Der Abfall Luzifers/Sadhanas aus der himmlischen Welt

Verschiedentlich wurde nun schon über den Fall gesprochen, der sich schon vor der Bildung des verdichteten Kosmos abgespielt hat. Da sich die Geschehnisse in diesen Welten nur schwer in menschliche Worte kleiden lassen (daher sollte man das Folgende nicht zu wörtlich nehmen), so möchte ich zur Darstellung dieses Ereignisses mehrere unterschiedliche Quellen heranziehen, die dasselbe leicht voneinander verschieden, doch möglicherweise ergänzend, wiedergeben:

Lorber: [HGt.01_005,14] Allein nun erkannten sie sich in ihrer großen Macht und alles überstrahlenden Herrlichkeit und Majestät, und der Oberste der drei, gleich dem Lichte der Gottheit, entzündete sich in seiner Begierde, um sich der Gottheit vollends zu bemächtigen. Durch ihn entzündete sich ein großer Teil der Geister, die durch ihn wurden; und durch sie erbrannte auch die Gottheit in Ihrem Grimme gleich den zwei niederen Geistern der drei und schleuderte die böse Rotte in die Tiefe der Tiefe ihres Zornes. [Er.01_056,02] „Satana“, „Satan“, „Leviathan“, „Beelzebub“, „Gog“, „Magog“, die „Schlange“, der „Drache“, das „Tier des Abgrundes“, „Luzifer“ und dergleichen noch einige Namen mehr sind es, welche ihn angehen und ihn verschiedenartig bezeichnen. „Luzifer“ oder „Lichtträger“ war sein ursprünglicher, eigenschaftlicher Name. „Satana“ war soviel als der Gegenpol gegen die Gottheit. Als Satana war dieser Geist von Gott aus wirklich also gestellt gegen die Gottheit, wie das Weib gestellt ist gegen den Mann. Die Gottheit hätte in sein Wesen ihre ewigen Ideen ohne Zahl hineingezeugt, daß sie reif geworden wären in seinem konzentrierten Lichte, und es wäre dadurch eine Wesenschöpfung aus dem Lichte dieses Geistes in höchster Klarheit hervorgegangen, und die ganze Unendlichkeit wäre fort und fort aus eben diesem Lichte stets mehr und mehr bevölkert worden; denn im unendlichen Raume hätte auch Unendliches Platz, und Ewigkeiten würden nie diesen Raum so erfüllen können, daß in ihm irgend einmal ein Wesengedränge werden könnte.
[Er.01_056,03] Aber wie ihr wisset: da dieser Geist eine so endlos große Bestimmung hatte, ein zweiter Gott neben Mir zu sein, so mußte er auch eine seiner Bestimmung entsprechende Freiheitsprobe bestehen, welche er aber eben auch, wie ihr wisset, nicht bestanden hat, weil er sich über die Gottheit erheben und diese sich unterwürfig machen wollte.
[Er.01_056,04] Ein Rangstreit also war das erste, was eben dieser Geist gegen die Gottheit verbrochen hatte. Da er aber die Gottheit nicht dahin stimmen konnte, ihm den Vorrang zu erteilen und sich ihm selbst vollends unterwürfig zu machen, so erbrannte er in seinem Grimme und wollte die Gottheit förmlich vernichten, zu welcher Tat es ihm an der Kraft wirklich nicht gemangelt hätte, wenn die Gottheit nach ihrer ewigen Weisheit nicht zeitgerecht diesen Meuterer in all seinen Teilen hart gefangen hätte. Es klingt freilich etwas rätselhaft, daß in diesem Geiste eine solche Kraft solle vorhanden gewesen sein, um der ewigen Gottheit dahin zu trotzen, daß diese seiner Kraft endlich nachgeben, sich endlich völlig gefangennehmen lassen und dadurch für alle Ewigkeiten untüchtig werden müßte, was so gut wäre als: vernichtet sein; aber die Sache wird begreiflich, wenn man bedenkt, daß die Gottheit in eben diesen Geist sozusagen ein vollkommenes zweites Ich hineingestellt hat, welches, wennschon gewisserart zeitgemäß geschaffen, aber dennoch in allen Räumen der Unendlichkeit gleich kräftig der Gottheit gegenübergestellt ward.
[Er.01_056,05] Dieser Geist, in dem die Gottheit selbst ihr Licht konzentriert hatte, war durch die ganze Unendlichkeit gleich der Gottheit ausgebreitet, daher es ihm auch wohl möglich gewesen wäre, vice versa die Gottheit allenthalben zu ergreifen und untüchtig zu machen; allein in diesem Gedanken der Selbstsucht erwachte in ihm die große Eitelkeit und das Selbstwohlgefallen an seinem Lichte und an seiner endlosen Erhabenheit und Kraft. In dieser Selbstsucht und in diesem Wohlgefallen an sich selbst vergaß er der alten, ewigen Gottheit, entbrannte in seiner Eitelkeit und festete sich selbst. Da ergriff die Gottheit in allen Teilen sein Wesen, nahm ihm alle spezifische Wesenheit, bildete daraus Weltkörper durch die ganze Unendlichkeit, umhüllte den Geist dieser endlosen Wesenseele mit den allermächtigsten Banden und band ihn in die Tiefe der Materie.
[Er.01_056,06] In dieser Stellung heißt dieser Geist dann nicht mehr „Satana“, sondern, weil er sich gewisserart selbst emanzipiert hat von der ewigen, göttlichen Ordnung, „Satan“, das ist soviel als: gleicher Pol mit der Gottheit. Ihr wisset aber, daß sich gleiche Polaritäten nie anziehen; sondern allezeit nur abstoßen. Darin liegt auch der Grund, daß dieses Wesen in allem von der Gottheit am allerentferntesten und eben am entgegengesetztesten ist; darin und dadurch auch sein Erzböses.


Darstellung nach Anita Wolf: Während die geschaffenen Geistwesen, entsprechend der Himmelsebene, der sie zugehören, eine der 7 Eigenschaften als Haupteigenschaft in sich tragen, oder wie bei den Eigenschaftsträgern eine der 7 darstellen - die übrigen 6 tragen sie zwar ebenfalls im Ansatz in sich, einer der 7 gehören sie jedoch wesenhaft zu -, besitzt Sadhana alle 7 Eigenschaften in voll entwickelter Form. Gott wollte in Sadhana die Ganzheit seines Wesens widerspiegeln. Ausgestattet mit solch umfassenden Fähigkeiten, schlittert sie zunächst unmerklich und fast unbewußt, nach und nach jedoch immer eigenwilliger und bewußter in den Mißbrauch ihrer Schöpferkräfte und die Auflehnung gegen die Gottheit hinein. Zunächst noch in Anlehnung und Nachahmung an die Schöpfung der Urgeister schafft sie sich ebenfalls 7 Wesen als Mitbeherrscher sowie 144.000 und weitere. Die ersteren werden noch über den personifizierten Gott in Gestalt des Ur-Vaters belehrt, mit zunehmender Inanspruchnahme ihrer schöpferischen Fähigkeiten stellt sie sich ihren später geschaffenen Geschöpfen immer mehr selbst als Gott dar. Als diese beginnen, sie als Gott zu verehren, kommt in ihr der Gedanke, Gott sein zu wollen, nicht mehr zum Schweigen. Zumal sich im Verlauf ihres immer eigenmächtigeren Vorgehens die Gott-Gestalt von ihr zurückzieht, was sie als Schwäche auslegt. Diesem Ur-Vater sagt Sadhana zunächst verbal den Kampf an, in dem sie die Eigenschaftsträger auffordert, sie als Urmachtträgerin anzuerkennen. Diese verweigern ihr jedoch die Gefolgschaft und ermahnen sie, sich als Geschöpf zu betrachten. Im Kreis der Ihrigen beschließt Sadhana sodann, den Kampf um das Machtzentrum des Ur-Vaters aufzunehmen. Der Eigenschaftsträger des göttlichen Willens, Michael, stellt sich Sadhana entgegen, letztere wird besiegt. Aus der Urzentralsonne ergießt sich ein Feuerstrom zur Sonne Sadhanas, "Ataräus" genannt, und reißt diese in Stücke. Die Lichtmauer schließt sich um die reinen Geistwelten und die Bildung des verdichteten Kosmos nimmt seinen Lauf.

Den Darstellungen des Univ. Lebens zufolge (Zitate stammen im folgenden Abschnitt aus der Schrift "Die Strahlungsfelder") befand sich in der unmanifestierten Form des Allgeistes das positive und negative Prinzip (hier nicht im moralischen Sinne gemeint als Gut und Böse, sondern im neutralen Sinn als Plus und Minus) in einer Art Gleichklang oder Gleichwertigkeit. In der manifestierten Form wurde Sadhana als personifizierter Ausdruck des negativen Prinzips nicht in derselben Weise an der himmlischen Herrschaftsausübung beteiligt, wie das Positive in Gestalt des sog. Ur-Vaters. "Die Trennung vom Allgeist, der Urkraft, und die weitere Erkenntnis, nicht mehr in der absoluten allgegenwärtigen Gottheit zu wirken, brachte im manifestierten negativen Prinzip gegenteilige Gedanken, d.h. Empfindungen hervor." Sadhana "wollte wie Gott sein, d.h. sie wollte wieder eins in der Allgegenwart Gottes sein, schöpfend und schaffend" (anstatt Dual des positiven Prinzips und Gefäß zu sein). Da ihr dies verwehrt war, ersann Sadhana zunächst ihr eigenes Reich, in dem sie die Herrscherin sein wollte. Später änderte sie ihre Pläne und beschloß die Auflösung alles Geschaffenen in die Wege zu leiten, um auf diese Weise das positive Prinzip zu überwinden und in einer neuen Schöpfung ihre Vorstellungen durchzusetzen. Sie gewann für ihr Vorhaben einen weiteren Gottessohn und warb mit diesem Geistwesen aus allen Himmelsebenen ab. Sadhana wußte um das zyklische Ein- und Ausatmen des Allgeistes und nahm vor einer solchen Ausatmung Manipulationen an den geistigen Atomarten vor, sowohl in ihrem Sonnensystem als auch an vielen geistigen Planeten. Diese Manipulationen bewirkten, daß bei der Ausatmung des Allgeistes Teile der geistigen Planeten abgesprengt und ins Universum hinausgeschleudert wurden. Die Gottheit, die gegen die gegensätzlichen Handlungen zunächst nicht eingeschritten war, schickte darauf einige Eigenschaftsträger zu den aufbegehrenden Geistwesen. Diese ließen sich jedoch nicht von ihrem Vorhaben, einen eigenen Machtbereich zu gründen, abbringen und wurden sodann vom Eigenschaftsträger des Willens (Michael) aus den himmlischen Welten hinausbefördert.

Durch Bertha Dudde wurde uns ein weiterer Gesichtspunkt des Falles Luzifers mitgeteilt. Da das gestalthafte Gotteszentrum als Liebe-Bewusstseins-Brennpunkt nach Erschaffung der geistigen Welten zunächst außerhalb der Schöpfung in der Unendlichkeit verblieben war, konnte Satana/Luzifer den Schöpfer im eigentlichen Sinn nicht sehen. Da Luzifer (der Name Satana kommt bei BD nicht vor) große schöpferische Kräfte übertragen bekommen hatte, mit denen er Geistwesen und geistige Welten erschaffen konnte, kam sein schöpferisches Machtbewusstsein mit seinem Abhängigkeitsgefühl gegenüber dem für ihn unsichtbaren Schöpfer in Konflikt, so dass er sich in den Wahn verrennen konnte, die Kontrolle über die Gottheit erlangen zu können. Die Unsichtbarkeit des Schöpfers ließen bei Luzifer Zweifel an dessen Allmacht aufkommen, welche seine Hochmutsneigungen zu einem Machtkampf mit dem Schöpfer verstärkten.

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Der Kosmos und seine Verdichtungsstadien

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