlichen Ruhm erhielt; dieser aber stärkt die Seele niemals, sondern verdirbt sie nur, weil er sie eitel und selbstgefällig macht.

Also ist es auch mit dem Bitten um irgendeine Gnade von Mir. Wer da durch seine Bitte etwas von Mir erhalten will, der bitte ganz still in seinem von der Liebe zu Mir erfüllten Herzen, und es wird ihm gegeben, um was er gebeten hat, so es sich mit dem Lebensheile seiner Seele verträgt.

Desgleichen können sich auch ganz im stillen zwei, drei oder auch mehrere vereinen und für sich und die ganze Gemeinde bitten – aber nicht also, dass es gleichfort erfahre die Gemeinde –, und Ich werde solche Bitten sicher erhören. Aber so da gingen etwa zwei, drei oder auch mehrere und würden es der Gemeinde verlautbaren, dass sie das an diesem oder jenem Tage oder in dieser und jener Tageszeit tun werden, auf dass sie dann die Gemeinde ansähe und lobte, ja am Ende gar ein solch frommes Bittwerk bezahlte, – wahrlich, da wird solch ein Gebet niemals erhört werden und somit auch der Gemeinde wie denen, die da gebetet haben, nichts nützen! Denn alles das und derlei haben auch die Heiden getan und tun es noch, dass sie bei großen Gefahren in großen Scharen von einem Götzentempel zum andern zogen, dabei allerlei dümmstes Schnitzwerk, Fahnen, Gefäße und noch eine Menge anderer Sachen trugen und ein großes Geheul machten, in die Hörner stießen, gewaltig die Zimbeln schlugen und mit den Schilden klirrten. Sie veranstalteten auch weite Wallfahrten zu den außerordentlichen und besonderen Götzengnadenbildern, und so sie dort ankamen, verrichteten sie allerlei dümmstes Bußwerk und spendeten dem Götzen große und oft ganz ansehnliche Opfer; damit war freilich den Götzenpriestern sehr geholfen, nur den dummen Wallfahrern niemals. Also derartige allgemeine Gebete und Bitten werden von Mir aus niemals erhört!

Wer also bei Mir eine gute Bitte erhört haben will, der wallfahrte in sein Herz und trage Mir also ganz im stillen seine Bitte mit ganz natürlichen und ungeschmückten Worten vor, und Ich werde ihn erhören. Aber Ich sage euch noch hinzu, dass Mir dabei ja niemand mit irgendeiner fromm aussehenden Gebärde und Miene kommt! Denn wo bei einer Bitte an Mich die gewissen heuchlerisch frommen Gesichterdrückereien vorkommen werden, da wird auch keine Bitte erhört werden; denn wer Mir nicht kommen wird so natürlich, wie er ist, und nicht bitten wird im rechten Geiste der vollsten Wahrheit, der wird nicht erhört werden, sondern nur der, der Mich wahrhaft liebt, Meinen Willen tut und zu Mir ganz ohne allen Prunk und Zwang kommt, wie er ist, der wird von Mir aber auch allzeit erhört werden.

Also ist es auch eine alte Sitte, sogar bei den Juden, dass die blinden und dummen Menschen bei ihren Bitten und Gebeten auch eigene (besondere), mehr feine und bessere Kleider anziehen, weil sie meinen, dass der Mensch zur sogenannten größeren Ehre Gottes nicht genug tun könne. Aber das bedenkt so ein Narr nicht, dass es gar viele Arme gibt, die kaum zur größten Notdurft ihres Leibes Blöße bedecken können. Wie muss es dem Armen zumute sein, so er den Reichen also geschmückt in einem Bethause ersieht und sieht, welch eine Ehre dieser Gott gibt, während der Arme das nicht tun kann und sich dabei denken muss, dass er mit seinem Gebete in seinen Lumpen seinen Gott nur beleidigen muss!

Wahrlich, sage Ich euch: Wer immer mit gewissen besseren Kleidern angetan Mich um etwas bitten wird, der wird auch niemals erhört werden – und noch weniger irgendein Priester in seinen dummen, verbrämten Zaubermänteln und Röcken!

Also gibt es auch eine alte Unart bei den Gebeten zu Gott, dass man nur irgendeine gewisse fremde Sprache dafür gebraucht und hält diese für die Verehrung Gottes am würdigsten. Wo solch ein Unsinn je in der Folge bestehen wird, da wird die Bitte auch niemals erhört werden.

Der Mensch schmücke vor Mir sich allein nur im Herzen und rede die Sprache, die die seine ist, und rede die Mir wohlverständliche Sprache seines Herzens, und Ich werde seine Bitte erhören!

 

 

 

 

 

 



Vom Segnen

Beten für Kranke

GEJ.06_180,01-08

Bei unserem Mahle redete Ich wenig; aber als der sehr gute Wein den Jüngern die Zunge löste, da wurde es auch bald sehr lebendig in der Herberge. Auch der Herbergswirt, der die Herberge für Lazarus besorgte, nahte sich Mir mit den Seinen und bat Mich, dass Ich auch ihm und seiner Familie Meinen Segen erteilen möchte; es würde das ein allerkräftigstes Gegenmittel sein gegen den Fluch der Templer.

Sagte Ich zu ihm: „Freund, wo Ich bin, da ist auch schon der Segen mit Mir; eines mehreren aber bedarf es da wohl nicht! Lebe du nur auch nach der Lehre, die Ich Meinen Jüngern gegeben habe, und du wirst erst dadurch zu dem wahren, lebendigen Segen gelangen, der dir nicht nur für diese Welt, die für jedermann nur von einer sehr kurzen Dauer ist, sondern für deine Seele, die ewig leben wird, zum größten Nutzen gereichen wird! Solch ein Segen aber, wie du ihn dir vorstellst, ist zu nichts nütze. Siehe, die Pharisäer teilen doch allerlei Segen aus und lassen sich dafür bezahlen; wem aber, der einen solchen Segen empfing, hat er je etwas genützt? Ja, dem Pharisäer hat er wohl genützt, – aber den Gesegneten musste sein Glaube trösten und ihm eine schwache Beruhigung verschaffen.

Ich aber segne die Menschen wahrhaft nur dadurch, dass Ich ihnen das wahre Lebenslicht gebe und durch dasselbe das ewige Leben, so sie handeln nach Meiner Lehre. All das gewisse magische Segnen ist zu nichts nütze und vermehrt nur den Aberglauben der Menschen. Wer aber in Meiner Lehre wandelt und glaubt, dass Ich der wahre Christ bin, der mag einem Kranken in Meinem Namen die Hände auflegen, und es wird besser mit ihm werden. Und so ein Kranker auch in der Ferne ist, und du betest in Meinem Namen über ihn und streckst nach ihm deine Hände aus, so soll er gesund werden, so es zu seinem Heile gereicht. Und sieh, das ist ein um vieles besserer Segen als der, den du nach deiner Meinung von Mir haben wolltest! – Sage Mir nun, ob du damit zufrieden bist!“

Sagte der Wirt: „O Herr, ich danke dir dafür; denn ich sehe es schon ein, dass die reine Wahrheit für den Menschen der größte Segen und die Lüge und der Betrug für ihn der größte Fluch ist. Jetzt möchte ich von dir, o Herr, aber doch noch vernehmen, ob bei Gott die Gebete der Priester auch dann keinen Wert haben und auch dann niemandem etwas helfen, so da jemand gläubig im besten Sinne und in der Meinung, dass er unwürdig sei, zu Gott zu beten, zu einem Priester geht und es ihm bezahlt, damit er für ihn zu Gott bete. Wie soll man das der Wahrheit nach fassen und begreifen?“

Sagte Ich: „Steht es nicht geschrieben: „Siehe, dies Volk ehrt Mich mit den Lippen; aber sein Herz ist ferne von Mir!“ Wie soll denn solch ein Gebet dem, der es bezahlte, etwas nützen? Er als der Gläubige getraut sich nicht, zu Gott zu beten, und der bezahlte Priester betet nicht zu Gott und kann das sogar augenfällig nicht, weil er bei sich selbst an keinen Gott glaubt. Denn glaubte er an einen Gott, so würde er sich für seine Gebete nicht bezahlen lassen, sondern zu dem Gebetbezahler sagen: „Jeder Mensch – und hätte er der Sünden so viele, wie es da gibt des Grases auf der Erde und des Sandes im Meere – kann reuig und demütig zu Gott beten, und Gott wird sein Gebet erhören. Meine von Gott gebotene Nächstenliebe aber legt mir ja ohnehin die Pflicht auf, in meinen Gebeten aller Menschen zu gedenken, und so gehe du hin und bete du selbst zu Gott, was allein dir nützen kann und wird; denn ein bezahltes Gebet ist ein Greuel vor Gott!“

Siehe, so müsste ein gläubiger Priester zu dem reden, der ihm ein Gebet zu bezahlen käme! Weil aber der Priester selbst an keinen Gott glaubt, so lässt er sich für das Gebet, das er aus einem Buche, ohne dabei etwas zu denken und zu wollen, mit einer heuchlerisch frommen Gebärde murmelt, bezahlen und ist somit in allem ein Lügner und Betrüger. Wie kann da ein solches Gebet bei Gott angesehen sein?

Ich sage es dir: So Gott dem Menschen, der sich ob seiner vermeinten Unwürdigkeit nicht zu Ihm zu beten getraute, auch aus irgendeiner Not seiner Demut wegen hülfe, so wird Er ihm aber in dem Falle darum ganz sicher nicht helfen, um ihn dadurch von seinem Aberglauben mehr und mehr zu befreien.

Wenn du einen Armen siehst, der einer nötigen Hilfe wegen zu Gott betet, da gehe hin und hilf ihm, so du etwas hast, um ihm zu helfen; hast du aber nichts, so bete auch du bei dir für ihn zu Gott, und Ich sage dir: Gott wird dein und des Armen Gebet erhören! Denn so zwei oder drei wahrhaft zu Mir beten, so wird ihr Gebet auch sicher allzeit erhört werden. Aber es soll sich dummer und rein weltlicher Dinge wegen niemand betend an Gott wenden, denn derentwegen würde ihn Gott nicht erhören; aber so da jemand um das wahrhaft Nötige bittet zum Leben des Leibes und zur Stärkung des Glaubens und der Seele, so wird es ihm nicht vorenthalten werden. – Siehe, also stehen der Wahrheit gemäß die Dinge des wahren Gebets, das da auch ein wahrer und rechter Segen Gottes im Menschenherzen ist!

 

 

 

GEJ.09_209,06-09

So jemand denn ein Anliegen hat, dass ihm Gott als der allein wahre Schöpfer und Vater aller Menschen und Engel in diesem oder anderem helfen möchte, so gehe er mit seinem Anliegen nicht in einen Tempel oder in eine Synagoge und auch zu keinem Priester, sondern sperre sich in ein Kämmerlein, und besonders in das ganz stille seines Herzens, ein und bete darin zu Gott und bitte Ihn als den liebevollsten Vater um eine rechte Hilfe. Und der Vater, der alles im noch so Verborgenen hört und sieht, wird dem also allein recht und im Geiste der Wahrheit lebendig Bittenden allzeit gerne geben, um was er rechtlich gebeten hat, dessen ihr alle völlig versichert sein könnet. Aber auf eine offen vor den Menschen zur Schau getragene Bitte, wobei oft das Herz sehr wenig empfindet, wird der Vater im Himmel niemals Sein allmächtiges Amen aussprechen.

Dieses alles verstehet, und merket es euch überaus wohl, und tut auch danach, so ihr eure Nachkommen nicht in ein noch finstereres Heidentum übergehen sehen wollet, als es nun auf dieser Erde allenthalben unter den Menschen zu Hause ist.

Das gefällige Gebärdenmachen kann wohl vor den eitlen, blinden, stolzen und ehrsüchtigen Menschen als etwas Wertes erscheinen; aber bei Dem, der die ewige Liebe und Wahrheit Selbst ist und allzeit das Innerste und Geistlebendigwahre durchschaut, gilt die Gebärde nicht, sondern allein die lebendige innerste Lebenswahrheit.

So ihr aber den Vater um etwas bittet, da bittet Ihn nicht so sehr um die Güter dieser Erde, nach denen die blinden und törichten Heiden und auch die Gottes vergessenen Juden und Pharisäer trachten, sondern bittet Ihn vielmehr um die unvergänglichen Schätze für Seele und Geist, und sie werden niemandem vorenthalten werden. Was aber die zum zeitlichen Lebenserhalt nötigen diesirdischen Güter betrifft, so werden sie jedem, der sein Bestreben und Bitten und Suchen nur nach dem Reiche Gottes und nach dessen liebevollster Gerechtigkeit richtet, frei hinzugegeben werden.

 

Beten im Geist und in der Wahrheit

GEJ.10_032,03-07

Hierauf sagte der Hauptmann: „Herr und Meister, wie sollen wir bitten, dass wir Dir wohlgefällig und somit auch nicht vergeblich Dich um etwas Rechtes bitten könnten? Denn es kann ein Mensch auf dieser Welt in gar mannigfache Bedrängnisse gelangen und kann sich da mit einer rechten Bitte um Abhilfe nur an Dich wenden. Wie aber soll er da bitten und beten?“

Sagte Ich: „In jeder Not und Drangsal bittet mit natürlicher Sprache im Herzen zu Mir, und ihr werdet nicht vergeblich bitten!

So ihr aber Mich um etwas bittet, da machet nicht viele Worte und durchaus keine Zeremonie, sondern bittet also ganz still im geheimen Liebeskämmerlein eures Herzens:

Unser lieber Vater, der Du im Himmel wohnst.

Dein Name werde allzeit und ewig geheiligt!

Dein Reich des Lebens, des Lichtes und der Wahrheit komme zu uns und bleibe bei uns!

Dein allein heiliger und gerechtester Wille

geschehe auf dieser Erde unter uns Menschen also,

wie in Deinen Himmeln unter Deinen

vollendeten Engeln!

Auf dieser Erde aber gib uns das tägliche Brot!

Vergib uns unsere Sünden und Schwächen, wie auch wir sie denen allzeit vergeben werden, die gegen uns

gesündigt haben!

Lasse nicht Versuchungen über uns kommen,

denen wir nicht widerstehen könnten,

und befreie uns also von allem Übel,

in das ein Mensch infolge einer zu mächtigen

Versuchung dieser Welt und ihres argen Geistes

geraten kann.

Denn Dein, O Vater im Himmel, ist alle Macht, alle Kraft, alle Stärke und alle Herrlichkeit, und alle Himmel sind voll derselben von Ewigkeit zu Ewigkeit!

Siehe, du Mein Freund, also soll ein jeder bitten in seinem Herzen, und seine Bitte wird erhört werden, so es ihm mit derselben völlig ernst ist, – doch nicht pur mit dem Munde, sondern wahr und lebendig im Herzen! Denn Gott in Sich ist ein purster Geist und muss denn auch im Geiste und dessen vollster und ernstester Wahrheit angebetet werden.

 

Jarahs Anleitung zum Gebet

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Sagt Jarah: „Ich versetze mich mit allen meinen Gedanken und Gefühlen in die tiefste Tiefe meines Herzens, worin die Liebe zu Gott zu Hause ist. Dadurch bekommt diese heilige Liebe ebenalso Nahrung, als wenn du auf eine stille Glut, die nicht mehr flammt, gutes, dürres und sehr leicht brennbares Holz legst.

Das Holz wird die stille Glut gar bald dahin erwecken, dass sie über sich ganz kleine Flämmchen wird zu treiben anfangen; diese Flämmchen werden dann alsbald das Holz ergreifen, und darauf wird das Ganze in die hellsten Flammen übergehen, und es wird dann überlicht und vollends lebenswarm werden im Herzen. Dann erst spricht der dadurch erweckte gottähnliche Geist im Herzen:

„O Du mein heiliger Vater in den Himmeln!

Dein Name werde geheiligt! Zu uns armen tot- und nachtvollen Sündern komme Deine Vaterliebe!

Dein allein heiliger Wille geschehe hier auf dieser Deiner Erde wie in allen Deinen Himmeln!

Haben wir gesündigt wider Deine ewige, heilige Ordnung, so vergib uns solche Torheit und habe Geduld und Nachsicht mit uns, wie auch wir mit denen Geduld und Nachsicht haben, die sich gegen uns

irgend versündigt haben!

Lass es ja nicht zu, dass wir in unserer fleischlichen Schwachheit irgend über unsere Kraft von der Welt und vom Teufel versucht werden, sondern erlöse Du uns durch Deine große Gnade, Liebe und Erbarmung von den tausenderlei Übeln, durch die unsere Liebe zu Dir, o heiliger, großer, lieber Vater,

getrübt und geschwächt werden könnte!

Wenn es uns aber hungert und dürstet, geistig und leiblich, dann gib uns, Du guter, lieber Vater, nach Deinem heiligen Ermessen, was wir täglich vonnöten haben!

Dir allein alle meine Liebe, alle Ehre

und alles Lob ewig, ewig!“

Sieh, das heiße ich beten, welches Beten aber vor Gott erst offenbar nur dann etwas gilt, wenn zuvor in aller Tiefe des Herzens auf die vorbeschriebene Art und Weise die Liebe zu Gott in die lichten und heißen Flammen übergeschlagen hat durch die Einung aller Gedanken und Gefühle im göttlichen Zentrum des Herzens; fehlt dieser Vorakt (Vorgang), so ist jedes Gebet mit bloßen, noch so schönen Worten vor Gott ein Greuel und wird nicht angesehen und nicht angehört.

Denn Gott in Sich ist ein Geist und muss darum im Geiste der Liebe und im flammenhellsten Lichte der Wahrheit angebetet werden. – Verstehst du nun, was da der vollsten Wahrheit nach Beten heißt nach meinem Sinne und nach meinem Verstande?“

 

Kleines Gebet der Hingabe

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O mein allerliebster Jesus! Hilf mir, dass ich Dir in allem möchte gehorsam sein und nicht wanke weder zur Linken noch zur Rechten, sondern allezeit acht habe auf Dich, der Du der alleinige Anfänger und Vollender aller guten Werke bist!

Ich gebe mich Dir ganz hin, überlasse mich Dir ganz und gar und lege mich mit allen Sinnen und Gliedern zu Deinen allerheiligsten Füßen. Ich ergebe mich Dir samt allen den Meinigen in Deinen allerheiligsten Willen, in Deine allerbeste und reinste Vorsicht, in Deinen göttlichen Schutz und Deine liebevollste, gnädigste Regierung!

 

Gebet eines Schwachen

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„Heiliger, liebevollster Vater! Sieh mich armen, schwachen, ganz ermatteten Sünder gnädigst an! – Du, o lieber Vater, hast mich mit der höchsten, ewig wahren Liebehitze ergriffen und ziehest mich gewaltig zu Dir! – Aber ich, ein laues, ja vom Grunde aus kaltes Wesen, bewege mich nur im alten Elemente meiner angeerbten Todeskälte munter, freudig und lebhaft weiter. In Deinem heiligen Elemente des Feuers Deiner Liebe aber werde ich sobald träge und hinfällig faul, dass es mir leichter ist und viel behaglicher, mich eher im alten Elemente Tage und Wochen lang umherzutreiben als nur eine Stunde lang in der großen Wärme Deiner Liebe.

Das lehret mich die tägliche Erfahrung! – Ich sehe aber auch, dass mir dadurch nur der vollkommene Tod des Geistes werden kann, da solcher Sinn aus der Hölle mir eingehaucht wird! – So bitte ich Dich, ohne Verzug, o heiliger, liebevollster Vater, treibe aus mir die arge, mich für das Leben des Geistes gänzlich einschläfernde Schlange und hauche mich mit Deinem göttlich väterlichen Troste an, auf dass ich ja nicht nach und nach stets mehr verderbe in meinem Elemente des alten Todes und zugrunde gehe im sanft kühlenden Gifte meiner eigenen Weltsinnsschlange, so sie mein von Deiner Liebe erwärmtes Herz, wenn schon wohltuend und weltlich erheiternd, beschleicht und bekriecht!

O siehe, wie ich mich freue, so ich mit meiner weltfreudevollen Gesellschaft irgend zusammenstoße und mich mit ihr belustige über schale, eitle und völlig nichtige Dinge! Aber von Dir, o Vater, zu reden und mein Herz und Angesicht zu Dir zu kehren, da werde ich bald schläfrig und voll langer Weile. Und es ist mir nicht selten die unbedeutendste Weltarbeit auf den ganzen Tag erheiternder, als mich eine halbe Stunde nur Dir allein zu widmen!

O Herr und Vater, erhöre mich und sei mir armem und überschwachem Sünder gnädig und barmherzig! Deine Liebe belebe mich, Deine Gnade erleuchte und Deine Erbarmung und Milde stärke und ziehe mich stets mächtiger zu Dir! – O Vater! Ergreife mich mit Deiner Hand und führe mich in Dein Reich und in Dein Vaterhaus für ewig! Amen.“

 

Teil 2

 

 

 

 

 

 

 

 


Stille Einkehr

Der Leibesstimme Hauchgewimmer

Das dringt zu Meinem Ohren nimmer

Und ein Gebet- nur von dem Munde

Sei niemals eurer Bitten Kunde.

Im Herzen nur soll reden lernen,

Auf Erden so wie in den Sternen,

Wer da mit Mir will Rede führen,

Ansonsten wird er sich verirren.

Denn einmal pfleg‘ ich laut zu reden,

Hört‘s wohl, ihr allzeit Herzensspröden!.

Nur so in heiliger Stille leise

Ich rede stets in liebster Weise.

Und wenn ihr möcht‘t Mein Wort vernehmen,

Sollt ihr an Stimme euch nie stemmen,

Im Herzen müsst ihr Worte bauen

Und nur in dessen Inn‘res schauen.

Ihr nehmt zum Beispiel: “Unser Vater“,

Und sprecht es matt und immer matter,

Am Ende lasst ihr weg die Stimme,

Horcht nur noch auf des Geist‘s Gewimme;

Gleich einem Echo werd ‘t ihr finden

Sich Worte sanft dem Geist entwinden,

Und geht‘s - wie schwer auch - im Beginnen,

Nicht lasset ab, ihr werd’t gewinnen!-

Gleich wie die Kinder anfangs lallen,

Um ihren Willen euch zu malen,

So ist es auch mit innrer Sprache,

Gewöhnung kläret wohl die Sache.

Zu allem - hört! - gehöret Schule,

Sonst wird gar All‘s zu einer Nulle,

Darum muss Obiges geschehen,

Sonst könnt ihr nie den Geist verstehen.

Und habt ihr das in euch gewonnen,

Und seid zu beten gern gesonnen,

Dann sollt derart im Geist ihr stehen,

Ich werde euch gar wohl verstehen.

Und wenn ‘s dann euerem Geist wird gehen,

Wohl fertig seine Zung‘zu drehen,

Recht klar und deutlich All ‘s zu sagen,

Könnt ihr Mich auch um etwas fragen;

Und nach der Kraft der reinen Liebe

Ihr werd’t gewahren heil‘ge Triebe;

Dann horchet ganz gelassen stille

Wie sich da kündet Gottes Wille.

Ihr werdet‘s klar und deutlich hören,

Was da nun ist Mein leichtes Begehren:

Nur auszustreuen guten Samen,

Das soll geschehen all ‘zeit! Amen!

Psalmen und Gedichte Seite 75

 

Pflege dein Inneres

GEJ.03_061,01-03

Raphael: „Siehe, in eines Hauses Innerem ist seit langem schon alles in der höchsten Unordnung; voll Schmutzes und allerlei Unflates sind dessen Gemächer. Aber der Hausherr hat stets auswärts etwas zu tun und nimmt sich daher nie eine rechte Zeit dazu, um das Innerste seines Hauses rein zu machen; da er aber zur Nachtzeit dennoch darin die Ruhe nehmen muss und die unreine Luft einatmet, so wird er krank und schwach, und es wird ihm fürder schwer werden, sein Haus zu reinigen und in der schlechten Luft zu genesen.

Und siehe, so ist dein Herz auch ein Haus der Seele und vorzüglich des Geistes! Wenn du aber immer nach außen hinaus tätig bist, wann wirst du da dein Lebenshaus reinigen, auf dass dein Geist gedeihe in der guten Luft deiner Seele?

Also ist fürs Gedeihen der Seele und des Geistes in ihr vor allem, was du tust, die äußere Ruhe notwendig!“

 

GEJ.05_218,01-02

Ruhe, die wahre, innere Gemütsruhe ist für jeden Menschen das notwendigste geistige Element, ohne das er nichts wahrhaft Inneres und geistig Großes zu fassen vermag, und darum gewähre Ich euch auch gerne das, was du soeben verlangtest.

Es ist aber solch eine Ruhe, in der dem Leibe und seinen Gliedern die Tätigkeit vorenthalten wird, dennoch keine Ruhe, sondern vielmehr eine innere große Tätigkeit der Seele danach und darin, sich mit ihrem Geiste, den sie wahrzunehmen angefangen hat, mehr und mehr zu einen. Und so du eine solche Ruhe verlangst, so tust du, wie auch ein jeder andere, wohl daran, und nach fortgesetzter und täglich einmal vorgenommener solcher innerer Ruhe, oder besser Seelentätigkeit, wirst du erst zu fühlen anfangen, welch einen großen wahren Lebensnutzen du daraus gewonnen hast.

 

Der Seelenspiegel und die wahre Sabbatruhe

GEJ.02_148,09-13

Wenn ihr aber sehet einen ganz ruhigen Wasserspiegel, und es scheint die Sonne darein, so wird sie aus dem Wasserspiegel in derselben Majestät und Wahrheit widerstrahlen, als wie ihr sie sehet am Himmel. Und ebenso gehört ein ruhiges, leidenschaftsfreies Gemüt, das nur durch eine gänzliche Selbstverleugnung, Demut, Geduld und reinste Liebe erreicht werden kann, dazu, damit das Ebenmaß Gottes im Geiste des Menschen ebenso rein und wahr widerstrahle wie die Erdsonne aus einem ruhigsten Wasserspiegel.

Ist das bei einem Menschen der Fall, so ist in ihm alles zur Wahrheit gediehen, und seine Seele ist dann fähig, ihren Blick in die Tiefen der Schöpfungen Gottes zu richten und alles schauen zu können in aller Fülle der reinsten Wahrheit. Aber sowie es in ihr zu wogen anfängt, so werden die Urbilder zerstört, und die Seele befindet sich dann schon notwendig auf dem Felde des Truges und der Täuschungen aller Art und Gattung und kann nicht zur reinen Anschauung gelangen, bis nicht in ihr die völlige Ruhe in Gott eingetreten ist.

Und das ist die wahre Sabbatruhe in Gott, und die Feier des Sabbats ist darum von Gott verordnet worden. Der Mensch soll sich da von jeder schweren, anstrengenden Arbeit enthalten, weil jede schwere Arbeit die Seele nötigt, dem Fleische ihre Kräfte zu leihen, und dabei mit demselben erregt wird, was den Spiegel ihres Lebenswassers in eine starke Bewegung versetzt, daß sie darum die rein göttliche Wahrheit in sich nimmer klar erkennen kann.

Die wahre Sabbatruhe besteht demnach in einer vernünftigen Feier von aller schweren Arbeit; ohne Not soll man nicht die Hand an sie legen, aber in der Not ist jeder Mensch verpflichtet, seinem Bruder zu helfen.

Mehr aber noch, als sich von aller schweren Arbeit enthalten, soll eine jede Seele jede Leidenschaft zur Seite schaffen! Denn die Leidenschaften sind Stürme der Seele; sie wühlen ihr Lebenswasser auf, und Gottes Ebenmaß wird dann in der Seele also zerrissen, wie das Ebenmaß der Sonne auf den Wogen des Meeres zerrissen wird. Es blitzt wohl das Bild der Sonne aus den Wogen, aber in welcher Verzerrtheit! Und so der Sturm lange währt, so entsteigen dem bewegten Meere bald schwere Dünste und füllen die Himmelsluft der Seele mit schweren Wolken; diese hindern dann das Licht der Geistessonne völlig, an das Lebensgewässer der Seele zu gelangen, – und die Seele wird finster, kann nicht mehr unterscheiden Wahres vom Falschen und hält das Blendwerk der Hölle für ein Himmelslicht.

 

GEJ.05_073,09-12

Sage Ich: „Wo und wann immer ein Mensch wahrhaft für das Heil seiner Seele gearbeitet hat, dort und dann hat er auch am meisten und wahrhaft und am alleruneigennützigsten gearbeitet; denn eine rechte Tätigkeit zum Wohle und Heile der eigenen Seele schließt ja ohnehin alle andere selbstsüchtige Tätigkeit ganz vollständig aus, weil die Selbstsucht und Eigenliebe die Liebe zu Gott und zum Nächsten völlig ausschließt.

Wer irdisch für seinen Leib sorgt, der sucht die Schätze dieser Welt, wühlt in der Materie und vergräbt seine Seele also ins Gericht und in den Tod. Wenn ein solcher Mensch auch den ganzen Tag hindurch auf dem Felde mit Pflug und Haue gearbeitet hat mit solchem Eifer, dass er am Abend im eigenen Schweiße ganz ordentlich gebadet war, so war er dem gegenüber, was Ich Arbeit nenne, dennoch ein Tagedieb, ein fauler Knecht für das Feld des Reiches Gottes.

Denn wer für den wahren, von Gott ihm gestellten Zweck nicht arbeitet im Geiste nach Recht und Gebühr in der Ordnung Gottes, der arbeitet sicher auch zum zeitlichen und ewigen Wohle seines Nächsten nicht, und Gott zu suchen und näher zu erkennen findet er nicht der Mühe wert. Wer aber Gott zu finden und wahrhaft zu erkennen sich keine Mühe gibt, der gibt sich noch weniger eine rechte Mühe zum Wohle seines Nächsten, und so er schon für ihn etwas tut, da tut er das nur seiner selbst willen, damit der Nächste irgend fähig werde, ihm mehrfach dafür zu nützen, als was er ihm bloß einfach Gutes getan hat.

Du hast aber nun Gott gesucht und dich selbst und Gott gefunden; und siehe, das war eine rechte Tätigkeit von dir, und Ich sage es dir, dass du nun in den etlichen Stunden mehr getan hast als sonst durch dein ganzes Leben!“

 

Ehrliche Selbstbeschauung

GEJ.02_188,12-16

Spricht Johannes: „Sieh, Bruder (Petrus), was das Erkennen und den lebendigen, unerschütterlichsten Glauben betrifft, so bist du unter uns offenbar der Stärkste und nach dem Zeugnisse des Herrn ein wahrer Fels; aber dabei hast du dennoch Stunden, in denen dich so eine leise Art von Selbstgefühl übermannt, und siehe, ein solches Selbstgefühl ist so ein wenig mit dem, was man Hochmut nennt, ziemlich nahe verwandt! Und das wird es sein, was der Herr durch so manche dir zukommende Demütigung aus dir herausschaffen will! Ich habe das schon bei manchen anderen Gelegenheiten wahrgenommen und hätte es dir schon lange gern gesagt aus wahrster und aufrichtigster Bruderliebe; aber es hat sich dazu nie eine so recht schickliche Gelegenheit geboten. Da sich nun eben eine solche Gelegenheit ergeben hat, so dachte ich daran und habe es dir gesagt, wie ich es schon lange lebendigst in mir gefühlt habe. Du wirst es sicher in dem guten Liebesinne aufnehmen, in und aus welchem ich es dir gesagt habe, und wirst mir darob nicht gram sein!?“

Sagt Simon Juda: „Ja, ja, du wirst auch darin ganz vollends recht haben; aber nur begreife ich es nicht, warum Er unsereinen auf so etwas nicht wenigstens einmal aufmerksam macht, indem Er doch sonst nicht wortkarg ist! Man würde sich dann ja um vieles leichter danach richten, was da nach Seinem rein göttlichen Sinne vollkommen Rechtem ist!“

Sagt Johannes: „Das könnte Er zwar tun; aber Er tut es dennoch nicht, und siehe, das muss schon auch wieder seinen guten Grund haben!

Mir kommt es also vor, als ob Er es haben wollte, dass ein jeder Mensch sich zuerst vollkommen selbst finden müsste, bevor der Herr am Ende Seine alles Leben vollendende Hand an ihn legt und mit Seinem Lichte Wohnung nimmt in des Menschen Herzen.

Aus diesem mir als vollwahr dünkenden Grunde sagt der Herr denn auch niemandem direkt die Fehler des Lebens vor, sondern bloß indirekt durch gewisse Rüttler, durch die Er dann die Seele zwingt, sich selbst näher zu beschauen, ihre Fehler an Seinem Lichte zu erkennen, sie von sich zu bannen und sogestaltig dann völlig in die Ordnung des Herrn einzugehen.

 

Meditationstechniken

GEJ.01_224,08-12

(Der Herr:)Nichts ist dem ganzen Menschen heilsamer als eine zeitweilige innere Sichselbstbeschauung! Wer sich und seine Kräfte erforschen will, der muss sich zu öfteren Malen selbst erforschen und innerlich beschauen.

Weil aber solches eben so notwendig ist, darum wollen wir denn für heute Vormittag auch eine solche Übung vornehmen, und nach dem Mittagsmahle aber werden wir ein bisschen aufs Meer uns begeben und sehen, was allenfalls da zu machen sein wird.“

Es wissen aber einige nicht, wie sie es mit der inneren Selbstbeschauung anfangen sollen, und fragen Mich darum. Ich aber sage: „Ruhet und denket im stillen lebendig nach über euer Tun und Lassen, über den euch wohlbekannten Willen Gottes, und ob ihr demselben nachgekommen seid zu den verschiedenen Zeiten eures Lebens, so habt ihr euch innerlich selbst beschaut und dadurch stets mehr und mehr dem Eindringen des Satans in euch den Weg erschwert. Denn dieser sucht nichts emsiger, als durch allerlei äußere, nichtssagende Gaukeleien den Menschen an seiner inneren Sichselbstbeschauung zu verhindern.

Denn hat der Mensch einmal durch Übung irgendeine Fertigkeit in der Beschauung seines Innern erreicht, so findet er in sich auch nur zu leicht und zu bald, welche Fallen ihm der Satan gelegt hat, und kann dann diese weidlichst zerstören und zunichte machen und aller künftigen Arglist desselben Feindes auf das energischste vorbauen. Das weiß der Satan nur zu gut und ist daher alleremsigst beschäftigt, durch allerlei die Seele nach außen ziehende Gaukeleien eben die Seele selbst zu beschäftigen, und er hat dann hinter der Wand ein ganz leichtes, unvermerkt der Seele allerlei Fallen aufzurichten, in die sie sich am Ende derart verstricken muss, dass sie dann fürder zu einer Sichselbstanschauung gar nicht mehr gelangen kann, was sehr schlimm ist.

Denn dadurch wird die Seele dann stets mehr von ihrem Geiste getrennt und kann denselben nicht mehr erwecken, und das ist dann schon der Beginn des zweiten Todes im Menschen.

 

GS.02_044,16-17

Also muss ja notwendig ein jeder, der in das Leben seines Geistes eingehen will, sich tagtäglich auf eine Zeitlang in die vollkommene Ruhe seines Geistes begeben und muss in dieser nicht etwa mit allerlei Gedanken umherschweifen, sondern er muss einen Gedanken nur fassen und diesen als ein bestimmtes Objekt unverwandt betrachten.

Der beste Gedanke ist hier freilich der Herr. Und wenn jemand solches mit Eifer und aller möglichen Selbstverleugnung fort und fort tun wird, so wird dadurch die Sehe wie das Gehör seines Geistes stets mehr und mehr an innerer Schärfe gewinnen, und nach einer eben nicht zu langen Zeit werden diese beiden Sinneswerkzeuge des Geistes so sehr erhöht werden, dass er mit der größten Leichtigkeit dort geistige Formen von der wunderbarsten Art erblicken wird, wo er vorher nichts als eine formlose Leere zu erschauen wähnte. Und so wird er auch mit eben der Leichtigkeit Töne und Worte vernehmen, wo ihm ehedem eine ewige Stille zu sein schien. Ich meine, ihr werdet mich verstehen, was ich euch damit habe sagen wollen und werdet hoffentlich auch einsehen, dass euer Einwurf hinsichtlich des Schauens um ein Bedeutendes eitler war als meine Beheißung, wie geartet ihr eure Sehe zum ferneren Anblicke dieser Herrlichkeiten stärken sollet.

 

Geist von Seinem Geist

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Niemand kann wissen, was im Menschen alles als zum Leben Notwendiges verborgen ist, als nur der Geist, der im Innersten des Menschen ist und wohnt; und so weiß auch kein Weltweiser, was Gott Selbst und was in Ihm ist, als nur der Geist Gottes, der alle Tiefen Dessen durchdringt.

Wenn der Geist im Menschen aber nicht als das wahre Lebenslicht erweckt wird, da ist es finster im Menschen, und er erkennt sich nicht. Wenn durch den Glauben an Mich und durch die Liebe zu Mir und zum Nächsten aber der Geist im Menschen erweckt und zum hellen Lichte entzündet wird, dann durchdringt der Geist den ganzen Menschen, durch und durch, und der Mensch erschaut da, was in ihm ist und erkennet sich. Und wer sich erkennt, der erkennt auch Gott; denn der wahre und ewige Lebensgeist im Menschen ist nicht ein Menschengeist, sondern ein Gottesgeist im Menschen, ansonst der Mensch kein Ebenmaß Gottes wäre.

 

Das Wunderarkanum

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Euch aber, die ihr nun den Geist schon ein wenig habt kennengelernt, kann ich es nun schon ein wenig kundgeben, worauf es hauptsächlich ankommt, um eben aus dem Geiste mächtig, unfehlbar, bestimmt und wahrhaft wunderbar zu wirken.

Worauf kommt es denn eigentlich an? – Höret, ich will euch dafür ein kleines Rezeptchen geben. Nehmet davon alle Morgen und Abende einen guten Esslöffel voll ein, und ihr werdet euch überzeugen, dass dieses Rezept ein wahrhaftiges Wunder-Arkanum ist.

Die erste Spezies besteht darin, dass man sich gleich nach dem Erwachen mit dem Herrn durch die Liebe in Seinem Willen vereint; solches muss auch abends geschehen. – Wenn dann jemand etwas möchte, so habe er acht auf den ersten Gedanken; das ist die zweite Spezies. Diesen halte er nun augenblicklich fest und vertausche ihn um alle Weltreichtümer nicht mehr mit einer zweiten.

Hat er solches getan, dann bitte er den Herrn, dass Er Sich möchte mit Seiner unendlichen Stärke vereinen mit der Schwäche des eigenen Willens, erfasse den Herrn dabei abermals mit seiner Liebe, – das ist die dritte Spezies. Ist solches in aller wankellosen Festigkeit geschehen, dann geselle er zu diesen drei Spezies noch eine vierte hinzu, und das ist der fixiert feste Glaube.

Wenn diese vier Spezies beisammen sind vollkommen, so ist die Wundermedizin auch schon fertig.

Wer es nicht glauben will, der wird in sich wohl schwerlich die Probe ausführen können; wer es aber glaubt, der gehe hin und tue desgleichen, und er wird sich überzeugen von der vereinten Kraft des Herrn in seinem Geiste. – Dieses Geheimnis musste ich euch hier mitteilen, weil es hier am rechten Platze ist.

 

 

 



Nachtrag

Ich weiß aus eigener Erfahrung sehr gut, wie oft der gute Vorsatz, das als richtig und gut erkannte auch umzusetzen, in Trägheit, Zeitnot und vielerlei Entschuldigungen stecken bleibt. Und immer wieder musste ich erkennen, das nichts, aber auch gar nichts in der Schattenwelt so wichtig ist, dass ich dafür den Lichtweg nicht beschreiten kann. Man dreht sich manchmal jahrelang auf dem Karussell der Illusionen im Kreise, bevor man das Wagnis eingeht abzuspringen, um wieder frei atmen zu können. Doch eins ist sicher, das Karussell wird nicht anhalten um uns freizugeben. Nein, es ist immer ein Willensakt der Mut und Entschlossenheit erfordert.

Danach ist dann die Beharrlichkeit und Disziplin gefragt, um nicht wieder aus dem guten Beginn zurück zu fallen in die alte Natur. Denn der natürliche (Adams-) Mensch unterliegt immer den starken Einflüssen der Fallwelt. Erst wenn man sich aus dem Motiv der Gottesliebe in Selbstverleugnung über einen gewissen Punkt „ent-wickelt“ hat, kann der neue Mensch in Christus (die Christusnatur) nicht mehr aufgehalten werden durch die Einflüsse der materiellen Schöpfung.

Da auch ich mit den inneren Widerständen und Falltüren, gerade während der ersten Zeit der Meditation vertraut bin, möchte ich jedem, der diesen Weg nach Innen ernsthaft gehen möchte, meine Begleitung und Hilfe auf dem ersten Stück des Weges anbieten. Solange, bis er selbst die Lichtspur erkennen kann und seinen ganz eigenen, persönlichen Weg mit dem Heiland und Meister Jesus Christus gehen wird. Habe keine Scheu Kontakt mit mir, über die Adresse des Schriftenversandes aufzunehmen.

Dein Bruder in Jesus   Erhard Gaiduk