Die sechste Stufe
Das Land der Macht
Hoch über der fünften Himmelsstufe erhebt
sich die sechste Stufe im Glanze der Herrlichkeit des Herrn. Wenn hier so oft
von „Herrlichkeit" gesprochen wird, so meint dies bei zunehmender Schilderung
dieses Berichtes auch eine Steigerung der himmlischen Herrlichkeit Das
Strahlen, Leuchten und Widerstrahlen der seligen Gefilde und ihrer herrlichen
Wohnstätten ist anzusehen wie das Mittagslicht ewiger Sonne. Wer von der
fünften Stufe hinübergehen darf, dem wird es zum großen Ereignis. Doch nur
solche überschreiten die Grenzen, die in der Liebe die Fülle in sich
aufgenommen haben durch ihre Demut. Sie haben die Reife erlangt. Bei ihnen ist
alles durchglüht von der Liebe Jesu Christi, die IHN erfüllte, als Er sterbend
für Seine Mörder flehte: „Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie
tun." Und da Er stets erhörlich betete, so haben dadurch Seine Mörder eine
Vergebung erhalten, die den Erdenmenschen als unwahrscheinlich vorkommen muss,
weil die Rechtfertigung durch Jesu Liebe über die Gerechtigkeit Gottes noch
weit, weit hinausgeht Nur solche, die diese Liebeswahrheit in sich zu ihrem
Lebensgrundsatz erhoben haben und vergeben, wo eigentlich nur noch ein Grund
für die nackte Gerechtigkeit vorhanden ist, nur solche können eingehen in das
Land der Macht.
Auf Erden ist es doch so, dass der, der die
größte Macht besitzt, auch die meisten Mittel hat, diese anzuwenden. Und er
wendet sie an, wo er kann. Vor solcher Macht beugen sich die Menschen und erkennen
sie an. Die Reiche der Erde haben in ihren Wappen zumeist Raubtiere als Symbole
dieser Macht. Irdische Gewaltmacht ist deshalb meist mit Grausamkeit und
Blutvergießen verbunden. Dort sagt man auch: Wer gesiegt hat über den
Schwächeren, der ist im Recht. Das ist die Gewalt und die Gerechtigkeit der
Hölle. In der biblischen Prophetie erscheinen alle Weltreiche unter
Tiergestalten, das letzte unter dem Zeichen eines Drachen. Der Drache
beherrscht in der Menschenvorstellung alle Tiere und stellt den listigsten und
grausamsten Geist Satans dar! Diese Macht wird sich kurz vor der Erscheinung
des himmlischen Königs am stärksten entfalten!
Im Lande der göttlichen Macht erscheint der
große Gegensatz zwischen Himmel und Erde. Irdische Gewalt gegründet auf Lüge,
Gewalt der Heere und Waffen unter stärkster Knebelung des freien Willens der
Menschen. Sie kann nicht ewig dauern. Wenn die göttliche Liebe einmal ihre
Macht und Herrschaft über die Welt in den Händen hat, dann wird diese Macht auf
kein böses, der Liebe trotzig widerstrebendes Volk mehr kommen.
Der Gegensatz ist freilich so
groß, dass ihn Menschen nicht begreifen können. So wie die Weisheit nur von
Weisheit verstanden werden kann, so kann göttliche Liebe nur verstanden werden
von denen, die diese Liebe in sich frei und ungezwungen aufnehmen. Alle
Grundsätze dieser Liebe sind schon im Leben unseres Herrn und Heilandes in
tätigste Erscheinung getreten und haben sich in göttlicher Macht ausgewirkt
über Tod, Sünde und Satan in der ganzen sichtbaren und unsichtbaren
Geisterwelt. Die ganze Schöpfung wurde umgestaltet, die gesamte Geisterwelt
fing seither an heimzukehren in das Herz der Liebe Gottes. Und so wie es im
Unendlichen ist, so geschieht es seither auch im Leben der einzelnen Menschen. Die
göttliche Liebe, verkörpert in der Person Jesu, überwand damals alles und
besiegt seither meist unsichtbar den blinden Menschen. Voran gehen einzelne,
dann folgen Gruppen, darauf Völker und zuletzt die gesamte Menschheit.
Es ist immer so, dass der Gottesliebe
die größte Überwindermacht innewohnt. Sie allein kann und wird Friede Freude
und Seligkeiten über alles Verstehen bringen. Das erleben die neuen Ankömmlinge
in diesem Reich der Macht, der sechsten Stufe. Alles was sie sehen und erleben
ist so erhaben, so unaussprechlich schön und herrlich, da ihnen die unteren
Himmel kein Annäherndes bieten konnten.
Das Land ist in seinen Gliederungen und in seiner Anlage schon nahe am
Throne des Herrn und ihm so verwandt. Was nutzt es, wenn ich von
Diamantengebirgen und -Palästen erzähle, was verstehst du unter den Bildern von
Perlenfenstern, und Lichtsymphonien. Das geht über das irdische Denken,
Sinnieren und Phantasieren hinaus. Sie sind nur armselige Behelfsworte ohne das
wahre Leben dieser Stufe wirklich ausdrücken zu können. Verwandt sind die
Paläste an Klarheit und himmlischer Schönheit denen der siebenten Stufe und ihr
Inneres offenbart das Innere ihrer Bewohner. Auch hier wohnt man in Gemeinschaftssiedlungen.
Doch nicht so, dass sie auf Grund ihrer inneren oder irdischen Verwandtschaft
in Wohnungen beisammen sind. Nein, es sind ja alles Gleichgesinnte, deren
Lebensentwicklung sie erst hier zusammenführte. Doch in welcher himmlischen
Mannigfaltigkeit. Sehr groß sind die Gesellschaften hier nicht, aber innerlich
um so lebendiger und machtvoller; nach außen hin stiller und in sich gekehrter.
Das ganze Streben ist darauf eingestellt, die Grundsätze der göttlichen
Liebemacht praktisch anzuwenden. Man geht hier den verborgenen Wegen und
Kräften der Liebe Gottes nach, die alle Menschenherzen zu erreichen sucht. Auf
diesem Wege erst erkennen sie so eigentlich die Weisheit dieser Gottesliebe,
die ganz andere Wege geht, als geschöpfliche Geister es erahnen oder wie es
die irdischen Machthaber in ihrer Eigenliebe erzwingen wollen.
Haben die Bürger dieser sechsten Stufe in den
unteren Stufen gelernt im Gehorsam gegen die Gebote der Gottesliebe und
Weisheit stets Ja" zu sagen, so lernen sie hier, das göttliche
„Warum", das „Woher" und das „Wozu" erst recht erkennen und anzuerkennen,
als alleinige Ordnung zum ewigen Leben in größter Freiheit und Glückseligkeit.
Hier werden ihnen die Quellen aller
Lebensgeheimnisse eröffnet. Ihre früher durchgemachten Drangsale und
Schwierigkeiten sehen sie jetzt als Ausflüsse dieser göttlichen Liebesmacht,
welche sie nur auf diesem Wege zu dieser Herrlichkeit empor führen konnte.
Daraus ergibt sich ein allerinnerstes und doch stärkstes Lobpreisen dieser
Gottesgnade, das sich würdig einfügt in das große Te Deum der Herrlichkeit am
Throne Gottes. Dort wirst du wissen, dass dein Erdenleben so verlaufen musste
und nicht anders. Dein freier Wille wurde in keiner Weise angetastet dabei,
doch bist du stets geführt worden, und Arges, Unangenehmes musste dir als
Dünger dienen zur Selbstdemütigung, zur Selbsterkenntnis und zum
Herzenszerbruch. Letztendlich zur völligen und immer völligeren Umkehr zur
Liebesordnung deines Herrn, Heilandes und Vaters im Himmel. Du musstest gerade
dort hindurch. In den Hochschulen ewiger Weisheit, die auch hier vorhanden
sind. Um die Vollendeten weiter zu führen, lernen sie die Grundsätze der
göttlichen Liebemacht in Gottes Wegen tiefst begreifen. Dort sind auch die
Lichtarchive, in denen die Wege dieser Gottesliebe auf Erden geschildert sind
für jedes einzelne Himmelskind. Hier liegen auch die Pläne der zukünftigen
Machtoffenbarungen des Herrn, in denen jeder unterwiesen wird um tüchtig zu
werden für seine Aufgabengebiete in der Ewigkeit. Das unendliche Reich unseres
Herrn braucht Könige und Priester, die theoretisch und praktisch wohl
unterrichtet und bewandert sind in der Macht, Größe und Weisheit ihres Herrn.
Wenn ihr die Grausamkeit Satans und dessen Helfern ersehen könntet,
dann würdet ihr entsetzt sein von dessen Plänen. Erdenmenschen würden ihr Leben
verlieren, wenn sie in dessen Herzensabgrund schauen könnten. Aber die Bewohner
der sechsten Stufe wissen, dass Satan schon den Kampf verloren hat, und dass
der Herr gerade sie teilhaben lässt an Seinem Siege über Satan und alle trotzig
widerstrebenden Geisterscharen. Ihnen ist der Sieg des Herrn ein wunderbarer
Beweis der völligen Bezwingung des Feindes und seiner höllischen Macht.
Viel Freude macht es diesen Königsseelen
eingeführt zu werden in die göttliche Erlösungsstrategie. Sie lernen erkennen,
dass der Herr dem Satan immer wieder Raum gibt entweder umzukehren von seinem
Widerstreben, oder im Gegenteile, um ihm um so gründlicher alle seine ihm einst
gegebenen Macht zu nehmen. Nun erkennen sie, dass des Satans Scharen, wie
mächtig sie einst auch waren und noch sind in ihrem Rest von Macht, nicht mehr
imstande sind, den Heerscharen der Liebe Gottes zu widerstehen. In überlegener
Stärke werden die Schlachten von den Heeren des Herrn siegreich beendet. Auch
da, wo Satan immer noch zu siegen hofft und das zeitweilige Oberwinden von
Erdenpilgern die Horden der Hölle aufjauchzen lässt. Die dann einsetzenden
Trübsalzeiten der Überwundenen und Lauen, in denen sie das Ziehen der
Gottesgnade nicht mehr spüren, wird auch sie in tiefster Reue und Scham
zurückfinden lassen zur Ewigen Liebe.
Auf Erden wird manchmal die Frage aufgeworfen: „Warum hat Gott die
Menschen erschaffen, da Er doch wusste, dass so viele von ihnen ein Opfer
Satans würden? In dieser Stufe gibt es dafür eine ebenso restlose Erklärung wie
für die Frage: „Warum hat Gott den Satan erschaffen und warum hat Er ihn noch
nicht einfach ausgeschaltet durch seine Macht? Der Zweck dieser Schrift ist
dazu da, um Menschen, die den Herrn Selbst suchen, die geistige Welt erstrebenswert
zu schildern. Aus diesem Grunde daher hier nichts weiteres über das große Heer
der Gefallenen und deren Treiben. Ja, der Herr hätte wohl alle Macht, Seine
Widersacher sofort zu vernichten, aber der Herr zwingt den Satan, mit der ihm
weise noch belassenen Macht auch gegen seinen Willen mit zu arbeiten, an der
Durchführung der Ewigkeitspläne. Nämlich durch die Anfechtungen bewährte und
erstarkte Kinder zu erhalten, die alles erlebt haben, gleich wie der Herr es im
Gleichnis vorn verlorenen Sohn sagt, der heimgekehrt, völlig kuriert war von allen
seinen Untugenden, Wünschen und Eitelkeiten. Der in allem erfahren, ein nun
gehorsamstes Kind des Vaters wurde, das bewusst das Glück bei seinem Vater sein
zu dürfen noch mehr empfand, als sein stets daheim gebliebener Bruder. Daher
wird die Seligkeit der Heimgekehrten maßlos größer sein, als das der stets im
Himmel ungefallenen höchsten Geistwesen. Was mit Satan und den ihm weiter
Gefolgsamen einst geschehen wird, darüber geben die Bibel einen kleinen und die
neuen Offenbarungen einen größeren Ausblick. Aber nur der himmlische Vater
weiß, was dereinst mit den Verdammten nach der Wiederbringung aller Dinge
geschehen wird. Solches weiß auch kein Engel, selbst der höchste fürs Licht
erschaffene Geist nicht. Nur die Gottheit des ewigen Vaters in Ihrer Heiligkeit
sieht vorher die Schicksale aller Kreatur durch alle Ewigkeiten der
Ewigkeiten, jeder nach dem heiligen Willen Gottes in dieser übergeheimnisvollen
Sache. Erst in künftigen Zeiten werden von GottErleuchtete auch hierüber
Aufschluss erhalten.
Der Blick in diesen ewigen Ratschluss Gottes,
des Vaters, weitet sich, wenn auch nicht vollkommen, so doch sehr den Bewohnern
der sechsten Stufe. Und je mehr sie dieses erkennen, um so mehr verherrlichen
sie durch ihr Tun danach den göttlichen Meister und Herrn. Doch streben sie von
Herzen tiefere Einsicht in die Pläne des Herrn zu erhalten, um stärker
teilzunehmen am großen Erlösungswerke Gottes.
Bis zur fünften Stufe waren sie mehr mit sich
selbst beschäftigt. Sie waren in der großen Umgestaltung in das Ebenbild
Christi begriffen. Jetzt hat für sie eine neue Ewigkeitsoffenbarung begonnen.
Sie treten ein in eine neue dienende Stellung, als Boten und Engel Gottes.
Unter der Führung ihrer königlichen Lehrer erlangen sie ihre Standeszeichen und
besonderen Berufungen. Gewiss, sie hatten schon vordem Auszeichnungen ihrer
Würde und Herrlichkeit, aber diese stehen in keinem Verhältnis zu den jetzigen.
Nun gibt ihr Dienst mit den Vollendeten ihnen
noch mehr Vollmacht und größere Verantwortung. Sie arbeiten in allen Zweigen
der göttlicher Haushaltung und in allen Gebieten der Herrlichkeit. Ihr Dienst
kommt zunächst der Heimat zugute. Sie stehen in der Arbeit ihres Meisters für
die unteren Stufen, im dortigen Lehren und der Priestertätigkeit Wo sie
erscheinen, da tragen sie die Kraft ihrer Heimat mit sich in aller Vollmacht.
Aufgeprägt ist ihnen die Wesensart ihres Heilandes und Meisters. Daher dienen
sie auch auf der Erde an Seinen Gläubigen, gleich wie Er auf Erden diente.
Wer das Vorrecht hat, einen dieser Herrlichen
zu seinem führenden Lehrer zu haben, der ist hoch begnadet, denn gewöhnlich
steht dieser im Auftrage eines himmlischen Fürsten aus der siebenten Stufe, der
unmittelbar dem Herrn untersteht. Ihr Dienst kommt denen auf Erden zugute, die
sich im großen Ernst ausstrecken nach dem höchsten Ziele: Völlige Eins- und
Gleichgestaltung in das Wesen und die Liebe Jesu.
Der Herr sendet Seine herrlichen Fürsten in
der Liebe Jesu nur dorthin, wo Menschen dieses höchste Ziel suchen und daher
den schmalen Pfad oft einsam, verkannt und verketzert pilgern.
Neben dem priesterlich-königlichen Dienst der
Heranbildung von Menschenseelen steht noch eine andere: Die
königlich-priesterliche Tätigkeit. Der Herr geht nicht an der verschiedenen
Grundstruktur Seiner Geschöpfe vorüber. Er beachtet und wertet sie genauestens
nach der ewigen Weisheit Sonst ist es ja so, dass die Tätigkeit eines Menschen
meist eine gewisse Einseitigkeit aufweist, die gebunden ist durch. Begabung und
Erziehung, vor allem durch zeitliche und materielle Umstände. Dort im Lichte
fällt dies fort und es ist wesentlich anders. Der Herr gibt Seinen Dienern ein
Höchstmaß der Vollkommenheit, in der sich alle Fähigkeiten voll entwickeln,
ausbilden und auswirken können. Jeder ist wohlausgebildet in beiden Disziplinen
- des königlichen und des priesterlichen Dienstes - und sehr wohl imstande,
ganz selbständig darin vollendet zu arbeiten. Aber wie der Herr es auf Erden
schon getan hat, so stellt Er auch jetzt meist zwei Seiner Begnadeten an die
Aufgabe, damit sie einander in ihrer verschiedenen Seelenspezifität harmonisch
ergänzen können.
Dieser himmlische Gemeinschaftsdienst zeitigt
wunderbare Früchte. Das wäre auch auf Erden gleich so, wenn mehr gegenseitige
Höherachtung der Sonderart des anderen, als einer von Gottes Liebeweisheit
gegebenen Verschiedenartigkeit, vorhanden wäre. Dann käme wahres
fortschrittliches Leben zutage, wobei alle Gottesgaben zur Entfaltung kommen
würden. Ein möglichst vollkommenes Gemeindeleben würde entstehen, wie es in
der urchristlichen Zeit vorbanden gewesen ist. Aber die Herrschsucht, die
Rechthaberei und der Neid als Kinder der Eigenliebe, setzen alles daran,
beginnende Ansätze für solch eine gegenseitige Unterstützung zu verhindern.
Das hat zur Folge, dass die Gemeinde mit seelischen Ersatzmitteln abgefüttert
wird und Erstarrung in allen reingeistigen Gebieten eintreten muss.
Aus solch himmlisch gearteten Ministerien sollten die irdischen
Gemeinden geleitet und beherrscht werden. Aber solches ist heute in den
seltensten Fällen zu finden. Es besteht ein himmelweiter Unterschied zwischen
Gottes Wort und Menschenwort. Das Gotteswort ist lebendig durch und durch. Es
schafft dem Hörer unmittelbares Leben und enthält auch die Kraft danach zu tun,
während das beste Menschenwort ein geschöpfliches Wort ist, das nicht Leben
hat und schafft. Es ist vergänglich, genau wie die Zunge, welche vielleicht
wahrste, edelste Worte sprach. Der Hörer des menschlichen Wortes hat in diesem
Worte nicht auch die Kraft erhalten, danach zu tun. Die wohlgeprüften
Geistesgaben der Zungen und der Weissagung sind für den Zungenbegabten
unmittelbares Gotteswort, ebenso wie dem Weissagenden sein inneres Gotteswort.
Daher ist als Kennzeichen echter Zungen und ihrer Auslegung sowie des
Weissagens: „Die Ausgestaltung des Wesens Christi in ihren
Gabenträgern." Fehlt dieses Kennzeichen, dann liegt eine seelische oder
gar satanische Nachahmung vor.
Die himmlischen Könige und Priester werden
zum Dienste der Beratung vom Herrn zuweilen auch zu den Regierungen der Erde
gesandt Der Präsident der Vereinigten Staaten von Nordamerika - Washington-,
hat einige Male sichtbar solchen beratenden Besuch aus den Himmeln am Tage
erhalten. Zumeist stehen die Erdregierungen unter der Beratung von höllischen
Fürsten. Wenn Jesus als König der Unendlichkeit Seinen Regierungssitz auf
diese Erde verlegen wird, und die Reiche der Himmel von hier aus gelenkt
werden, dann wird auch der Himmel wieder zu seinem Reckte kommen. Alles
wird sich entwickeln nach der Ordnung göttlicher Liebe.
Wunderbar ist der Verkehr zwischen der sechsten und siebenten Stufe.
Die Herrlichkeit des Thrones leuchtet herein, auch wenn sie selbst bis dorthin
noch nicht zu kommen vermögen. Aber sie sollen dafür fähig gemacht werden. Die
Einwohner der sechsten Stufe haben in der siebenten ihre Freunde, darunter den
Herrn und Lebensmeister Jesus, der sie jetzt auszeichnet mit besonderer Gnade.
Ihr Sehnen zieht sie immer stärker hin zur Wohnstätte des Herrn, der oft zu
ihnen kommt und sich mit ihnen bespricht Dabei erkennen sie am besten, dass sie
noch nicht vollendet sind, um in Seiner steten Gegenwart sichtbar leben und
wirken zu können. Sie tragen wohl erkennbar Seine Wesenszüge, aber es fehlt
ihnen noch viel von Seiner Klarheit, die man erst in der siebenten Stufe
überkommt. Sie sehen am Herrn und den Seinen, dass ihnen selbst noch der
Namenszug der Göttlichkeit des neuen Jerusalems und der neue Name abgeht. Die
volle Göttlichkeitskraft könnten sie in der sechsten Stufe noch nicht ertragen.
Deshalb sind diese werdenden Fürsten noch stark mit sich selbst beschäftigt.
Ihr Dienst ist nicht nur Dienst an anderen, sondern auch an der eigenen Seele.
Es muss das letzte Eigene hinweggetan werden, bis sie fleckenrein und
schattenlos ganz von Gott erfüllt dastehen. Erst wenn sie zu jeder
Selbstgefälligkeit unfähig geworden sind, dann ist die Neugestaltung ihrer
Gedanken vollendet. Ihre Triebe und Wünsche sind erstorben, und sie sind dann
zu Trägern des Willens und Wollens des Herrn geworden. Daher sind auch in der
sechsten Stufe in dieser Hinsicht noch Unterschiede vorhanden. Bis die Seele
dahin kommt, können oft lange, lange Zeitabschnitte vergehen in dem Aufsteigen
zu der Grenzsphäre zur siebenten Stufe. Hier an der Grenze wird der Zug des
himmlischen Jerusalems immer stärker, den die Seelen als Machtvollkommenheit
aufnehmen. Die Erhabenheiten der Majestät Jesu verkörpern sich zunehmend in
ihnen.
Dementsprechend sind auch die
Kleider und Würdenauszeichnungen. Wegen ihrer himmlisch-geistigen
Beschaffenheit ist es unmöglich, viel davon zu sagen. Ihr könntet es ja doch
nicht fassen, sondern eher missverstehen. In solche Klarheit kann kein
Erdenmensch schauen. Aber wie werden sich die Dortigen freuen, wenn du, lieber
Leser, dort eingeführt wirst und dir all die Herrlichkeiten gezeigt werden. Ein
Gang durch die Gärten und Paläste, ein Ausflug nach jenen Lichtgebirgen lösen
dann unaussprechliche Wonneschauer aus. Der Erdenmenschen Phantasie versagt
hier völlig. Nur irdisch verzerrt lässt sich dieses alles erahnen. Nicht
umsonst hat Paulus gesagt: „Was in keines Menschen Sinn gekommen ist und in
keines Menschen Herz, das hat Gott bereitet denen, die Ihn lieben." Oh,
was beraten sich die Menschen mit ihrem kalten Verstande. Darum verstehen sie
auch nimmer, was lieben, göttlich lieben ist.
Die strahlenden Leuchtfarben der
Blumen besingen den Schöpfer und ihr Duft atmet Herrlichkeitsliebe Gottes aus.
Eure Sprachen, wie tot und unfähig sind sie, um all dieses himmlisch Hohe zu beschreiben!
Weder den dortigen leuchtenden
Diamant in seinen himmlischen Strahlenbrechungen, noch die Düfte, noch die
Klänge des Äthers dort. Noch die Jubel- und Preisgesänge der Himmlischen in
ihrer zeitlosen, Ich-gelösten Harmonie verklärter Kehlen aus vollem, reinem
Herzen der Gottesliebe. Das Aufleuchten der Angesichter ist trotzdem nur ein
matter Widerschein des sanftfreundlichsten Angesichtes des Herrn Jesus Selbst.
Das ist das lebendige Wesen echter und voller Liebe?
Alles ist wonnevollst! Wenn du das
„Halleluja" hören könntest, abwechselnd mit den Tonschöpfungen vieler
eurer großen Komponisten, du würdest in Wonne „zerfließen. Ihr seid noch viel
zu schwach und zu unrein, um die Früchte der Liebe Jesu annähernd auch nur zu
erahnen. Eilet dorthin zu gelangen durch die Abkehr von allem, was nicht diese
Heimat zum Ziele hat. Gehet aus allen Gebundenheiten eurer fleischlichen
Gesinnung heraus. Achtet auf die feine Stimme des Herrn in eurem Inneren.
Suchet die Stille und die größte Einfachheit, damit ihr Zeit, Kraft und Ruhe in
Ihm erhaltet alles gründlich zu überlegen und zu tun, was den Christusgeist in
Seiner Liebeweisheit fördert. Gehe, ringe, kämpfe auf dem Wege, wie ihn Jesus
dir vorangegangen ist, den Weg der Selbstlosigkeit, der Selbstverleugnung, der
Feindesliebe in steter Kreuzesgesinnung, Und dies alles warum? Nicht aus
Selbstgerechtigkeit, sondern in echter Würdigung und Dankbarkeit zu Jesus
als Erlöser, der vor der unbestechlichen heiligen Gerechtigkeit der Gottheit
dich losgekauft hat durch Sein Blut am Kreuzesstamme von Golgatha. So
gehörst du rechtmäßig nicht mehr dir selbst, sondern bist Sein Eigentum.
Und alles was Jesus besitzt, das
möchte er allen Seinen Erkauften schenken. Er freut sich in der Wonne Seiner
Erlösten. Trage auch du dazu bei, dass Seine Freude voll werde durch die
Vollzahl Seiner erlösten Schar!
Fange an deinen Wandel nach dem
Wandel der Himmlischen umzuformen und überlasse die Erde und ihre
zeitlichen Freuden denen, die nichts anderes kennen und haben wollen. Neide
ihnen nicht die gespendete Gunst und Achtung ihrer Mitmenschen. Du mache dem
Herrn Freude und deinen dir im Himmel Vorangegangenen! Du aber sollst und
wirst an das Ziel kommen, wenn du alles daran setzt, Heim zu kommen in das ewige
heilige Vaterhaus, wo nichts Gefallenes, Unreines, Beflecktes sein kann. Viele
laue Fromme wissen nichts davon, sie wiegen sich in falscher Selbstgefälligkeit
und falscher Heilsgewissheit. Du aber weißt es nun. Daher suche dir nicht
einzubilden, du seien schon erlöst und errettet, sondern suche mit ganzem Ernst
das Zeugnis Jesu unmittelbar von IHM zu erlangen, wie es in der Offenbarung
Johannes 19, 10 kurz beschrieben ist. Gebe acht, dass du auf dem rechten
schmalen Wege bist, um das heilige Ziel nicht zu verfehlen und zu verscherzen
durch seelische Tändeleien der irregeleiteten Masse. Doch nun zurück zur
sechsten Stufe.
Die Seligen dieser Gefilde
steigen mit heiliger Entschlossenheit den alles Frühere hinter sich lassenden
Sphären der Stadt Gottes entgegen. Von hier aus haben sie schon einen Fernblick
nach der Stätte, wo Gott wohnt. In diesen Höhen fühlen sie sich unaussprechlich
wonnewohl und gekräftigt zu letzten Anstrengungen. War dort ihr Herz auch schon
lange, bevor sie hier waren, so stehen sie jetzt vor der Erfüllung ihrer maßlos
gewachsenen Sehnsucht, einzugehen in die Wohnungen der Herrlichkeit Gottes. Sie
lassen sich zurüsten für den Augenblick ihrer Heimkehr zum Vater Selber. Sie
durchforschen wie nie zuvor, lange und zutiefst nochmals ihr Herz mit einer
gründlichen Aufmerksamkeit. Gilt es doch, dem lebendigen Ursprung ihres Lebens
gegenüberzutreten in einem Lichte der unverhüllten Liebeherrlichkeit. Nichts,
gar nichts dulden sie in ihren Herzen, was ihrem Vater missfallen oder Ihn
hindern könnte, sie an Sein überheiliges Herz zu drücken. Eine lange Zeit
ernstester und gründlichster Selbstbeschauung! Soweit dies Wort noch gelten
kann: Eine allerletzte Durch-und durch-Buße.
Und jetzt stehen sie vor den Toren jener
Stadt, dessen Baumeister Gott Selbst ist, die aus (nur unvollkommenst
ausgedrückt) „Perlen" gebildet sind. Diese haben die Wunderkraft alles zu
scheiden, was nicht eingehen kann in die heilige Stadt. Wer versuchen wollte
als Unvollendeter, Befleckter einzudringen, ohne die entsprechende
Vergöttlichung seines Charakters in das Wesen Jesu Christi, der würde weit
zurückgeworfen werden in tiefere, untere Himmelsstufen. Doch vor den Toren der
Stadt kann man es nicht aushalten, ohne die heiße und immer heißere Sehnsucht
im Herzen, den gleichen inneren Glanz des Herzens zu gewinnen, wie diese Stadt
und ihre Einwohner ihn haben.
Es gibt auf jenen letzten Höhen der sechsten
Stufe Tempel heiliger Anbetung, in denen der Herr oft erscheint und Selbst die
letzten Belehrungen gibt. Wo Er liebevollst unterweist in den letzten Geheimnissen
der nun eintretenden Gnade in der Stadt Jerusalem im Licht. Dabei, im
Alleinsein mit IHM, werden sie nun völlig eins mit Ihm, sowie Er eins ist mit
dein Vater, Seinem Vater.
Bei dieser Vereinigung der Seelen mit Jesus
geschehen die Wunder des restlichen Austausches Seiner Gotteskräfte, wodurch
sie stark werden, Seine unverhüllte Gottesliebe zu ertragen und als Träger
derselben aufzunehmen. So werden sie völlig zubereitet für den herrlichen
Zustand als Erbe der ewigen Lebensfreude und Seligkeit. Da es schon ein Fest
ist, wenn die Bewohner der fünften Stufe in die sechste vorrücken, so ist das
Fest der Einführung in die Stadt Gottes ganz ohne Beispiel. Alle, die an dieser
Einführung teilhaben, bereiten sich darauf vor. Und wenn es soweit ist, dann
erscheint der Zug der Priester und Könige in ihren Festgewändern, im
himmlischen Schmuck, um der Seele entgegenzugehen, die im Kreise Ihrer besonderen
Freunde erscheint.
Unbeschreiblich ist der Jubel, der dem Lamme
dargebracht wird. Lobgesänge erfüllen den himmlischen Äther. Alles dankt dem
ewigen Herrn, was Er so unbeschreiblich Großes und Gutes getan hat und immer
tun wird. Aber der Augenblick der Krönung des neu hinzugekommenen übersteigt
doch alles, was Mensch und Menschenseelen empfinden können. Wenn die neue Seele
sich in höchster demütiger Liebesanbetung vor dem Throne niederwirft, um von
ganzem Herzen dem Herrn zu huldigen und Seine Krone und den neuen Namen zu
erhalten, dann ist die Glückseligkeit hei allen dabei Anwesenden aufs Höchste
gestiegen.
Die Krone des Lebens zu empfangen bedeutet ja nicht nur die Krone als
Auszeichnung königlicher Würde zu erhalten, sondern an die Quelle alles Lebens,
zu Gott Selbst gekommen zu sein. Die Krone ist ein sichtbarer Ausdruck all
ihrer Siege in Selbstverleugnung, um Jesu willen erlittener Demütigungen. Und
aller ihrer Leiden auf dem schmalen Pfade in Seiner getreuen Nachfolge und auch
aller Treue in Seinem Dienste.
Sehr verschieden ist dort auch die
Herrlichkeit! Ahnst du nicht deine Herrlichkeit, die auf dich wartet wenn du
Ihm getreu gewesen bist, der dich so teuer und bitter erkauft hat durch Sein
stellvertretendes Sühnen, an deiner Statt! Er will dich dazu bereiten!