Theosophische Schriften und etwa das Rosenkreuzerwerk von M. Heindel (das im Gegensatz zu Intermediarius leider kein ganz christliches Rosenkreuzerwerk ist), schildern nur die kosmische Entwicklung aus einer Sicht der Mental-Kausalebene (bei Lorber als Weisheitshimmel bezeichnet, jedoch ohne die überragende Bedeutung von Jesus Christus für die Erden- und kosmische Entwicklung zu berücksichtigen), was mit gravierenden Mängeln verbunden ist, weisen aber auch auf die noch höheren Ebenen hin, führen somit über sich selbst hinaus.

Diesem sog. Weisheitshimmel werden zumeist sieben Unterebenen zugeordnet, mit Ausnahme des Univ. Lebens das nur drei sog. Vorbereitungsebenen kennt.

(Die Identität des Inspirators der Theosophie, des Meisters Koot Humi, mit Franziskus von Assissi, wie derzeit eine Nachfolgegruppe der Theosophen behauptet, erscheint mir jedenfalls unglaubwürdig. Fast bis zum Überdruß versucht Frau Blavatsky "zu beweisen", das Christentum sei eigentlich nichts Neues gegenüber den östlichen Lehren und auch Jesus sei nicht mehr als einer der ihr bekannten Lehrer. Selbst seine Kreuzigung versucht sie nach Kräften zu entwerten. Siehe "Isis entschleiert", Bd. 2, S. 340. Jehova wird des öfteren mit Satan gleichgesetzt bzw. es wird eine Karikatur aus ihm gemacht, er sei gleichzeitig "Gott und Dämon" (Geheimlehre I, 423) und ähnliches. Daß ein derartiges Geschreibe von einem Franziskus v. Assissi inspiriert worden sein soll, ist einfach unsinnig. Gegenüber dem größten Mysterium, das jemals stattfand, der freiwilligen Kreuzigung des verkörperten Gottessohnes, sind diese Meister wahrlich mit Blindheit geschlagen.)

Vielfach wurde mir schon angekreidet, daß ich es überhaupt wagen könne, den Schriften der Frau Blavatsky Positives abzugewinnen, schließlich stecke doch nur Dämonisches dahinter. Vermutlich haben die wenigsten, die zu einem solchen Urteil kommen, die "Isis" und die "Geheimlehre" gelesen, sondern kennen zumeist nur Auszüge aus denselben. Beide Schriften enthalten viel Antikirchliches, Unchristliches oder sogar Antichristliches. Wer ausschließlich aus Sekundärliteratur solche Passagen kennt oder von einem engen Bibelstandpunkt aus an die Theosophie herantritt, kann leicht zu einem solchen vorschnellen Urteil kommen. Um das Brauchbare der Blavatsky-Werke zu würdigen, muß man aber gerade von solchen Passagen absehen bzw. berücksichtigen, welch erstickenden Einfluß die Kirche auf das wissenschaftliche Streben und das außerkirchliche Geistesgut hatte. Von Zwangschristianisierungen und Hexenverbrennungen mal abgesehen, war die Kirche in der Lage, den Glauben, die Sonne kreise um die Erde, aufrechtzuerhalten, obwohl schon Jesus seinen Jüngern anderes gelehrt hatte und obwohl Astronomen diesen Fehler schon längst aufgedeckt hatten. Daß diejenigen, die zur damaligen Zeit diesen erstickenden Einfluß erkannten, aber nichts daran ändern konnten, ab und zu gegen das Christentum ausfällig wurden und das Kind (christliche Religion) mit dem Bade (Kirche) ausschütteten, ist menschlich durchaus verständlich, wenn auch nicht richtig.

Aus einer unvoreingenommenen Perspektive betrachtet, enthalten die Blavatsky-Werke eine nicht leicht zu verstehende, in ihrer Tiefe noch unausgeschöpfte Darstellung der Entwicklung des gefallenen, herabtransformierten Kosmos.

Ein weiterer Einwand, Frau Blavatsky habe aus dem Jenseits ihr Werk widerrufen, ist eine Karte, die ebenfalls nicht sticht. So begabt sie als Medium war, so wenig war sie charakterlich geläutert. Zum einen war sie mit einem ziemlich reizbaren Temperament ausgestattet, zum anderen hatte sie die Untugend, mit Taschenspielertricks das Dasein ihrer inspirierenden Meister zu "beweisen" (siehe dazu: Rudolf Passian, Licht und Schatten der Esoterik). Daraus darf man den Schluß ziehen, daß sie auch im Jenseits nicht in der Lage war und ist, das von ihr dargelegte Geistesgut wirklich aus eigener Anschauung zu überblicken und zu beurteilen.

Die Blavatskyschrift "Die Stimme der Stille" enthält einen zwar vorchristlichen, aber dennoch brauchbaren Weg, in welchem die Überwindung des gefallenen Menschen gelehrt wird, zur Vereinigung mit dem Gottesfunken (Atma, eine Bezeichnung die ja nicht zufällig auch in der christlichen Neuoffenbarung gebraucht wird!) im eigenen Herzen, weswegen es möglich ist, auch mit dieser Geistesrichtung, bei einem ehrlichen Streben auf dem Weg zu Gott, die Einheit über die Differenzen zu stellen, ohne die letzteren zu übersehen. (Christen gehen leider mit Verteufelungen und Bannungen Andersgläubiger recht leichtfertig um.)

Das Buch "Die uralte Weisheit" der Blavatskynachfolgerin Annie Besant sei deswegen erwähnt, weil es eine relativ gute und übersichtliche Schilderung der Sphären im Jenseits, der Astral- und Mental-Kausalsphären enthält sowie eine Andeutung der darüberliegenden Buddhi- und Atmaebenen. Ehrlicherweise macht sie das Eingeständnis, daß die theosophischen Meister ihren Sitz in den oberen Kausalsphären haben, ein Umstand, der auch aus den sog. Mahatmabriefen hervorgeht, in denen sich die theosophischen Meister ihren Schülern mitteilen, wodurch sich die Schlußfolgerung aufdrängt, sich Lehrer zu suchen und an Lehren zu halten, die aus den darüberliegenden geistigen Ebenen stammen. Sofern diese Lehren nun andere und umfassendere Wahrheiten enthalten als die Theosophie, so sei an das Motto der Theosophie erinnert "Keine Religion ist höher als die Wahrheit".

Die späteren Nachfolger von Frau Blavatsky haben die Schwäche eines im Gegensatz zum Christentum stehenden Standpunktes offenbar erkannt und diesen abgeschwächt, allerdings gleichzeitig mit der Tendenz einen falschen Christus zu verehren. Annie Besant, beging 1911 den folgenschweren Fehler, den späteren spirituellen Lehrer, Krischnamurti, zum Maitreya-Christus und Weltenlehrer auszurufen und aufzubauen, was zur Trennung des größten Teils der deutschen Sektion der Theosophischen Gesellschaft unter Rudolf Steiner und zur Gründung der Anthroposophischen Gesellschaft führte. Krishnamurti lehnte jedoch die ihm zugedachte Rolle ab.
Der gegenwärtige Vertreter der theosophischen Strömung (Peter Leach-Lewis) hat sogar eine Universale Kirche in Angriff genommen, angeblich im Auftrag von Jesus und Franz von Assisi.
Nach den bedauernswerten Lehren der Universalen Kirche, soll Jesus seine Kreuzigung überlebt und anschließend mit Maria Magdalena in Indien eine Familie gegründet haben. Bleibt zu hoffen, dass diese Organisation sich nicht dem heutigen Maitreya-Christus anschließt, was jedoch mit einer Vorstellung von Jesus als irdischem Familienvater leicht möglich ist. (Jesus hat sich in der Auferstehung mit dem, bis zu seiner Verkörperung unnahbaren, Zentrum der Gottheit vereinigt, seine angebliche Überschattung durch einen Maitreya, der nun selbst komme, ist der erdichtete theoretische Hintergrund eines heutigen Möchtegern-Christus.)

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