Die vierte Stufe
Das Land des Gehorsams
Den Bewohnern der dritten Stufe, die sich
über ihre Grenzen begeben, um in das Land der vierten Stufe eingehen zu
dürfen, tönen Jubellieder entgegen, die die Liebesherrlichkeit des Herrn besingen,
wie ihr Erdenmenschen es noch nie gehört habt. Dazu leuchtet das Licht und die
Herrlichkeit der Paläste in einem Glanz, dass die Neuen es kaum ertragen
können. Wenn die sie begleitenden Engel nicht bei ihnen wären, dann könnten sie
kaum weitergehen. Hier im Lande des vollkommenen Gehorsams verstehen sie erst
so recht, was das Wort des Herrn bedeutet. Von dieser Stufe redet der Herr auf
Erden so manches Mal. Aber man hat IHN damals nicht verstanden und versteht
IHN auch heute noch nicht darin. Wenn ER davon sprach, dass es Seine Speise
sei, den Willen des Vaters zu tun, dann sprach ER von der Gesinnung derer, die
in der vierten Stufe sind. Darauf bezieht sich auch die Bitte im Vaterunser:
Dein Wille geschehe auf Erden wie im Himmel!
Was wissen die Menschen schon von Seinem Willen, und wie tun die danach, die
sich nach Christi Namen nennen! Und doch ist der Gehorsam die Lebensverbindung
mit dem Herrn. Das sollten die sich „Jünger Jesu" Nennenden ganz anders
praktisch beachten und sich stets danach richten. Wer sich nicht im steten und
ganzen Gehorsam übt auf Erden schon, dem ist der Aufstieg in diese herrliche
vierte Stufe verschlossen. Sein Gehorsamsgeist verkümmert, und er hat dann mehr
verloren als die ersten Menschen im Paradiese. Ausnahmen kennt der wahre Gehorsam
nie! Durch den Gehorsam kommen die Menschen erst in die rechte
Lebensbeziehung zum Herrn. Das Wort von der Speise ist nicht eine bildliche
Redewendung oder Entsprechung, sondern eine Tatsachse von der allergrößten
Bedeutung. Wer dem Herrn ganz gehorsam wird, der kommt dadurch erst in die
rechte Lebensverbindung mit den Quellen des Thrones Gottes. Der nur hat
den Anschluss, die Vereinigung mit dem ewigen Leben aus Gott gefunden! Deshalb
gilt in der vierten Stufe nichts mehr, als der Alleinwille des Herrn und die
Offenbarung desselben durch Sein Wort.
Bei diesen Bewohnern ist der Gehorsam die innere Haltung, aus der ihr
ganzes Leben fließt. So war es bei Maria, der Gebärerin des Fleisches des
Herrn, als sie im Glaubensgehorsam sagte: „Siehe, ich bin des Herrn Magd, mir
geschehe, wie, du gesagt hast!" Diese innere Haltung lehrt, dass die
Herrlichkeit des göttlichen Willens zuerst voll erkannt und dann ungeändert und
stets erfüllt werden muss Wer im Ungehorsam des eigenen Willens, und sollte
dies in noch so fromm getünchtem Kleide sein, beharrt, der hat keine Ahnung,
was für eine wunderbare Herrlichkeit und Glückseligkeit im Willen des Herrn
verborgen ist! Sein Wille ist immer auf die Vollendung Seiner Herrlichkeit
in der Schöpfung gerichtet. Und dieses hat man in der vierten Stufe ganz
klar erfasst. Dort hat man nicht nur gelernt, „Ja" zu sagen zum Willen des
Herrn, sondern man hat wirklich gelernt von der Haltung der höchsten Engel.
Diese erfüllen mit größter Freude und heiligem Ernst stets und in allem den
Willen des Herrn ohne die geringste Abänderung. Was hingegen die Erdenmenschen in
vermeintlicher Verbesserung oder Anpassung an die derzeitigen Verhältnisse glauben
tun zu dürfen oder gar zu müssen. Das ist nie des Herrn Wille, sondern der
Eigenwille der Menschen! Also Ungehorsam und Unglaube! Wer im Ungehorsam des
eigenen Willens, selbst im gläubig-frommen Kleide, verharrt, der hat keine
Ahnung wie er sich selbst schadet.
Deshalb stehen diese Bewohner in einer ganz
anderen Rangordnung wie die der unteren Stufen. Sie werden an die Seite des
Herrn gerückt. Unten ging es vielfach noch um die Errettung aus den Schlingen
des Unfriedens und der Ungerechtigkeit, aber hier geht es um mehr: Um das Tun
des Willens des Herrn in Seiner Herrlichkeit, in der völligen Erkenntnis, dass
Sein Wille die allergenaueste Ordnung enthält. Der in den allergeringsten und
allerkleinsten Dingen der Unendlichkeit, die Unendlichkeit in Harmonie erhält.
Hier wird die völligste Gottesherrschaft gepflegt, wie in keiner der unteren
Stufen. Die Einigkeit des Willens zum ganzen Gehorsam belebt alles und ist den
Seelen hier zur Natur geworden. Dadurch kehrt die Seele in das Ebenbild Gottes
zurück und bekommt wieder ihre ursprüngliche Gottesverklärung und Kraft.
Aus diesem Gehorsam heraus, der ein ganz neues Verhältnis zum Herrn
schafft, gibt es auch ein ganz anderes Licht. Hier ist schon mehr direktes
Licht vom Throne Gottes, während die unteren Stufen nur indirektes Licht
empfangen. In diesem unmittelbaren Gotteslichte leuchtet nun alles, besonders
die Paläste, denn von Wohnungen kann hier nicht mehr geredet werden. Klarheit
und Herrlichkeit prägt sich hier aus in allem. Die Bewohner leuchten und sind
verklärt, so dass sich vor ihnen die Bewohne der oberen Stufen nicht zu
überschatten brauchen. Ach, dass die Erdenmenschen doch erkennen, was es heißt
und was es ist, dein Herrn wirklich gehorsam zu sein? Übe dich, der du jetzt
dies liest, immer mehr im freudigen Vollgehorsam in steter Treue, damit du reif
wirst für diese Herrlichkeiten. Jede Gehorsamsübung vermehrt auf Erden schon
das himmlische Kraft-licht in dir. Während jeder Bruch des Gehorsams die
höllische Finsternis und den Abstand vom Herrn in dir vermehrt und dich in der
göttlichen Liebe erkalten lässt.
Das Licht bringt hier auch ganz andere Blüten
hervor. Die Früchte, die hier reifen, weisen eine Vollkommenheit an
Herrlichkeit auf, die ein Erdenbürger nicht verstehen könnte. Sie sind
Entsprechungen des inneren Standes der Bewohner. Ein Gleichnis vermag dieses nur
unvollkommen zu erklären. Die Blüten und Früchte im Süden eurer Erde und die im
kalten Norden. Welch ein Unterschied? Viel vollkommener ist dieser Zustand
zwischen denen der Herrlichkeit der vierten Stufe und denen eurer finsteren
Erde. Verwunderung und Erstaunen über und über für alle, die von eurer Erde
aufsteigen in diese Stufe.
Die Blüten hier sind von einer solchen
Lichtschönheit und Farbenunendlichkeit, dass sie allein die Seelen aufjauchzen
lassen. Dabei tragen und spenden sie einen Duft, der unbeschreiblich ist und
seinesgleichen sich nur andeutungsweise auf eurer Erde vorfindet. Diese Blumen
können nie mehr welken und sterben, denn sie sind unmittelbare Boten des alles
Leben ausstrahlenden Herrn; auf ihren Blütenblättern sind oft genug die
Botschaften des Herrn geschrieben. Alles hat hier Anteil an der himmlischen
Offenbarung des Willens ihres Schöpfen. Ein harmonischer Lobpreis in herrlichem
Akkord, als beseligender Schöpfungsjubel der Ewigkeit!
Und wie es mit den Blumen ist, so ist es auch
mit den Früchten. Sie sind von einer lebensfrische, Herrlichkeit und
unendlichen Vielfalt, die wunderbare Erquickungen bringt. Der Genuss einer
solchen Frucht ist göttliche Kraftmitteilung und Beseligung aus der Hand der
EWIGEN LIEBE. Beachte daher jetzt und merke es dir: Jeder Genuss, der dich von
der Gemeinschaft des Herrn trennt hier auf Erden, er wird dich auch trennen von
dem Genuss dieser Herrlichkeiten. Daher vermeide sie alle aus Liebe zum Herrn
und um deiner Seligkeit willen?
Die Früchte vom Baume des Lebens sind
entsprechend dem heiligen Organismus und unvergleichlich in ihrer Wirkung. Wer
nun wissen möchte, ob man dort auch noch andere Nahrung hat, so sei gesagt,
dass in den unteren Sphären außerdem vielerlei Speisen geboten werden. Doch je näher
zur Herrlichkeit des Herrn, desto ausschließlicher dienen als Nahrung die
himmlischen Früchte. In seinen Höhen finden sich Tischgemeinschaften, die alle
Harmonie und Schönheit unfassbar weit in den Schatten stellen und geradezu wiederum
eine Seligkeit für sich bedeuten. Der Herr hat jeden Menschen erschaffen,
damit er in der Gemeinschaft mit IHM und untereinander lebe. Deshalb finden
sich auch in den himmlischen Stufen Dörfer und Städte. Sie entstehen aus dem
heiligen Liebewillen himmlischer Baumeister. Der Baustoff ist hier Kristall.
Auch er ist verschieden an Klarheit, Schönheit und Farbe. Diese Siedlungen
strahlen sonnenartiges Licht aus. Die einzelnen Paläste sind
verschiederartigste, denn jeder entspricht der Eigenart ihrer Einwohner. An der
inneren Ausgestaltung und Einrichtung sind himmlische Engel nicht unwesentlich
beteiligt. Sie bringen nicht nur, das Bild eures Wesens dem Himmel zur
Kenntnis, sondern auch eure Lieblingsneigungen und Hoffnungen. Es ist ganz
wunderbar wie. Da wird gar nichts übersehen, was Freude und Erquickung für die
Einwohner bedeutet. Alles entsprechend dem treuen Gehorsame in
Selbstverleugnung des Inhabers. Dort werden die getreuen Erdenpilger einmal
alles vorfinden, was sie bewusst und unbewusst in ihrer liebe zum Heiland gern
zu Seiner Freude und Verherrlichung geübt und gepflegt haben. Was an Licht
und Liebe in der Seele schlummerte, das kommt auch hier zur Offenbarung. Und es
drückt sich auch dann in seiner Häuslichkeit aus.
Wie die einzelnen Wohnungen sind, so auch die
Gemeinschaften, in denen man lebt. Dort entscheidet nicht mehr die Rasse,
Blutverwandtschaft, der Stand oder die Verstandesbildung, sondern nur die
Wirkung des Blutes Jesu auf die Liebe des damit Gewaschenen und Erlösten; der
heilige Liebegeist, in dem man vereint wird und vereint bleibt Das sind dann
Gemeinschaften von wunderbar beseligendster Art. Bei allen ist hier der gleiche
Gehorsam, das gleiche Ziel, die gleiche Herrlichkeit in der gleichen Erkenntnis
des alleinigen Willens des Herrn. Dort findet jeder Mensch die Seelen, mit
denen er am besten der ganzen Herrlichkeit des Herrn nacheilen kann. Es fehlt
aber auch nicht an Hemmungen, die in der unaussprechlichen Schönheit des Landes
selbst begründet sind und deshalb die Seele hier aufhalten können. In den
einzelnen Sphären ist so mancher Unterschied zu bemerken durch die
Verschiedenheit der Herrlichkeit.
Diese Gemeinschaften
hier dienen nicht nur der Freude und dem Gedankenaustausch, obwohl dies ein
hervorragender Zug dieser Stufe ist, sondern auch der Arbeit. In dieser Stufe
gibt es noch viel zu lernen, um reifer zu werden für die höheren Stufen. Darum
sind die Dörfer und Städte auch Arbeitsgemeinschaften von gleichgearteten
Wesen, die der Herr zusammengeführt hat, entsprechend der Vielfalt Seines himmlischen
„Leibes", und die nun ihrer ewigen Endbestimmung auch untereinander näher
gebracht werden.
Wie herrlich sich diese Gemeinschaften in
ihrer gesammelten Liebeskraft auswirken, das kann jeder Erdenpilger daran
erahnen, der auf Erden die Segenskraft erlebt, die er in gleichgearteten
Kreisen spürt. Da ist es jedem eine Wonne, dem anderen zu helfen und zu dienen.
Nichts behält der Helfer und Liebende für sich zurück, keine Gnade, keine
Erfahrung, keine Unterweisung, alles wird weitergegeben zum Besten der
Nächsten.
Hier hat man ja endlich völlig erkannt und
anerkannt, dass jede Seele das lebendige Abbild des Herrn Selbst in sich trägt,
und das alles, was man dem Nächsten tut, das gibt man eigentlich ja freudig dem
Herrn. Denn jede Hilfereichung ist heiliges Opfer, das man dem Herrn auf dem
Altar des anderen darbringt. Daraus entstehen dann auch jene seligen
Verbindungen, aus denen Freundschaften hervorgehen, die die Erde nicht kennt,
noch ahnt.
Was diese himmlischen Siedlungen besonders herrlich
macht, das ist der Strom des Lebens, der durch sie dahinfließt. Der Herr gibt
durch diesen Strom eine hohe Lebensoffenbarung. Kräfte der heiligen
Dreieinigkeit wirken in diesem Lebenswasser. Nur einiges - nicht alles - darf
den Erdenmenschen darüber gesagt werden.
Ein Gleichnis: Wie Erdenmenschen durch den
Gebrauch von Heilquellen Kräfte in sich aufnehmen und dadurch in ihnen so
manche unerwartete und gute Veränderungen vor sich gehen, so ist es auch bei
dem Strom des Lebens der Fall. Das Untertauchen in diesem Strom bedeutet nicht
nur Erquickung, sondern erneute Lebensmitteilung vom Throne Gottes her. An
manchen Stellen weitet sich der Strom zum lieblichen See, der wie ein
kristallenes Meer erscheint, durchsichtig wie die Luft hier. An seinen Gestaden
befinden sich die Hochschulen der an ihnen erbauten Stadt, die Anstalten Jesus
der ewigen Liebe Gottes, in denen Unterricht erteilt wird von den Bewohnern
höherer Stufen.
Wenn ich dir, lieber Leser, diese
Landschaften und die mit Palästen gekrönten Hügel zeigen könnte, du würden
wohl nicht mehr auf deiner dunklen Erde weiter leben wollen. Aber wir freuen
uns, dich einst nach Absolvierung der Erdenschule dort einführen zu dürfen zu
deiner und des Herrn Freude, um dir zu zeigen, was du im sterblichen Leibe
nicht ertragen noch ahnen kannst.
In den Schulen dieser Stufe wird besonders
Gotteserkenntnis gelehrt. Da gibt es wunderbare Entdeckungen für die
Seligen im Wesen des heiligen Gottes. Der unaussprechlich gute und gnädige
Gotteswille leuchtet da himmlisch klar auf in allen Lebensführungen der
Einzelnen. Und so lernt jedermann den Herrn kennen und daraus noch inniger
lieben. Der alles geordnet in ihrem Leben, um einst IHM sogar gleichförmig zu
werden in allem als Sein ausgewachsenes wahres Kind.
Aber nun wird auch der unendliche Unterschied
erkannt, der trotzdem zwischen ihnen und dem Herrn Selbst noch besteht und der
unbedingt überwunden werden muss. Denn ehe sie in die nächsthöhere Stufe
übergehen können, müssen sie auch in größter Not, in der Anfechtung, dem Herrn
ähnlich werden. Der doch völligen Gehorsam darin geübt hat bis zu Seinem
Gerichtstode, und der für eine völlig gefallene Geschöpfeswelt Selbst in das
bitterste Gottverlassensein und Gericht hineinging.
Sie müssen erkennen, dass ihr ganzes Ich-Wesen
durch die Wesensart des Herrn Jesus verwandelt werden muss Die Treue des
Herrn, die besonders in Seinen wunderbaren Führungen mit ihnen zum Ausdruck
kommt, ist für sie ein Grund hehrster Liebesanbetung. Hier geschieht „das
Wachstum in das vollkommene Mannesalter Christi", da wird emporgeführt zur
göttlichen Größe. Neben dem herrlichen Gehorsam wird in dieser Stufe also die
Erkenntnis der Weisheit des Herrn vermittelt.
Wenn die. Seele das Licht des Bildes Jesu
Christi in sich aufleuchten sieht, dann lernt sie mit den himmlischen Fürsten
und Engelsmächten die Herrlichkeit der Gottweisheit anbeten. Dort werden alle
bisherigen Rätsel gelöst und jedes „Warum" zum Schweigen gebracht. Jetzt
lernt die Seele verstehen, dass sie auf keinem anderen Wege der Gottesgnade zum
Ziele gebracht werden konnte. Der Herr musste gerade den Weg mit ihr durch so
viele Dunkelheiten gehen, die aber doch alle verklärt waren durch die der Seele
unsichtbare Gegenwart des Herrn und Seiner Liebeskraft über Tod und Teufel. Das
schafft nun ein Vertrauen und eine Anbetung des Herrn wie nie zuvor. Diese
Bewohner dringen immer tiefer ein in die geheimsten Wege des Herrn und
steigen so höher hinauf auf die Höhen zur fünften Stufe. Deshalb liegen auch
diese Sphären in einer wunderbaren Ruhe, in die keine Ausstrahlung des Feindes
mehr eindringen kann. Man schreitet der himmlischen Herrlichkeit, der
Ebenbildlichkeit Gottes entgegen und sieht alles in dem Lichte ewiger Gnade
liegen. Der Wille des Herrn wird je länger je mehr zur lebendigen Quelle des
Lebens und der Erkenntnis hinführen, der in den höchsten Sphären der vierten
Stufe dann seine Krönung findet.
Lieber Leser, der Herr hat dir diese Zeilen
zugeführt, damit auch du dadurch angeregt wirst, in allem den Willen des Herrn
in dir zu erforschen und zu erfahren, um Ihm dann gehorsam zu werden ohne
Eigenwilligkeit. Je besser du dieses auf der Erde gelernt hast, desto leichter
und schneller kannst du drüben aufsteigen. Dabei kommt der Ballast deines
Eigenwollens heraus, der nur deinen Aufstieg, deine Vollendung hindert. Du
selber kannst also vieles dazu beitragen, dass deine vom Herrn gewollte
Vollendung rascher vor sich geht. In Verbindung damit wirst du auch mehr und
mehr königlicher Priester, lernst das Beten nach dem Willen des Herrn und wirst
eingeführt in das Gebet des Herzens und der innigsten Liebesgemeinschaft mit
dem Herrn Selbst. Die Seele lernt Blicke tun in das Herz des Herrn und in
die geheimen Liebesgedanken Gottes, der nichts anderes begehrt, als die Seelen
Seinem Sohne ebenbildlich zu machen. Hier haben diese Priester eine wunderbare
Kleinarbeit die doch unendlich Großes hervorbringt.
Wenige Menschen auf Erden kennen die
göttliche Macht des wahrhaft priesterlich, tragenden Gebets und die Gesetze
eines erhörlich-priesterlichen Gebetes. In der Gebetsgemeinschaft mit jenen
königlichen Priestern aus der sechsten und siebenten Stufe lernt die Seele
nicht nur den rechten inneren Herzensumgang mit dem Herrn, die heiligen
Umgangs- und Wesensformen, die Sitten und Gebräuche des Heiligtumgebetes,
sondern auch die bisher verborgenen, geheimen Liebeswege Gottes mit den
Menschen erkennen. Er lernt hieraus die rechten Folgerungen zu ziehen, nach
diesem Liebewillen recht zu bitten. So hatten Elias und Henochs innigste
Herzensgemeinschaft mit dem Herrn und daher geschah auch stets und ungemindert
das, was diese beiden erbaten. Mit wie wenig Takt und Hochachtung vor dem Herrn
beten doch oft die Erdenmenschen zu Gott! Im Himmel wird des Herrn und Seines
Herzensheiligtums in ganz anderer Weise gedacht. Dort kommt es vor dem Herrn
zur völlig ich-gelösten Versenkung in des Herrn Herz. Noch ist dies nicht
so möglich wie in den höheren Stufen, aber hier ist der Anfang dieser
wunderbaren Entwicklungen. Die Möglichkeit der Vereinigung der Seelen mit dem
Herzen des Herrn ist so herrlich beglückend, dass ihr auf Erden mit diesen
Möglichkeiten der Vereinigung gar nicht rechnet. Die Kraft und Innigkeit dieser
Herzensvereinigung mit dem Herrn im Gebet wird im Johannesevangelium Kap. 17
nur angedeutet, und wird in der vierten Stufe bis ins Tiefste enthüllt und
praktisch geübt. Und es ist für die königlichen Priester eine heilige Aufgabe,
himmlische Sitten, Möglichkeiten, Gesetze und Freuden ihren aufstrebenden
Brüdern und Schwestern zu lehren, zu zeigen und lebendigst nahe zu bringen. Die
Mitteilungen dieser herrlichen Führer über die Zustände und Bleibestätten in
der höheren Herrlichkeit muten sich an wie die Schilderungen ferner Länder.
Bei diesen Unterweisungen über die volle Vereinigung mit dem Herrn und der
Seligen untereinander wird die Sehnsucht der Zuhörer nach oben immer
stürmischer. Die Gnadenauszeichnungen welche die Lehrer tragen, zeigen den
Bewohnern dieser Stufe Würden und Ehrungen aus den früheren, treuen
Selbstverleugnungen ihrer Lehrer, die ihre demütige Herrlichkeit erst so recht
offenbart. Das macht ihnen die eins große Wahrheit kund: „Alle Schönheiten des
Himmels und der Erde sind zusammengefasst in JESUS."
Deshalb verlangen die Schüler auch nach
nichts mehr als nach IHM und der Vollendung in Sein Bild, um dann mit Ihm
untrennbar vereint zu bleiben. Und das treibt sie immer wieder an, sich in IHM
zu versenken und die verborgene Quelle Seines Herzenslebens im eigenen Herzen
aufzunehmen. Dort wird auch die herrliche Wirkung des Herzenslichtes Jesu so
recht sinnfällig. Du weißt aus den Neuoffenbarungen, dass alle Blüten und
Früchte nichts anderes als verklärte Welten darstellen. Dort wirst du erst in
aller Enthüllung erfahren, was die gütige Sonne vermag, wenn sie in ihrem
himmlischen Kraftlichte auf der neuen himmlischen Erde Blüten und
Früchte hervorbringt. Kannst du dir vorstellen, was dieses beinhaltet? Nein!
Aber ich sage es dir schon heute, damit du dich beim Erreichen dieser
Herrlichkeiten dankbar des Herrn erinnerst. So viel Licht und Lichtschöpfungen
in solcher Endlosigkeit an Schönheit und Mannigfaltigkeit, kann ein
Menschenherz in seiner größten Phantasie nie erdenken. Um wie vieles weniger
wirklich davon erfassen und ertragen. So freue dich darauf und eile mit aller
Herzensgewalt, um bald dort schon Bürger zu sein!
Über den Dienst im
Kinderreiche, der dort viele Aufgaben bringt, hast du aus den Neuoffenbarungen
gehört. Der Dienst, der von ganz hervorragenden Erziehern getan wird, macht
viel Freude. Es ist auch ein wichtiger Dienst, denn es geht ja darum, dass die
künftigen Träger der Herrlichkeit als Seine Beauftragten herangezogen werden in
aller Erkenntnis des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. In diesen
Erziehungsstätten singt und klingt es, wie das nur im Himmel möglich ist. Die
Kinderseelen jauchzen hier noch ganz
anders wie auf eurer Erde.
Hier ist das Leben in aller Freiheit der Seelen in ganz anderer Kraftfülle
offenbar und macht sich dementsprechend frei. Die Schulen im Kinderreiche haben
einen wunderbaren Lehrplan, mit dem sich kein irdischer vergleichen lässt.
Schüler und Lehrer sind ganz aufeinander abgestimmt.
Die Lehrer sind hier die vertrauten Freunde ihres kleinen und kleinsten
Schüler, gewisserart ihre liebenden Eltern des Geistes, die teilhaben an ihrem
sich entwickelnden Leben, Streben und Wünschen.
Dort werden auch alle Fachwissenschaften
gelehrt, die man auf Erden hat Alle Lehrgegenstände sind vorhanden und sind ja
schließlich die Ergebnisse der Beziehung des Menschen zum Geschaffenen und zu dessen
Schöpfer. Diese Beziehungen sind aber dort viel klarer und ertragreicher als
auf eurer gefallenen, finsteren Erde.
In diesen Schulen werden die Denker und Forscher erzogen, die in ganz anderer Weise, wie sie das einst auf Erden gekonnt hätten, die Ordnungen und Gesetze des Alls, des Menschen, der Seele und des Geistes erforschen und beherrschend benutzen sollen. Wie sehnsüchtig schauen sie nach den Riesen der Gebirge mit ihren Firnen und Gletschern, nach den bunt strahlenden, glänzenden fernen Gestirnen. Drüben wird das Besuchen und Erforschen dieser Schöpfungen für die meisten nicht ihr Beruf sein, sondern Ferienerlebnisse im unendlichen All. Das von den Ferien klingt nun ganz irdisch und doch ist es so. Auch der Herr ruhte am siebenten Tage. Für die Bewohner der vierten Stufe ist die Erholung geradezu eine Notwendigkeit, um all das neu in sich Aufgenommene zu überdenken und miteinander in rechte verbindende Beziehung zu bringen. Sie sollen ja eingeführt werden in alle Werke des Herrn. Dazu brauchen sie auch ein wachsendes inneres Aufnahmevermögen und in diesen Ferien können sie es wachsen lassen. Da geschieht der große Austausch, die notwendige Verknüpfung der einzelnen Sonderwissenschaften. Die Forscher, die Himmel durchstreifend, gehen dort zu den Priestern, um an deren Werken mit teilzuhaben; und diese wiederum gehen mit hinein in die Wunder der Schöpfungen des Unendlichen. Auf jeden Fall ist es so, dass jeder Geist universell ausgebildet wird. Das sind Unterrichtsstunden für Lehrer und für Schüler, die mit Stunden der gemeinsamen Erholung abwechseln. Niemals wird dabei übersehen, dass auch Schwierigkeiten im Lehrstoff sind.
Auch Schwierigkeiten des vom Herrn gegebenen unterschiedlichen
Charakters treten auf Die Anlagen, welche die Kinder vor ihrem Erdentode
hatten, sterben mit diesem nicht ab. Sie müssen genau so beschnitten werden und
in die rechte Stellung zu Gott und den Nebenmenschen gebracht werden, wie bei
den Nutzbäumen und - sträuchern. Weil aber dort kein höllischer Feind mehr
verhindernd einwirken kann, so ist der Korrektur- und Veredelungsprozess viel
leichter und schneller. Aber im Gehorsam müssen sie genau geprüft und gestählt
werden, wie die Erdenmenschen durch völliges Auf-sichselbst-gestellt-werden.
Dabei haben dann die Erzieher als priesterlich Beauftragte manchen Kummer und
rechte Not, wenn sie nicht verhindern dürfen, dass dann in diesen
Entscheidungen all ihre lebendigst angewandten Lehrbeispiele in den Wind
geschlagen werden und das entgegengesetzt Falsche und Arge getan wird. Die
Seelen, welche als Kinder hinübergehen, sind dadurch vielen Gefahren enthoben
worden, aber sie sind dadurch noch nicht zu bewussten, festen Überwindern
geworden. Dieses können sie im Kinderreiche unter viel größeren Schwierigkeiten
jedoch werden. Recht willig sich führen lassen und treugläubig gehorchen bringt
auch hier Erfahrungen, die das Tun nach Gottes Ordnung dann nach sich zieht. So
können auch sie emporsteigen zur Herrlichkeit Gottes, um zubereitet zu werden
für den Ewigkeitsdienst, den ihnen der Herr zugedacht hat und für den ER alle
Veranlagungen in sie hineingelegt hatte, vor Grundlegung der Welt.
In dieser Stufe erhalten auch viele Künstler
Arbeiten in Edelmetall und Edelgesteinen. Sie arbeiten nach Aufträgen vom
Throne Gottes, um Schmuck herauszuarbeiten, den der Herr den Seinen als Zeichen
Seiner anerkennenden Liebe schenkt. Was dort geschieht in diesen Künsten, das
lässt alles verblassen, was die Erdenkünstler schaffen. Diese Auszeichnungen
sind dann Offenbarlegungen des innersten Charakters ihres Trägers. Auf Erden
werden die Auszeichnungen statt dein Verdienste verliehen, in den himmlischen
Sphären sollen sie jedoch die betreffenden Kräfte des Charakters der Liebe
ihrer Träger offenbaren. Jede Stufe bringt Steigerung dieser Liebeskräfte mit
sich.
Noch etwas Wichtiges aus dieser vierten
Stufe: Wer in die höheren Sphären aufwärts steigt, der kommt dadurch zu immer
völligerer Verklärung. Dem wird dadurch auch die Möglichkeit gegeben zu
herrlicherem Dienst in den unteren Stufen bis hinab zur Erde. Der Herr
beruft hier die Seelen, entweder ganz persönlich oder durch eine leuchtende
Schriftbotschaft auf Tafeln erscheinend, die in einem besonderen Raume ihres
Palastes sind Nun fängt eine neue Herrlichkeitsoffenbarung für sie an, die sie
überglücklich macht. Größer, beseligender als alles zuvor Erhaltene. Durch das
Dienen nach des Herrn Willen und Liebesordnung steigen sie empor zu den Höhen
der Herrlichkeit Was sie dort an den Grenzen der fünften Stufe erleben, ist die
Herrlichkeit Gottes in Seinem Sohne Jesus Christus.
Sie stehen vor den Wundem einer neuen Welt, die sie jauchzend aufsingen
lassen in den Glückstönen der Himmel. Und wie diese Lobgesänge klingen! Aus
ihnen schallt der Triumph des Herrn, dass Seine Gnade, Seine
Geduld, Sanftmut, Demut und Barmherzigkeit zum Ziele in ihnen gekommen ist. Der
Gehorsam Seinem Worte gegenüber wird offenbar als die Ursache der Herrlichkeit,
die sie nun erlangt haben durch ihre eigene vom Herrn so treu geförderte Liebe
und vor allem durch die Liebe des Herrn selbst. Die herüberstrahlende
Herrlichkeit der Fünften Stufe zieht sie hinüber über die letzten Höhen, um
einzugehen in den Glanz der weiteren Vollendung. Viele, viele kommen in
Jahrtausenden nicht zu dieser Klarheit und Tragfähigkeit Andere jedoch eilen
vorwärts mit der Sehnsucht einsamer Adler am Firmament, denen dieser
Flug nach oben das Lebenselement ist.
Einst wird der Tag kommen, an dem auch du den
Höhen dieser Stufe gegenüberstehst, dich nicht durch sie aufhalten lässt, und
weiterziehst dem Urlichte Gottes entgegen. Lerne aus jedem Wort des Herrn für
dich den Lockruf Seiner Vaterliebe zu vernehmen. Und entnehme aus jedem Seiner
Gebote die Sehnsuchtskraft des Adlers, der in die höchsten Höhen fliegen muss,
um gestillt zu werden in IHM, JESUS. Bei Ihm ist deine bleibende Heimat, dieser
eile zu! So vernimm denn auch, dass alle deine dir noch unsichtbaren Freunde
wünschen, dass auch deine Sehnsucht so groß werden möge, um in allein zur Tat
im völligen Gehorsam zu schreiten. Dann können wir als Vollzahl vereint dienen
in Seiner Kraft nach seinem Willen. Daher entsage, entfliehe allen
zeitlich-sinnlichen Genüssen, die doch nur deiner Eigenliebe Nahrung geben. Sie
halten dich auf. Nichts, gar nichts in der Welt ist so wichtig wie das Eine:
Des Herrn Wohlgefallen zu erlangen durch völliges Eingehen in Seinen Willen,
der dich ja herrlich machen will in Seinem Bilde. So jage auch du nach dem
Ziele, das droben ist. Lasse dir die Liebesschwingen deiner Seele wachsen durch
stetes Betrachten des Wesens des Herrn und der Abkehr von deinem törichten Ich-Wollen. ER ist der alleinige Herr der
Unendlichkeit und auch der Deine! So wirst du getragen durch die Schwingen
deiner himmlischen Sehnsucht zu IHM.