Im Yoga liegt das Schwergewicht auf den praktischen Übungen zur Einswerdung mit dem Gottesfunken und werden im 2. Teil noch näher erläutert.

(Vivekanandas Meditationsanleitung: "Stellen Sie sich in ihrem Herzen einen Raum vor und inmitten dieses Raumes eine Flamme. Stellen Sie sich vor , diese Flamme sei ihre eigene Seele, inmitten dieser Flamme befinde sich ein anderes strahlendes Licht, und das sei die Seele ihrer Seele, - Gott. Meditieren Sie in ihrem Herzen darüber." (Vivekananda, Raja-Yoga, S. 105)

Gewiß gibt es viele Yogis und Meister, die meinen, mittels ihres Gottesfunkens sich selbst erlöst zu haben und daher keines weiteren Erlösers bedürften. Nach meiner Meinung sollte man zu diesem Standpunkt keine übermäßigen Differenzen aufbauen (wie das in christlichen Kreisen leicht geschieht, Stichwort "Selbsterlösung"). Durch ihre enge Verbindung zu ihrem inneren Gottesfunken werden diese Menschen mit Sicherheit über das Fallgeschehen und die Rolle Jesu dabei belehrt, sobald die Zeit dafür gekommen ist. Da der Gottesfunke ein Strahl aus dem Gotteszentrum (= Jesus) ist, wird denjenigen, die eine Vereinigung mit diesem Gottesfunken herstellen können, auch dieser Zusammenhang früher oder später klar werden. (Man vergleiche dazu: Großes Ev. Joh. Bd. 11, Kap. 52!) Ramakrishna war einer der indischen Gurus, die sich viel mit Jesus auseinandergesetzt haben. Er bekam in seinem Inneren die folgenden Worte: "Siehe, da ist Christus, der sein Herzblut für die Erlösung der Welt vergossen hat. Er ist der Meister-Yogi, der in ewiger Verbindung mit Gott lebt. Er ist Jesus, die inkarnierte (fleischgewordene) Liebe (Gottes)."             (Ramakrishna, Das Vermächtnis).

Problematisch wird die Sache allerdings, wenn sog. Meister über Sinn und Zweck der Schöpfung spekulieren und dabei die alten Ansichten von einer Auflösung alles Geschaffenen wiederkäuen: "Die Erschaffung des Universums und seine Auflösung, diese Milliarden einzelner Lebewesen, die kommen und gehen - das alles ist nur ein Traum ... Ihr seid nicht wirklicher als ein Traum ... Das Universum ist der Traum Gottes: Es entsteht in Ihm und löst sich in Ihm wieder auf." (Sai Baba, Einheit ist Göttlichkeit, Kap. II,3) Gleichzeitig soll Gott aber ein Gott der Liebe sein. Wie das zusammenpaßt, daß ein Gott der Liebe mit seinen Geschöpfen ein solches Täuschungsmanöver vollführt, wird wohl das Geheimnis jenes Herrn aus Indien bleiben.

Andere Yogis haben es allerdings abgelehnt, die Aussagen über Maya (die kosmische Illusion) derartig zu überspannen. (Z. B. Vivekananda in seinem Buch: Jnana Yoga)

Schlußfolgerung:

1) Auch hochentwickelte Seelen mit magischen Fähigkeiten sind nicht frei von Irrtümern.

2) Als Mensch aus dem Westen sollte man seinen Verstand nicht an der Eintrittspforte abgeben, wenn man einen indischen Ashram betritt bzw. sich mit einem Menschen mit magischen Fähigkeiten beschäftigt. Die indische Tradition, daß ein Guru als Stellvertreter Gottes anzusehen sei und seine Anhänger diesem die entsprechende Verehrung zukommen lassen, ist seit Golgatha überholt. Im Westen unterrichtende Yogis (z. B. Yesudian/Haich in Zürich, inzwischen verstorben) sind von dieser Tradition abgewichen und wollen nur mehr die älteren Brüder ihrer Schüler sein, eine Einstellung, der ich zustimmen kann.

"Wenn Westen und Osten, die angeblich feindlichen Brüder, sich in gegenseitig befruchtender Ergänzung wieder die Hände reichen zum gemeinsamen religiösen Wirken, dann wird der "mystische Leib Christi", die verborgene geistige Menschheitskirche, in strahlender Glorie aus dem Grabe auferstehen, spirituell geführt vom gegenwärtigen, vom wiederkommenden Christus." (Arthur Schult)

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